№ 1491. 21. запиах 1812.
	 

 

Heustrirte Завиц.
	Wodenkalender.
	AM llustririe Zeitung.
	an, unt es ut fich aufsunehmen, G8 item Bilo, weldes gu
etnent [pridjt, und beforbders, wenn der Mond eS erbellt. Wf
ber einen Seite der Brite ragt dad berithmte Reiterftandbild
Friedrich Wilhelm’s, de3 Groben Kurfitrjten, hod) empor auf
dem Godel, defjen Gefen die vier dharattervollen Sflaven-
figuren gieven. Der Gindru diefes Scblitter’fdhen Meijterwerts
it auf jeden derjelbe, derfelbe beredte. Man mahnt, der alte
Herv da oben mit der Mllongepervitee, majeltdtifd, wie er fid)
Berlin von hier aus befdhaut, midite fein Roh jeden Augen:
blid in Gang feben, um durch die Straben yu reiten, gu fehen,
was aus der Hauptftadt feines Staatd von damals, nun_vor
swet Sahrhunderten, geworden ift, und dann wieder auf fei:
nen Standpuntt zuridfehren, um unbeweglic die gu feinen
Hiifen fic drangende Menfchenmaffe Revue paffiren gu Caffen.
Hinter thm ijt der SpreefluB wie ein filles Wajerbecen, wel:
ches die Schleufe und der feftung8artige, zinnengetrinte Ro-
loffalbau der Tdniglichen Mihlwerte fiir da3 Wuge wie aud
fitr jeden Berkehr abfablieBt. Nur vor ihm ift das Leben und
deffen weiter Maret.

G8 ledt eine itbermiithige Welle unten am Riel der Sdhiffe
und fdnalgt ; eine Drofdjfe raffelt vergweiflungsvoll iiber dag
Kflafter des Schlobylages: drithen bet Steden werden die
lepten Sangesbritder entlaffen, und da8 Hausthor sffnet fid
nicht wieder. Schon uméreift der Waedhter ben fonderbaren
Shwarmer, der bei der vielbefprodjenen Unfittlidhteit Gerling
bei Nadt jo lange {hon vor dem Grofen Kurfiiriten auf der
Priide fteht. Unb der Mond, der alte Gefelle, ift nengierig
weiter itber a3 Dach des Schlofied geltiegen und Lugt in felt
fam bdrohender Manier herab. Cine dunfle Wolfe hat fic
Ибег Ши gelegt, und unter diefer fcbattigen, unbetmlicen
Braue {dhielt er wie das Auge des Gefewes. GS ift Beit, dev
Mondfdheinbetradhtung ein Ende зи machen. Aud) der Tag
hat fein Recht, und um died Bild bei Gonnenlicht 3u feben,
fann man erwartungsvoll nidften Mittag wol ing Wirths:
haus bet Siechen suritctebren.
	Warforcejano.
	Gcnralpe пон 6, %. Фест.
		werdentbie Cancirhurtde ,,qeltoppt” unodidie Merute herangebolt.
Das ,,Stoppen” befteht arin, dab cin Riqueur den vordern
Hund, Kopfhiurd genannt, durch раз Gdhrwingen der Вене
цио  еп Ruf ,,derriere’ zum Stehen bringt, worauf die Meute
einige Zeit anhalt und Rof und Reiter verfdhnaufen. Wahrend
bes Lancirens ift eS feine Heine Wifgabe der Yager, die un-
bandige Sagdluft der Mente zu zitaeln.

