Hans Franck Zwei Gedichte


1
Ich ging heut nacht zu allen sieben Weisen Und bettelte um Gottes Geistgestalt.
Verzückt wies jeder mich vor seinen Spalt, Und keiner hörte, als an ihrem Preisen
Mein Glaube barst, und ich mit einem leisen: Ich sah IHN nicht! in Tod versank. — Umhallt Von Urgetön erbebte ich . . . Gewalt
Entführte mich aus mir zu den Geleisen
Des Lichts ... die Kraft, die sich um mich gekrallt, Erzitterte, verschwand . . . und: als — geballt
Zu Donnerton — verrollt das Lied der Sphären,
Erlosch das Licht — da ward ein großes Kreisen, Und in dem Kreisen ward ein Kreisgebären
Ohn’ Ende . . . Sah ich — sah ich den Geist, ihr Weisen?
2
Dich aber, Seele, werden Schwingen tragen Hinweg ob allem Werdewollengrauen. —
Was weinen dort die Kinder und die Frauen?
Was starren Mann und Greis auf einen Schrägen?
Warum umwolken meinen Heimweg Klagen? Wem schleudert Schreie dort das Schmerzebrauen? — Ein letztes Mal bist du Herniederschauen,
Und schnell entfliehst du, Seele, allen Fragen. —
Nun wandelst du auf deiner Heimat Auen — Schon fielen von dir ab die schweren Schwingen — Und du wirst wieder Klang im Kräfteklingen
Wirst Wellen in dem Lichterwogenblauen, Wirst Hauchen in dem Weltenatemsingen,
Wirst — alldurchdrungen — wieder Alldurchdringen.