№ 1490. 20. Sanuar 1872. 
	 

 

Mlustrirte Beitung,
	Wodenhalender.

 

 

1872 Broteftanten  Ratholiten   ни Зифен Tiivten
    25632 1288

san. Srhebat   Diut-tade
21. ©.  3. п. Cpiph. [3.1 Epiph,   9.1.5. m. Gy.  i. 10.

22. 9%. ниенниз  Зикенние 110. Gregor Mif./12. 11,

33. D.  (Charitas Matarius 11. Theadojius  13. 1,

24, M.\Simotheus,  Limothens  12. Tatiana   14. 13.
95.D. Pauli Sek. [Pauli Bet.  13. Hermylus  15. 14 GL. Lage

96.%.  Rolnfarb olpfarpus  14. Rahaus 116.

Пай 15.7 Зуфита
	Polhtarp olHrarpus adaus 16. [iach io.
28. leon 6097. Зо тт. т ый Want 965. 17.6.3862 16.
	aUironomifdjyer Ralender.
	бииииамяон bes Monbes

3 Sterugeit
1872  e ber Gonne
im mittlerit, пай Lange, Breite   Aufgang   Mntergang

Yanuar
Mittase   mitt. Beit  

 

21 208 0“ 334*  12 111“ 28“   75°  — 0° 367 41 357 ейБ
22 20 429 {12 45   86 10 37   5 40

28 90 8 26 {1212 1   98 1 30 } am Sage} 6 35

a4 90 19 22   12 12 16 110 2 29 7 25

25 90 i6 19   12 12 30   192 3 22

56 90 20 16   12 12 44   134 4 6  5115  абв.

5  590 9419  219 56   146 44 40  655 fam Lage
	Gonnenaufgang 7 Whe 50 Mit. Gonnenuntergang + Иух 35 Wert.
Neumond der 25. Januar 6 Uhr 5 Min. abends.
Mond in Erdferne ben 23. anuac 1 Uhr frith.

Griste ndrdlidie Wbrweichung des Mtondes vom Aequator ben 23. Sanuar
	6 Пух абеноз.
Sulminationsdauer der Gonne 2/167,3 Sterngeit (fiir Wittwod) giiltig)
	Ans Karl Werner s ИИ,
	Wie lemnonsfauten.
	Hllustrirte Bertunyg,
	 

etwas gewubt, und ebenfo wenig diirfte heute jemand раз
@lid haben, den Klageruf des Memnon dafelbit au ver:
nehmen: dah aber nicht sdeftomeniger da feltfame Tonen des
Steinhilds eine geraume Zeit wirflich flattgehabt und vielfadh
wahrgenommnien worden, Fann nad den in artechifdher umd Табе
riifcher Sprache abgefaften Anfahriften, die wir an der Aufen:
feite des Molojies [efen, nicjt wol in Whvede geftellt werden,
Mehr denn hundert Perfonen, welche die Stimme des Gottes
gehirt haben wollen, haben an der Statue хе Namen etn:
geldyrieben, Hohe Wiirdentrager, mehrere Monarejen und Pro-
curatoren, act Statthalter, ja der Kaifer Sadvian und feine
Gemabhlin Sabirta befinden fic) darunter.

