[№ 1508. 20. WUpril 1872.
	Conten{aat.
	Situstrivte Zertung.
	Die Wahlen зи hHopmifden Landtag.

Feit swalf Sahren ift Oefterreich wieder in dic Reihe der
conftitutionellen Staaten eingetreten , 8 Hat parlamentarifde
Korper mamigfaltiger Art: den Ofterreichijden und ungart:
{бет Reidstag, die Delegationen und cin Dugend Landtage.
Bei der politifden und nationalen Berrijfenbeit, gu Der neuer:
dings die religidfe fid) gefellt, ift e& natitrlid, dab die ver:
fhicdenen Clemente bei den Wahlen jedesmal gewaltig auf-
einanderplagen und ganz befondere MAgitationSmittel zur
Geltung tommen; fo namentlic) in Ungarn und in Bshmen.

Фе би! еп Wahlen berithren uns Deut{dheim Reide am
nagiten; hier ringt ein Theil unfers Voll, der in dev Minder:
safl fid) befindet, gegen den Uebermuth und die Vergewaltigung
dev Gzechen. IMber nidht bei diefen Heiden Barteien liegt die Cnt
fheidung itber Mehrheit oder Pinderheit im Landtag, fondern
beim Grofgrundbefis, deifen Mitglieder gu giemlich gletcjen
Theilen der deutfchen verfajjungstreuen und cyechifd-oppofi-
tionellen feudalen Bartet angehiren. Wenige Stimmen де
niigen, um bei dev eigenthiimlicen Ginridtung bes Wahl-
verfahren Lauter feudale ober {outer verfajjungetrene Ber:
treter bes Grundbefiges in ben prager Landtag зи bringen
und damit die Cnt{detdung fiir die eine ober andere Partei
herbeigufithren. Sest, wo grofe ofterreihifdhe Berfafiungs:
Fragen auf dem Spiel ftehen, wird der Kampf in Bshmen be:
fonders heftiq gefithrt.

Nachdem das Minifterium Hobenwart durd das ver:
faljungstréeue Minijterium WuerSperg erfest und die hod:
fliegenden Bldne der м fitrS erjte vereitelt, da8 Unbeil
von ben Deut[dhbihmen abgewandt war, verbielt die Dppoft:
tion fich anfangs fill, in bem Glauben, das neue Vinijterium
merde fich fehnell abnugken und im Reich3tag nicht die ndthige
Unterftiigung finden. Diefe Redhnung fehlug fehl; dad Mini-
ftevium traf jeinen Uuggleic) mit den Bolen und wurde ftar-
fer; ja e¢ lijte fogar im verfloffenen Monat ven bdhmifden
Landtag auf, der eine feudal-czechijche Majoritdt zeigte. =

Sofort wurden nun von beiden Seiten die umfaffenditen
Vorbereitungen zu den Wahlen getvoffen, und die czechijde
Rreffe beqant aufs neue die leicht erregbaren Maffen gu unter:
	—withlen. Man fdheute fich nicht, mit revolutiondren Clemente
	16 in Verbindung ju feben, vor denen man fic) nod) vor Ture
sem betreugigt Бане, Roffuth wurde von den Ggedjen als ihr
befter Hreund gefeiert, Roffuth, dev typifehe Magyar, . ob-
gleich Glowate von Geburt, der einft die Glawen fo arg
bedritdt. Bur Zeit Hohenwart’s ftrdmten die Gzeden vor
Yonalitat itber; fie behaupteten, die eingigen wahren Dejter-
reicher ju fein, warfen den Deut aterragern vor, den Wn:
fhluB and Deutiche Reich зи erfiveben, den Magyaren, dab
fie ein feparated Dagyarenreidh, den Polen, dab fie ihe Polen
wieder griinden wollten. est aber, nacdem die Regterung
nicht auf die fiderativen Blane dec Czecjen und die Unter:
dritdung der Deutiden in BAhmen cingegangen, jteben fie
wieder in der bitterften Oppofition, und die Wellen der Wahl
bewegung geben hod.