Die Wnjagd erfolgt durch Buruf an die Mleute; die Tager
fprenigen augetnander, wm, thr voranetlend, den Girfeh fo oft
wie ба зи Geficht ju befoninen. Dawn und wan wird
декоре, theils um die Bferde yu wedhfeln (Relais), theils um
die auf falfder Fabrte abgefommenen Hunde yuriidsubringen,
theif um fie itberhaupt bet fortwabrendent Gehorjam gu er-
halten oder junge Hunde an der Verfolgung andern Wilds 3u
verhindern, was durd Peitichentlatidhen gefchieht. Unter Wb:
wedfelungen und Schwierigteiten mancher Wert, зима wenn
dex Hirfeh durch einen Flub geht oder fic den Badger andere
Ginderniffe in ben Weg ftellen, wird die Jaqd fortgefiihrt und
durd) Ruf und Hirnerflang die Gefellfdhaft beifammengehalten,
bid fich dev Hirth entweder zu Lande oder au Waffer den Hun-
den ftellt. Gefdhieht died aut bem Lande, fo fdhleichen wol zwei
Sager, wihrend der ОИ] von vorn durch die Reiter be-
{haftigt wird, an ihn heran, um ihm dte ,,Heffen” (Sehnen)
an den Ginterlauften mit dem Hirjdfanger abjufdlagen.
Dann wird der  Hirfh am Феб gebalten, und der vor-
nehinfte Gaft gibt thin, gewdhnlich mit der Spike 968 ЭФ:
fanger8, burd) die Linke Brirfthohle ben ,, Fang”, und das
Halali (Ha, Ia, li: Ha. da liegt er) evtént von den Hornern.
G3 war Gebrand, dtefen Moment als feterliden Wet 3u be-
gehen, und gar dure) Qiiften des Hirfdfangers und Abyiehen
de Handfchuhs von dev rechten Hand. Hierauf wird der
$510 vegelvecht zerwirkt Gerlegt) und gulegt der Hunden der
Meute, den eigentlichen Helden der Jagd, unter dem wieder:
holten Ruf de3 Halali das Wildpret preisgegeben.

Nach einer glidliden Jagd zoq man unter Fanfaren und
Mufif nah Haufe, nach einer Fehljagd aber in aller Stille.
Dap man aud) bierbet frither die Gelegenheit su Geprange
nicht verfaumte, geht aus der Gryahlung hervor, die fic tn
einer Lebensbefdreibung de3 Herz0g3 Rarl Wilhelm Ferdinand
von Braunfdhweig findet. Bei einer in den Thierqdrten yu
Chantilly, anlaplid eines Befuds zu Paris, angeftellten Par:
forcejagd wurde ein ftarfer Hiri) in einen eich gefprengt,
Darin abgefangen und dem mit der zahlreidhen Meute von
Parforcehunden im Criumph nach Chantilly auvitdfehrenden
Rug das Gefdheide (oder nach unweibmannijdem Wusdrud
pad Cingewetde) de8 zerlegten Hirihes, in fcywarsen Flor ge-
Hitllt, vorgetragen. Yn neuerer Зей pfleqt man die Jagd mit
einent glingenden Diner зи Бе Певен.