Lebrigend {cheint c8, al8 ob da3 Wunderbild des Menton

nicht an jedem Morgen und nidt jedem, der dorthin gepilgert,
feinen Gefang sum beften aegeben habe, wie auf {uftigem Berges:
qipfel angefomimen, dem Wanderer nod feineswegs dad herrlide
Schaufpielcines fdonen Sonnenanfgangs gefidert ift, fo fdeint
aud fite dic in quiedhifah-rimifcher Seit Aeqypten bereifenden
Hremben der Sonnenaufgang bei der Ptemnongitatue nicht im:
mer ein glirdlicjer gemefen su fein; wenn etnzelne vornehme Rb:
merinnen verfidern, dap fic gewiirdigt worden, die Sttmme
pes Gottes mehreremal 3u vernehmen, fo fdeinen wiederum
andere bas Unglié gehabt 3u haben, fie gar nicht su boven. Die
erfte und gewif suverlaffige Nachridt von dem Klingen der
Statue bringt uns Strabo, der wenige Fabre vor Chrijti Ge-
burt Aegypten bereifte, und deffen Befud) bet den Mtonumenien
von Theben wir etwa in das dritte Jahr nad dem dafelbft
fiattgehabten, fitc unfere Statue bedeutungdvolien Erdbeben
fegen ditvfen. Э(и8 dem Bericht, ben uns der witdterne und
idharffinnige Beobachter gibt, geht hervor, dah man dantals
piefem Umitand nod teine befondere Widhtigkeit beilegte, und
рав ме Memnonsfage fid) damal8 nod gar nidt an jenes .
Rlingen des Steinbilds Eniipfte. Diefer Vtythus bildete fid
erft nad) und nad aus, die Nadridten werden nun inumer
zahlreidher und beftimmter, und in der dem Wunderglarben fo
geneigten Beit Hadrian s erfanat die Memnonsitatue ihre
haicite Bertihmtbett. Nachdent fie ber 200 Jahre getont,
{hweigt nun auf einmal, und zwar um niemals wieder gehort
зи werden, bes Memnon flagender Morgengrufb, meldes
Rerjtunumen wol mit der wabricetnlih unter Septimius Seve-
m3 (193-211 n. Chr.) vorgenommenen Reftauration der
Statue zufammenhinat.
Unter den manderlei Vermuthangen, die man, das wun
derbare Vonen de3 Steing ju erflaren, aufgeltellt hat, find
alle diejenigen, welde c& auf irgenbdeinen Betrug der dquy-
tifehen Priefter suriicfiihren wollen, unbedingt au verwerfen,
denn bei den alten Weayptern hat die Statue ihres Rinigs
Amenophis mit dem Homerijhen Helden Memnon nichts
au thun, und ebenfo weniq иен fie etwas von dem
Hagenden Gefang diefes Steinbilds. Wo waren tiberhaunt
Thebens Tempel und deren Priejtecfdhaft, als Menmnon s
Klageruf zu ténen berann? Strabo, der al dev erjte uns von
dem RKlingen des Steins Runde gibt, wandelte bereits swifden
Ruinen; fchon au feiner Zeit lagen Thebens herrlide Tempel:
palajte sum qropen Theil nTriimmern, {бои damal2 ftanden
die beiden тез Heiligthums beraubten Amenophis - Statue
ifolirt in dev weiten thebnifcen Shene, die ndrdlide von thnen,
hie fpdter in bad Bild bed Memon umgewandelte, bereits et
durd Erdbeben gefpaltener Rolo. Ich witrde diefer Deutung
deS Rhdnomens,  die eine qangliche Untenntnif des agypti:
{den Ulterthums befundet, gar uidt evft gedenfen, wenn nicht
niefelbe wunderbarerweife auch noc heute hin und wieder ihre
Pertreter finde.