Der bihmifdhe Landtagq befteht aus dret Gruppen: aus
70 UAbgeordneten des Grokgrundbefibes , 85 der Stadte und
Hanbdelstammern, 7) der Gandgemeinden. Gr den lestern haben
die Czechen allemal dic Majoritat; die Handel3tammern wah:
len ftetS deutich, ebenfo die Muajoritat ber Stadte. So jtehen
hier fic) biefe beidben Geupven-in ziemltdh gleider Wnjahl
{dhroff gegentiber — die Gnifcheibung liegt alfo, wie fcjon er:
wabhnt, beim Grokarundbelig. Hier ftimmen aber weniger dte
Menfden als die Grundftide, und ein paar Quadratmeilen
Grofarundbefts mehr inden Handen ver einen oder andern Par:
tei geben den Musfdlag itber die wichtiqiten Verfaffungsfragen,
welche BEHmen und Oejterreid) jedesmal in ibren Grund-
feften erfchtittern. Bet den legten Wahlen hatten die feudal:
cedgtiden Grundbefiger 20 Stimmen mehr; jest aber,
wo eine Reihe derfelben aus blob loyalen Gefithlen mit der
Regierurig de3 Katfers ftimmen wird, fdien e8, alB ob dte
verfaffungatrene Partet des Grofigrundbefiges die Mehrheit
evlangen werde. Die Credjen faben den Schlag fommen;
erbielten fie nicht die Majoritét im Landtag, fo wiirde
biefer den wiener ReihStaq mit 54 und gwar verfaffungs:
trenen Stimmen befchidt haben, die fiir die Whanderung oe3
ReihFwabhlgefeses geftimmt haben wiirden. Die Cgeden er:
fennen befanntlicy den RetdhStag nidt an und haben thn aud
nidt befdhidt; e8 war dort nidt die Bweidrittelmehrbheit gu er:
angen, die zur Abdnderung de3 NeichSwabhlgelekes — directe
Wahlen in den ReihSrath На der Lisherigen indivecten durd
dte Landtage — ndthig war. Darum handelt 3 fich alfo jebt
und deShalb fesen dic Czechen alles in Bewegung, um in der
Wabhlgruppe der Grofgrundbefiger die Mehrheit gu behalten.

Hierzu werden пашет gwei Mittel in Wnrwendung ge-
bragt. Ginmal der Фе фафег und die Gitterabtretung.
Man fudte von verfafiungstreuen Grofgrundbefibern Gitter
qu erbandeln, um damit Stimmen ju gewinnen, oder fo reid
mit Grund und Boden aefegnete Feudalherven wie die Lobky-
wig, Glam: Martinis, Sdwargenberg u. f. w. traten eingelne
Theile hres Gebiets an Verwandte, Krauen oder Sohne ab,
bie nun als felbftandige Grofgrundbefiber auftraten und fitr
die Oppofition ftimmten. Lm fic nidt iberfltigeln gu Lafjen,
ging die verfaffungstrene ‘Rartet auch ibverfetts auf den
Giiterfchacher und die Spiegelfechterei der Giitertheilung ein.