Der Rinftler, deffen prachtiges Oelaemalde unfere Mbit:
Dung fo gut reproducirt, al е8 ber Golgfchnitt vermag, ver-
fieht e&, wie wenige neben ihm, mit qewanbdtem Binfel das
Sagbdleben зи verherrlichen und hat fic) durch jeine treffende
Charatteriftif, den warmen Wusorud in der voraitglicden Be:
bandlung feiner zum Theil meifterhaften Thierbilder langft
einen anertannten Namen in der Rinitlerwelt erworben. C. Fr.
Deiter ward am 3. Mpril 1836 зи Weglar als der Sohn des
dafigen Malers Friedr. Deifer, welder alB Zeichenlehrer thatig
war, geboren. tad) bem Tobe der Meltern fam er nad Hanau
auf die Realfdule und wablte das Forftweien qu feinem
QebenSberuf, au bem er fitch im 15. Sabre entfdeiden mufte.
Gin Obrenletden veranlafte ihn jedoch, bemfelben bald wieder
зи entfagen und in die Malerafademie зи Hanau, unter
eliffier, eingutreten. Sein Talent sur Thiermalerei entwidelte
fich fenell; doch war ihm nicht vergdnnt, eine ftrena ful
gerechte Graiehung yu empfangen. Nachdem er in den Nabren
1858—1864 bie farlsruber Malerfcule, an der bamals Sdir-
mer wirtte, befudt, fic aber gletdzettig von 1861 an anf cigene
Hilibe geftellt hatte, gab er ba3 Detfer fhe Sagdalbum, ,, Ward:
mann3 Heil” betitelt, eine Sammlung Tufdaeidnunaen aus
dem Leben der einheimifchen Yagbdthiere, heraus, welched bald
feinen Namen in weiten Rreifen rithmlid befannt madte. Gr
fonnite nun nad Ditfelborf iiberfiedeln., wofelbft ein grifered
Hild, ,, Die Rarforcejagh” betitelt (nicht 3u verwedhfeln mit dem
unierigen, da erft jingft entitanden und al Galeriebild in
Wien, Berlin, Leipzig, Britfel, Barts und London ausaettellt ge-
wefen ift), die Wufmerffamteit ber Befucher der Wusftellung auf
fic) 0a. Daffelbe ging alsbald in den Beftt, bes Gropherzoas
von Oldenburg itber. Angeregt burch den Umgang mit gletd-
qgeftimmten Ritnftlernaturen, voll edelften Wetteifers, ermuthigt
durd eine wadfende Zabl taufluftiaer Freunde, malte er 314
nadhft die in Berlin in Brivathejig befindliden ,,Rampfenden
5816” und darauf den ,,Unterbrodenen Ramui” (Girldhe,
umgeben von einem Rudel Wild, werden von Nadgern beim
Ramof iiberrajdt; ber ftarkere ftiirgt im Neuer deh Whang
hinab; ein itberaus fefjelndes, lebendiges Bild. Xm Befiz des
Grafen von Flandern}. Gine neben einer qrofen Menge fleiner
Genrebilder aus dem Thierreich entitandene ,, Gauhas“*be-
finbet fid) feit Marz v. 5. im Gefib be3 Wallraf-Ridarg-
Mufeums in Kiln. }

Wenn man erwdgt, dak Deifer lange Zeit alS. vorsitglicer
Holgeicner fiir iuftvirte Glditer thatiq gemefen und dabei
immer 3 bi8 4 Bilder auf der Statfelet hat, fo fann man ihm
dad Reugnif eined febr fleibiqen Ritnitlers, ber feine Stellung
fic felbft verdantt, wol nidt verfagen. Mag ev fortfahren,
ben Ruf der deutfden Kunft burd feine rafilofe Thatigkett ver:
mehren ju elfen.
	Dove s Gluftrationen mm Dante s ФОНЕ ет
Komadic.
	Wie madtig der Cinflub gewefen, ben Dante auf jene grofe
Cpodje der italienifden Maleret ausgeitbt, deren Wnfangs: und
Grbpunft die Namen Giotto’s und Midelangelo’s bezeidhnen,
ift jedemt gegenwartig, der die gefdidhtlidje Cniwidelung diefer
Cpode mit aufmerffamem Wuge gepriift hat. Bwar find nur
wenige vereingelte Halle angufiihren, wo die Mtalered jener
eit unmittelbar Gegenftande des Dante’fdhen Epos behandelte:
um fo zablretder find bie Spuren, in denen fic) die geiftige
Ginwirtung diefer gewaltigen Didtung gu erfennen gibt. Das
Gedantenreihe in den qrofen allegorifchen Compofitionen
jener Dtaleret, der erhabene Феи der Wuffaffung, bas Sym:
bolifde in der Behandlung de3 Gelchichtliden, verbunden mit
einer groBartigen und machtigen Wnidhaulidfeit der Scil-
derung, die energifde Rihnbheit in der Verfinnlidung des
Pifiondren, die3 alles zeigt und den CGinflug Dante’fden
Geiftes. Gewaltig, wie in feinem andern Werk der bilbenden
Runft jener Zeit, offenbarten fich feine Wirkungen in Midel-
angelo’s ,, Siingitem Фоме“.
	Broteftanten   Ratholiten   Бава   Qubden   Titrfer
5632 1288

Sdhebat Dfjul-fabe
18. 17.

 

 

 

 

Sevtitag. Septunag. 16. 1.6, 1. &y,
	19.
20.
21.

