№ 1510. 8. дит 1872.
	Silustrivie ssitung.
	vom 12, Ntaiden Unfdein hat. Bet uns vermogen jdon Satern,
Sadfen und Wiirtemberg durd) ihren gemetnfamen Wider:
jpruch tm Bundesrath jede Wenderung dev. Reidhsverfajpung
зи bindern, und dap die monardijden Regierungen diefer
Staaten auf die Ле ihrer Gouverdnetit nidt jobald
verzichten werden, ift wol unfdwer voraudzujagen. дих
Demotratifdhe Schmei3 bilben dagegen die 252,500 Stimmgeber,
welde fic) nidt an cine unficere Sufunft verwiejen fehen
wollen, eine feftgefdfoffene Boalanz, mit der die blog iiber ein
Mehr von einigen taujend Stimmen verfitgenden Gegner auf
die Dauer nicht fertig werden ditrften. G8 fehlt den Wntt-
revifionijten an dem nothwendigiten Glement der Starke, der
Ginbeit, Gie treffen nur in der Verneinung zufammen, wah:
rend ihre fonjtigen Biele weit voneinander abliegen, wenn fie
fic) nicht gar entgegengefest find. Den Ievifionijten fommt
Dagegen der Sug der Zett und in vielen Begiehungen die un-
abweisbare Nothwendigteit 3u Hilfe. Ste werden diefe Vor:
theile gu benugen wiffen, umd wenn die ungebeuerlide Ber-
Bindung der Meformirten mit dem UWltramontanismus ihrer
urfpriingliden Faiulnip jum Opfer gefallen und die ftarfe
fortfdjrittlide Minderheit in Tefjin, Graubiimden und Waad-
land 3ur Mehrheit angewadfen ijt, dann wird eine flug
mobdificirte Erweiterung der Bundessujtandigkeit nidt auf fid
warten laffen.

Bur Befdleuniqung tann c8 nuv gereicen, dah die Can:
tonalgefesgebungen etnen auf fie gegogenen  Meformwedfel
nach dem andern unter Proteft zuriidgehen lajjen miifjen, und
don die nddjte Waffersnoth im Rheinthal mbdte den dort
fo einflubreiden Rlerus ourd) den Wusfall an feinen Gin-
nahinen belehren, dab die Religion bei einer Negelung de3
Volfsunterridts von Bundes wegen weit weniger Gefabr laufe
al8 bei einer noc) weiter hintangebaltenenen Berbauung
der Wildwiiffer oder bet der Wnnahme von gleihem Nap ud
(Феде о
	Woden! dau.
	Эн Фе 09.
		ift fdjlteBlich eine Cinigung mii der Regterung au_ Stande gee
formmen, und dad ganze Geyes hat mit 15 gegen 6 Stimmen Wn-
nahime gefunden.
	Das Programm dermeonardhifd-nationalen Partler
ftellt act Grundfabe auf. Die Rartei will die deutfdjen Intereffen
vertreten und die gleichartigen Beftrebungen in allen deutfdyen
Staaten in ficy vereinigen. Sie wiinfdjt mit der Regierung Hand
in Hand gu gehen, wobet fie den Anfdjauungen folgt, dag in einer
ftarfen fatferlicjen Gewalt und in einer weitern Musbildung ded
Bunbdedraths die befte Blivgfchaft fiiv die Ginheit des Reichs liegt,
wahrend allen Beftrebungen entgegenzutreten ift, weldje auf dte
Herrvfdaft der parlamentarifecjen Mehrheiten Hingielen und dad
Reich grim Ginheitsftaat verfiimmern wollen. Die Sel bftindigfeit des
Neichs auf finangiellem Gebiet fordert eine fo vollftindige Mus-
jtattung des Netchshanshalts durch Meidjsitenern, dag derfelbe
yon den Ddirecten Sufdhiffen der Gingelftaaten miglidft unab-
hingig wird. Die Behandlung dev foctalen Frage erfordert eine
gleichmafige Miucfichinabme auf ме Snteveffen aller Berufs-
und Griverbssweige. Desiwegen miiffen alle fvcialen Beftrebungen,
weldje fic) nicht anf der Bafis ber gegentwirtigen Gtaaté- und
Gefellfchaftaorduung oder im Gegenfag gu der Mationalitdt voll
siehen wollen, nacdhdrictlid) befamypft werden. Bur die Ldfung
ver focialen Wrage ift ме Minvirfung der Kirdye von hervor-
rageuder Bedeutung. Die evangelifdye Rivcye wird aber dem
Staat erft dann in yvollem DMtage Handreidyung 3u thun vere
indgen, wenn if die verheifene Gelbftandigfeit gewahrt wird.