Das zweite von feiten der Czeden angewandte Mittel war
weniger unfduldiger Natur. C3 hie Beeinflujjung der Wahl:
freiheit burd) Maffendeputationen, Die czecdhijden Mafjen,
durd) die fanatifche Breffe und veifende WUgitatoren auf:
geftadhelt, find leicht in Flug gu bringen und, cinmal verhest,
auch zu Gemaltthaten geneigt. Die verfaffungstreuen Grog:
arundbefiger innerhalb des cehifden Spradgebiets follten
eingefdiidtert werden; Biirger und Bauern, von Agitatoren
geleitet, j0gen ihnen ju hunderten in die Wohnungen und
verlangten dort, dah {te entwedcr im Sinne dev Crecdhen ftim:
men oder fic) der Abftimmung enthalten follten. Wie dtefes
Verfahren, oft mit Drohungen veriniipft, nidt dagu geeignet
ijt, die Freiheit ber Wahlen ficherzuftellen, braucht nidt be-
fonderS hervorgeboben zu werden, und fo befdhlop denn der
Feldmarfdall-Lieutenant v. Roller, der Statthalter Bihmens,
diefem Treiben ein Ende yu bereiten. Cr lieh die Hiihrer und
Theilnehmer an den Maffendepyutationen mit Strafeinquartie:
rung belegen, namentlich in Rolin und Umacbung. Gine
Scene diefer WArt ftellt unfere Glluftration dar. Daf die Gze-
феи mit diefem Vorgegen nidt einverftanden waren, ltef ftd)
wol denfen; eine Deputation ber Koliner, die fic an den
psronig’ dieferhalb wandte, wurde aber vom Katfer Этан
Yojenh nidt vorgelafjen.
		cen Rernpuntt des ,,8tsfa ausmadte, mteder aufgenom-
mei. Min folgten gwei Romane, welde, von Lefterveteh aus:
gebend und in dfterretdhifcem Boden wurzelnd, die fehweren
Mémopte childern, die der deutfdhe Geift in Oefterreich tn der
Linjtridung der feudalen, tlerifalen und frembden, 5.1. Ша:
wifden Лафе, durdhjzufdmpfen hatte und nod) hat. Der
erfte Davon, bas bindercide ,, Sdwaragelb”, hatte eine dure):
qreifende Wirtung. Wiel bange Yabre hindurd’ fagte furs
nad deffen Erichetnen ein ebenjo geiftvoller wie unbefangener
Reurtheiler, GS, Heller, ,,ourfte in Oefterreich das grobe Wort
von der Nothwendigfeit einer freien Verfaffung, von der Ber:
werflidfeit einer Bolfsbedriidiung auf Kojten einer fleinen
Menfdenflajfe nur fhictern ausgefproden werden, nur ver
blitmt und in die wunverftdndlidjten Redewendungen etn:
gehilt, verfallte es unverftdndlid) und unverftanden. C3 ut
Ulfred Meigner’s nicht Hoch genug anzufdlagendes Verdientt,
nas oumpfe Schweigen gebroden und in feinem dtijtern, aber
madtig aufgebauten ~Sdwarygelb« die Undaltbarteit folder
Zulldnde felbjt fiir jene durch die Dauer diefer Bujtinde jdei-
bar bevorzugten Wenigen aufgededt zu haben... Da aber
war er endlich hevauds der Gedante, dev wie ein Ulp jede Brut
боем: »So fennen wir s widtlanger aushalten.: Das ge:
niale Buch hat denn auch rafch unter der edlern VolEsliteratur
fic einen erften Blak errungen.”

Neben diefen grépern Werfen entitanden viele tleinere Gr:
sablungen und Stiggen. Die meijten von ibnen Jaben, indem
Ме ое lleberfegBungen in die englifde und frangdfifde Lite-
р ithergingen, die Probe ihre’ afthetifden Merthes be-
}tanden.

So war das Fabr 1866 herangefommen, Wahrend des
bald darauf entbrannten Rriegs blieb Pleifner in Brag, mit
fetnen Gympathien auf Sette Lreupens. Itacdem am 2. Juli
die Friedensprdliminarien in Nifolsburg untergetdnet wor:
den, berubigte fic) Bohmen und feine Hauptitadt allmahlich
und der fletpige Scriftiteller fand Muse, die Hand an einen
nenen Roman gu legen, ,,Babel” betitelt, eine Fortfifrung
pon ,, Sdwarsgelb”, worin das politifde Grefal in Oefterreid

{dilbert ward, bids zur Herftellung des Hualigmus. Das
Werk erfchien im Mai i867.

