DAS PLAKAT




NUMMER 2




4. JAHRG./1913




MITTEILUNGEN DES VEREINS DER PLAKATFREUNDE




DIE BEZUGSBEDINGUNGEN SIND AUF DER LETZTEN TEXTSEITE ANGEGEBEN EMIL PREETORIUS




VOM DR. RICHARD HESSBERG


Von allen den vielen Graphikern unserer Tage, ich nenne nur Bruno Paul zur Zeit seiner Simplizissimustätigkeit, Th. Th. Heine, den leider so früh verstorbenen Rudolf Wi1ke , Olaf Gu1 -
branson, Lucian Bernhard, u. a., wobei ich von reinen Buchgewerbekünstlern wie W. Tiemann, E. R. Weiss usw. absehe, scheint mir Emil Preetorius insofern eine besondere Bedeu
tung und Stellung innerhalb graphischen Schaffens zuzukommen, weil er sich als ein fast in Reinkultur
graphisch denkender und empfin
dender Mensch wie Künstler erweist. —
Unter diesem Gesichtswinkel allein können seine bisherigen Werke betrachtet werden. Und ich muss
es als eigenartige Verquickung seines Schicksals mit den Geschicken so vieler moderner Män
ner des Handels und der Technik bezeichnen, das auch Preetorius als Künstler ganz Autodidakt,
ganz Selfmademan ist, durchaus im Sinne der schon vorher ange
deuteten Auffassung der Graphik als besonderer ureigenster Ausdrucksform modernen künstlerischen Denkens. —
Geboren 1883 in Mainz, folgte er seinem Lebenswunsch, Künstler zu werden, nach abgelegtem juristischem Referendar- und Doktorexamen. Dem damals schon fast fertigen Künstler gab die sofort be
In dieser Zeitschrift und vor ihrem Leserkreis die Bedeutung moder
nen graphischen Schaffens in seinen
viel verzweigten Beziehungen zu neuzeitigem Leben auseinanderzu
setzen und aufzudecken, hiesse sicherlich Eulen nach Athen tragen. Wenn auch die vornehmste Domäne unsrer Zeitschrift stets und naturgemäss die Pflege der An
wendung graphischer Künste bilden muss, so ist sie doch nie an selbständigen Aeusserungen dieser Kunstgattung vorübergegangen. Und an ihrem Teile hat auch sie dazu beigetra
gen, die prächtige Entwicklung der Graphik als eigenen unabhängi
gen Bestandteiles künstlerischer Betätigung zu fördern. Sie folgte damit verständnisvoll dem Geiste der Zeit, aus dem heraus sich auch, mit der Wiederbelebung künstlerischer Forderungen auf allen Gebieten des Lebens, das graphische Schaffen entwickelt hat.
Meines Erachtens ist das Impres
sionistische, was bei aller kühl dekorativen Geschlossenheit dem graphischen Blatt anhaftet, ein unmittelbarer Eindruck und eine kongenialere Wiedergabe unseres hastenden und schnell eilenden Lebens, als jede andere Art künstlerischer Darstellung über
haupt. —Emil Preetorius
Katalogtitel