№ 1504. 21. Зи 1812.
	Sllustrirte seitung.
	Dod) jest entfteht in der thurmartig ibereinander ge)didy-
teten Bufdauermenge, die in den engen Strafen und Plagen
gufammengepferdt unb gegen die Haufer gedritdi ift, wenn
aud) viele derjelben, wie died in Holland iblid), mit Ketten
abgefperrt find, eine immer ftdrfere Bewegung; die auf den
Brien und Britdengelandern poftirte, ja von den Bricden:
fetten traubenartig berabbingende Jugend fapt ein Oranje
boven erfdallen, dad ficy crescendo auf der gangen Minie fort:
fegt; Der Boden weidt einem unter den Fiifen, man fdhwebt
und fdmantt hin und her; die Hollander find auf dem Zenith
ihreS Cnthufiagmus und fechaufeln wie die Sdiffe auf den

ellen; fie nennen da hofjen; dem Frembden fdwindelts da-
bei, und cin feines deutfdes Damehen, dad fid) neben uns ge-
flitdtet, befamt einen Wnfall von Seetrantheit. C3 tobt und
raft die Volkslujt immer toller, denn dort fommen die Veer-
geufen, unter ibnen Brederode, der fid) guerft den Bettelfad
unigehdngt, Bloys, Treslong u.a.; Wilhelm von Oranien,
hoch 3 Hof, cine Тане cheinung ; ber damalige Mtagiftrat ;
der grobe Hathspenfiondr Oldenbarneveldt; zwifden ее
ebrenfeften Republifaner und Staatsmann und Morih von
Naffau, der ihn im 71. Jahre aus Ciferfucht bem Henferbeil iiber-
lieferte, Ollivier v. Noordt und Piet Hein; Pring Heinrich und
fein о dann in einer von vier Bferden gezogenen Gale:
afje Wilhelm IL, der Konig von England, mit dem Grafer
у. Bentink; der Rath von Yndien, die Nhetoriffammern, ein
	  Wagen mit Sid: und Mufdelmetbern, eine Vlajje von ver-
	{chicdenen Gilden, Rohlen: und RKornmeffer foliepen die Spode
der Vergangenheit ab, Der Wagen de3 HandelB erdffnet die
Neugeit, hierauf folgen Turns und Gefangdgefell}chafien,
fammtlide Gewerke mit ihren Standarten und Sinnbildern,
das Theater, Gambrinus; die blumenbetrangten Gipsftatuen
ber finiglicjen Familie auf einem foydn decorirten Wagen, де:
folgt von einer Ghrengarde, befchliepen den Zug.

Trobdem mebhrere taufend Theilnehmer im Bug figurirten,
fo bemerfte man aud) feinen eingigen, Der ju tief ind Glas ge:
fchaut. MNatiirlidh ent[hadigten fich die Leute [pater fiir ibre
etwas erszwungene Enthaltfamfeit. Ptan mug dag Treiben mit
angefehen haben, um fic) eine Borftellung davon macen gu
fénnen. Um 4 Uhr. morgen waren die Strafen nod to
voll wie am hellen lidten Tag, und itberall horte man das
Lied von Wilhelmus van Nassauen und andere Geufentieder
fingen. Wie? daritber fdyweige id lieber. Der Refrain tint
mir nod mit denvewigen , Oranje boven” in den Obren.

