Werk das volle finulide Veber etnzubauden, jo fonnen wir dies uur damit gu erflaren verfuchen, dak Kingsley ein hodhft geiftvoller begabter Dtann und nur eben fein wahrer Didter ift. Bu einem folden fehlt ihm Cines, was feinen beiden grofen Landésleuter, denen er ,ebenbiirtig’ fein foll, in eminentem Make innewohnte: finnlidhe Fille. Man mipoerftehe dies Wort и. Wir meinen damit nicht bie unbefangene Freude an der bunten Welt. Kingsley ИЕ Pfarrer; aber die Pflidten feines Wimtes und die chriftliden Uebergengungen, die feine Schriften burdoringen, hindern ihn nicht, bas Redt eines freudigen Lebens- genufjed anguerfennen. Эш Gegentheil fpielt die Wnerfennung leiblidjer Gitter und Gaben еше fo bedeutende Molle bei thm, ba dielelbe gu einem RKennzeichen feiner ganjen Ridtung und aller aus feiner Gdule hervorgegangenen Talente qeworden iff. Bevor wir auf den Mangel an frecififd finftlerif der Sinn: lidjfett mahber etngehen, der un8 tn ber Hypatia entgegentritt, mige ier das Urthetl eines englifden Kritifers eingefdjaltet wer- det, da eS gugleid) iiber frithere Werte unferes Wutors einige Salaglihter fallen Aft Im -diesjabrigen Sanuarheft per Edin- burgh Review finbdet ftd) eine eingehende Mecenfion bon Tom Brown’s Schooldays. Das Biichlein hat einen Anhinger Kings- fey’s gum Berfaffer, und der Meferent fommt zum @фы auf die gemeinfamen Kritevien diefer literarifden Beftrebungen yun jprecjen. „Зе Lehre jener Sdyule, deren Haupt Kingsley tft, bat man treffend und wibig ,Musteldriftenthum genannt. Borgtiglic dhavatterifivt ben Gcriftfteller, veffer Werte viefe burlegfe, jedod ausdrudgvolle Bezetdming gefunden haben, fein tiefes Gefiihl von der Heilighett aller gewibhnliden und alltagliden Verhittniffe und PBflichten des Lebens, und der Naddrud, mit vem er den Werth einfader, maffiver, unbewufter Giite verfidht, fowie die groke Bedeutung und den Werth phofijdher Kraft und Korperfrifce und dte herglide Luft an allen Gertigkiten umd Uebungen, die damit 3ufammenhingen. Wir find durdrungen von der Wahr- hett und dem Gewidt beider Dinge; und wer follte das nicht? Beide wurzein gu tief in ver gefammten proteftantifden Lebens- anfdauung, und wir glauben nidjt, dag man gerade den Eng- Iandern im Grogen und Gangen yur Laft legen Фиш, diefe Srundfage yu vernacdhlaffigen oder gar gu [augnen. woSedentlider bagegen fceint uns Herrn King sley’s Bewun- derung ver Cinfalt und Unbewufiheit. So wie cine gewiffe Kaffe von Sdvriftftellern dieje Worte gebraudt, find wir in der That nicht gang fider, ob wir verftehen, was fie damit fagen wollen. Waren wir oollfommene Biirger einer vollfommenen Welt, fo midhten wir allenfalls unferer eigenen Vollfommenheit unbewuft fein; aber mie die Dinge einmal ftehen, fehen wir faum ab, wie Semand des Guten unbewuft fein Fann, er miifte denn filr ben Gegenfay deffelben, fitr das Scilehte, erftorben fein. Das ware nicht anders, al8 wenn ein Dlenfg mit einem fcrarfen Wuge fitr bie Ginfterni{ unempfanglidy fir pas Vidht ware. Was die Cinfalt betvrifft,- find mir nicht weniger in Verlegenheit. Wir verftehen febr wobl, was mit einem mafftven Verftand gemeint И, Baco’s Verftand war maffiv, Hooker’s BVerftand war maffiv, dev von Hobbes war e8 in hohem Grave, Aber in weldem Sinne farm man bet ihnen von Ginfalt fpreden? Die Erfdeinungen des Lebens find viel gu verwidelt, um von einem Gerftand begriffer su werden, der nur wenige grobe Unterfdeidungen зи madjen weif. Biele fehr wefentlice Diftinctionen find im hadften Grade fein. Wie f¥nnte ein einfaltiger Berftand unterfdyciden awt}den „За8 пит aber aud) das Wabhre Hieran jein mag, fo giebt e8 fehr verfchiedene Wege, wie man e8 Lehren fann; und wir fiirdjten, da fid) gegen ben vor Hervn Kingsley eingefdlagenen Weg fehr qewidtige Bedenker erheben. Derfetbe befteht тах, Hypatia, oder Rene Feinde mit altem Gefidt. Bon Charles Kingsley. Fns Deutfche ibertragen von Sophie von Gilfa. Mit einem Vorwort von Chriftian Carl GJoftas Bunjen. 