Nun betrachtete Meifner es nod als feine Aufgabe, wie ev
vas politifd-reactiondire Staatleben des neuern Oefterreids
geldyildert, auc) den finftern ultramontanen Geijt der im Kaifer-
itaat von jeher madtigen Hierarchie mit [charfen Shlaglidtern
au beleuchten, und fo wurden nod) im gletchen Jabr (1867) die
Srundlinien yu dem Roman ,,Die Kinder Roms’ gezogen.
Daneben fcjrieh er dte fleine Hiftorifde Cradblung ,,Sacro
Catino’’,

Nad dem Tod feines Vaters, mit dem er immer gufanmen
gelebt, und den er in jabrelanger Krantheit treu gepflegt hatte,
verlieB Meibner im Jahr 1868 Prag und wandte fich gundedit
ег болен Gebirgsnatur der deutfchen Wlpen au. Er fried am
Raldenfee an det,,Rindern Roms’, Sm Frithjahy 1869 reijte
ct an den Genferjee, febrte nad) Bregenz, das er fchon frither
tennen gelernt und Lieb gewonnen hatte, zuriid, und nun fan
der Ent}elub gur Reife, fiir immer fich bier niederzulaffen.
Gr hatte in der Todter des Majors v. Begg, der Sdywefter
der Arau feines Freundes Robert Byr, ein Herz gefunden, das
ihm in treuer Ciebe gugeneigt dad fdonite Familienleben ver-
jprad. Der Friihling 1870 ward gu einer Reife nach Stalien
benugt, Floreng, Rom, Neapel beyucht. Ws Meibner gutlic:
febrte, fand er den Drud feiner ,,Rinder Roms” vollendet.
Wenn die Wirkung diefed in culturhiftoriider Hinjidt fo vieles
Srefflide, in plydhologifder Hinjicht fo vieles Angiehende und
Spannende bietenden Werks nidt gang ven Erwartungen des
Uutors entiprad, fo war einerjetts die Ungunft der Zeit —
denn bald nadber brady dev furdtbare Krieg zwifchen Deutfd-
land und Franfreid) aus — dbaran fchuld, andererfeits das
nedifdhe Sdhidfal, indem die Wirklichfeit mit ihren haar:
firdubenden ЗБаНафет in der befannten fratawer Rlojter-
деф der Romandarftellung voran etlte, fodag die in leg:
terer anS Lidt gesogene Vergangenheit durd die lebendige
Gegenwart in Schatten geftellt wurde.

Aus diefem Saher endlich ift eines Birdhleins zu gedenien,
weldje3 Meibner aus Aufzeidhnungen sufanrmenftellte, die fein
®@ropvater, W, G. Meifner, der Berfaffer bes ,,Wlcibiades
und der,, Bianca Capello”, hinterlaffen. Diefer war an der pra:
ger HodfHule Profeffor der claffifeen Literatur und mit allen
Rerfonlidkeiten in Berithrung gelommen, welde gegen Ende
ves (esten und zu Anfang diefes Yahrhunderts in Oefterreih
eine Rolle {pielten. Der Freund der Gefdichte erhalt in den
Rococobildern eine Menge intereffanter Daten itber jenes
Manes Beitnenojfen, von Mozart, da Ponte, Sonnenfels,
Sofeph HW. u. f. w. bis Beethoven.

Die Creigniffe des grofen Kricgsjahrs wecten in Meipner
eine Reihe lyrvifcer Range voll ehien Gefihls. Cr weiffagte
tchon ant 15. Wugujt in einem weit befannt gewordenen Se:
didjt den Wiedergewinn de3 Clfaf und die Erftehung de3
Deutfchen Kaijerreidhs. Seine Lieder aus diefen Tagen find in
oem Heft ,,Beitklange” (Berlin, Lipperheide) vereinigt. Jest
hat Wred Meibner die Redaction von ,,Gimther’s Biblio:
thel deutfder Originalvomane” itbernommen. Sein Streben
in diejer Hinficht geht dabin, den auslindifdhen, namentlich
den leidtfertigen frangdfifden Roman au verdrangen. ,,Der
Deutfdhe wird nicht mehr m der Ferne fuchen wollen, was er
beffer tm eigenen Haute findet. Wie auf allen Gebteten des
Seiftes wird mit dem Wuffchwung des nationalen Lebens auch
ein literarifdher Anfidwung Hand in Hand gehen.”