Wud Belgien hatte mehrere Deputationen iiber den Woer-
deich gefdict, um darguthun, dab e3 ungeadtet jeiner jegigen
flerifalen Regierung, die dem Mufitcorps der Grenadtere
neriweigert hatte, eine Ginladung der Stadt Rotterdam angzu-
nehmen, det Zeiten nod eingedent fei, wo fic) die vereintgten
Niederlande gegen Spaniend Herrfdaft erhoben; unter allen
den nocd mit Ramen befannten Meergeufen, die durch die Sin:
nahme Bricl3 fic) verewigten, befand fid) mehr ald etn Drittel
Viamen und Wallonen aus Gent, Briiffel, Liittic) und Wnt-
werpen. Wlerdings Coderten fich dann bald die enggefditrzten
Bande zwifden Nord und Sid; Belgien lies fich unter (бе
und Yfabella wieder in den Scho der alleinfeligmadenden,
mit Spanien im Bund befindlichen Rirde guriidfihren, mah:
rend Holland fampfend feinen glangenden Gefdicen entgegen-
jirebte, England gegen die Wrmada zur Hitlfe eilen fonnte,
und in Sndten die Grundlage feines Reththums und feiner
Madt legte, Was Freiheit und Politit wie gemeinfame (6:
funft und das Sdidjal geeinigt, das trennte die Religion da:
mals wie heute. — Феб die belaifche Revolution von 1830,
	weldje die vom Wiener Congrebk vollbradte Wreoervereinigung
	der Jiederlanoe unter der Dynaftie der Nafjauer gewaltjam
Зет, war ebenfalls und griptentheil rein durch tirdlide
Swede dictirt, d.h. von dem Gegenfag awifden Ratholicis:
mus und Proteftanti3mus, der jest nod) in Holland dte Lim-
burger und Brabanter bejtimmt, dem Ruf: ,,Oranje boven!”
benjenigen ,,©3 lebe Pius IX.!”  entgegenzufesen und die Fen:
fter der Protejtanten einzuwerfen.

Der Unterfdied gwifdhen damals, als Holland fic) felbjt
befrette, und heute befteht bicitend darin, dab gu jener Beit
der religidfe Fanatismus cin Hronifdes Uebel der Menfdbeit
war, wmahrend er in unfern Tagen nur nod fporadifd anftritt.
	Coptenfdjau.
	_ 802
	Dr. Johannes Steinmann, Director dek philologid-
hiftortfchen Snitituis in Betersburg und Mitglied ves Confetld
bes Fatferl. rutffifdyen Mintiteriums fiir Volfsanffldrung, 7 in
Wiesbaden ant 9. Wyril im 53. Cebensjahr.

Mrian Boll, ein geborner Slfaffer, im mevicanifdyen
Dienften jum General avancirt, unter Kaifer Marimilian Chef
pes militdvifdjen GHaufes diefee Mtonarden, ¢ am 17. April in
RKolmar.

ror. Midael Muestefer 5. Wellenthal, £ fF wirflt
cher Geheimrath, Mitglied des dfterreichifcjen Herrenhaufes unt
ber Staatsfdyuldencontroleommtijfion, vormald Unterftantefecretav
i Finangminifterium, + in Wien ant 19. April im 78. Lebens-
фабте.

Ritter  y. Swtergina, Legutivnsrath der а
Gefandifdhaft in Minden, + dafelbft am 20. Apri
	Sriefwedysel mit Allen fir Alle.
	YW. DT. in ЭЖетаи. — Зе Фтипорииецлен, tworauy der Erfimber des neues
Bahlen-(Geh-)Syftem3, Dr. Behmann, fic) bei Wusarbeitung deffelber
ftitgte, find in Piirge folgende: die Bwedmafighcit eines Zahlenfyftems
befteht darin, dah da Redynen damit 1) leidt erlernbar, 2) prattifd) ar-
twendbar, 3) bequem und ficjer fowie fanell ausfithrbar ijt. When diejen
Anforderungen moiglichft gleidhfirmig entfpredje nur a8 mit der @rund-
zahl 6, weldjes in dem Gehriftchen ,, Revolution der Zablen nebft Bei-
Blatt (Leipsig, G. Hunger) von Vr. Rehmann dringend empfohlen wird.
da паб 5е8 Berfaffers Wnficht e3 dugerft fcjwer fein diicfte, eine befjere
alg die dort angegebene Weije au finden, bas Geld eingutheilen joie
bie Binjen (nad Pentaden, d. h. Beiten von fiinf Tagen) gu beredynerr.
Die 8 und 4 twiirden uuv gang einjeitig geniigen, пап пис пи Halbi-
ren, Tegtere Bahl wiirde itberdied beim Scjreiben doppelt fo viel Bahler
erfordern af3 unfer Behneriyitem; die 12 twiirde fic) gwar al8 Grundgahl
weitaus am beftent empfehlen, bod) tuiirde ein auf fie gebautes Gyftem
gu foyer gu evlecnen fein. Dr. Lehman hofft, bie Deutfden werden
bie Gache fowie die von ifm dargelegten Wahrheiten erfennen und
fithlen, ba bas abjolut Bwedmagighte aud) bad eingig Ridjtige fei,
und bah e3 efrenpoll ift, gewaltige Opfer uidjt gu fdeuen, wo e& fic
unt ficjern Gortheil fiir alle nadfolgenden Gefchledter Handelt. Den
@lauben an die Unmdglichfeit dex Cinfiirung be3 neuen Goftems рай
ber Grfinder fiir Vorurtheil.