Die allein ridtiqe Grilarung fiir das myiteridfe Klingen
jene3 Steinbilds fcheint mix bdiejeniae qu fein, welde те
nes Wiffens suerft Letronne im fetner ,,Statue voeale de
Memnon’’ betitelten Abhandluna gegeben hat. Machdem er
dort das fpdte Entftehen der VemnonSfage nadgewielen,
fpricht er im weitern Verlauf der Arbeit die Unfit avs, dab
da8 Rlingen der State wol hervorgerufen fein moge durd
pie glithenden Sonnenttrablen, weldhe unmittelbar nad der
NadhtFalte bes Morgens auf den Stein gefallen; das Tonen
jet evft feit 27 v. Chr. vernommen worden, in weldem
Sabre ег ЯВ ourd) ein Grdbeben, deffen aud Strabo
десен, vonetnanbder geborften fel. Seit Septimius Seve:
rus, unter dem man die beiden Theile wiedersufammenvefitgt,
fei dann dad RKlingen nidt mehr qehirt worden. C8 hat diefe
einfadhe Grilarung fon aus dem Grunde viel fir fic), weil
man in Uegypten unter dhnliden Serhaltniffen diefelbe Baber:
nehmung vom Zerfpringen und Rlingen der Steine madcen
fann und atch vielfady gemacht bat. Sch qebore zwar nidt xu
den Glidlichen, welche fitr da3 Tonen der MemnonSitatue
Zeugnif ablegen fdnnen, fann aber beftdtigen, dap yodhrend
meines mehrjabrigen Berweilens bei den Monumenten im
Nilthal and von mir au wiederholtenmalen bed Mlorgens
dad Springen und ein damit verbundenes, febr vernehmt:
haves Mlingen an einzelnen Steinen beobadtet worden. Lep-
fing, dev mit Ruijfeger, Rarthen, Brug{dh und ander der WAn-
jicht Getronne’s beitritt, faat in besug bievauf S. 283 feiner
_ Briefe aus Aegypten’: ,Der Mythus von her flingenden
Statue des Memnon bildete fich, wie Letronne nachgewiejen, erft
ipat, weil bas eigenthiimlide PHhanonen des hellen, zitternden
Yong, welder beim fenellen Grwarmen des nachtlich erfalteten
Steins durch раз Berfpringen fleiner Theilden entitand, ert
pamal, alS die fon vorber zertlitftete Statue durd) ein im
Jahre 27 v. Chr. evfolgtes Crbbeben sum Theil in fich felbit
aitfammendeftii3t war, auffallender bervortrat. Фе биде:
ming der flingenden und fpringenden Steine in dev Wiifte und
auf grofen Ruinenfeldern ift in Uegupten nicht felten, gang
befonbders neigt dagu aber die Itatur bes harten Riefelconglo-
merat3, aud dem die Statue befteht, wie auch die ungahligen
grofen und teinen Gpriinge bewetfen, welde felbft dte in
qviehifder Beit befdeiebenen und folalid) damal3 nod une
perfehrten Theile der Statue in allen Ridtungen durdfurden.
Nuch ift 8 auffallend, wie nod) immer mebrece von den ab:
qeipaltenen und nur fofe hangenden Stitden metallhell fline
gen, Wenn man darauf flagt, wabrend andere daneben villig
bumpf und tonlos bleiben, je nadbdem fie durch ihre gegen:
Jeitige Lage mehr oder weniger geddmpft werden.”

Die zahlreihen griedhifden und rémifden Qnfeheifien,
weldje auf der Statue eingeqraben find und den Befuch der
Krembden melden, hejonders wenn fie fo qlidlid) gewefen waren,
den Morgengrup gu hdren, beainnen ск unter Nero und
reiden nur bis zur Zeit des Septimius Severus, vor roelchem
wahrideintich die Reftauration der urfpritnglich monolithen
Statue herriihrt. Seit diefem Wiederaufbau des Obertheils in
eingelnen Blocen fceint alfo die Eriheinung de3 flingenden
Fond, wenn nigt ganz aufgebsrt yu haben, doc feltener und
weniger ausfillig ‘geworden ju fein. Die Verwandlung dee

