Mllustrivie Zeitung.
	er mit feinen Briioern cine Stuotenreife nad) Stalten, wo oie
drei Pringen in Pija von einem Нина фей Kieber befallen
wurden, dem Bring Clemens zu WAnfang de3 Nabrs 1822
1010 erlag. Фе Reije vermittelte die genaue Betannt:
{фа ded Pringen Johann mit dev italient} en Literatur,
fiir welde er fein Leben lang eine befondere Borliebe
begte, namentlich macdhte Dante s ,,Gittliche Komsdie” auf
ihn den nadbaltendften Gindeud, Gdon 1825 lich er unter
dem Namen Philalethes eine Ueberfebung der erften zehn Ge-
{ange gur Privatvertheilung druden, und die vollftandige me-
Е Heberteagung dev erbabenen Didtung mit fritifden
чмо Бот ен Crlauterungen, welde nacdmals von 1839
bi3 1849 in 3 Banden an die Oeffentlidfert gelangte und
1865 in grveiter Wuflage eridien, erhob ihn zum bervor-
ragendften Mitglied der grofen Dante- Gemeinde in Deutfd:
Tand und Stalien. ;

Diefe Studien de3 Hitriten, fein Berkehr mit den aud:
gezeidnetiten Mannern, welde die Kitnfte und die Wiffen-
jAaften in der fadfifdhen Meftdeng vertraten, die Theifnahme
an den UWrbeiten des 1824 geitifteten Sadfifchen Wterthums:
vereing und die Betreibung der Landwirthfdaft auf dem von
ihm evéauften Rittergut Jahnishaujen gingen aber teinesmeg3
aus der UWbfidht hervor, von einer Wpanage im Hintergrund
nur den Mufen und Gragien gu leben. Der hohe Gemeinfinn
und die eijerite Urbeitstraft des Bringen Johann verlangten
cine BVerwerthung im Staatsleben. Gr_trat demnad fdon
1825 bas Viceprafidium im Geheimen Finangcollegium an,
iibernabm, alS feinem Bruder Friedrid) Auguft nad) dem
Vorfpiel gréberer Berwegungen im Jahr 1830 die Mitregent:
fhaft tbertragen worden war, den Oberbefehl itber die new
erridjteten Communalgarden de3 Landes, ging in den damali-
gen Gehetmen Rath ther und erbielt nad Auflofung des
legtern den Borfig tm Staatsrath. Jn dtefer Stellung war
er Mitfhspfer der fidfiiden conftitutionellen ее ит,
ntadie fodann von dem Redt, das ihm Sig und Stimme in
der erften Rammer verlich, Gebraud und widmete fic) feitdem
jagvelang mit nicht ermitdendem Gifer den Verhandlungen
ne8 Landtags. Er nabhm hier nicht blop al8 Нате, befonnener
und immer Falagfertiger Hedner an der Debatte theif, fondern
lieferte aud als Mitglied verfdiedencr Commtjfionen dic
{harffinnigiten und umfaffendjten UArbeiten, weldhe er al8
erwablter Referent in der Kammek vertheidigte.

Vielleicht hat Pring Johann die gwifden den Jahren 1831
und 1845 liegende Periode ald [eine gliidltchjte Feit betvachtet.
Nad Loderung de3 Banns, den die Reftaurationspolitit ver=
Hangt hatte, regte fich das politifdye Leben aufs neue, die
Deut} hen Mitteljtaaten lenften willig in freiere Babhnen ein
und dad WAufbliihen de3 Landes nach jabrzehutelangem Dar:
niederliegen, dic crfreulicbe Cinbett der Bfentlichen Meinung
und die Cintracht swifden Silrften und Volk verlichen Gad:
jen cine nidt 3u unter{hagende Bedeutung. Crit da3 offenc
Hervortreten der hodflieqenden Plane, welche die ultramon-
fane Partei in Deutfdland verfolgt, follte eine Tritbung
deS glidliden Verhaltnifies gur Folge haben. Лафоет
Friedrich Wilhelm LV. von Preuben den Standpuntt, welden
fein Bater in bem Streit wegen der gemifdten Chen etn:
genommen, wol 3u fdjnell aufgegeben hatte, ward von der
jdwarzen Partei zundeft durd) die pomphafte Ausftellung
des heiligen Rods in Trier die Agitation fortgefest und der
daran fid) fnitpfende ие Widerfprucd als
demagogil de Unterwithlung der Gefell}haft denuncirt. Der
Urgwobhn des eifrig proteftantijchen Sachfenlandes vertraute
vorfdnell dem Geritdt, da3 den fromm-tatholijdhen Pringen
des Sufammenbangs mit der Propaganda begitchtigte, und
das unangeliindigte fdarfe Cinidjreiten des Militars gegen
einen Pdbelerceh wabrend eines Bejudhs des бит in
Leipzig erzengte un Sabr 1845 tiefe Veritimmung. Die Ве:
jonnenen famen fdwer mit bem Hinwets durdy, dah das
Regentenhaus fid) unablaffig die Schonung der religiéfen
Geriiyle des Volt3 zur Pliht gemadt, dab die von dem
Pringen mitgefdaffene Verfafjung den Seluiten teinen Wufe
cuthalt im Rinigreich verftatte, und bap gevade der viel:
verleumbete edle Mann feinen Gohnen die Reformations:
zeit auc) durd) einen proteftantifden Gefdidtatehrer habe
jhildern laffen, ,,weil cin Fiirit alles wiffen miijje’. Die Her:
Htellung 965 Gleichgewichts war nun etnmal nicht fo Пень
und die Bewegung des Jahrd 1848 rip erjt recht die Bevslte-
rung mit fid) fort, :