Die praftijeye Mufgabe flix diefen Swe ift nicht Trennung von
Staat und Kirche, foudern Feftfepung und Megelung des Greny-
aebiets, bad bisher ziwifcyen ilmen ftreitig getvefen war.
	Oefierreihifh-ungarifhe Bonardie.
	Im Yeidsrath erftattete der Mtiniter des Зпиети VBeridyt
liber die Rataftrophe in Bigmen und erflirte, daB die Regie
rung fiir Unterftiigungen einen Gredit beanfprudjen werde. Der
Anirag von Herbit, den Finangausfehus zur faleuniaften Bericht:
er(tattung ber die зи gewahrende Gumme anfyufordern, wurde
einitimmtg angenommen, Der Unterridjtémintiter theilte mit,
dag die confefftonellen Borlagen nicht fo tweit gediefen feten, um
nod) in diefer Sigung eingebradjt werden yu fonnen.

Фе Пати фе Wahlfgyladt in Kroatien it wun
gefcjlagen. Monatelang, yon der Mufldfung des agramer Land-
tags am 19. Sanuar №8 зиш entfdheidenden Wabhltag des 29.
Mat, hat eine fieberhafte Aufregung im Land geherrfdt und
jede fruchtbringende Thatigkett beeintradtigt. Die beiden Par-
teien ver Nationalen und der Unioniften Yaben in dev Heftigheit
des RKampfs MNittel der Cinfdhtichterung und ber Gewalt nicht
gejdjent. Veber den Musfall dev Wahlen ligt fic) mit Beftimmi-
hett nicht {prechen. Nach einem Beridjt, den wir fiir den gue
verlaffigien halter, fennt man die Wahl yon 28 Uniontiten
und 47 Nationalen. Gn dret Bezirfen, deren Wahlergebnif nod
nicht befuunt wurde, ift der Steg der Unioniften ungweifelhaft.
Ron den Birilftimmen diirften 4 der Rationalpartet und 23 der
Regierung 3ufallen, fodap die Uniontften nad) diefer Beredy-
nung eine Fleine Mehrhett haben wiirden. Mad) einer andern
Зетефиииа werden die Nationalen liber 54 und die Mnioniften
liber 52 GStimmen verfligen.
	KUAUKL CTH.
	Die Revifion der (dwereri{djen
Sundesverfaffung.
	4 \m verwicenen 12. бат еийатео 16 9 Sdywer3
4/gegen die vorgefdlagene liberale Vervollfommnung
A ibrer Gefammtverfajjung. Bon 22 Standen, d. b.
Fj nen Cantonen als folden, fpradjen fic) nur nem,
von mehr al8 510,000 Biirgern, die an dev Vol£s-
abftimmung theilnahmen, blog 252,500 fitr ete Cr:
weitcrung der gefeggebenden und vollziehenden Ge-
walt des Bundes aus. Ju Deutfehland erregte dtefer Wusgang
einer Dtonde lang anhattenden Bewegung nicht geringe Ueber:
cafchung. Die Schweis gilt nun einmal fiiv das jreifte Land
der Wlten Welt, wd wenn eS aud nicht unbetannt ijt, dah
die tatholifde Bevdlterung der vormaligen, jeluitenfreundliden
Gonbderbundscantone mance mittelalterlide Fejfel als heil-
bringend anfieht und mit dem Schild der fdderaliftifden
Gelbjtandigkeit nedt, jo mubte eB doc) auf den erjten Anblic
befremden, dab and Graubitnden, Teffin und namentlid die
Franzofijde Schweis zu den Gegnern des Fort/dritts 3ahlen.