 
	aud) damal8, wie bie утфтШен lehren, nog nicht vergetienen
Amenophis in Memnon wurde wol hauptiadhlich ourd den
Ramen diejer ganzen weltlichen Seite Thebens ,,Memnonia‘’
herbeigefithrt, den die Grieden fid) durd) , balafte de3 Mem-
non’! ertlart 31 haben fcheinen, wabrend dev Jame (hiero-
alypbifd) mennu) im allgemeinen Prachtgebdnde, Palilte be-
dentet : — und, wie ich nod hingugitfiigen mir erlaube, in erjter
Qinie bie Bedeutung ,, Monument, Dentmal” hat, movon die
porgenannten erft die abgeleiteten find, juriidgehend auf die
Murzel men ,,felt fein, bauern, bleiben”, und dann da3 Bet:
бей ии Фей, „И erinnern, gedenten, Undenten’. GS еб
in dem altagyptifden men ganz und gar das qriedjifdje pév-e.y
und bas lateinifche man-ere und mon-ere, etn Urfitanm, der
пе Зена! fehr treffend bemertt, neber vielen andern in den
ети еп und indogermanifdhen Spradhgruppen fic bis auf
unjer deutfdhed ,,mabn-en” hin durdfidtig erhalten hat.
Rlingender oder nidt Elingender Stein, Wmenophisbild
oder Memnonsftatue, die betden Rinigetoloffe, die nun idon
ither 3000 Sabre in ber thebaifthen Chene ihre einfame Wadht
halter, find von Hohem hiftorifden Yntereffe; find aud) die
Reiten voritber, in denen man in dem RKiingen des einen den
Rlageruf des Memon git hiven glaubte, vor redenden Gteinen
ftehen wir aud) heute nod hier, vor Stemen, die uns erzahlen
von der Gefdhidte ded dauyptifden Reichs, deffen meltheherr-
fdhenbe Ronige ehedem hier ihren Sig batten, wo fie den
Gattern su Ehren und fidh yum bleibenden Wndenten Monu-
mente erticjteten, die in ihren Triimmern nod unfer geredhtes
Staunen in Unforucdh nehmer. \
	Эотигояфен.
	Gentaloe bom iran, Veeverhermm,
	Yohannes Dimiden.
	L. P. Wehr und mehr form bei der gitnftiger fituirten
Minoritat ber menfcdlicen Gefellfchaft aud in deutfden
Stabdten jene icine CSitte wieder in W2ifnahme, das eigene
Haus, die Raume, welde dem Leben der Ramilie und der
Gefelliqteit sum Sdhauplag dienen, aud folder Beftimmung
entfpredjend in ebdlem fitnftlerifden Ginn gu geftalten und
in gediegenem, wabhrhaft gebilbeten Gefdmad auszuftatten.
Man hat angefangen, fic nidt mehr an dem bewegliden
WMandfdhimud genitgen yu laffen, welden eingerahmte, auf:
acbanate Oelbilder und Rupferitide an ber beliebiq tape:
jitter Wand geben. UWnfere reichen Ynduftriellen und Ban-
fier [ernen einen Gaal oder Zimmerraum, ein Treppenz
haus oder Boudoir alS cin befonderes, cin individuelles
Ganje auffaljen, das eine in fic) harmonifde, gu ihm
Danernd gebhdrige, nicht Sloh duperlich Heran: oder hereinz
qebrachte, fondern mit feiner Urehttettur organifch vermachfene,
malerijde Sierde verlangt. Die Wrehitetten ber neuen Genera:
tion find beftrebt, ее тие бег ihren Wuftraggebern ebenfo
febr anguregen, al8 fic den dahin gehenden, etwa vorhandenen
angubequemen. Die Maler, die wirtlid) gu malen veritehen,
Jehen fich heute nicht weniger etfrig um becerative Wrbeiten au
folden Sweden angegangen al8 um Staffelet- und Cabinets:
bilder. Yn Berlin find mance ttichtige Talente feit den feb-
ten Yahren oft von der Wusfibrung von Wand: und Blafond-
gemalden gdnalid abforbirt. Das Bild, weldhes unfer бо
fehnitt wiedergibt, aebGrt зи etnem derartigen бои von
qropern, in eine Wand itber dem hohen Socel eingefitaten Ge-
malden, mit welden ein berliner Runftfreund, Bantter Maanus
Herrmann, einen Gaal feines Sanfes von den beiden Bri:
bern Kranz und Baul Menerbetm vor zwei Sahren decoviren
(ев. Die Gegenftinde diefer Compofitionen follten die deut-
fchen Volkmardhen geben: Afdhenbrddel, Dornrdachen, Scnee-
witthen, Rothfipyden, die bremer Muftfanten. Frans
Mevyerheim, der altere Sohn des berithmten Genremalers
RKrofeffor Cduard Meyerheim, hatte bts dahin fetnen finitle-
rifchen Ruf fait allein durch Cabinetitiide fleinern Mapitabs
von einer auferordentliden Genauiaqkeit unh Bracifion der
Зефиита und detaillirender Durdifithrung beqritndet. Die
Xujtrirte Zeitung bat wiederholt Holafdhuitte nach derartigen,
ibve Stoffe bald dem tivoler Bauern: und Rinderleben, bald
den Sitten de3 foatern Mittelalters entlehnenden Bildern von
ihm gebradt. Der Wuftrag zur Mugsfithrung von areien der
genannten Marcenbilder, dem Dornrgden und Sdinee-
witthen, gab ihm Unlaf, fich einmal an nahegu lebensqrohen
Figuren zu verfucjen.

Darftellungen aus den beutfden Bolfamarden theilen mit
pen ver Bibel entlehnten einen unichagbaren BVorqua, пит
welchen fie die oft bedauernSwerthen Maler der Weltgejdhichte
beneiden miiffer: fie beditrfen feiner Grfldriung, feines bei:
geftigten Commentars. Der Maler hat nicht die ganglich aufer:
halb feiner finftlerifden Wafgabe lienende Qual, feinen Be:
fchauer aunddft ither ben Vorgang und deffen eigentlide, im
Bilde fetrreswegs fictbare Bedeutung ins Kare au fewen.