M. RN. — Wir empfehlen Fonen LB. Rothfchild’s ,,Tafdenbud) fiir Kauf-
lente’. 16. Uuflage (etpgig, Spamer), und die Monatshejte fiir Handel
und Gnbduftrie ,,Der Welthandel’ (Stuttgart, Maier).

D. E. BW. in Frankfurt a. M. — Crfldcungen der fanfmannijden Termi-
nofogie und Phrajeologie finden Sie in folgenden Werfen: W. Schiebe,
,liniverfal-Rezifon der Hadelswiffenfdaften’, 3 Bde. (Leipzig, Fleifder);
C. und $. Roba, ,, UNgemeine Enchtlopdvie fiir Kaufleute’’, 2 Bde.
(Seipgig, O. Wigand); L. Fort, ,,Meuftes Univerjal-Lexiton der gefamm-=
ten ftaufmannifdjen Wiffenfdjaften“, 2 Boe. (Leipzig, Wruold). Ferner
veriweifen wir Gie auf F. Nobad’s und J. Boud’s ,,Bollftdndige Handels-
Correfpondeng in englifdjer und deutfdher Gpracje” (eipgig, Gumpredt).

&E. BW in F — Jn Ergangung unferer Beantworting in Rr. 1500 thetlen
wir Jhnen uoch mit, da auc) Npothefer F. C. Mtever in Bairenth
reide herbarijdje Vorrathe nad) Modys ,,Synopfis der deutfdjen Flora “*
auf Lager Halt und nach Verlangen der Gammiler diefelben nad Fami-
Vien, Centurien oder auch in eingelnen Species ablajt. Wud) dte Qaubs-
тосе Oberfrantens, befchrieben von Dr. Walther und Molendo (Leip-
aig, Engelmann), find von gleicer Quelle gu begiehen.

&. Sd, in Bien. — Burdhardt’s und Зо ,, Uusfiihrlices thevretifd-
prattif[des Lehrbuch der englifdyen Gpradje’’ 2 Boe. (Leipzig, Amelangy
und Sr. Werber’s ,, Lehrbuch der italienijden Sprace“ (eipzig, Weber)
werden Shrem Bwed ent{predjen.

$. В. 3. 1— 144. — Hofrath Dr. Rudolf Gottfdjall ift 1823 gn Breslau
geboren und Iebt feit 1865 al8 Redacteur der Zeitichrift ,,Uniere Beit’,
ber ,, Blatter fitr literarifde Unterhaltung“’ und als Gehriftftellecr in
Meipgig. Wusfithrlice Biographie finden Sie in Mr. 1267 unferes Blat-
8. — Die beriihmte Diafoniffenanftalt gu Raiferswerth, die fic) eines
Welteufs erfreut, zgahlt unter den ihr angefdfoffenen Yuftituten que
ein Qehrerinnenfeminar. Ginfade Mbreffe an die Direction der Wnftalt
genitgt. — Lamb’s Stridmafdine, twovon eS gurgeit bereits in jeder
дтбвеги Stadt Depts gibt, liefert Striimpfe und viele andere Artitel
vollfommen fertig.