Konig Friedrich Anguft IL follte die Wiederbherftellung
ded frithern Zujtands nicht lange tiberleben. Wuf einer Reife
urd Tirol verungliidte er am Y, Uuguft 1854 3u Brennbidl,
und fein in feltener Gintradt ihm verbundener Bruder ber:
пали al3 Konig Johann die Regierung. Hohe Cinfidht und
unermitdete Pflichterfiillung fiderten ihm eine nidt mehr yu
beirrende Unhanalidtcit. Miemand verfdhlog fie) der Gin-
fidt, dab dem 9) ое nut das Befte fiir fein Land gut
genug ditntte, und da8 Steigen des allgemeinen Wohlitands,
Das fortfdreitende Bliihen und Gedeihen gewannen ihm die
Herzen des Volts immer mehr und mehr. Wie endlich) die
Deutide Frage зи cincr brennenden wurde, wufte jedermann,
dah dev Konig alles im Magliche aufbot, um ие едем ве
augszugleiden. Wol fonmte fein vedlider Wille die Scwie-
rigteiten mit iiberwinden, al3 er aber 1866 nad dem Krieg
in feine Erblande suriidtehrte, bereitete ibm die Freunde des
Volks iiber die Michtlifung des alten Bandes die fchonfte
спид ии. .