Со hatte auch hier cin erflirender Tert eiaentlich feine Be:
rechtigung. Sede3 Rind, ia bag erft recht! weif ja, bak Dorn:
ré3hen von der Spindel Stich im Thurmgemacd mit all ihrem
Shlobgefinde entichlafen war, dak Schlinapflangen und Dor=
nen die ganze Herrlickeit mit didter, undurddringlich fcheinen:
ber Hee ummudhert hatten und hundert Jahr lang verboraen
hielten, bid der qlitdlide Pring fommit and 116 feinen Weg
purd die tebendige Mauer, burch die Sale und Hallen und

pen im Sauberfchlaf gebannt gehaltenen Hofftaat 613 aur
{hinften Ronigstocdter bahnt, den Ruf auf deren bliihende
Gippen dritdt, der den Bann bridt und fie und alle Schlafen-
ben зи nevem, froblichen eben erwedt. Hier fist fte, allerdings
fitv einen hunbdertidhriqen Shimmer cin weniq unbequem, aif
der Bank im engen Thurmgemad, wo fte der Spindeliticd traf,
das Tteblide Haupt zuriidgefunten, im tondhnlichen Sauber:
{hlaf, der fretltd die Suaend und Frifche von ihren Wangen
nicht verwifden fonnte. Wie von Entzitden qelahmt durd den
Wnbli€, beugt fich der Bring, gdgernd und dod mit unwider-
ftehlicher magneti{dher Gewalt zum Rub hingezogen, 3u thr vor.
Die bHlittenveichen Mtofendornyweiae nicen durds Thurm-
aemad, — etwas yu fparfam fretlich Гис jenen Gindrud der
Ucherfitlle, de3 jahrhundertalten iiberfdwengliden Wadhs-
бита, defen Vorftellung bas Marden ermect.

Die fchonen Gigenfhaften, welche die Maleret dteles
Я ета ausjseidnen, find von ihm and bet foldhem Bild:
mabjtab nidt verleugnet: Feinheit und Cauterfeit der Cmpfin-
bung im Wuffatfen und die Liebevollfte Durehfithrung tm ein:
zelnen bet trefflider Gefammtwirfung der Farbe,

 
	Эш Beit, wenn der Wegypten erndhrende Strom aus
jeinen Lfern tritt und nad) allen Seiten bin bas беги:
tende Glement fic) ergieBt, dann erfitllen die iiberflutenden
Gewafier bis Hin zum Sftlicen und weftliden Gebirge die
meite thebatfde Ebene. Den Blid nad) Siiden gewendet, be:
merfen wir dort in der ма nad) Medinet- Habu sei
hodragende midtige Statuen. Schama und Tama werden
piefe beiden Steinbilder von den Heutigen Wrabern genannt,
pon ignen alfo wol als gwei bdfe Geijter angejeben, da in dev
Glaubenslehre Mohammed s mit diefen beiden Namen cine
Wert hallijden Feuerd bezeidynet wird. Losgelsft von dem in der
Gegenwart génglid) ver} dhwundenen Tempel, an den fie ebedem
wol ju beiden Seiten des Portals fid) anlehnten, jteben fie,
das Untlig dev _aufgehenden Sonne jugefehrt, als die beiden

eingigen an diejer Stelle iibriggebliebenen Monumente heute
einjam in dex weiten Sbene, die zur Beit der Ueber dwemmung
pas Anfehn eined grohen Sees hat, aus weldhem alB Jnfeln
pier ein griinendes Feld, dort von Palmen und Dtimofen um:
rangte Ortjdaften mn lieblider Wowedfelung emportauden.

