Blithe unferes Didters wirklich tft, dte Bretonen wenig{ters
den meiften Wnfprud) darauf haben, fitv feine veiffte Frucht gu gelter.

brimel und Nola” ift eine poetifde Exyahlung, worin
pie faft flamifd-vealiftifde Sahilberung de8 Landlebens an , Marie’
evinnert. Der Stoff ift turg folgender: Gin Tagelbmer, verliebt
in eine junge, reide Witte, von ihr wiedergeliebt und thres
PBefiges дез, will fie nidt eher heirathen, als bis er im
Sadjweife feines Ungefihts das Geld gum Hodyeitsangug erworber
hat. — So poetifd diefer Vorwurf fein mag, ev ift nicht glaub-
wiirdig, nicjt walrfdeinlid); e8 ltegt bier etwas Gefudhtes
felbft in der Ginnigfeit, eine даб е Maffinivtheit, dte an die
Romantifer mahnt. — Hien fommt nod, raf Guen-Yola, fret-
lic) um ihre arme Mutter gu unterftitgen, ihre evfte Jugend
einem alten Manne geopfert, den fie nie Tiebte, der aber retdh
war, 29 ihr Vermsgen ein von diefem Wann ererbtes ift, vor
dem Primel der Tageldhner wohl meth, vag, nadjoem er  
purch feine felbftauferlegte Urbeit nas Geld zum Hodjzeitsanzuge
erworben, 8 eine unerbittlide Bugabe зи der Hand der {hiner
Wittwe bleiben wirr. Dabet driidt fic) Primel, ver Felvarbeiter,
in per fubtiffter Kunftlyrif ans, die einem Lamartine Chre
madden wiirde. Wir fiihren diefe Cingelhetten an, damit fic)
Niemand daritber wundere, Dak in Franfreih, wo , Marie,” das
in feiner nattirliden Wahrheit edjt-poetifde Bud, nur fangfam
und nur bei wenigen Yenten von Gefdimad Cingang fand, ,Pri-
mel und Mola’ fofort Wuffehen madte und von allen Werken
unferes Didters am meiften Wnwartfdaft auf Popularvitat bat.

nDte neue Poetil’ (,,poétique nouvelle“) ift eine Ура
tifhe Dictung in drei Gefaingen. Am erften erflart Brigeur
pie Cntftehung 068 30908 aus dem primitioen Maturgefiihl und
per Meligion, im gweiten den Bufammenhang rer Sathre mit den
BHeohachtungen ftartifder Corruption; im dvitten Gefang fiihrt uns
per Dichter nad Jom und bringt damit das Cpos in Beiehung,
geht aber dev veidjften Ouelle epifder Зина, тер Фе,
рем Grinnerungen an eine grofe Borgeit, die hier fo nahe liegen,
wie abficstlic) aus bem Wege, philofophirt ber Meligion und
Kunft und erzahlt uns feine eigenen Erlebniffe, die faft nur fo-
weit von Sutereffe find, al8 das perfdulice Sntereffe am Crgdh-
lenden felbft reidt. Mag and der Plan diefer , neuen Poetit”
nicht ohne Sim, migen eingelne Stellen nidt ohne Sdhsnheit
fein, wir finden im Ganjen gu viel Ubeuthenerlides, Unvollftan-
piges, Unvermitteltes, зм wenig Cinheit und Spftem und fucben
feinen Hauptwerth varin, таб eS eine Art von Cntwidlungsge-
Ге des Didjters felbft tft.

Ym beften nimmt fic) Brizeuy in feinem nationafen Gewand
aus. Gr hat fiir vie Bretagne cine abnlide Bedeutung, wie
Burns fiir Scottland. Dod) lieBen fic) vielleidht auch die
SGHattenfeiten purd) feine provingtelle Cigenthiimlidfett erflaren.
Sn pen eben genannten fpatern Werken ift die Form nicdt immer
tadellos; haufig enthehrt ver Meim alles Reidthums und Wohl
fauts, die Berfe find guiveilen fopwunglos und miibfam, faft un-
bebitiflih. Wud) pent Gehalt nad) finden fid) gerade ba, wo
Brizeux feiuen Hovigont gu erweitern meint, Stellen, die uns
purd) ihre Ditrve und Magerfeit an die Steppen und Oiinen
per Bretagne mabnen.

