Ne 1510. 8. дит 1812.  
	Sllustrirte Zeitung.
	dung des deut}den Vebrerjtands зе Цай in die Humanijtifcde
und realiftifde. Wile neutfcen Lehrer mitjfen in Sufunfe eine
gediegene wijjenfdaftlide und padagogijde Curdbildung er:
halten. 10) Schon jebt find die wiffenfdyaftlichen WUnforderun:
gen an die Seminarien wefentlicd) au jteigern. Die Geminaz
riften mitijen Unterridt im Cnglifdhen und Frangofifdhen er
yalten, 11) Der Stant ervidytet Corrections: und Retiungs-
anftalten fitr diejenigen Kinder der Armen, deven Entfernung
aus der Familie nothwendig erfcheint. 12) Uuch cup dem Land
muf fiir Qobere Wnjtalten, die der Rategorie der deutiden
Sule angebiren, geforgt werden. — Der Redner evniete
retchen Beifall, die nadvpolgende Debatte bot nichts neues
dar, und die gil, Thefen wurden mit gripter Majoritat
angenommen. GScwar, aus Berlin fprach nun itber die
Soulaufficgt und ftellte dabei folgende Gisze auf: 1) Dte
locale Sechulaufficht mus, principiell genommen, gan weg
fallen. 2) Soll fie aber fortbeftehen, fo hat die politifdhe Ge-
meinde die Organe der Schulaufficht yu wahlen. 3) Die Stel:
len der Schulinfpectoren find aus der Fahl der VolfSfcullegrer
gu befegen. Wahrend Puntt 1 und s von der Verfammlung
angenommen wurden, befdhlof man anftatt Puntt 2 зи ere
laren: ,, dad bejte Correctiv im Gehulwefen ijt die unbedingte
Deffentlidteit ves Unterrichts.//