Diefe beiden Rolojfe*) find e8, welde in der iv itberaus
effectvollen Doppelbefeudtung von Mondlidt und Generfchein
Karl Werner auf feinem umftehend in po chnitt reproducirten
Aquarellbilde**) uns zur Unfdjauung bringt. Von thnen ift der
ndrdlice derjentge, an welden fid) in griedhijd-rémifder Beit
die Sage vom jdsnen Memnon ай der an jedem Morgen
beim Uufgang der Gonne mit Hagendem Gefang feine Mutter
Aurora begritbt, wahrend fie in Trauer itber den friihen Helden:
tod ihred geliebten Gohnes die fteinerne Wange deffelben mit
ihven Thauthrinen benegte, Yn Wahrheit aber hat viele Sta:
tue nicht3 zu thun mit bem Homerifden Helden Mtemnon, ,,bem
jugendliden Sohn der rofigen Cos und des Tithon, an Sdin-
heit felbjt den Curypylos iberftrablend, der mit feinen dthio-
ой фен Зет ит den Trojanifden Krieg 30g und von Adilles
yanden der Tod fand; deffen Grab alljahrlid von einer
Sahar athiopifher Bigel durd) einen liftigen Wetttampf ge-
ebrt wurde, um defjen Frithperweltte Schonheit die Mutter Cos
noc) inumer mit ihren Thauthranen die Erde nebt, und deffen
falte Bildfaule, vom Morgentuf der gottlidhen Dtutter be:
riibrt, von wonnigem Sdjmerg durdhfdauert, dem aufiteigen:
den Lidt entgegentint.”’
	Die Memnonsfage ijt ourdaus Helleniid), unjere otatue
aber eine echt ignpti}de; fie ftammt aus eben jener Bett, aus
melder der gegenitberliegende Tempel von Lugor herrithrt,
und denfelben Herrider, der diefed herrlide ciligthirm Der
Ammon ju Chren auffiihren lief, ftellt file dar. Ste tft, wie aus
ben in der Ritdfeite eingemeipelten altagyptifdhen Qufdriften
hervorgeht, dad Sinnbild eines Ronigd, der im U5. В
dert vor unferer Zettrechnung ruhm-: und glangvoll tiber Aegyp-
ten regierte, de3 Kinig3 Wmenophis IL. Mit der Gottin Cos
ftand fie in gar feiner Begiehung, und was das mofteridfe
ingen detrifft, bas bald mit dem Kageruf eines Menfden,
bald mit dem Ton der Salpiny oder dem SHwingen einer
Saite vergliden wird, fo tft von den alten Aegyptern diefes
wmunderbare Phanomen fiderlidh nod nidt beobad tet worden.
yer Weltruf hat fid) unjere Statue etjt mn О аби cher

eit erworben; jur Beit der alten Xegypter war fie nidt be-
fannter als ingenbeiner von den vielen Rinigsfolofjen, wie
folde, den Grbauer bes betreffenden Heiligthums darjtellend,
gewdhnlid, paarweife am Portal des TempelS oder aud) in
einem dex Srnenraume ihren Plas hatten. Die alten Aegypter
haben alfo weder mit bem Sobn der Cos unfere Statue in Be-
siehung gefegt nod) von dem wunderbaren Rlang derfelben
	*) Die Hife der ndrdlidjen Statue, vom Kopt bis gum див детефиеЕ,
betragt 4515 Зив. Dagu tommit die alz bejondever Blod davon getrenute
Balis von 13 Fuk 7 Boll, wovon geger 3 Fuh durch eine herumgelegte
Gtufe werdedt werden. Demnac erhoben fic) uripriinglicd) diefe Statue
пабе аи 60 Fuk hoch iiber den Lempelboden. Der Stein, aus dem die
Gtatuen beftehen, ijt ein Riefelconglomerat vou itberans Harter und {prider
Natur. BD. Red.

**) Unfere Ubbilbung ift wad) dem aus der Urtiftifden Wuftalt von Guitav
38. Sei it Wandsbed herborgegangenen Uquarellfaciimile der Werner’=
fden Nilbilber hergefteltt und vermag freilic) nur cine annithernde Bor-
ftellung vom dex etgenthiimlid jhinen Farbenivirtung des betreffenden lattes
зи geben. Die vorgiiqlid) gelungenen Chromofacfimiles der Werner’fden
Nilaquarelle, vor welder bisfebt eine Ricferung vorlieqt (Verlag pou
Guftav Seig ш Жапозвеф), haben wir bereits in Mr. 1483 dev Qilu-
ftcirten Zeitung etter eingehenden Befprechung gewiirdigt. Wir ténnen
bas foftbare Werk, weldjes im gangen 24 Blatter umfajjen fol, aller
Runltfreunden auf das attgeleqentlichfte empfehlen. $. уе,