Die Folgen diefer Wblehuung werden von der freijinnigen
{cweizer ‘Brefje tief betlagt. MXbogelehnt ift die Kraftigung und
Fortbrfdung de8 Wilitarwefens, guriidgemiefen das Verlan-
gen, die Volksfdule aus der Niedrigtett und Verkiimmerung
зи erheben, in rweldher jie von eingelnen Cantonen beharrfid)
erhalten wird, verworfen dev Plan, verniittelS einheitlider
Regulirung der Wilowafjer und Wiederaufforftung ber Hod):
gebirgSgegenden gange Landestheile gegen die Berheerung
риф intmer wiedertehrende Ueberfdywemmungen ficergu-
ftellen, befeitigt dic Bundesgavantie der Freihett von Handel
und Gewerbe und die Freigitgigteit fiir Wusibung der gelebr-
ten Berufsarten, weldje dem Mangel an ersten und Hechtd-
fundigen in ben drmern Cantonen aus dev Ueberfiille der
wohlhabendern abbelfen follte, verweigert ba8 allgemeine
Nerbot von Gyielbanfen, abgefdlagen eine gleidindpige
BundeSgefesqebung gum Shug der Wrbeiter in den Fabrifen,
nie Grweiterung der Nieoerlajfungsfreiheit, die Verbiirgung
polliter Glaubend: und Gewiffensfreihett, der Borbehalt des
nirgends au verfiimmernden Redhts zur Chefdliebung, die
Ab5fchaffung der Lodes- und Briigelftrate, vie Odopfung eines
einheitlicen jdhweizerijden Privatredjts , die Erweiterung der
Bundeszuftindigfeit in begug auf Cifenbahniwefen und Bank
notenansgabe, die obligatovifde Cinhett von tab und Geez
widyt und die Weiterentwidelung dev vielverfprecenden Snifti-
tulion de& Bundesgerichts.

Weniger befrembden mag e3 fdhon, wenn die Vertheidiger
hes Gelbjtheftimmungsrechts ber Cantone die den legtern zu-
flieBenden Gnifdhadigungen aud dem Erivag des cidgendffifden
Bolts und Zolhwefens nidt gefdmalert yehen und auf das
Domgeld, obgleich e3 die Verfehrsfreiheit erheblid) beeintrad-
tigt, unter feiner ‘Bedingung verzidten wollen. Gobald Geld-
opfer angefonnen werden, jtopt der Fortfdritt allenthalben
aut Hindernifjfe, und dex Widerftand§ gegen die legterwabnten
Зо Гаде Отта uns der Lifung der Frage nabher, weshalb
auch diejenigen Reformplane eine Niederlage erlitten, welde,
wie die Wajferrequlirung und bas Spielbantverbot, des all:
gemeinen Beifalls fidjer waren. Die einjidtsvollen patrio-
tifdhen Manner, von denen der Revifionsvorfdlag ausging,
haben zuviel auf einmal verlangt; fie Saben nod mebr
vas Rujtandefommen gewiifer, tn der ganzen Schweiz UWn-
flang findender Berbefferungen davon abhdangig gemaddt, dab
nas Volf aud) andere, nidt fo vollftandig gebilligts CSriveiterun:
gen mit int den Rauf nebme. Hier fonnten die Whneigung
gegen daS Centralifiren, die Befiirdtung, dah man mit
Bundesorganen wol weniger Leidjt fertig werden modte als
mit den felbitgewahlten Gemeindebeamten, der Bernaltsmug,
der Ultramontanismus und wie die Bundesgenofjen des viel:
berufnen Cantinligeiftes noch fonft heiben migen, ihre Hebel
anjegen. Unter diefen BundeSgenojfjen befand fich auch zum
erfter mal das frangofifde Nationalgefiihl. Bisher war es
ala cine Gidjtfeite der jdweizerifden Zujtinde, als nabesu
