man zu einem Menschen erst Sympathie fassen könnte, wenn man heraus hat, ob er zum introvertierten oder zum extravertierten Typ gehört. Wodurch an sich nichts gegen die Jungsche Typenlehre oder gar gegen psychologische Forschung gesagt sein soll.
Ein Einwand meldet sich mir selbst, und wenn ich seine Berechtigung nicht anerkennte, würde ich gar nicht sprechen: Der Deutsche braucht das Wort neben dem Bilde; er ist nicht bereit zu genießen, ehe er nicht überzeugt ist, „begriffen“ zu haben, und auch ich glaube, daß das Wort helfen kann, die erste Fremdheit zu überwinden. Aber man hat nur etwas von den Dingen der Kunst, wenn man sie liebt, und lieben muß man selber, es genügt nicht, sich etwas Vorlieben zu lassen!
Ich möchte noch von einer zweiten Anschauungsart sprechen, die, wiewohl seltener formuliert, durch die Entwicklung der modernen Baukunst in der Luft liegt, nämlich
jene Auffassung, die vom architektonischen Raum ausgeht, ihn als das Gegebene und Ganze ansieht und das Bildwerk als seinen Teil.
Dieser Teil hat die Funktion, das Ganze zu schmücken, also sich ihm unter- oder wenigstens einzuordnen. Eine solche Forderung stützt sich auf den alten Satz, welcher die Architektur als mater artium, als Mutter der Künste, bezeichnet und der wie so mancher alte Satz auf Treu und Glauben weiter mitgeschleppt wird, obwohl er, in dieser allgemeinen Fassung wenigstens, durchaus und beweisbar falsch ist. Denn sowohl die
FRIEDRICH AHLERS-HESTERMANN : ERINNERUNG AN EINEN FLUSS. 1931