$. 8. ш Frankfurt. — Wir haben joon Hundertmal an dicjer Stelle ev-
flirt, dag e8 gang und gar nicht in unferer Competeng und WAbfidht liegt,
drgtliche Rathichlige зи ertheilen. Wenn Fhnen ein tlidtiger Argt nicht
helfen Гани, fo funen wir es ficjerlid) auch nidt.

Jt. v. PBL in Berlin. — Das Portrat ©. v. Havimann s, bes Berfalfers
der ,,Bhilofophie bes Unbewugten’’, mit einer biographijden Charafte-
rijtit finnen Sie in einer ber ndchften Nummern unferer Beitung er-
marten.

J. OM. in Brag. — Die im Nr. 1479 abgebildeten und bejdyriebenen Tor-
pedoboote der deutiden Marine find nidjt (auc) nidjt bei Unbringung der
Torpedos) unterfeeifd. Der Titel der oberften deut{den Marinebehdrde
heift ,Waiferlide Woinivalitat’, ihe Sik ift in Berlin. — Ueber die uns
bon Yhuen mitgetheilte Erfindung mitfien wir erft das Gutadten unferes
tecjnifdjen Referenten erwarten, ele wiv uns gu entfdeiden vermdgen.

3. В. in Gamburg. — Wie Hatten nidjts gegen ben einen harntlofer
Scherg einguwenden, wenn nur eine Heine Pointe darin enthalten tare.

©. G. in Frankfurt a. M. — Die 5. Wuflage von Ritter’s ,, Geographifd-
ftatiftifdjem Lcxifon’’ (1864 und 1865) ift die Tegte. Cine neue WMuflage
wird in ndédjfter Beit unferes Wiffens nicht erfdjeinert.

$. Я. ш Minden. — Wir Tdnnen unfern Vefern von den Crbffrungs-
feierlichfeiten dev ftvaRburger Univerfitdt eine Neihe trefflider Giluftra-
tionen in Wuasficht ftellen. Dak wir ein fiir bas neue Deutfde Retd fo
bedentendes Ereignif in hervorragender Weije beriidjidtigen werden,
verfteht fic) pon felbjft.

©. Megger in Buitengorg аи? Заза. — Fite die uns freundlicft iber-
mittelte photographifde Wufuahme der GonnenfinfterniZ am 12, Decem-
ber b. J fagen wir Fhuen unjern verbhindlidjen Dank. Die erfolgte
Verwendung der PHetographie in Ne. 1501 unferer Beitung wird Bhrer
Mufmertfamteit nidt entgargen fein.

$. KR. in Madrid. — Mit beftem Dank beftiitigen wir ven Empjang der
drei Gkigzen. Die dagit gehbrigen Wrtitel erbitten wit uns thunlidjt
bald. — Dafy daz ,,Musvo espaiol de antiguédades” von Jofé Gil Dor-
regaray in Bild und Wort foviel gu witn{djen ibrig 1aRt, bedauern wir.
Rad der in deutfhen Blattern daviiber erfcjienenen, fowad) uncidjtiges
Vejprechungen glaubten wir uns jehx gedtegenes und intereffantes Ma-