Mm gweiten Зе ани ито аа exgtit Rector Burgwardt
aus Wismar das Wort: ,,Die Hrfentlide Schule anf gefabr:
(фен Yrrweg.’ Redner findet, dah, wabrend die Sdulbiloung
fic) gehoben, die Sittlidteit gefunfen jet, wenigftens habe dic
BVevallgemeinerung der Bilbung den Fortfdritt der Verbreden
nicht hindern билет. Der Grund liege darin, dab die SGdule
nidjt mehr Erziehungsinftitut fei, fondern zur bloben Sehr: und
Unterridt3anitalt berabgemiirdigt werde. Die Verfammlung
	moge daber beidleben: ,,Die deuticde Зое ИЕ ibrem  
	о nad) in criter Linte Grzichungsfdule gur fittliden
iloung der heutfden Jugend und erjt auf diefer Grunbdlage
in weiter Linie UnterridtSanftalt zur intetlectuellen Bildung
und Uneignung von Kenninifjen und Fertigketten,” Seminar:
	director Yiiben aus Bremen, dem bejonderS dte in gefdloffenen  
	dtethen daligenden Ultramontanen aus Lauenburg, Ytectlen:
burg 2. opponizten, Jnftitutsdirector Bohm aus Berlin,
Seminarbdirector Kehr aus Gotha traten dem Referenten ener:
(9 entgegen. G3 ijt ein beliebter Wngriff, die heutige Sdule
fiir alles verantwortlic) sn maden; Familic, Kirhe, Staat,
bie Preffe wafden die Hande in Unfduld. Goll aber die
Sule an die Bruft [Blagen, fo mu den andern Factoren
sugerufen werden: Gehet hin und thut dedgleiden. Die Re:
jolution de Referenten wird abgelehnt unddafitr die Grilarung
angenommen: ,,G3 iff ciner der ent}diedenften Grundfaige der
пецеги Padagogit, das nur die Sdhule ihre Wufgabe erfillt,
die fowol in der Auswahl und methodifden Behandlung des
Unterridht3jtoffS wie aud) in ber Ginwirtung anf Gemiith und
Willen der Kinder durch dew Unterricht und durd) die Hand-
habung der Budt fid) als Crgiehungafdule erwetit. ит
fonnen die zablreiden fittlichen Schaden wnjerer Zeit nidt der
Boltsjdule zugeldrieben werden, die auf der Hobe unferer
Beit fteht.” Hierauf beridjtete Kiefel aus Breslau itber den
Sinfluf der gegenwartigen politifden, tirdliden und jocialen
Verhdltnijje und Beltrebungen auf die Sdule, und welde
Stellung diefe dazu gu nehmenhat, Die Verfammlung befdliebt
in Begjiehung auf diefen Vortrag: 1) Unfere Vollsfehule fol
eine deut}dhe Nationalvolfsfcule jein, die nidt einem cingigen
Princip yu dienen, fondern vielmehr an der Wufgabe alles
Unterrihts und aller Erziehung, den Menfden gur fittliden
Hreibeit 3u befahigen, mitzuwirien hat. 2) Soll unfere Volts:
cule diefe Wufgabe vollfommen léfen, fo mug fie fich erbauen
auf den Principien einer gefunden deutiden Padagogif, muf
fic) alles fremden, die nationale und ihre frete Cntwicelung
hemmenden Ginflujjes entdufern. Die Gdule hat aud) den
Religionsunterridt nad) padagogifdhen Grundjdigen gu er:
theiten. Der ane ijt eine Bertretung in der Schule gu ge:
wiihren. Die tedjnifce Aufficht hat der Staat durd Fac:
manner aussuiiben. 3) Das Gedeihen der Schule erfordert un-
ter WUufhebung der bisherigen Localinfpection die Beauffidti-
gung Durd) Sadminner jowie die entfpredhende Vertretung
per Volksfdhullehrer in ben Schulvorftanden. 4) Das Gedeihen
der Schule erfordert ferner eine hibere Lehrerbilbung und vor
allem eine yeitgemape Dotation der Vebreritellen. 5) Die Shei:
dung der hehufs Aneignung der Clementarbildung erforder:
liden Sculanftalten nad dem Geldbeutel wideripricdt den
heutigen focialen Verhaltnifjen und der Wufgabe der Volts-
fcule, 6) Das Standesinterejje erfordert die Betheiliqung jedes
eingelnen an dev WUrbeit fiir die Hebung der Sdule und der
Vehrerverhaltnifje oder innigen Wnfdlub an dad Gange зи
gemeinfamen Bejtrebungen. — Wuperdem wird nod der Wn:
trag von Director Heinrich aus Prag angenommen: ,,der Lehrer
dart fid) in politifcben Ungelegenheiten niemals zum Werkzeng
einer volffeindliden Bartei gebraudjen lafjen, fondern Hat
vielmehr ftet3 die Sutereffen de Bolts mit aller Ent} dhieden:
Heit 4u vertreten.”

Um dritten Verfammiungstag опий зима jened in der
Borverfammlung erwahnte Thema: ,,Aufgabe und Organifa:
tion eineS зи begriindenden WUllgemeinen Deutfden Lehrer:
vereing und jein Berhaltnifb yur Wil gemeinen Lehrerverfamm:
lung’, gur Sprade. Theodor Hoffmann aus Hamburg ift Re:
ferent. Wuf feinen Зиму wird diefe Ungelegenheit vertagt
und fommt alfo erjt in nddhftjabriger Berfammlung zum
NAustvag. Naddem noc) zwei Velegramme an den Deutfdhen
Raifer und den ReichStangler abgefendet worden, fpridjt Dr.
Theodor Zimmermann aus Hamburg ber den Sag: , Weldhe
Pej drankungen und welde Srweiterungen de3 Lehritoffs for-
bern unfere Zeit und bie gefunde Pidagogif?’ Die Verjamm:
lung nimmt in begug Hierauf die betben Mefolutionen an:
1) Was unfere Sditler yu erlernen haben, foll evmeitert und
befchrantt werden auf da3, wad fie in den Stand jegen wird,
die Welt, in der fie leben und thatig fein werden, zu verftehen.
2) Unjulaffig ift, dab ixgendein Unterridt fich mit unbeftrit:
tenen Ergebnifjen der Wiffenfdaft in Widerfpruc) febe. —

iermit waren die Berhandlungen beendet, und nad furzem

hlupwort ded erften Пете Theodor Hoffmann wurde
die svangiglte Wilgemcine Deutfde Lehrerverfanumlung (ег
fdloffen.

