MENSCHEN




SONDERHEFT




VON GRAPHIK DER „GRUPPE 1919 DRESDEN


der Uebergang ein Untergang wäre? Und vieles war noch nicht gesagt. In manchem steckt eine ethische Kraft, die ganz leicht an die Verneinung der Kunst rührt oder wenigstens etwas anderes aus ihr machen möchte, eine Proklamation der Liebe, einen neuen Glauben an die Menschheit. Ein Wahrheitsfanatismus brennt an einigen Stellen, der zur Selbstbesinnung und Läuterung zwingt. Ihr könnt Euch an solchen Werken prüfen. Ist das nicht genug? An wenigen, aber wo wäre das anders gewesen.
In Dresden lebt seit Frühjahr die „Dresdner Sezession, Gruppe 1919“. Der Choral der Türme und das leise ergrauende Haar dieser Stadt stehen niemandem mehr im Wege. Wenn nicht alles trügt, tagt es hier, und die Sezession wird helfen. — Graphiken von P, A. Böckstiegel, Constantin von


DR. WILL GROHMANN


Expressionismus — für viele nur Stilzwang der Zeit, Erlebnis aus dritter Hand und darum Aesthetik. Selten war ein Wort so rasch diskreditiert. Nun fragt der Chor: wo ist die Ekstase, die Vision, die Geistigkeit, wo bleibt das heimliche Wunder? Sind sie nicht genau so akademisch, so profan, so aufgeregte Schauspieler eines vorgeschriebenen Textes? Machen dieselben Scherze und führen nur den Griffel anders. Was geht mich der Geist an? Dann lieber Brot.
Gewiß, dann lieber Brot. Denken wir nicht an die Macher, nicht an das Wort. Schaut und prüft. Um weniger Gerechter willen durften die
andern weiterleben. Ich bestreite nicht, der Petrus von Moissac und die Reliefs von Sakkara sind absoluter, aber könnten wir weiterleben, wenn uns


BUCHFOLGE NEUER KUNST




2. JAHRGANG




VIII (NR. 62/65)