terial verjprechen gu fonnen.
	Giterarvigche Anzeige.
	Jim Berlage 5е8 \етдефнеен ИР тоебеи ес@теней р
Budhbandiungen gu begieben:   9 und pura alle
	Lehrbuch der italient[aen Sprade.
Зои Змеи Werder, =
	чеууег der italienifden Eprade am Wonferbatorium der Wujtl und art der
Бане ие зи Leipzig.
	те8 20 ат.
	Bow оепиееи Verjfajjer erjchien frimer:
	Lehrbud) der fyanifden Sprade.
	Daher das riidwarisdlidende, be}daulide, niederlanoide
Bol*leben dev Neuzeit und die feltene Vertrautheit des Volts
mit feiner Gefdicte, feinen Helden und jetnen Staatsmdnnern ;
die Gefchichte febt und webt in ihm; fie madt ihm in gewiffen
Momenten die Vergangenheit zur Gegenwart. Spredt dem
Hollander von Wilhelin dem Sdweighamen, nennt ihm die
Admirale be Ruyter oder Tromp, den Сати vons0 Sdhladten,
ein Kind BrielZ, oder folgt im wabrend der Feier eines
nationalen Yabres: oder Gedadjtniptags, fo erfennt ihr den
Holltinder, wie er gang und gcbe ift, in feiner Lymphatifden
Rube, gar nidt mehr wicder; fein bleides Geftdht rothet
fidh, ein zitnbendes Feuer durdftrdmt die Woern, fpannt die
Тот icblaffe Mustelfraft, eleftrifirt den tragen, fchleppenden
Sprahapparat, beflitgelt feinen fcdjlendernden Gang und
macht, mit einem Wort, aus dem Fdeal eines Phlegmatitus
etnen enthufiaftifcen Menfdyen voller Glut und Luft.
	Ws die Mederlande 1863 den забтезаа ihrer Vefreiung
von der Hertfdhaft bes Corfen feftlic) begingen, hatte id) gum
erften. mal Gelegenheit, die Ampbhibiennatur des Hollanders
su flubdiren. Wher dev damalige Subel war falt im Vergleich
mit dem itherjdwengliden Freudenraufd, in dem fic Holland
am verfloffenen 1. Wpril wiegte. Die Whfdittelung des fran-
{Фен 3048 war eben nur eine Epifode: die Einnahme
‘BrielS ourd) die Waffer: oder Nteergeufen war ber Wus-
gangepuntt des nicderlandifden Freiftaats.
	Wohl war es Sufall, dab der jonjt jo argwohntide Her-
jog von Alba jene Eleine Seefeftung von ihrer Belasung ent:
blopt, Bufall, dab gerade in diefem Moment die Kinigin Gh:
fabeth den Geufenfdiffen die Gafifreundfcajt der englifden
Hafen tiindigte und fo eine Whtheilung jener wilden, durd
Эа’ SechredenSherridaft von Haus und Hof vertriebenen
Korfaren, die in ihren Nupfdalen bem-Ocean wie den fdwer-
falligen fpantiden Gallionen trogten, vor Briel fihrie; Bu:
fall, dab ein patviotifder Fabrmann Namens Koppftoc die