G8 ijt viel geredet worden, aber allgemein fagt man
fidh, dab e3 fo nicht fortgehen fonne, daf mehr Plan und
Disciplin in die Verfammlung tommen mite, joll ihr Wirten
ein einflupreicjes und erfprieblices fein. Btelleidt bringt dic
Berbinoung mit bem neubegriindeten Deutfden Lehrerverein
eine foldje heiljame Berénderung. Thatfade ift und bleibt
e3, dab in gewaltiqen Dtajfenverfammlungen weit weniger
geleijtet wird, al3 in den Gectionsverfammlungen, Diefe find
Daher mehr wie bisher gu pflegen. Namentlic) zeidynete jich die
		AVY
	Sulustrirte Settuna.
	Wosdenhalender.

 

 

1872  fBroteftanten  sathotiten   und Oriegen   Gubden   sSiirten

: : 5632 1289
Suni е Mai ап веб
9. Е.  2. п. Trimit.!3. n. Pfingit. 28. Craudi 3. 2.
10. M. Onophrins  Margaretha 129. Theopofia   4 3.
1. >.  Затнабаз  Garnabas  30. Sfaat 3. 4.
12. 9%. Забох Antonia 31, ermina 6. Зое. 5.

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13. D.  Zobias Antonius 1, Suftine 7. 2. Felt   6. :
14.5.   Clifaus Заз 2. Mitephor   8. 7. Didume
15. ©. Низ Vitus 3. ЗцеШаи 9. ©. Жайо  $
	alfronomifcber Ralender,

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1872 ie anit ей bet Gonne des Mtondes
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15 5 36 10   12 013   188  4+4 46 1 90
	Sonnenaufgang 3 Ubr 45 Зет. CGonneniuntergang &§ Uhr 15 Min.
тез Biertel dew 14. Juné 8 Uhr 10 Min. friih.

Pond in Erdferue den 9. Juni 4 Uhr madnrittags.

Mond im equator den 15. Juni 5 Uhr nadmittags.
Sulminationsdauer ber Gonne 2/17 ,7 Gterngcit (fittc Mittmod) giiltig).
	Padagoqude Ausfliige.

Die swanztafe Allgemeine Denlfde Lehrerverfammlung.
	Hringiten, dad lieblide Selt, war gefommen, und 3u Zauz
fenden gogen die deutfden Lehrer gen Hamburg, um dort in
freier BVereinigung зи berathen, was der Sdule nitge und
frommme, dann aber aud, um dort cin Bild gu gewinnen von
dem grofen Weltverfehr, dex die alte Hanfeftadt belebt, um
Geift und Herz gu faben an dem WUnblid der pradtvollen Um:

ebung Hamburgs und um dad Meer gu fehen, das wunder-
are, gewaltige Meer.

So Hatten fic) denn zur diedfahrigen Algemeinen Deutfden
Lehrerverfammlung, die vom 20, bis 23. Ла tagte, iber
5000 Theilnehmer aus allen deutfden Gauen jufammen:
gefunden, eine Sahl, die von feiner frithern Verfammlung er:
reidjt worden war. Auch aus Oejterreid) waren viele Sehrer
gefommen, und Rubland, Sdweden, Danemart und Belgien
hatten ihre Bertreter gefendet. Die Gajtfreundfdaft Боли:
burger Biirger und die rafilofe Thatigfeit der hamburger, alto:
naer und wandsbecer Lehrer зе ем lich in glangenditer Weije,
benn obne fie ware e3 gar nidjt miglid getmefen, die Majjen
ber Hefigenoffen unter Dad) und Fac) zu bringen, da durd
ben jtarken Hrembdenvertehr die Gajthife ohnebin gefiillt waren.