Boftes Crgebnifp der ungehinderten Selbjtbeftimmung anges
fehen worden, bak Deutidhe, Grangofen, Ytaliener und Mo-
manen in der Unhanglicdteit an dad gemeinfame Mtutterland
wetteiferten und ohne Mistrauen, ohne Veberhebungsverjude
miteinander politijd) verfehrien. Dies fcheint fic) wie tber
Racht getindert zu haben. Die fonft libevalen, fiberwiegend
protejtantifden Cantone Waadt, Genf und Nenenburg fiibr-
ten eine gwar geringe, aber aus{dhlaggebende Mebhrbeit wider
die Verfafjungsrevijton ins Treffen, um, wie das Glaubens-
betenntnip fautete, fic) nicht durd) die Deutfdjen majorifiren,
fid) nidt preupifd) oder bismardifd maden gu laffer. Go
gitigen die fdweizerifden Genofjen defjelben Stamms, rvel:
cher feine centralijtifdjen Netqungen aus den dienftlicen Wn:
forderungen emer erhabenen fort{dvittlidgen Miffion redtfer:
tigt, vermige de8 pliglic) erwadten Rafjenantagonismus in
das Lager dev bisherigen Gegner itber. ES genitgte gur Ber:
werfung der widitigiten, das Staatsmefen jtirfenden Refor-
men, dap ein guter Theil derjelben bereits im Deutfcyen ет
Yufnahme gefunden.

Ueber den Sinn und die vorauslidtlicen Folgen der MUb-
ftimmung-vom 12, Mai bejteht im Xusland wol mande Un-
tlarbeit. Um meijten irren die, welche in jenem Borgang einen
glingenden Sieg der Reaction erbliden oder gar annehmen,
Dag fich die Schwets damit alle jeyt zurticgemtefenen Rechts:
befferungen auf lange binaus unterjagt habe. G8 fteht den
bauerliden Cantonen, wo die Grundeigenthumsarijiofratie
den Chen bejiglofer Brautpaare Hindernifie beretten fann,
jenen Wugenbltc frei, da8 natirliche Recht anguerfennen,

 
 
 
	ое sstinerrhobden ditrjie morgen feine Winkelfdulen in
fSelecten nermanhdeln. und pie voraeichrittenern Gantnre fann-
	Selecten verwandeln, und die vorge}crittenern Gantone fonn-
ten fic) 4. №. Ибег gegenfeitige Greiziigigfeit, gleides Mal
und Gewidt, gleidfirmige Behandlung des Cijenbahn: und
Bantwefens in der Weife vereinigen, daf fie tibereinftimmende
Gefege annehmen. Die-Frage ijt vielmehr nur die, ob die
Bejdlupnahme in diefen Mngelegenheiten von den Cantonal:
gejesgebungen auf ben Bund iibergehen, ob alfo, um den Kern
der Sade urd) einen Vergletd mit unjern BVerhaltniffen in
ein Hellered Lidt gu ftellen, Bundesrath und Neidhatag die
Quftandigtett der andtage und Landesregierungen nod) wetter
als bisher bejdranten follen. Dab hierauf mander aufridtig
freigefinnte Schweizer mit Nein geantwortet hat, wird man in
Deutfhland, wo der Gegenias gwifden Centralismus und
Foderalismus 19 Гай nod) mehr zufpist, begreiflich finden.
Der Vergleich mit den deutjden Zujtdnden Hilft aber auch das
Urtheil begriinden, dap der Revijtonsvorfdlag in ег © фев
iciner Berwirtlidhung viel naber ijt, als e3 nad der Ubjtimmung
	Mus oem Meidstag. — Dre widjtige Frage der Ueber:
tragung der Gefepgebung tiber dads gefammte blirgerlidje Mecht
auf pas Reich warde dure) Laster und Miquel wieder angeregt.
