fo vtel aber wird felbft der ent{diedenfte peut}de Oewun-
perer Alfieri’s den Gegnern einrdumen misffen, dak man
ein tieferes Sntereffe fiir ben Dichter mur durch die ndbere
BVelanntichaft mit dem Menfchen gewinnen fann, рав der
Weg yu feinen Werken urd) feine Selbftbingraphie geht.
Wire e8 anders, fv liebe е8 14 weber begreifen, nod) we-
niger ent{duldigen, baf in der neuften Arbeit uber Wfiert
yon feinen Werfen nur hichft betldufig, und von feinen
Lieb{haften in aller Breite die Rede ijt. Copping’s Buch
Alfieri and Goldoni. Their lives and adventures,
London, Addey and Co. 1857,“ a8 wie nod) mand) an-
pere plattirte englifdre Waare das Vorurtheil per Gediegen-
heit bet uns genieft, ift nidjts anderes als ein verftandig
gemachter Uu8jug aus dev Vita di Vittorio Alfieri, in
leidlichem Фи, das gegen ven hschft charatteriftifden
Stil des Originals freilic) wie eine fliichtige Lithographte gegen
einen Holsichnitt abjticht. Dte Hingufligung einiger weniger
Anefooten und Perfonalnotizen, die [don anderweitig befannt
waren, verftdrit mur den Gindrud, al8 ob da’ Ganze Frauenz
simmerarbeit mare. Aber wenn ein Freund Alfier’’s nod
fo unmuthig jedes nihere fritijdhe Cingehen auf feine Kunft,
auf das merfwiirdige technifdhe Detail in den Selbjttritifen
ver einjelnen О, мир vollends jede Beleuchtung der
gleichzeitigen und vorangegangenen literarifden Buftdnde
Staliens vermift, fo wird ex immerhin auf Wbfcjlag damit
porlieb nehmen, dak die Uufmerffambett des Publifums nur
einmal wieder auf den Mtenfohen WAifieri gelentt worden
И. Copping felbjt fcheint allerdings hierbet ftehn geblieben
su fet, Denn wer u. W. den misogallo, jenen bunten Hau-
fen gereimier und ungereimter Bitterkeiten gegen Srant-
614, „а satiric poem” nennt (S, 129), exwedt ке
Bweifel, ob er tiberhaupt irgend eines von Alfier?s Werken
теб gelejen und nicht vielmebr feine Neugier mit dem
befriedigt habe, was der Autor felbjt dariiber mitzuthetlen
fiir gut fand. Uber micjt alle Englander werden Copping’s
тет, und e8 fann nit fdhaben, dak zunddhjt dte aben-
	in der italidnifden Giteratyr etnnebme, und dag ed feltfam fet, tote
biefe beiben Didter, welche als die fritheften und’ fpateften Grfdheinun-
gen von bervorragenber Gripe in diefer Literatur daftebert, fo wwenig
	gon ber havafteriftiiden Cigenfchaften derfelben haben. Ueber den Mra-
	matifer felbft dufert er weiter (G. 291): ,Das Wuftreten ЭП Пете ut
bicfer fpdten Zeit, eines fo rauhen Genies mitten in diefer wollliftigen,
reibifd) entarteten Beviode, ift ein merfwiirdiges Phdnomen. &8 war,
als wenn die firengen Бозе Broportionen eines der Tempel vor
Pafium plSplid) anfeagten swifden den luftigen Forinen einer Wrdhit ef-
tur Palladio’s ...“ (SG. 294): , Man mug eé зидебет, рав feine draz
matijden Shavattere gu viel von feinem eignen иен und Тат фей
Temperament, zu viel Familiendhnlidfeit mit ihm felbft und unter eine
ander haben; bdaff er gutweilen Ме Leibenfdjaft fiir, Зоейе nimmt;
Daf} ex bie Tettere gu nadt (aft, fie gu wenig mit finnlidem Reig und
rhetorijdjem Sdmud befleibet; dak er mandmal auf Stelzen ftatt auf
bem Kothurn geht, unb рав die Gnergie nac) ber er ftrebt, gu oft in
Hoke Mustelverrenfungen ausartet. Sein aftherifdes Syften mat in
ber That den Gindrud eines Strebens uad) einer tbealen Hdbe der Vors
trefflidhleit, bie ev micht ganz gu erveidjen vermodjte, Wher e8 zeugt hine
Vanglid) fil feine Kraft, daf ev e8 аби bradjte, dies Syftem Гей зи
begriinbden in offnem Widerfprnd mit dem herfdmmlicen Фефшай {ее
ner Lanbsleute, mit ihrer Borliebe fiix poetifdjen Bilderfchmud, Melo-
bie bes Stila und Weidhlichteit dev Gefithle. Wir fehen hier den
Triumph des Genies iber die Bornrtheile und felbft itber die im Bolfs-
naturell beqriindeten Unfidhten einer gangen Zeit.
	бесит.