Am Montag, den 20. Mai, abends 8 Uhr fand die Bor:
verfjammlung jtatt, in welder Mittheilungen itber die an:
gemelbeten Vortrage und die gu bildenden Gectionen gemadt
wurden und die Wahl des Prajidiums vor fid ging. Cs fdien
fait, alS wollte fid) die Verfammlung bet Bejpredung des
erjten Bortrags: ,,Die Uufgabe und die Organifation eines zu
begriindenden Ullgemeinen Deutfden Lehrervereins und fein
Verhialtnif zur Ullgemeinen Deutydhen Lehrerverjammiung” in
swei gewaltige Heerlager jpalten. Die gewandte Leitung des
Roritands verhinderte dies und febte das gefiirdtete Thema
auf die Tagesordnung der lepten Hauptverfammlung. Bu
Prafidenten wurden unter allgemeinem Beifall Director
Theodor Hoffmann aus Hamburg, Director Berthelt aus
Dresden und Seminardirector Kehr aus Gotha gewahlt. Wah:
rend deS 21, 22. und 23, Mai fanden nun von frith 9 bis
nadmittags 2 Whr die Hauptverfammlungen jtatt. Diefelben
haben nidt rect befriedigt. Wohl madte eB einen grob:
artigen Gindrud, in dem gewaltigen Saal des Gagebiel’}den
Stablifement3 Vaufende von Lehrern gu_ernijter Berathung
beieinander зи fehen, wohl wurde dajelbjt mand evhebendes
Wort gefproden, das in den Hergen der Wnwefenden lebendi-
gen Widerhall fand; aber nur yu oft madte fid) aud) die
hraje breit und jene Selbftiiberhebung, die dem Lebrerjtand
{Фоп fo grofen Sdabden gebradt hat. Gigenthiimlic) war
auch die fdywanfende Pathung der Verfammlung. Gewif findet
in einer fo grofen erfammfung jede WUnfidht ihre Freunde
und ihre Gegner; aber einen feltfamen Gindrud madjte ed
dod, wenn ein durd Zifden und Sdluprufe zum Sdhweigen
gebradter Redner, dem die Wutoritdt ded Prajtdenten wieder
pas Wort veridhalft hatte, am Ende feiner Rede mit donnecn:
dem Applauds belohnt wurde. ]

Qn dev erjten Hauptverjammlung fprad) in gewohnter,
lebendig anregender Weife Dr. Widard Lange itber die
eutidhe Nationalvoltsjdule. Gr ftellte и Thefen auf:
1) 68 ИЕ nothwendig, daf die Sdyulorganijationsfrage Виз
pie bevorjtehende preupiide Gelesgebung fowie durd) die aller
anbern deutiden Staaten balomoglidft cine Lfung findet,
welde den Principien der deutfden Padagogif und den Bee
piirfnifien ded focialen ebend ent{pridt. 2) Die Sdule zer-
fallt naturgemap in die Clementarfdule und in die hobere
Sule, lebtere in die deutide Sdule, die Realidule und
dad Gymnafium. 3) Yn der Clementarjdule wird fein Sdul-
geld entridtet, in der deutfden Schule nur in den vier obern
Rlafjen. Der Uebertvitt eines Clementarfdiilers in eine Rate
доме der hébern Schule und fein Aufiteigen in derfelben wird
einzig und allein abbidngig gemadt von fjeiner Begabung,
nicht aber von den Standeds- und Vermogensverhaltnifjen fet:
ner Yeltern. 4) Die bisher mit ben hohern Schulen verbundenen
fogenannten Borjdulen find aufgubeben. Der Elementar-
unterridht ift 618 jum vollendeten grdlften Jahr der Kinder
augzubdehnen. Gymnafien und Realfdulen find villig gu coor
pinitende wiffenidaftlidhe Bilbungsanjtalten. 6) Die Cle:
mentarfdule und die deutfde Schule bilden in ihrer Vereini-
gung die deutidhe NationalvolEsfdule. 7) Wie fd im Gym-
nafium alle Lehrgegenftinde gruppiren unt die altclaffifdyen
Spraden, in der Realfdule um Mathematif und Давит Тена
fcaften, fo in der deutiden Shule um diejenigen Gegenftinde,
welche am vorgiiglidften im Stande find, Baterlanogliebe ju
erweden und gu beleben, die Webhrtraft des BVolS gu erhihen
und fiir bie bitegerlidben BerufSarten gefdict au maden. 8) Die
Perechtigung jum etnjahrigen Sreiwilligendienjt erhalten in
Зи пит diejenigen Sditler, weldhe das Whiturienteneramen
auf irgendwelder Gobern Schule beftanden haben. ) Die Bil:
	Section fur Seminarwejen unter Lertung der Seminardirectoren
Kehr aus Botha und Baul aus Hamburg durd ire Thatig:
feit aus. Das wird diefe Ungelegenheit fordern. Hangt vod
von der LUmgeftaltung der deutiden Seminare die 3ufunft
des Vollsfchulwefens ab. Dann muh die jeweilige Haupt:
verfammlung bereits da8 Programm der naditjahrigen feft:
Ще Цен, ито die betveffenden Neferenten miijjen etva cin balbes
Sabv vorber ihre Thefen im Vereinsorgan versffentliden, da:
mit jeder Theilnehmer wohlvorbereitet zur Berfammlung tom:
men fann und die vielen unniiben Steqreifreden vermieden
werden. Wuch darf nidt geduldet werden, dab fo viele Nidt:
lebrer amt Seft theilnehmen, der Lehrerjtand ijt mebrmals
durd folche Gajte, die oft nidt einmal zum gebildeten Publi:
fum 3ablen, fcwer compromittict worden.