Nady diejer fliicjtige Ueberfidht itber die litevarifdhe Thatige
feit pes Gangers der ,,Dtarie” felren wir gu diefer felbft, уи der
exften, nad unferm Gradjten werthvollften Gammlung guritd,
pie allen ansgereicht hatte, Grizeur eine daucrnde und ehrenvolle
Stelle in der nenvern frangififdyen Literatur gu fidjern. — Diefe
aumuthigen Sdyllen find nidjt blof eine poetifde Verflarung
per Sugendgeliebten, fondern aud) ver gangen Heimat des Didj-
ters. G8 webht uns ans diefem Budje etwas an, wie der fdwade
aber purdbringende Duft der Haidelrauter der Bretagne. Kenuf,
	Wenn fid) frangdfifde Kvitifer dartiber pen Kopf gerbreden,
warum Brizeux freiwillig auf fein ganzes Lebensgliid vergidtet,
warum ex Marie nidt den Handen eines rohen Banern entrijfen,
fie gehetvathet und ergogen habe, fo fdeint е8 und eine miipige
Arbeit, diefes Mathfel lsfen gu wollen, und wir befdranten uns
parauf, von vorneherein den Cyt{us ,Wtarie  als das Legitimfte
Rind ver Mufe unfereds Dichters, als feine anmuthigfte, тебе,
natilidfte, gelungenfte Sdipfung gu begeidnen.

WPerfen wir erft cinen vajden Blid auf die fpatern Letftungen,
um nadber mit allem Behagen bet viefer exften Sammlung ver-
weilen gu fonnen.

Mit bem Werte ,la fleur d’or“, (,die Golnblume),
guterft erfcjienen unter dem Titel les ternaires (die Dreizahl ober
pte Dveigihligen) wollte Brizeny wabrfdeinlid) eine Art von r=
bauungsbud in Berfen geben. Der urfpriingliche Vitel rithet von
einer bizarren philofophijden Sdnurre bes Verfaffers her, das
Buch yum grdgten Theil in eigenthiimliden Lerginen oder drei-
verfigen Strophen gu fchreiben, die meift einen guomifden Cha-
rafter haben und bas Gange als ven poetifden Mefley ciner dritten
Cniwidlungsphafe feines geiftigen Lebens gu betvadhten.

Sn piefem Bude Ш die Sprache fraftiger und mannitder
alg in ,, Marie.” Anlage und Wnsfiihrung find durd)padter und
philofophifder. Die Gedanten find meift wahr, von jener BWahr-
heit, welde bie Erfahrung lehrt; aber bet alle dem vermipt
man nur ungern die Unmittelbarfeit ber Empfindung oder die
Emyfindung wberhaupt, vie uns in Marie’ fo fehr anfpridjt.
Dod tinnen wir nidt umbin, auf eine fdhine, etnfadse Srgthling,
ein ergreifendes Bild der AWufopferungsfahigtelt, , Safob der Maurer’
und auf vad an Contvaften und Meflezionen reide Geridt, ,,dad
alte Collegium  aufmertiam gu maden. Die hingugefitgten Meife-
bilber oder Meifeeindritde aus Stalien und vom Meittelmeer find
eine Srudt mehrmaligen Aufenthalts in Italien, vas Brigeny
theils mit feinem Greunde Augufte Barbier, theils allein bereiste.
Das itofale Colorit, im der erften Gammlung bis ins fetnfte
Detail fo iherrafdend naturwahr, ЧЕ hier oft unficer. Die
Berfe find jhin, aber ftatt der frithern, anmuthigen Breite ift
per Stil зи concts, 3u gefudt-lapipar. — Mandyes bletht dem
Lefer, wenn ex nicht felbft Stalien genau fennt, ohne Commentat
unverftindlich. — Mur hie und da flingen wieder jene Gloden-
tine dcht-poctifden Gefithls mit all ihrem Zauber an, fo, wenn
der Dichter von Blumen, die er an der Yiviéra findet, an die
Heimat, von einem die piva fpielenden Rind des Silbens an
pet Sorn-boud der fernen Bretagne evinnert wird.

Die ,Bretonen” (les Bretons, erfdjtenen 1885) find nidt
etwa eine epijde Verherrlichung ver Borfahren diefes an Ge-
fhichte und Sagen reidjen Voltes, fonbern eine moderne Sitten-
fdhilverung, bald voll mweicher Anmuth, bald von feltener Hobeit
und Grife, zuweitlen mit erfdiitternden Cpifonen. — An diefem
Werke hat Brizeux am Lanagften gearbettet. G8 zetchnet fid) ans
оне die forgfiltigfte Detail-Vollendung ohne unwefentlicye er-
miibende Breite, vurd) das bald thpifde, bald portratahnlid-
indivinuelle Geprage ver Geftalten, und die фе [ofale oder
provingielle Phyfiognomie bes Ganzen, Von weld) емо:
vealiftifher Wahrheit find darin namentlid) ,tie Kampfer’, wie
gelungen in ber Form, wie wahr und vithrend in der pfydjolo-
gijdhen Durdhfiihrung ,die Conferibirten”. Man wirft век
Didtung Mangel an Cinheit, an innerem Zufammenhang vor.
Wir finden ven Bufammenhang in dev Intention des Didhters,
pas bretonifde Volt in feinen verfdiedenartigen Cigenthiimlid-
feiten dem Lefer vorgufiihren. Wir Laffen die Frangofen daviiber
fiveiten, cb fie ,die Bretonen” ein podme, oder wie Guftave
Plande meint, einen Roman in Verfen nennen wollen, und be-
gnilgen uns mit per Anerfenrumg, dak, weit кие 5 1фбийе