lidliche Jdee hatte, den Geufen die Leichte Ueberrumpelung

rielS vorguftellen; Bufall, dafB gerade unter diefen mehr
der Rade und dem Raub als einer politifden Yoee dienenden
verwilderten Geufen Manner wie Читаю, Treslong, Jafob
von Ryd, Sakob Kabiljau fich befanden, die nad erfolgter
Ginnajme, und al8 ihre Gefahrien beutebeladen ihre Sddge
bereits in Gicerheit gebradt und dbavonfabren wollten, die
ungeheure Tragweite des Belites einer feften Operationsbalts
fix Wilhelm ermeffen Eonnten, und deShalb befdlofjen, bid auf
weiteres ihre Groberung 3u behaupten; aber e8 war fein Bu-
fall, bab dad Eleine, auf der Qnfel Voorne, gwet Stunden von
Delft und dret Stunden oberhalb Rotterdam geleqene Briel
die Wiege bes allgemeinen Aufftands ward, und diefer bald
varauf die Conftituirung dir Republi€ der fieben vereinigten
Rrovingen nad) fich 30g. Das Dtab war Гама зи Ueber:
fddumen voll; die Folter und die Scheiter)aufen der Ynquifi-
tion batten die Yiiederldnder gelehrt, gu jterben, pjalmen:
jingend, ja freudig gu fterben; die Bernidtung aller ihrer frei-
beitliden Privifegien, die Verhohnung, die Verlebung threr
Sitten und Gebraiude hatte ihre Bruft mit todlidem Snqrimm
СИИ; о fyftematifce Wusbeutung und Labmlegung des
Wobhljtands, de3 Handels und der Gewerbe durd die redtlofe
Ginfibrung des awangigiten und jehnten Bfennigs gaben
den Wusfdjlag. Bon diejem Wugenbltd an fand Wilhelm von:
Oranien Geld und Soldaten, um das Befretungswerk wenig-
ften3 infoweit glorreic) zu vollenden, dap feine Nadfolger
Morig und Heinrid) von Raffau nur in feine Fubftapfen 3u
treten batten, um ans Riel 3u gelangen.
	Der Lag, den Holland am 1. Wpril 1872 fererte, war mit:
hin im vollen Ginne de3 Worts fein Geburt3tag ; 3 war nidt
nur Briel, welches der Statthalter Philipp’ IT. eingebiipt,
wie Das dDamals mit unglaublider Sdmnelligteit fid) ver:
breitende vldmifche Dilticon befaate:
	Dent егцеп Dag van Wpril
Berloor Duc Ulva jynen ти,
	jonbdern ex verlor aud) das game Sptel jetnes Hervrn und Ge:
bieters. Bon diefer Stunde an war e3 um die Herrfdaft Spa:
niens gefdeben, wenigitend in den fitdlidjen Iieberlanden.
Dab Briel der Mittelpuntt dev Fejtlidhfeit werden muste,
war jelbjtverftindlid); dort, wo vor 800 Jahren die Geujen
gelandet und den Stadtbehirden halb willig, halb wider:
itrebend die Oeffnung der Thore abgwangen, dort landete am
	Feflttag unter jaudgendem Buruf Oranje boven! die von einer
gepangerten Slotille eScortirte fonigliche Sacht, und dort [еде
Wilhelm IL. nach einer herglicen, biedern, echt menfdliden
Rede den Grundjtein gu giver Monumenten: das eine wird die
Avetheit daritellen, wie fie gleid) der Amphitrite, der Todter
nes Oteanos und der Tethys, ben Wogen des Meers entiteigt,
das andere Dentmal ift ein Afyl fiir invaline Geeleute, etn
fprechender Beweis des gicidacitig praftifden und milden
Siimes Hollands. Gin Bantet, das fcon der befdrantten
Raumlidfetten wegen nur eine gewiffe Wnjahl von Theil:
nebmern vereinigen fonnte, befdlo® die officielle Зее. °

Die wahre Feier , die VBolkSfeier, war indeh, aufer im err:
tatholifden Limburg und Brabant, iberall. Jn Stadt und
Yand, auf ben Diincen und im Moor, iberall, wo fich eine
щение Wohnung, Balajt ober Strohbiitte erhob, trug
alles Blumengewinde, Geufenfpritbe, Geufenbander und vor
allem die Oranienfarbe. Wohin man den Blid wandte, war
alles oranienfarbiqg; Gebiude und Sdiffe, Menfden und
Ubiere, trugen die dynaftijden Farben, felbft die drallen
jdinen Seelinderinnen in ihrer fletbfamen Rattonaltradyt
batten Oranienbdnder am Mieder oder in ben Haaren. Dabei
jtet? der Schrei: Oranje boven!

Der Anblie, weldhen Rotterbam bei Tage wabrend 568
gropen biftorifdjen Wufzugs bot, war cin tiberaus pradtiger.
@langte der rotterdamer Umyug aud nict wie jener der
Hauptftadt ourd) ein authentifdes, von den Meergeuien
friher benubtes und gut erhaltenes Giff, fo ftellte er fid)
ihm dod) in jeder andern Begiehung, was WAnordnung, Rete:
ihum, Treue der Cojtitme und Haltung betraf, witrdtg zur
Seite, ja ibertraf ihn in manden Sten.