Kdnig Johann war aud) ein muftergiltiger Hausvater.
Dur dte am 21. November 1822 vollzogene Vermahhing
mit Amalia Augufta, einer Todjier des gemiithreiden Ni-
nigs Maximilian Sojeph von Baiern, begriindete er ein bei
jptelgebendes Familienleben. Neun Kinder entfprofjen der
glidliden Verbindung, aber dic meiften von den Heipgetiebten,
cin Sobn зто По Зо фе, wurden den f а
nur durd die Demiithige Ergebung in den Willen Gottes
aufrect evdaltencn Yeltern entriffen. So itberleben den Ent:
jdlafenen allein dev jebige Konig Friedvid) Anguft (бек,
geboren am 23, Uprif 1828, die ет Marie Clifabeth,
qeboren am 4, Februar 1830, feit rer Vermahlung mit dent
Lringen Ferdinand von Gardinien al3 Herzogin von Gena
Schwigerin de3 Kinigs von Stalien, verwitwet feit dem 10.
webruar 1855, and Sein Sricdrid) Wuguft Georg, geboren
cam 8 Wuguft 1882. Mit ipnen und der tiefgebeugten Witwe
Kinig Johanw’s, welde vor nod nidt einem Jahr mit dem
atten das Бозе Shejubilaum beging, trauert dad ganze
Vand. Giner der Beften ift widt mehr, Wriede feiner Wjde
und Tree feinem Wudertken!
	Ne 1584. 8. Movember 1873.
	Wodhenl man.
Deut[hies Reid.
	Adreffen an den KRatfer, dte Freude und ben Dank der
Untergetdyner fiir ме Ferndeutfde Quriidweifung der papftlicjen
AnmaGungen ausfyredjend, find aus einer Anzahl von Stadten
nach Berlin abgegangen. Cine Leipziger Adreffe gibt ben Gefihlen
vieler angefevener Cinwolhner Ausdrud. Der Kaiferbrief wird
davin alé eine unfdjdgbare Birgfchaft beyeidjnet, bag im neuen
Neich fortan feine andere Autoritdt gelten метре ald die ded
Gefeges unter ber Fiirforge und dem Fraftigiten Dafireinttehen
bes Raifers. Michi blof den Breugen, fondern allen Deutfdyen
fomime 3ugut, twas dev RKaifer gum Sdyug ded Rechts und der
flaatlicjen Oronung gethan habe, und darum Hatten aud) die
unterzeidyneten Birger der Stadt Leipgig es fid) nidjt verfagen
wollen, dem Matfer ihren Dank fiir diefe neufte fraftige Wah-
rung ber Selbftdudigtett, der Ghre und der unantaftbgren Gee
wiffensfreiheit des deutfchen Bolfs ausgufprechen.
	Hreupen.
		Konig Fohann vou Sadlen.
	ie Kunde von dem Hinfdetoen des hodbetagten Ko:
nigd von Sadhfen ift in den weiteften Kreifen mit tie:
er Bewegung vernommen worden. Wus den ergrei:
enbden Beileidebegeigungen , welde die Raifer von
Deutjdland und Velterreth jammt andern regteren:
den Fiirften den Hohen Hinterlajfenen zugehen lie-
fen, aus ben Wnfpracdhen, mit denen die Pra:
fidenten dex fadhfi{chen Rammern und die Vorjteher der Birger:
fdhaften in den grdpern Stadten auf die Trauernadridt die
Cinftellung ihrer Gefdafte vertindeten, und aus den Nad:
rufen in der deutidhen, dfterreidhifden, italienifaen und eng:
. lifden Breffe mag aud) da3 ferne Wusland ertennen, in wie
vollfommenem Sinne ber Verewigte den Beften feiner Seit ge-
niigt hat. Dem fadfifdhen Vol wird er unvergeflich bleiben.
Ergebenheit und Treve find bem deutjhen Gemiith leit ab-
gugewinnen, wer aber, wie Konig Johann, die Unhanglictett
an feine Perfon gu einem werthvollen Brivilegium des Yan:
ded gu erheben vermodjte, mug ein edler und Hodbegnabdeter
Mann gewefen fein.

Aber ev war auc) ein Fitrft ber Wiffenfdaft, ein Stinger
der Mufen, ein wahrhafter Deutfder, an deffen oe
wahrend eines langen Leben fein Rojtileden fid) hatte an-
feken ténnen, und ein unermitdlicjer Regent, der Tag fiir
Zag gang den aufs hichfte gefpannten Wnforderungen geniigte.
Selten wird wol cin Firjt Vand und Leute und den dffent-
lichen Dien fo genau gefannt haben, wie der jebt in die
билан abgerufene Monardh. 8 gab fein Staatsunter:
nebmen, dag er nidt vom Wnfang an bis zur lebten Wus-
fithrung im Wuge behalten hatte, und die unablaffige Crwa-
gung weit ausjehender Reformen that feiner Theilnahme an
dem, was die Selbftverwaltung der Gemeinden gefdhaffen,
und an den Fortfdritten der Privatifonomie teinen Cintrag.
Der Konig wollte alle fehen und fennen lernen. Boll3-, де:
werblider und Hoiherer Unterridt, Land: und Forftwirth{daft,
Snduttrie, Armenpflege, Hospitiler, м Strapen:
und Cifenbahnbau, Slufeorrectionen, Gelehrjamteit und Kunjt
durften fic) bet ihm glether AWufmertfamfeit gewartigen, und
dic tiefften Rechtaftudten lieBen noch eit gu fcysnwvifjenjdaft:
Lichen Horfdungen tbrig, Bon den Bewohnern ded didht-
bevdlferten Sacjfenlandes werden wol nur wenige ihn nidt
von Wngefidt gu Wngelicht erblidt haben, denn er nahm un:
ablafjig von Nothftanden perfinlic) Kenntnib, mufterte von
Ort zu Ort die Stfentlicden Unftalten, befuchte die Statten
der Betriebfamteit, fpendete oder verfagte feine Wnertennung
und vertebrte dabei ebenjo heiter-wobhlwollend als wiirdig
mit bod) und gering. ;