Sehr reidhhaltiqg und пене war die Lehrmmittel:
ausftellung geordnet. Die Firmen Woler и. Heftermann in
Hamburg und Spamer in Leipzig waren befonders reid) ver-
treten, Wirklid) gropartig aber waren die Sectionen fiir Natur:
wifjen{daften ausgeltattet. Hier erregten die anthropologijden
Lehrmittel von Profelfor Bod in Leipzig bedeutendes Wufjehen,
ebenjo die von Brofefjor Bopp о Не 3Zufammenftellung
von Lehrmitteln der mitrtembergifden Gdulen. Wuf eins
jei Bier noc) bingewiefen. G3 waren zum Theil die pract-
vollen naturbiftorijden Gammlungen de3 Schulwiffen{daft-
liden Bilbungsverein3s in Hamburg ausgejtellt. Gegen den
getingen Beitrag von 9 refp. 12 Sgr. quartaliter fteht jedem
hamburger Lehrer das Redjt zu, dieje Gammlungen derartig
su benuben, dah ev eingelne Gegenfttinde denfelben entnehmen
ud bei feinem Sculunterridt gebraucden fann. Ym vergange-
nen Winter haben 126 Lehrer daraus gegen 3000 Naturtdrper
сперме. Das Unternehmen hat im Jahr 1855 gang Hein an:
gefanden. Moddten andere Orte diejent Betfpiel nadfolgen.
in Beziehung phyfitalifder, optifder und mathematijder
Yehrapparate hat ner Optifer und Mtedhaniker Kosbit fiir die
Yehrer cin ahnlides Whonnement eingeridtet.— Was nun
Hamburg an Sehenswirdigteiten befigt, bas wurde mit gropter
Bereitwitligheit den anwejenden Lehrern gezeigt; die Kunjtaus-
tellung, das Naturhijtorifdhe Ptujeum, der Zoologifde Garten
und dad Aquarium waren fite diejelben unenigeltlich gedffuet.
Ganj befonderer Danf gebiihrt aber dev Hamburg-Wimeritani-
фен Padetfahrtactiengefellfdhaft, welde der Verfammlung
mei Dampfer zu ciner GSlhfabrt big Stade und gu einer
Nordfeefabrt bis Helgoland zur BVerfiigung ftellte. Glidlid
bic, denen e8 gelang, ur lebtern Fabhrt ein Billet gu erhalten.
Sie haben einen Taq erlebt, der ibnen unvergeplich bleiben
	wird. H. © Stbtaner.
	Der St. Cndwigsplak in ster.
	Wenn wir heute unfern Lefer in die einftige deutfde Reichs:
ftadt Mek fahren, fo muh ev fic), trog der vielen ен фен
Uniformen, trop mancder beimifden WUnflange und der an
RKirden und andern Gebauden fichtbaren mittelalterlid- dent:
fdhen Bauart, mit dem Gevanken vertraut maden, ein Stid
frangofifder Grde au betreten, Bon Natur ourd feine Lage
gum Mtittel: und Webergangsland gwifden Deutfcen und
Frangofen beftimmt, nahm Lothringen, als das Stadteviered
mit feinem Gebiet an Srantreid) abgetreten worden war, leidt
Gitte, Sprache und Denkungsart feines neuen Befigers an
und Hat fid) im Laufe dreier Yabrhunderte mit frangofifdem
Wejen derart verquidt, dah feme Bewohner meinen, ein gang
anderer VolfSitamm gu fein al8 die deutiden Itadbarn.