Der Wufzug gerfiel in vier Hauptabtheifungen (das Ur:
Batavien; das Mittelalter; die freien Niederlande ira 16., 17.
und 18. Jahrhundert; Rotterdam im 19. Sabrhundert) und in
42 Hauptgruppen. Batavier gu Fufs und gue Pferd, mit Keule
urd Wermbruft bemaffnet, croffneten ben Bug: hierauf eine
Sahar vom Kopf bis gu den Fiifen in Gijen gepangerter Rit:
ter; ein Wagen mit Gragmus, dem BVorlaufer der Reformation,
jet Hofnarren in Bods[pringen vor dem Wagen; eine Wn:

реа auf ba8 Encomium moriae de berithmten Rirdhen-
gelehrten, der tro alles feines Crnftes Niederidinder genug
	way, ume der Narrbeit eine Lobrede zu Halten,
	Wooly v. Bontnu, EF умеивИфех General der Зитапеме,
Generaladjutant des RMatfers, Prdfes der General-Ordenscom:
miffion, Ghef des reitenden Feldjitgercorps fowie ded 5. oft:
preupifdjen Snfantericregiments Mr. 41, am LL. Movember 1803
geboten, + am 16. Upril in Berlin.

Anton Frorv. v. Dobl(hoff-Dier, PBrifident der Oefterrei-
Hifdien Staatéeifenbabugefellidaft, 1848 Handelsminifter im
Minifterium Pillergborf und unter Weffenberg Minifter des Suz
nern, feit 1867 Mitglied- des Herrenhanfes, Brafident des Relfs-
wirthfdjaftlidjen Bereins u. f. f., geadjteter (theraler Staatsmann,
im Movember 1800 geboren, f in Wien am 16. April.

Graf Find v. Findenftein, Oberft und Commandeur_des
6. brandenburgifchen Snfanterieregiments Nr. 52, + an den Fol:
gen feiner bet Gt. Privat erlittenen fdweren BVerwundung am
15. April in Frankfurt a. b. O.

Dr. Mar Friedlander, Herausgeber der , Menen Freien
Preffe’ in Wien, talentyoller Sournalifi, 18. Sunt 1829 in Plef
geboren, ¢ in Wien in der Madyt zum 20. Wpril.

Jacques Habu, italienifder Conful in Frankfurt a. M.,
Ghef der weltkefannten Firma L. . Hahn, + dafelbft Mitte Myril.

Kyrillos, ehemaliger Patriarch dev griechifdjen Kirche im
tirfifchen Reich, t auf der Sufel Halfi laut Meldung aus Kon-
ftantinopel yom 6. April, 75 Sabre alt.

Dou Sugenio de Ochoa, tatentvoller fyanifdjer Didjter
und Sehriftfteller, Mitglied dev fpanifden Afademie, mehrmals
Mitglied der Cortes, 1815 yx Lego in Guipuzeoa geboren, f in
Madrid am 29. Februar.

William Redman Ord, englifcher General und Veteran
ned Halbinfelfriegs, Chef des Sugententcorps, F laut Meldung
ans London am 15. April im 60. Lebensjahr.

Antonio Perfetti, ein Meifter der Mupferftedherfunft,
1792 yu Slorenz geboren, т dafelbft in der Macht yum 380. Marz.

Polain, Curator der Univerfitdt Ltittidy und Mitglied ver
belgiicjen Mfademie, durd) feine gefchichtlicjen Korfdhungen itber
litticher Gefchidhte befaunt, + dafelbft am 4. Mpril.

Moris Reichenheim, Mettglied der berliner Firma YW.
Reichenheim SGihne, durch grofe Mohlthattakett ausgezeidhnet,
+ in Berlin in der Macht gum 16. April.

SGerrure, orvdentlider Profeffor der Gefchidte des Mittel:
alteré an der Univerfitdt 3u Gent, vlimifcher Gefchidtsforfdjer
und Mrehdolog, t dafelbft am 6. Wpril.
	Dr. theol. Shore, penftonitter Sridhof von Ct. Afayb, + laut  
	Melbung aus London yom 16. %Wpril, 82 Sabre alt.