schon die elterliche Wohnung und kam oft vor 9 Uhr abends nicht zurück. Als ein körperlich mehr schwacher als kräftiger Junge war ich von früh auf gegen Krankheiten nicht gefeit und so hielt mein Körper diesen harten Ansprüchen nicht lange stand. Aus einem kaum beachteten geringfügigen Unfall entwickelte sich eine äußerst bösartige Bleivergiftung, die bedenkliche Formen annahm und mich nach langwieriger Heilung zwang, den Beruf aufzugeben. Körperlich nicht minder elend als seelisch bitter enttäuscht, war ich willenslos geworden, und habe dem Drängen meines Vaters nachgegeben, sein Handwerk zu erlernen. Ehe ich also richtig zur Besinnung kam, saß ich neben ihm auf der Schneiderbank. Für mich waren es lange Jahre von tiefster Unzufriedenheit und voller Verzweiflung. Das mußte schließlich die Harmonie zwischen mir und meinen Eltern zerstören, denn die Gegensätze wurden von Tag zu Tag härter. Wo wollte ich aber hin mit meinem festen Entschluß, Künstler zu wer
den, da mir die Welt außerhalb des Elternhauses eine nebelhafte Vorstellung war? Ich mußte schon die drei langen Lehrjahre durchhalten, bis ich mein Gesellenstück gemacht hatte und vom Innungs
meister freigesprochen wurde. Die nunmehrige Möglichkeit, jetzt Geld verdienen zu können, ließ mich hoffen, den Verdienst solange zu sparen, bis sich damit mein Studium bestreiten ließe. Deshalb blieb ich unter erträglichen Verhältnissen noch ein halbes Jahr lang Gehilfe bei meinem Vater, um mit den Ersparnissen dann mein Schicksal eigenhändig zu wenden. Mich für die Akademie vorzube
reiten, trat ich im Mai 1913 in eine Münchner Privatschule ein. Diese führte ein gesellschaftlich gewandter und geschäftlich nicht min
der geschickter Maler, dessen Schülerkreis aus Leuten aller Welt zu
sammengewürfelt war. Atelierjargon und snobistisches Zigeunertum traf sich mit der Prahlerei verkrachter Genialität. Als ein armer Schüler fand ich dort nicht meinen Platz und so verjagte mich das schon nach den ersten Tagen. Jetzt suchte ich nach einer weniger großspuri
gen Malschule, fand aber nur eine, die lediglich billiger war; auch dort war die Luft schlecht und der Kern verfault. Gberall machte sich jene verlogene Scheingenialität breit, die mit Maulheldentum,
anspruchsvoller Fantasterei und einem wild ins Kraut schießendem Selbstbewußtsein die Zeit vor dem Kriege kennzeichnete. In dieser
den, da mir die Welt außerhalb des Elternhauses eine nebelhafte Vorstellung war? Ich mußte schon die drei langen Lehrjahre durchhalten, bis ich mein Gesellenstück gemacht hatte und vom Innungs
meister freigesprochen wurde. Die nunmehrige Möglichkeit, jetzt Geld verdienen zu können, ließ mich hoffen, den Verdienst solange zu sparen, bis sich damit mein Studium bestreiten ließe. Deshalb blieb ich unter erträglichen Verhältnissen noch ein halbes Jahr lang Gehilfe bei meinem Vater, um mit den Ersparnissen dann mein Schicksal eigenhändig zu wenden. Mich für die Akademie vorzube
reiten, trat ich im Mai 1913 in eine Münchner Privatschule ein. Diese führte ein gesellschaftlich gewandter und geschäftlich nicht min
der geschickter Maler, dessen Schülerkreis aus Leuten aller Welt zu
sammengewürfelt war. Atelierjargon und snobistisches Zigeunertum traf sich mit der Prahlerei verkrachter Genialität. Als ein armer Schüler fand ich dort nicht meinen Platz und so verjagte mich das schon nach den ersten Tagen. Jetzt suchte ich nach einer weniger großspuri
gen Malschule, fand aber nur eine, die lediglich billiger war; auch dort war die Luft schlecht und der Kern verfault. Gberall machte sich jene verlogene Scheingenialität breit, die mit Maulheldentum,
anspruchsvoller Fantasterei und einem wild ins Kraut schießendem Selbstbewußtsein die Zeit vor dem Kriege kennzeichnete. In dieser