Der Ausbruch des Krieges riß mich in die von überstürzenden Ereignissen erschütterte Gegenwart. Damit wurde das Schöpferische in mir gewaltsam wachgerüttelt und unaufhaltsam vorwärtsgetrie
ben. Jetzt begann ich mit der langen Reihe meiner Kriegsblätter, die mir, ganz unerwartet, auch den ersten öffentlichen Erfolg ein
brachten. Im Sommer 1915 wurden meine Holzschnitte von der Graphischen Sammlung des Bayr. Staates angekauft, kurz darauf folgten Erwerbungen der Museen in Berlin, Hamburg und Basel./
Aber meine Gesundheit war durch die Not der letzten Jahre keine erfreuliche, darum wurde ich auch erst im Winter 1915 zum Militärdienst ausgehoben.
Im Frühjahr 1916 kam ich dann als Kanonier an die russische Front, die kurze Zeit darauf unter dem ungeheueren Druck der Brussilow
Offensive bebte. Es blieb diese für mich das gewaltigste und zugleich erschütternste Erlebnis des Krieges. Eine genesishafte Landschaft, nur Sumpf und Sand in monotoner Abwechslung und auf diesem erbarmungslosen Boden wochenlange Schlachten in einer asiatisch wahn
witzigen Verschwendung an russischenTruppen; dazu der betäubende Lärm durch lange und heiße Sommertage, das markerschütternde Schreien der Verwundeten in den hellen kurzen Nächten und zu
letzt der alle Lebenden zur Verzweiflung bringende Leichengeruch: Eine Apokalypse grauenhafter Schrecken und ohne ein erlösendes Ende! Stand diese barbarische Kriegsgewalt des Ostens in einer an Grausamkeiten gewöhnten Landschaft, so war dagegen der Krieg im Westen der Ausdruck menschlichen Wahnsinns. In einem Kulturland, wie es der Boden Frankreichs und Belgiens ist, litt jede Pflanze und jeder Stein auch dieses Unglück mit, denn alle Gestalt der Dinge, seien
sie gegebene oder von Menschenhänden geformte, ist dort tief mit dem Schicksal der Menschen verbunden. In diesem Miterleiden liebte ich die sanfte Versunkenheit romanischen Geistes in Loth
ringen, die gotische Klarheit Nordfrankreichs und die sinnlich gütige Reife Flanderns wie den adeligen Stolz brabantischen Bodens.
Ich habe, wo ich hin kam, viel gezeichnet und auch meine besten Holzschnitte, wie die «Schöpfung», «Die blinden Kameraden», «Opferung der Mütter» und mehr, im Unterstand geschnitten.
1919 entstand in unmittelbarem Nacherleben des Krieges mein gra
ben. Jetzt begann ich mit der langen Reihe meiner Kriegsblätter, die mir, ganz unerwartet, auch den ersten öffentlichen Erfolg ein
brachten. Im Sommer 1915 wurden meine Holzschnitte von der Graphischen Sammlung des Bayr. Staates angekauft, kurz darauf folgten Erwerbungen der Museen in Berlin, Hamburg und Basel./
Aber meine Gesundheit war durch die Not der letzten Jahre keine erfreuliche, darum wurde ich auch erst im Winter 1915 zum Militärdienst ausgehoben.
Im Frühjahr 1916 kam ich dann als Kanonier an die russische Front, die kurze Zeit darauf unter dem ungeheueren Druck der Brussilow
Offensive bebte. Es blieb diese für mich das gewaltigste und zugleich erschütternste Erlebnis des Krieges. Eine genesishafte Landschaft, nur Sumpf und Sand in monotoner Abwechslung und auf diesem erbarmungslosen Boden wochenlange Schlachten in einer asiatisch wahn
witzigen Verschwendung an russischenTruppen; dazu der betäubende Lärm durch lange und heiße Sommertage, das markerschütternde Schreien der Verwundeten in den hellen kurzen Nächten und zu
letzt der alle Lebenden zur Verzweiflung bringende Leichengeruch: Eine Apokalypse grauenhafter Schrecken und ohne ein erlösendes Ende! Stand diese barbarische Kriegsgewalt des Ostens in einer an Grausamkeiten gewöhnten Landschaft, so war dagegen der Krieg im Westen der Ausdruck menschlichen Wahnsinns. In einem Kulturland, wie es der Boden Frankreichs und Belgiens ist, litt jede Pflanze und jeder Stein auch dieses Unglück mit, denn alle Gestalt der Dinge, seien
sie gegebene oder von Menschenhänden geformte, ist dort tief mit dem Schicksal der Menschen verbunden. In diesem Miterleiden liebte ich die sanfte Versunkenheit romanischen Geistes in Loth
ringen, die gotische Klarheit Nordfrankreichs und die sinnlich gütige Reife Flanderns wie den adeligen Stolz brabantischen Bodens.
Ich habe, wo ich hin kam, viel gezeichnet und auch meine besten Holzschnitte, wie die «Schöpfung», «Die blinden Kameraden», «Opferung der Mütter» und mehr, im Unterstand geschnitten.
1919 entstand in unmittelbarem Nacherleben des Krieges mein gra