— Wir haben einen Poeten in feinen verfdhiedenen Cut:
wicelungsphafen begleitet, die zugleid) Entwidelungsphafen
eines grofen CheilS der Nation find. Bon der Demo-
tratie auSgegangen, der alS Ydeal der Zufunft ein Bund der
Bolter ohne Konige und Зин vorfdwebt, Hat ev fid
an den Greigniffen befdetden gelernt, one einem idcalen
Streben LebewoH! gu fagen, und fid) immer fejter mit den
Sweden fetes Volts gufammengefdlojfen. Durd feine Geburt
Dorthin geftellt, wo fich deutfdhe und flawifdhe Bolter mifden,
Hat er, nadbdem fic) die Tranume feiner Sugend eben als
Sradume erwtefen, fiiy den immer feftern Anfehlups dev deut:
iden Clemente gewirkt und das Unbeil getenngcidnet, welded
aus dem Sufammenfein mit fo feindlichen Clementen ermadft.
Krieg dem WAberqlauben war_feine Lofung, und er hat den
Kampf mit den Waffen der Satire fowie an der Hand der
SGefdichte gefiihrt. Da ev angriff, tonnten auch fiir ihn die
Angriffe nicht ausbleiben, aber ev jdhuf, im Vertrauen auf die
ihm innewohnende Kraft, rajtlos weiter. Gnodlicy fieht ev die
Hritdhte feines Strebens im Wadfen feines PBublitums; eB tt
fein Gobn Fein alljufpater, denn er fteht noch mitten in dev
Freude de3 Sdhaffeng. A.W. G.
	Aafob Heliv, dev Bater dev beriihmten Machel, 7 mt Barts
an 9. Wpril, 76 Aabre alt.

Otto Graf von und yu пин фен, Arhy. vy. Stetunsz
brunn, f. f. Geheimvath, erblicjes Mitglied und gweiter Bice:
prafidvent des dfterreidhifdjen Herrenbarfes, fF am 6. April’ in
Mien tm 72. Cebensfahr. р

Уфой Halim, Tonkinfiler und Gomponift, T am 6. Mypril
in Mien, St Fabre alt.

_ Anguit Era Baul Caugier, Aftronom, Mitglied des
frangififchen Qnftitute unr Berfaffer gelehrier und preisgefrin:
ter Werfe, 1812 geboren,   in Paris in ver erften Apritivodje.
_ Fran Friedervife Mitteridh, Witwe bes fonigl. fachfifdjen
Hofraths und Rrofelfors F. Bh. Mitterich, Crbensdame des fdnigl.
fadhftiden Gidoniensrdens, hodjverdtente Mitgriinderin der 1820
ind Geber, gerufenen Rrivatheilanftalt fitv arme Mugenfranfe gu
Leipiig, viele Sahrgehute hindurch wirthfcjaftlidje Cetterin piefes
Snitituts, t am 13. Mpril gu Cetpgia, 8L Sabre alt.

Karl Graf ve Gpaur qa Flavon und Baler, Oberft-
Srbfandmundfenf you Tirol und f. f. Kammerer, f auf fetwem
Sajlof su Meggolombards am 9. Wpril.

Yofeph Tham, sfterveidhifder Generalmajor, 7 in Prag
am 5. Mpril, 82 Fabre alt.

Dr. Eduard Vilmar, Profeffor der Theologic und der
abendlanbifcjen Sprachen tn Greiféwald, eit оби des 1868
verftorbenen Sonfiftorialraths Bilmar, Г dafelbft am 6 April.