г finnen die zweitigigen, hbchit intereffanten Verhandlungen
nur tn fey gedvdugter Form wiedergeber. Die Wutragfteller ет2
mahuten, in diefen Gegenitand, der anf ein tigliches Beotirinié
ded Volfs hinauslanfe, Feine politijche Leidenfrhaft eingumifdyer.
Milerdings wiirde die Reichseinheit вит die Mechtsembeit ge-
waltig befeftigt werden, aber nur in dem Ginne, in welchem dad
Neich geftiftet worden fei, im Sinne der allgemeinen Wohlfahrt
und det Eutwidelung des Mechtslebens der Nation. Jn weldyer
Hinficht die Sinheit ves Nechts im Stande fei, das herechtigte
Ceben in den einjeluen Staaten 3u unterdritcden, miiffe nod) nadyz
gewiefen werden. Die grofe Melrheit des Boils ftehe dem Wu-
Нав зи Seite und befinde fidj nicht auf feiten berjenigen Sez
gierungen, welche die Medhisetnheit guructweifen. Gegen den
Antvag fpracjen befonders die Bertreter der dret Monigreiche,
Paiern, Gahjen und Wiirtemberg. Der baivifche Minifter FKauftle
wollte nidjt leugnen, daf der WUntrag eine groge innere Beredh-
tigung habe und fogar wiel alter fei als daé febige Феи фе
Reidy; denn fron ime alten иное habe fid) vas Bediirfni® nach
Mechiseinheit gezeigt. Gr machte aber gegen den Wnirag geltend,
daB er gu den vielen Gefesen, weldje noch nidjt in Fleifey und Blut
Der Феи фен itbergegangen feien, nicht noc} ein neues und tr dad
Rechisleben dev Ginzelfiuaten tief eingreifendes fligen wolle. Fer:
пех jet der Mntrag viel gu allgemein und berithre eine еще зон
Materien, bie man nicht ohne Moth andern follte, da jede Menderung
yor Boll miglicherweife fdjwer empfunden werde. Die Ber-
treter Gachfens und Wirtembergs fehloffen fich diefen Crflarun-
gen an, indem fie Singufligten, dag die Dringlidhfeit der beantragz
ten Verfaffungsinderung gar nicht nachgetviefen fet. Der witr-
tembergifde Wtinifter Wdttnachi fiifrte einen Gettenbieb anf
Preupen. Wiiriemberg wiffe aus den Seitungen, fagte er, das
im preupifdjen Sujftigminifterium Gefegentwiirfe tiber den Strafz
procef, die Geridjt@organifation, den Goncurs u, f. w. vorberettet
witrden, aber eine Menntnig§ yon dem Gang und dem Stand diez
jer Urbeiten Habe man in Stuttgart nidjt. Cigentlich follte jeder,
der Befahiqung und Sntereffe бабе, ап dev_nationalen Gefeb-
gebung mitzuwirfen, von Wufang an, wo der Stoff geformt werde,
mifwitten finmen, nicyt evft dann, wenn er fdyou geformt fet. Bet
dem preupifdjen Berfahren entitehe die Gefahr, dag die Rechts:
anfdauungen und Brldungen eines Staats, der allerdings der
grifite fet, зи nationalen witrden, weil die Regierungen, fet es
aus Bequemlichfeit oder aus Пебезенаиив von der Hoffnungs:
lofigtett ihrer Bemiihungen, yulest guftimmen miBten. Mm zweiten
Tage bracjte die Debatte Hauptfachlid) Widerlegungen der Anjiehten
liber die Frage, weldhe am erjten Tage fiir und wider audsgefprodjen
worden waren. MNamentlidy wendete fich Laster gegen die Neden
ber drei Bertreter der Minigretcde und rief dadurch Crwiderungen
hervor. Der Antrag wurde darauf in gweiter Lefung angenommen.
ity denfelben jtinumten die Nativnalliberalen, die Fortfdyritts:
partei und die beiden Neidjsparteien, gegen denfelben daé Gentrum
und bie Gonfervativen.
