MENSCHEN GRAPHIK UND PLDEASTIK
VON MITGLIERN DER
NOVEMBERGRUPPE BERLIN
DR. ADOLF BEHNE
Die radikalen Künstler, die sich kurz nach der Revolution der Arbeiterund Soldatenräte zunächst in Berlin zu einer Gruppe Zusammenschlüssen, legten, als sie sich den Namen „Novembergruppe“ gaben, ein Bekenntnis ab zum Sozialismus und zur Revolution. Und gerade sie durften sich zum 9. November — in einem Optimismus, den freilich die Folgezeit Lügen strafte — bekennen, ohne in den Verdacht des Novembersozialismus zu geraten, weil sie fast alle schon seit Jahren in der Revolution standen, in jener künstlerischen Revolution, die der politischen voraufging.
Es gibt immer noch kunstliebende Bürger, denen ein Inbeziehungsetzen der beiden Dinge — kurz gesagt: Expressionismus und Weltrevolution — unsympathisch ist. Sie finden es unsachlich, die Dinge in einem Ätem zu nennen. Kein Wunder bei Menschen, die in der Welt der Kompromisse leben und sich wohl fühlen. Mit den Befreiungsenergieen der neuen Kunst haben sie sich abgefunden, aber sie wünschen auf keinen Fall, daß die hier als interessant empfundenen Energieen über den Bildrahmen hinaus weiter wirken. Die Wirkung soll als füne ästhetische auf den Kreis der
Kenner beschränkt bleiben. Eine Wirkung über diesen Kreis hinaus auf die Menschen lehnen sie als unkünstlerisch ab. Kunst hat nichts mit Politik zu tun. Die neue Kunst möchten sie ebenso isoliert wissen wie die bis dahin geliebte Kunst der typisch deutschen Naturalisten — Impressionisten im Gleichklang mit den Franzosen kann man sie wirklich nicht nennen —, die in ihrer Glaubenslosigkeit und Routiniertheit eine ganz echte bürgerliche Kunst war.
Wenn jetzt dieselben kunstliebenden Bürger angefangen haben, expressionistische Kunst zu kaufen und zu sammeln, so schließen sie selbst
redend wieder ein Kompromiß. Sie empfinden nicht das Geistige der neuen Kunst, das ja ihrem Geiste feindlich ist, sondern sehen ausschließlich die ihren Äugen ungewohnte Oberfläche, die sie als Ueberraschungsreiz genießen. Das Kompromiß besteht darin, daß sie eine Kulturbewegung vor sich selbst zu einer Mode degradieren, — um sie mitmadien zu können.
Leider sind wir auch in der Kunst noch weit von einer Diktatur des