Dr, phil, Grnft Wiegrebe, furheffifeher Cberit a. D. und
aewefener Director der Landesvermeffung, 1793 yu Betheln in
Hanover geboren, + am 8 Marvy gu Elinshagen bei Raffel.
	Sriefwed lel mif Allen fiir Alle.
	Alter Verehrer in Sal. — Wir empfehlen Bhuen die gang vorgtighthe
ftabtiidgje Blindenanjtalt su Leipzig, die aud) Nidjtfadhjen anfnimmt.
Gejude um Wufnahme find an det Stadtrath gu Leipgig oder den Di-
rector der Unftalt, Ludwig v. St. Marie, gu ridjten. Dem Geiudh find
beigulegen a) ein geridjtsargtlidjes Gutachten ber dew gefammter tbr-
perlichen und geiftigen Buftand des Wufgunehmenden, b) der Smpffdein,
с) der Heimatsfdjein nebft Geburtsidein. Das Mind mus gang gejund
fein, benn geiftestrante, epileptijde, biloungsunfahige und mit an-
ftecienden Granfheiter ober fcjweren fdrperliden Фебтефен bebaftetc
Winder find ausgefehloffen. Wis Berpflegungsbetrag find jahritd 64 Thr.
in vierteljagrlicen Theilgahlungen pranumerando gu entridjten. Файт
gewalrt die Wuftalt Auffidht und Unterricht (aud) in Handarbeiten),
Wohnung, Яой, Heigung, Lagerftdtte, Betletdung itd ЗВ& фе, ата
lide Bflege und Medicin. — Ueber das erwahnte Mittel und deffen
wirtlige Erfolge vermigen wir fein Urtheil absugeben. Edadlidje
Beftandtheile foll es nidjt enthalten. — Fhre dvitte Unfrage werden Sie
demnddhft im Briefaften der Bolytednifdjen Mitthetluugen beantwortet
finden.

M. in Sticyaufen (Oftfriesland). -- Bringen Sie Ahre Befchwerden muy
ba an, wo Gie die Zeitung beftellt haben. Gie tinnen vetlangen, саб
Gie die Cremplare ohne jeden Beitverlujt und in vollfommen einem
Ruftand erhalten. Die Zeitung foftet tibrigens widjt 1 Thfr. 20 Ngr.,
jondern 2 Dhl. vierteljagrlic); das tibrige it Paftaufidlag. Weitere
Beantwortung demnddft.

3. G. — Die Schrift ,,Die Frauentranthetten, ire Erfenmung und Det-
lung’ von Dr. med. Robert Fledhfig, Badeargt in Clfter (Buftrivte
Gehundheitsoiidher. Leipzig, Weber), bietet Fouen die gefuchte BVelehrung.
Der Verfalfer ift eine Wutoritdt in feinem Fad.

R. in Bien. — Erfinder und Verfertiger der ftereometrifden Modelle aus
Drahttiodhen ift Profelfor Striper in Britfiel (cue Marie-Thérefe 83);
fie jind in get Grider von dem Erfinder gu beaiehen. Die Heinere
Sorte ift jon gum Giudiwm ansreidjend.

©. H. in W — Berfucen Sie dad, ob Ihr Vater Luft seigt, das Lefer
aus flix Blinde cingeridtete Lefebiidern, die mit erabener Sdrift ge-
pvudt find, gu lernen, Das юйхое Ши gut unterfalten. Derartige Lefe-
biicher find in der Blindenanftalt gu Breslax zu haben. Sie finnen
aud) mit ifm Domino fpiclen. Jn die Hslgernen Dominojfteine werden
ftumpfe Drahtipigen eingefdlagen, fodak der Blinde mit den Finger-
fpiben die Bahl der Punkte FAH. GSelbit srarte fpielen Tanner, wenn
nie Marten urd) beftimmte Nadelfticke, die ev mit den Fingern fiiHlt,
martict find. Gin Gpiel, weldjes ev allein fpielen fann, ift das fo-
genannte Geduld- oder Ginfiedler[piel, da in jedem grofern Spielwaacen-
Lager gu haber ift; feruer Bujanmenfegjpiele, wo verfdjiedene Stiidden
Holz in tinjtlicher Weije fo sufammmengefest werden, daf fie cine Kugel,
einen Wiirfel, ein Rveug 2c. Gilden.

9, ш PRregburg. — Von hodegetifden Lehrbiichern nennen wir Fhnew fol-
gende: ©. №. Brehu’s ,,Cinleitung in die gefammien afademifden
Studien зи Vorlefungen fic Unfommende auf der Wlademie” (Leipzig,
RIHler); Che. D. Ved s ,,Grimodvify gu hodcgetifdjen Vorlefungen’’ (Leip-
gig, Gchwidert) ; 5. Vibler’s ,, Borhalle gu atademifdyen Studien’ (Halle,
Miiglmann) und ,,Die Berufsarten de3 atademifdjen Studiums’ Heraugs-
gegeben von Mentor (Darmftadt, Kb Hler}.