Wahrend im Slag trog Langer Entfrembdung der deutide
Volfsgetft nidjt erftorben und dank der Neubegritndung der
ftrafburger Univerfitdt fidh von neuem зи regen beginnt, wira
c8 in den lothringifden Landen nod geraume Zeit wabren,
ia die GrfenntniB der Bugehorigtcit 3u Deutidland Wurzel

apt.

Obwol Meh Lange eine Freie ReichSftadt war, zeigt e3 dod)
von der reidhSitddtifden Herrlidteit nur geringe Spuren. Bu
einer Feftung erften Rangs mit Citadelle und mehrern Forts von
den welfden Nacbarn umgeldaffen, ward eS von jeher als ein
Ausfallthor gegen Феи [ато betradtet und fiir dte Ver:
fhoneviing der Stadt, deren graue Baftionen gegen die
pon Weinhiigeln und Waldhshen durch[dmittene faftiggritne
Mofelebene gar fehr abftaden, nur wenig gethan. Crit in
der Neugett wurden fdattige Promenaden auf den Ptofel-
infeln fowie Barks mit Wafferwerken und Springbrunnen
angelegt, alte Strafen und Haujer niedergeriffen und neue

ebaut.

у Gin Pla, dev im gangen jeine Ur{pritnglidfeit bewahrt
hat, tit der St. Qudwigsplag, deffen Haufer, in manden
Theilen umgebaut, wol hier und da de3 mittelalterliden
Giebeldadhs enttleidet und mit neuen Fenftern befewt, im
wefentliden den Bauftil der legten Pertode des romanifden
Beitalters tragen. Hallen, aud Lombardhallen genannt, weil
im Mittelalter Raufleute zum gripten Theil aus Oberitalien
dort feilbielten, atehen fic) an den untern Stodwerten der
Hauler hin. .

G8 ijt gerade Martttag, an dem wir den Play betveten.
Der Federvichhindler zur Redjten auf unferm Bild hat eine
Reihe fmachafter KRapaunen, deren Zudjtland Lothringen
ijt, wie Clfafh dag der fetten Ganje, gum Verkauf ausgelegt.
Gine forgjame Hausmutter pritft mit einer feinen Kenner:
miene die Gitte eines Gonntagsbratens, eines pradtigen
Rapauns, wihrend uns da8 verjdmigte Ladheln des Bauern
bie Hoberjeugung verfdafft, bab er jein Gefdhaft gqrinblicd
verjteht und der Handel nicht gu jeinen Ungunften augfallen
wird. Der fdharf ausgepragte Lypus des Nebenftehenden
und defen von charatteriftifden Gelten begleitete fittlide
GCuiriiftung iiber die Bumuthung, gegen den Glauben jeiner
Biter zu handeln, laffen und iiber fetne Whtunft feinen
MAugenblic im Bweifel; е8 ift einer von den wolf Stémmen,
welde in Mek ihr gweites Kanaan gefunden. Die fic im
Rordergrund abjpielende Gcene der.,, Mavttbauernfangerei “
	 бей, weniafter3 aus den tienen der Umjtehenden gu
	{ilicBen, auf eine LiebeSbegeugung, einen Oder; binaus:
sulaufen, den fic) dic betden jungen Burfdhen mit der hibfden
Hoferin erlauben. Ptag der Beweggrund fein, welher ex
wolle, die refolute altere Nadbarin halt fiir betde Halle ein
energies Gingveifen fiir bad Befte. Mit etnem frei}enden
MortiGwall tritt fie als Befdhigerin der Unfduld auf, wie
fte qugleidh durd) fcdhlagende Beweife darthut, dab aud) Пе die
Ausiibung der Parktpolize guftehe. Yn einer Seitenhalle
hat ein jidifdher Charlatan cine Schar tauflujtiger Land: und
Gtadtbewohner an feinen improvifirten RKautftand herbet-
suloden gemuft, die Bortrefflidteit fetnes Krams mit feltener
Rungenfertiqteit anpreifend. DOte Blague verfeblt ihren Swed