Wd об! {бои Табе
Geb’ ich die feltne Blithe ihrer Sddubeit
Hinwelfen; eine tiefe, tdtlid) ftumme
Melandholie verfdjleiert ihren Bld, ”
Der fonft {o hell; und fal’ id fte nod meinen...
Dod) bin ich bei thr, fdjweigt fie; immer fel id)
Die Wimper — thranenlos — dem BWeinen nah.
Дион liebfof’ id) thr und dring’ in fie
Mit Frag’ und Fragen, ihren Gram yu wiffen.
Sie laugnet ihn und dennody fel’ ich tiglich,
Dak Sdnerzen fie beftiirmen.
	Фиги! Теа,

Tuer Kind
Sft fie bem Blute nach; meins nad) dev Liebe.
Hab’ id fie vod) ergogen, Leb’ id) Dod
Xn ihr allein. Mun itber fiebsehn Bahr
Sfr’s her, daB ich fie taglid) an mein Herg,
Sn meine Urme jdloh.... Mtuw idy’s evleben,
Dak fle aud) mix, der fie von Kindheit an
Bertrante, was fie je gedadt, aud) mir
Verfdiloffen bleibt? Ach, wenn id) gu thr rede
Bon ihrent Sdmerz — fie laugnet ihn andy mix
Beharrlid) ab und giirnt mit mir... Und pod
Bridht fie vor mir, wie oft! in Thranen aus.

бесит.
So grofe Sdhwermuth in fo junger Seele
Grflar? id) anfangs mir als eine Frudt
Des Bweifels, ver ein Madden wohl bedrangt,
Die fich ven Gatten wablen foll. Die Crften
Bon SGriedenlands und Ufiens madt’gen Giirften,
Nad) Cypern in die Wette ftrdmten fie,
Von ihrem Muf geloct; wir aber Ltefen
Gie vblliq fret und Herrin threr Wahl u. f, №.
	Ueber die Hohe diefes Tons geht e8 im Berlauf des
Stiides gerade um fo viel hinaus, al8 die Stetgerung der
feidenfchaftliden Situationen e8 erfordert. Unb follte 08
nun befremblic) fein, dag ein Lefer, dev fic mit MNiihe durd)
pie etliden ywanzig Dramen Alfieri’s wie durch einen
Wald von ftarren Fhren durdjgearbettet hat, von dem
eigenthiimlidjen Duft diefer Mirra fic) nicht fogleidy weg-
wendet, obwohl er ungefund tft und verrath, dag die Wur-
xeL faul ijt? Wenigitens wird e3 nach diefer Aufelarung
nicht mehr fo ganz unbegreiflich [cheinen, dag man iiber-
Haupt noc) um ein folces Gedicht ftreiten fonnte.

Dak man ither ven Dichter felbjt gu ftreiten fortfah-
ven wird, ift natirlich. Man mag von ем Я ен феи
Werth feiner Tragddien gitnftiger urtheilen al8 W. W. von
Sdlegel — und man wird eB ohne Bweifel, fobalo man
fie nidt nach abjoluten Maffidben migt, fondern die ett
fame Stellung deS Manned in feiner Beit, den pfeudo-
flaffi{den Frangofen und feinen eignen Iyrijd) entmannten
Яап сии gegeniber, in ihrem vollen Umfarge wirdigt*;
	* Sh fann e8 mir nidjt verfagen, aus Brefcoti’s geiftvollem
Uuffay ier Mifleri in feinen Biographical and critical essays (on
bon 1855) einige Sige angufiihren, aus denen der Blid des Hiftorifers,
ber von ihetifden Marotten nicht БерлЯ ИБ, flar hindurdyleudtet. Cr be-
merft treffend, dah Wiftert wie Dante ein abgefondertes Departement