Die Politi, weldhe der Hingefdiedene in Begug auf die
Angelegenheiten de weitern Vaterlands befolgte, empfing
ihre Cingebungen von einem tiefen Pflichtgefiihl. Wie fein
Bruder, der im Code ihm vorangegangene Konig Friedrich
Uugult, verwarf Kinig Johann jenes unfrudtbare Зее
mitataprincip, melded die cinmal hergebradie Rechtsform
unter allen Umftinden aufrecht halten will, felbjt wenn der
Geift daraus entwidjen ijt. Er ftand fiir den gefegliden Fort:
fritt ein, Мей den Conftitutionalismus in Chren, theilte
dad Verlangen nach einer wiirdigern Stellung Deut} hlands
im curopaifden Staatenfyftem und erfannte die Rothwendig-
feit von Reugeftaltungen vollfommen an. Daf er hierbei
den Redtequfammenhang bewahrt und den alten Deutfiden
Bund verbefjert, nidt aufgehoben fehen mote, entiprad)
den traditionellen Grundlagen feines Haufed. Sachfen hat
nie etiwag mehr oder weniger fein wollen als das beredtigte
Glicd eines deutfden анны G8 bewabhtte
dem Heiligen Hémifden Reich die Prene bis sulegt, verblieb
— allerdiitg3 nidt infolge freier Selbftwahl — bei dem Rcin-
bund und hatte fodann den Deutfden Bund alS Central:
аб iter fitch. Dte innerhalb deffelben fich hervorthuenden
Spannungen und Gegenfage find von Konig Johann weder
verfduldet nod genadbrt worden, Wol wufte man in Gad:
jen fo gut wie anderwarts, dab die Artifel cined biirgerliden
Gefegbuds an hodjpolitijde Streitfalle nit hinanreiden,
und dab der Knoten Hier durd) feine Wuseinanderfegungen
nicht immer gu lofen, fondern modgliderweife mit bem Sdwert
gu durdfdneiden fet. Diejed Geridt der Gejdidte hatte der
Konig eines deutfden Mittelftaats an fich [chon nidt angu-
rufen vermodt; fobald e8 aber hereinbrad), fonnte der Vtoz
nard die Entfdetdung nur anf dem bisherigen Rectaboden
	iiber 10) етдерем Гаем. Sie hat beiden Lheilen лит Зе.
	gereiht, und wie der alte Bund fid) gunadit gum Jord:
отец фей Bund verjiingte, fligte Konig Johann fein Land
und Volk fofort als witliges Glied dem neuen Organismus
ein. Dafie erhihten die rihnilide Theilnahme feiner Armee
an dem Heerjug gegen Frankreid) und die Erbhebung des
Pringen Ulbert 3u den hdchften militdrifden Chren den Glang
der fadfifden Krone, und al nun der Verewigte mit den an:
dern deutfchen Filrften de? Reidjes Hervlichkeit ibe eee
und dem grofen Hohenzollern, feinem langjabrigen Freunde,
dic erblide Raifertrone entgegenbringen founte, da modte
e3 Den eet te und Wusleger Dante’s gemuthen, wie wenn
nurmichr ert der madjtige, wegen feiner tari den Bez
finnung aus Sloreng verbaunte Didter gefihnt fei. WMber
nod) ganz andeve Schatten wurden dure) den entfdeidenden
Sieg iiber die vajtlofe welfhe Anmapung ие Marga:
rethe, die Tochter Friedric)’3 1. und Urentelin Barbaroffa’s,
зао зи оеп Stammilttern de fadfifden Haufes, der un:

lidlide Ronradin_hatte in Vorahnung feine3 Cubed den
ет Retter и den Hreudigen sunt Erben er:
nannt, und fo 3ahltc Napoleon eigentlid aud) mit fiir Gre:
gor IX, und Karl von Anjou die fpdte Bufe.