	Dre ubrigen Wrberten des Reicstags bezogen fidy gundchft auf
die Poftverrrdge mit Portugal und Oefterretdy-Ungarn, die in
erfter, jweiter und drifter Lefung angenommen wurden, ferner
auf das Braufteuergefes, welches in der Sdlugabftimmung Gez
nehmigung erhielt, und anf den Marineetat, Die friihere Marine-
verwaltung erfulr auch bei ber Spectalbebatte wegen ihres Зет:
fabreng fcyarfen Tadel, doch wurde dev Stat nur um eine Kleinia:
eit gefirgt und auferdem die Borlegung eines nenen Flotten-
griindungeplans fiir 1874 gefurdert. Bei der dritten Ферма
Der ertwdhnten Poftvertrage machte der Generalpoltdirector Stephan
unter (ebbajtem Beifall die Mittheilung, daB die Poftverwaltung
eine durdjgretfende Umgeltaltung ded Tarifé fiir Bacetfendungen
yornehmen wolle. Die jest beftehenden 23 verfchiedenen 3onen
follten auf eine etnzige berabgefegt werden, fodaG fiir etn Bactet
bid gu 10 Pfund im ganzen Deutfehen Meich ein Bortofag von
5 Grofdjen auf alle Entfernungen erhoben werde. Cs werbde
fich aber noch ermiglichen, fiir Baclete auf geringere Entfernungen,
entweder von finf ober 3ehn Meilen, eine Ermagigung der Tare
auf die Halfte eintreten gu laffen. Bei der erften Lefung ded
Gejegentwurfs uber dte Verwendung der frangbfifden Krieg:
ent{dadiquig wurden mebrere Stimmen tant, welche yerlangten,
bag man nad Decfung der Kriegsfoften den verbleibenden Melt
nicht als Rriegabeute vertheilen, fondern fitr_allgemeine Reichs:
3wecfe verivenden folle. Der Gefesentwurf murre an einen
Ausfdhup verwiefen. Wan ging nun an ein Wufarbetten und erz
ledigte tn einer Sigung den Reidshaushaltgetat fiir 1871, den
Austieferungsvertrag mit Gngland, den Geldbedarf fir die Cifen-
bahnen in Slfap-Lothringen und die Verwendung des Ueberfchuffes
ber Poftverwaltung wihrend des Kriegs yu einer Stiftung fir
die Boftbeamten. Die gangliche oder theilweife Aufhebung der
Salziteuer wurde abgelehnt, der Antrag auf Ubfdhaffung der itio
in partes gegen die Stimmen des Centrumés und der Bolen an-
genommen.
	Der Auspdup fur das Milttarftrafgefesbuch ift mit
feinen Berathungen yu Ende gefommen. MAllfettig wird anerfannt,
da® der Entwury durch die Berathungen ded Musfchuffes vielfache
Berbefferungen erfalren hat. Зи ver Krage des ftrengen Mrreites
	Dre Oebatte uber das Wrmeegefek rubrte verfadtedene
Generale auf die Rednerbuhne und geftaltete fic}, obgletdy der
Ansgang von vornherein fejtftand, zuweilen fo ftirmifd), dag
ein Handgemenge in nicht allzuweiter Ferne ftand. Das Gefeg
fiibrt die allgemeine Webrpflicht ein und theilt jeden Frangofen,
обие daf eine Gtellvertretung jtattfinden dirfte, vom 20.
big gum 40. Lebensjahr entweder der Armee oder ber Referve
gu, indem ed alle unter den Fahnen ftehende Leute von Wb:
ftimmungen ausfdjliept. Зи den Generalen, welche auf der
Rednerbiihne erfchienen, gepellte fich auch der Hergog von MAumale.