3. ¥.Q. in Kon. ~ Bureaux fraglider Art gibt ec in Belgien nicht, und
bleibt der eingige Weg, aumt Biel su gelangen, jener der Gufertion.
Hiergu empfehlen fic) die ,,lnsdépendance belge’’, ,,Lloile helge’’, ,,Ol-
tice de Publicité” 1nd bie ,,Altiches de la Belgique’, fiuumilic) in Oriiffet
сффешено. — Зав Hauslehrer in Cugland finangiell utd gefetlfdafttid
weit beffer geftellt gu fein pflegen alg bet uns, hat feine Ricjtigfeit;
pollfommene Beherridung der Laudesfprade, fofern man nidt ein
Lntertommen in einem dortigen dentidjen Haws fudjt md findet, ift aber
erftes Erfordernif.

6. 9. ш 316058. — Фе Ertldrungen des befaunten Hes: und Spottrufs
gegen die Sudenfdaft, ,HepaHep ’, gibt e3 mehrere. Wir geben Fhner
hier die, weldje der »Deutihe Sprachwart’ in jeinem neuften Heft bringt,
weil fie dew Borgug der Einfadjheit und Natitrlidjteit vor ander hat.
Dauach ftammt diefes Schmiahwort jon aus der Yeit des erften Sereng=
3108. Ant Rhein, uamentlic) am linken Ufer deffelben, fdjarten fic)
Biiegerbanden gurx Verfolgung der Guden. Unter dem Ruf ,,Gott will
8 haben!” erfdlugen die wilden porbden die unglidliden Bewogner gu
Taujenden, cigneter fic) ihre Giiter an, riffen ihre Haufer und Synagogen
nieder und verithten die abfcheulichfter Greuel. Wuf ber Fahne, die
ibnen vorgetragen wurde, ftand ein Sreng mit der durd) die WAnfanga.
buchftaben IE E. P. angebdenteten Umifdyrift ,tHerosolyum est perdita’’
(erufatem ift verloren), woraud die dev leteinijden Sprade untundigert
Banden ife Feldgefdre’ ,,.Gep-GHep!” machten, reldhes der Hebruf bei
faft allen Qudenverjolguugen bis auf den Heutigen Tag geblieben ift.

Dr. G. 2. in Riga. — Wir empfehlen Fhnen das Gefhaftsblatt ,,Numis-
matijcher Berfehr. Cin Vergeidhnif vertduflider und gum Unfanf ge-
fuchter Miingen, Medaillen , Girdjer wu. f. w./ herausgegeben von ©. G.
Thieme in Leipjig. Ме Untiindigungen tiber gefudjte ober angebotene
Mtiingen 2c, werden} unentgeltlic) tu die gunddj(t evfdetnende Mumimer
068 Blatte3 aufgenommen und ebenjo die Refultate dev Veriiffentlidjun-
gen an die Sntereffenten mitgetheilt. Mit bem Gefdhaltsblatt verbunden
find die ,,Blatter fiir Miingfreunde, cin iufivictes hiftorifd)-fritiides
Racdblatt iiber alle in die ХипизшанЕ ecinfdlagenden Materien.

GI. W. in Elena. — Wiegen Heift in dev Kupferftedhertunft: die gu agen-
den Platten auf einer wiegeufufenartigen Unterlage behufs gleidimagiger
Vertheilung des Aekiwajjers fchautelu. Bei Ausfihrung verjdjiedener
StiGimanieren, befonderd der Schivargen Munft, werden gahlreide Mebua-
gen vorgenommen, givifdjen denen immer neue Wbdriide von ben Platten
депопинен twerdert miffen, um den Sortidjritt ber Wrbeit banad gu regeln.
Golde Abdriide Heifen Wiegendrude und werden, befonbers шени йе
pon guien Meiftern und ihren beften Werfen herritfren, vou den Lieb-
habern und den Cabineten fehe werth gehalten und thener begahit, weil
Man an ihuen ba allmablide Entftegen per Werle beobadten und fiudi-
	rei Fan,