Aus dem an Pritfungen und Chren reiden LebenslauF des
Hodfinnigen, gelehrten, jest fo tief betranerten Hiteften find
folgende Daten hervorzuheben. 008 Sohant Nepomut
Maria Sofeph, geboren am 12. December 1&1, war der dritte
Sohn de3 Prinjen Mavimilian und deffen erfter Gemahlin
Maria Therefia, ciner Pringeffin von Parma. Unter den Mu:
gen de3 Завета und feines mit manntider Nachfommenfadaft
nidt gefegneten Ohcting, Konig Friedrich Uuguit’s 1, erbielt
der junge Sitrft mit feinen altern Briidern, Friedrich Auguit
und Clemens, dic forgfaltigfte Grsichung. Wte und nene
Spracjen, Gedichte, weiterhin Kriegs-, Redts- und Staats:
ое bildeten die Hauptgegenftinde de8 Unterridts,
den nadjeinander General v. Sorell, Frbr. v. Weffenberg und
General у. Wabdorff leiteten. Im 20. Lebensjahr trat Pring
Yohann, um den prattifden Dienft tennen gu lernen, in das
Damatlige Gebcime Finangcollegium. Kurz darauf unternahm
	Die Meubiloung ded Mitniftertuma iff nun geordnet.
Der bisherige Minifterprafident Graf Noon fryeidet aus, und
Suri Bismare tbernimmt wieder den Borftg. Oamit er mic
gefdaftlicyen Gingelheiten nidjt belaftet werde, ift ifm in der
Perfon bes Minijters Camphaufen ein Stellvertreter gegeben
worden. Graf Eulenburg, dem fein hihered Dienftalter ‘einen
Anfprud) auf dte Stelle ertheilt haben wiirde, hat freiwillig
darauf vergicytet.

Der Ansgang der Wahlen last fidy fo stemlich wber-
fehen. Die ultramontane Partei darf auf feine erheblidje Ber:
mehrung der thr angchivigen Landtagemitglieder recynen, wenn
fle audy in der Mheinproving und in Weitfalen etne Neihe von
Giegen erfocyten hat. Dagegen ift fie in mekrern fepletifdhen
und weftprenfifdjen Bezirfen unterlegen, wo fie friher dte Mehr
Heit hatte. Wns vielen Stabdten, wo die liberalen Parteten um
Ginverfidndnif waren, fommen Nachrichten yon einem glangenden
Gieg devfelben. Von Bedeutung ijt dag Unterliegen der Parti:
culaviften in den annectitten Lindern. Selbft die ehemaligen
Hauptftidte wahlten liberal, und in Hannover bradjten es die
Karticulariften faum auf etn Gedhstel ber Stimmen. And} in
Oénabriice, Celle, Lineburg, Ofterode, Harburg, Hildesheim,
Reine, im naffautfehen Rheingau, in Karléhafen, Wikendorf,
Alendorf, Hersfeld, Rotendurg, Melfungen, Felsberg und Hiinfeld
wurde liberal gewahlt, Sn ber Stadt Bromberg wurden nur deutfdhe
und liberale Wahlmauner gewahlt, im Kreis Bromberg gingen
aug det Waflurne 60 deutfde und 12 polnifehe Wahlmanner
hervor, Die Siadt Pofen wahlte 142 Wahlmanner dentfdher
und 55 polnifder Nattonalitat. Berlin wird durch Lowe, Iinge,
Sell, Birdow, Cherty, Klos, Duncer und Merit vertreten fein.
Der Kveis Wefthavelland fayrcft ftatt dev frihern Confervativen

et Liberate. Potsdam hat fic) fiir den MNationalliberalen
Wulfeheim, Frankfurt a. Mt. flir Laster entfdjieden. Much aus
anbdern Wahl Ereifen meldet man Miederlagen der Confervativen,
fodaB die Itberalen PBarteien nicht gefchwacht werden, wenn fte
aud) am Qbhein und in Weftfalen gwoslf Gike an ме Ша:
montanen verloren haben follten. Uebrigens find auch mitten in
ultramontanen Besirfen liberale Siege vorgefommen. Sn Krefeld
hat ber Nattonaltiberale Seyfarth iiber Reidhenfperger, in Mors
ber Fretconfervative Wegidy uber Schorlemer-WAlit gefteat.
	Safer.
	Фет Lod des Konigs Johann hat aud) auferhalb des
Landes, nicht nurim Dentfdjen Meid), fondern aud) in Oefter:
тек allgemeine Theilnahme und Trauer hervorgerufen. Sn der
aweiten Kammer gab der Prifident Sdyaffrath den Gefiihlen
YAusdrud, weldje diefer Verluft evwedt. Uufer Baterland’,
waren fetne Worte, ,,hat den rechis-, vertrages, verfaffungs: und
pflidjigetreuften Regenten, der Deutfdje Kaifer einen feiner treuz
ften und guverlaffigten Bundedgenoffen, Deutfrjland aber einen
warmen Freund fetner Ginheit und Freiheit verloven.” Bon dem
nenen Rdnig Wlbert theilte er mit, баб derfelbe bet dem Empfang
ber ftdndifdjen Deputationen gedufert habe: Sch bin aus der
Standeverfammlung hervorgegaugen, werde mid) auf die Kam-
mern ftligen und mit diefer Unterftiigung der Sufunft getroft
entgegengeben.”