Trochu s Rede war ein politifdyes Teftament wd zugleich eine
Perherrlidhung des preuPtfden Webriyftems. Bis dahin БаНе
fic die Debatte tn den Sdyranfen gehalten, aber pur den
Oberften Denfert und den greifen General Changarnier wurden
bie Leidenfchaften aufgeregt, fodag die Sigung unterbrodjen
twerden mute. Die Rechte feyrie und pf, bie Linfe briillte
und bdrohte mit Fanften. Als die Sigung wieder aufgenommen
wurde, erregte der General Vemple einen neuen Sfandal. Gr
jprach ben Mitgliedern der proviforifdhen Negierung geradezu
allen perfinlichen Dtuth ab und wurde von Gambetta fir geiftes-
frank erflirt. Der Bifchof Dupanloup verwabhrte fic gegen die
Anfrihiung eines ausfdlieplicjen Mlilitarismus. ,, Wenn eine
Ration in etne gerdumige Maferne verwandelt wird fagte er,
fv tft fie deshalb noch Feineswegs eine grofe, oder wol gar die
grbfte Nation der Welt. Cine Gefellfchaft, in welcher alle
Welt Goloat ift, mug nothwendiq barbarifd) werden. Die
praftifde Geite der Frage wurde yon wenigen Mednern beleuch-
tet, Shters, der in den meijren Bunften abweidender Meinung
iit, fehwieg bet den Verhandlungen. Die meiften Wrtifel bis zum
23. wurden mif grofer Mehrhett angenommen, die Beftimmung
3. B., weldje dem Soldaten wrter ver Fahne dads Wabhlredst
nimmi, mit 639 gegen 34 Stimmen. ungen Ceuten, die beim
Aerban, Handel oder Gewerbe befddftigt find, werde eine
wweijdlycige Hinausfchiebung ihrer Dienttzeit bewilligt.
	S dwets.
	Die betoen Mathe haben die Botfdaft, betveffend 51е 9[62
ftimmung uber die Revifion ver Rerfaffung, einflimmig genehmigt
und find darauf von ihren Prafidenten entlaffen worden. Die
Mehrheit rer beiden Iathe hat einftimmig befcjlofien, ihre Wirk-
{ато fiir bie begonnene Bundesrevifion fortgufegen und fchon
in der Bundesverfammlung vom midjften October die Reviftons:
frage wieder in die Hand gu nefmen. Die gegnerifde Partei
ver betden Mathe hat fic) zur Machgiebigfeit bei eingelnen Nrti:
feln bereit evfldrt.

Belgien.

Die Babhlen gu den Provingialradthen haben den
Parteien Gelegenheit gebvten, ihre Rrafte 3u meffen. Sn den
‘Brovingen Antwerpen, den beiden Flandern und Limburg find
die Klerifalen, in den Provingen Hennegau, ИНЬ ино Brabant
pie Liberalen in ber Meehrhett geblieben. Sn Curemburg halten
fic) Rlevifule und Liberale vad Gleidaewidt.
	Spanten.

Gin Bertrag mit den Garliften, den Serrano abz
де [опен hat, gab зи vielen Misdentungen Beranlaffung.
Naddem er felbft im Congres Erfldrungen abgegebert hatte,
genelmigten die WAhgeordneten jenen Bertrag mit 140 gegen 22
Gtimmen. Зи derfelben Gigung leiftete Serrano den Cid ale
Miniiterprafident.
	Cuglano.
	Das Parlament, Buf eine Anfrage Disraeli’s antwortete
Gladjftone, daf der Jufagartifel yu dem Bertrag von Mafhington
nach feiner Unterjetejnung dem Parlament mitgeiheilt werden
folle. Sn einer fpdtern Sigung beftatigte ev die tiber neue Dif:
ferenzen umlaufenden Geriichte, indem er evtlirte, dag diefelben
auf die Berpflidjtungen Гас die Sufunft, weldje England tiber:
nehmen folle, fic) begigen. Lord Enfteld erkldrte Hinlidhtlidy der
Deportation mittellofer Gommuniften aus Franfretd) nad) Eng:
(and, bdaf die Megierung wegen diefer Frage etnen lebbhaften
Brietwedhfel mit Verfailles fire, fied) aber nod) nicht variiber
erflaren fonne, ob Frantreidh fiir den Unterhalt diefer Unglicd:
lidjen verantwortlidy зи macjen fei. Die Ballotbill wurde im
Unterhbaus mit 274 gegen 216 Gtimmen angenommen.