2 Thetle. Leipzig F. W. Brock haus. 1858. Bor allen Dingen haben wir das in vieler Hinfjidt hodft merkwiirdige Buch des brittifdjen Wutors gegen vie Vorrede feines deutfden Freundes in Sdus gu nehmen. Wenn dieje uns fagt „рав Kingsley (dem Freunde) ver Genius des Jahrhunderts ju fein fcjeine, berufen, jenem erhabenen dramatijdjen Gpos der Вена gett, von Sohann ohne Land 618 Heinvid)y VIII. (Shatefpeare’s Hiftorien), eine ebenbitrtige Heihe, von Gouard VI. bis zur Cane pung Wilhelms von Oranien, an vie Seite gu fiellen,” wenn wir einige Seiten weiter Walter Scott gegen ihn 3uriicgeftellt und gue Rechtfertiquig des niederfdylagenden Wusganges der ,Hypatia” pas Mibelungenlied mit окт Roman in Bergleic) gegzogen finden, fo wird ein jeder Vefer, der den amen des Borredners fennt und ebrt, im ber Grwartung fein, in Kingsley einen Dichter von ungewbhulider plaftifher Kraft fennen зи ler= nen, einen Ghafefpeare des Cultur-Homans, der gu gleicer Beit mit aller Fille philofophifd-hiftorifdjen Wiffens und poetifden Kiunens ausgeritftet fet. Cs ift ein Gli fitr den Berfaffer, dak pie meiften Lefer Vorveden, felbft wenn ein Bunfen fie gefdrieben, gu iberfablagen pflegen, dap wieder Wndere fic) den ganzen Um= fang bed BVerbeifenen nidt flav machen. Aber Diejenigen, die vielleidht сиг getdufd)te Grwartungen zu einem ungeredjten Uv- theile itber das Buch verfithrt werden mBdten, evinnern wir daran, dak dem Lobe eines Meannes nidjt ganz зи trauen ift, ber die Mangel des Werfes aus dem @фав feiner eigenen Anfasauungen jener Bett, aus der lebendigen Klarkeit feines Wiffens ftilljdwei- gend ergdngt. Cin hingeworfener Mame belebt ihm bundert Vor- jtellungen, eit Bug vegt hunbdert Beziehungen an, und wenn die Sreude hingufommt, in ven geiftigen Refultaten iiberetnguftimmen, fo ift e8 begretflic), Daf perfinlidhe Jreund[aaft nidt hinguzufommen braudjt, damit der Werth dev Leiftung iiberfdawt und die Hoffuun- gen auf den Autor ttherfpannt werden. Cin Lefer vom Mittelfdlage, ber nur fo viel bem Werke hingubringen will und fann, als das Gee nie¢sen eines jeden Kunfiwertes an Selbfithatigtcit der Bhantafie ev- fordert, madt um jo grifere Wnjpriide an einen Culturroman, je frember ihm die Welt ift, in dte ex etntveten foll. Se grifer dad Wagitiid des Didhters war, defto weniger ift ver Lefer geneigt, mit der gevingften Ungulinglidfeit ver Kraft Nadhjtdht gu йбен. Denn bet dem beften Willen fehlt ihm die Mtadt, den Mange! von feinem Cigenen 3u ergingen. Gr fann einem fdjwaden Uutor, ber fic) in ber Gegenwart bewegt und reidjer an Mlotiven alg an davftellender Kraft ift, aué feinen eigenen Grfahrungen nad helfen. Wer ihn aber in das fiinfte Jahrhundert verfebt, ohne ihm die volle Leibbuftigteit jeiner Geftalten itberzengend vor die Phantafte gu vitden, der wird mit allem Zauber ner Beredfam- feit e8 nidt dahin bringen, das unbheimlide Gefiihl, von glangen- den Schatten umringt gu fein, awS ver Seele feines Lejers gu verbdrangen. Und vies tft Ringsley’s Fall. Seine Kenntniffe gehen in bie Breite und Tiefe, fein Geift ift Hodft fdhlagfertig, oon glitd- lider Veidhtigheit tm Sdjerg und annmthiger Frifche im Grnft; feine Sertigteit in der Anordnung und Verfniipfung ver Begeben- heiten, durc) die feine Erzihlung hinrollt, ijt ftelenmeife bewun- derungswiirdig. Er wei genau, melde Chavattere glidlidy in Contraft gu bringen find, welde fittlidjen Conflicte eine wirtfame Spannung hervorrufen. Cr beherrfdjt die dujeren Sulturformen in jeltenem Grade, er fpielt farmlid) mit feinem Stoff — und wenn alle diefe treffliden Cigenfdjaften nidt ausreichen, feinem