Die SHhinuburgifden Mecefhervfdaften wurden in
der giweiten Kammer gum Gegenftand einer Debatte. Diefe
Herridhaften (Waldbenburg, Hartenftein, Glaudau, Nochsburg
und Wecdhfelburg) gehiven gwei Flirflen und gwei Girafen, die
ПО тиши Meceffe mit der Krone Sachfen gewiffe Hoheite:
und Suftizredjte gefidjert haben. Der politifcye Mterwarr,
der daraus entfleht, wurde vom Abgeordueten Stang in
einer Snierpellation gefdhiloert. Jn feiner Antwort machte der
Staatsminifter von Moftig-Wallwig die Mittheilung, das awe
Mitglieder des Haufed Sdhinburg die Anerfennung ihres Me:
ceffes durch bas Deut fe Reich und einen Bertreter im Bundes:
та} mit Sis und Stimme verlangt Hatten. Die Megierung
habe diefes Gefuch abgefdlagen, Der Minifter а hingu, dap
mit dem Haufe Schinburg Berhandlungen gefiihtt witrden, die
nod nicht gum UbidhluG gelangt waren, und daB die Megierung
allen allgemeinen Gefegen Gachfend und des Deutfdjen Neichs
in den MeceBherrihaften Achtung gu verfchaffen Шен werde,
	Wiirtemberg.
	mt Sn der gweiten Kammer wurde dad Geridht sur Sprache
gebradjt, -baf bie Regierung die Poften an bas Reidy abgutreten
gedenfe. Minifter v. Mittnadjt verfidjerte, dag an der Sache
gar nicjté wahr fet. Sn derfelben Sigung wurde feltgeltellt,
ba® die bem Staat geforigen Berg: und Hitttenwerfe einen Nein:
ertrag von 450,000 FL, die Saltuen von аб 250,000 $1.
{iefern, und daf bet der Bletdh: und Appreturanftalt yu Wei-
Benau jabrlicy 12,000 Bl. gewonnen werden.
	Oeflerreidifd-ungarifhe ЭПонат фе,
	Die Wahlen find beendet und haben der Verfaffungs-
parter ben ungiweifelfaften Sieg verfehattt Sie verfiigt ber
227 Stimmen, denen mur 126 der ithrigen Parteien gegen:
iiberftehen. Gine Sweidrittelmehrheit wird fie dann ethalten,
wenn Ме cyechifdjen Abgcordneten fortbleiben. Dagu ift alle
Aunsfidjt vorhanden, denn auf einer in Brag abgehaltenen Ber
fammtung haben die Uliegechen den Belching, vom Neicherath
erngubletben, gegen die Sringeechen durdhgefest. Den Landtag
wollen fie befdyiden. Die Zahl der Oppofitionsmitglieder fanute
ficy nidjt uncrheblid) vermindern, wenn ber Rachweis gefubrt

wiirde, bag bet ben Wahlen in den galigifcien Stadten, die gu
Gunften der Polen ausgefallen find, die ungefeglichen Mittel,

von denen die Seitungen faft aus allen Orten Beridte bringen,
wirklich Anwendung gefunden haben.
	Die Lhrontede, mit welder der Kaifer am 5. November
ben Reidjdrath eviffnet hat, und aus weldjer cin freier Geift und
eine freudige Suverfidht (price, begriipt ушей den Sufammen:
ivitt der neuen Reidhsvertretung felbft alé den Beginn cines
nenen verheifungsvollen Ubfdnitte im Hfterreidhifdjen Verfaffungs-
leben. Die Rede verweilt mit befonderer Genugthuung bei der
Thatfache, dafi es Oefterreich im Berein mit feinen gropen Stachbar-
ftraten (Deutfejland unb Station) gelungen fet, ben Grieden in
Guropa durch flarte Birasthatten echerauitellen.
	—mrankretd.
	Dte Krifis. — Die ganze Gachlage bat fic) wie mit einem
Sdjlag verdndert. Bor furjem waren die Monardhiften fieges:
gewif und glaubten nidjt nur der Mehrheit in dev Kammer ебет
ju fetn, fondern auch gentigende Mtittel gu befigen, um die Rube
ti den Provingen aufrecht erhalten gu fonnen. 3war wurden