18.
19.
	эениаа.  [16.1.6, и, @\.
ar. 5. ба[е 17. Эф
Martina 18, Athanafia
B. Molaseu3!19. Macarius
	оэбнание  20. бибунииз
Mar. Reinigq./21. Sriodiniug
Biafius 22. Bafiliscus
	 und
Dommauern driiben, Ourd den Bord der Burgitrape hitben ;
nicht febr breit und dod nicht fo wingig, wenn man von der
Bride hinunter in ote gligernden ftillen Fluten blidt. Stangen
und die zahlreidhen Fifctaften ragen aus dem Waffer hervor,
dagwifden die langen, jdimalen Tonnenfdrbe fiir den Krebs:
fang, der in ber Spree fehr bedeutend ijt. Didt aneinander:
gelegt fieht man am Ouat der Burgitrage die riefigen Leiber
der Zillen, jener (angen Flupidiffe, welche meijt aus Bshmen
tommen und fdwer beladen Objt und Rartoffeln nad) der
и bringen. Dort in der Burajtrake find nod ме

eller, in denen das Objt in grofen Holgveridligen zum Ver:
Eauf aufgefdidtet ijt, und wo zur Weihnadtazeit die Haud-
frauen die rothwangigen Wepfel einfaufen. hr frifcher witr-
jiger Duft, wenn man am Whend da vorithergeht, ihr laden:

er Unblid mahnt manden WUlten an die Beit der frohen Kind:
Бен, und, er fteigt wol hinunter, um fic davon eingubandeln
und in die Tafdye gu fteden. Dieje Billen verlaffen gewshnlih
Perlin nicht wieder, fondern fie werden nad threr Entladung
al Holz an ihre Ltebhaber verfauft, und der Ertrag dafiir
wiegt die Herjtellung des Rahns auf den Werften der Molhau
nod intmet vollftandig auf.

Weld eine unfdagbare Widtigfeit hat die tmmer waffer:
reide, immer foiffbare Spree nidt fiir Berlin! UWeberall an
den Briiden der Stadt, de3 Kanal und in den eigens dagu
beftimmten Hafen und Ladepligen ltegen die madtigen ФИ
von der Glbe und der Oder au Maffen, wie hier an der einen
Сене der Kurfiirftenbritde. Tag um Tag fommen fie mit ihren
ungeheuren Gajten von Getretde und Fritdhien, Steinen und
Halgern, die jdnell tn dem unerfatiliden Sdlund von Berlin
verfdwinden, nod immer nidt ausreiden fir die Bedirfniffe
der groper Stadt. Cine ganze Flotte fcwimmt jpreeauf und
fpreeab; eine ganze Stadt eriftirt auf dem Walfer, welded
Berlin durdhftvimt.

Jest ift e3 ftill Hi auf der Bride und rings in den fidh
von hier aus aufthuenden Strafen und Габен; Ptond und
Magiftratslidt fpinnen [til ihre Marden. Der weite Schlop-
plag liegt halb im Schatten des Hobenjzollernbaus wie ein
abgebedter Zifc) da; in der Kinigsitrake yur Rechten tappt
tur der Wadhter der Nacht, der feine Stunde pfeift, und gu

-weilen-ein einfamer Wanderer, der nad Haufe gebt aus dem
Kreife gefelliger Becher. Wes rubt, bid der Tag tommt. Dann
wogt bier itber die Bride, iber. den Sdhlopplak, durch die
Kinigsitrage ein nidtendenwollender Menfdenjtrom in ge:
{haftiger Cile einer an dem andern jvoritber, gu Fuh und зи
Wagen — ein Treiben wie in Gleetitreet oder bei London:
Bridge an der Themfe. Hier ijt bas Hers von Berlin; nadj
bier plutet aller Verfehr, aller Handel und Wandel bei der un-
weit gelegenen ой sufammen; von hier aus vertheilt er fic
wieder iiber die Stadt, immer wieder bis zum BWbend in glei:
her Kraft fid) erneuernd.

So oft man died Bild deS regiten LebenS oben in ben
Strapen, unten auf dem Flug, in diejem weiten Rahmen aud
{don gefeben, man halt an diefem Buntt gern wieder cinmal