Kompromisse aufheben können. Sie steht in der Luft. Den Zusammenhang mit der bürgerlichen Kultur zerreißt sie mehr und mehr. Die proletarische Kultur aber ist noch in den Anfängen. Der Sieg der künstlerischen Revolution ist erst voll errungen — und auch der Sieg der politischen Revolution! — wenn die neue Menschheit, deren Bringer das Proletariat ist, die neue Kunst trägt.
Die neue Kunst und das Proletariat zusammenzuführen, diese Arbeit zu leisten, ist wohl die wichtigste Aufgabe der Novembergruppe. Durch den Zeitpunkt, in welchem sie sich bildete, durch ihren Namen und durch ihr Programm hat sie diese Aufgabe ausdrücklich auf sich genommen. Für viele ihrer Mitglieder ist diese Aufgabe nicht neu. Es sind unter den Begründern Künstler aus dem alten Kreise der „neuen“ Secession. Ich vermute, daß sich gerade in diesem Namen zum ersten Male die Empfindung aussprach, daß die neue Kunst einen neuen Träger haben müsse; daß die Bourgeoisie Feind sei, daß der Uebergang zu bahnen sei für neue, ursprüngliche Menschen. Und einige der bekanntesten Mitglieder haben jahrelang an der „Aktion“ mitgearbeitet.
Wenn die Novembergruppe ihr Ziel erreichen will, muß sie mehr sein als eine Ausstellungsgruppe. Die Ausstellung kann ihr nur ein Mittel der Wirkung auf die Massen sein. Selbstverständlich darf sie nicht den Charakter der bürgerlichen Salonausstellungen übernehmen. Sie muß den bisherigen Typ der Ausstellung revolutionieren. Ihre erste Ausstellung im Berliner Glaspalast 1919 blieb hierin noch hinter den Erwartungen zurück, hat aber auf das klarste bewiesen, daß das Interesse des Publikums, das ja nur hier ein wirkliches Massenpublikum ist, für die neue Kunst in stärkster Intensität existiert. Schon diese erste Ausstellung der Novembergruppe hat durch ihr Material revolutionierend auf große Massen gewirkt. Die nächste Ausstellung wird auch durch ihren Charakter, durch die neue Art der Darbietung Revolution bringen müssen. Im Programm der Novembergruppe ist es klar ausgesprochen, daß diese Gruppe, die bald alle radikalen Künstler Deutsch
lands zusammenfassen wird, weder ein wirtschaftlicher Interessenverband,
noch ein bloßer Ausstellungsverein ist. Die Novembergruppe kämpft für ein kulturelles Programm, sie fordert Einfluß und Mitarbeit bei allen Auf
gaben der Baukunst als einer öffentlichen Angelegenheit, bei der Neugestaltung der Kunstschulen und ihres Unterrichts, bei der Umwandlung der Museen, bei der Vergebung der Ausstellungsräume und bei der Kunstgesetzgebung.
Je weniger sich die Novembergruppe auf Kompromisse einläßt, um so sicherer wird sie ihr Ziel erreichen. Es gibt nicht nur Novembersozialisten, sondern auch November-Expressionisten. Bei ihnen ist Vorsicht geboten, weil diese Art von Expressionismus, auch wenn sie sich sehr radikal gibt, häufig nur ein Kompromiß ist.
Der Berliner Gruppe haben sich bisher Ortsgruppen angeschlossen in Hamburg, Karlsruhe, Halle, Magdeburg, Stuttgart, Hannover, Kiel, Wien und Zürich. Verbindung mit dem Ausland ist angebahnt. Im November dieses Jahres hat sich die Gruppe mit dem Berliner Arbeitsrat für Kunst zu einer engen Arbeitsgemeinschaft verschmolzen. Beide Korporationen datieren seit dem Umsturz im November 18. In dem ersten Rundschreiben der November
gruppe heißt es: „Unserer jahrelangen Kampfansage ist endlich der Kampf gefolgt. Die politische Umwälzung hat für uns entschieden. Maler, Bild
hauer, Architekten des neuen Geistes — die Revolution fordert unsre Sammlung“. Und im Programm des Arbeitsrats: „In der Ueberzeugung,
daß die politische Umwälzung benutzt werden muß zur Befreiung der Kunst von jahrzehntelanger Bevormundung, hat sich in Berlin ein Kreis einheitlich gesinnter Künstler und Kunstfreunde zusammengefunden“. Der Leitsatz des Arbeitsrats lautet: „Kunst und Volk müssen eine Einheit bilden. Die Kunst soll nicht mehr Genuß Weniger, sondern Glüch und Leben der Masse sein. Zusammenschluß der Künstler unter den Flügeln einer großen Baukunst ist das Ziel“.
Die Tendenzen der beiden Korporationen sind also identisch. Viele Mitglieder der Novembergruppe waren bereits Mitglieder des Arbeitsrats.
Die bisherigen Taten des Arbeitsrats sind: die Ausstellung unbekannter Architekten bei I. B. Neumann, Berlin, Frühjahr 1919, die Ausstellung für Proletarier im Osten Berlins (Freie Jugend) Winter 19/20. Als Flugschriften
erschienen Bruno Tauts Architektur-Programm und der Aufruf „Ton“ des Bildhauers P. R. Henning. Als erste Buchpublikation erschien „J A, Stimmen aus dem Berliner Arbeitsrat für Kunst“.
Die neue Kunst und das Proletariat zusammenzuführen, diese Arbeit zu leisten, ist wohl die wichtigste Aufgabe der Novembergruppe. Durch den Zeitpunkt, in welchem sie sich bildete, durch ihren Namen und durch ihr Programm hat sie diese Aufgabe ausdrücklich auf sich genommen. Für viele ihrer Mitglieder ist diese Aufgabe nicht neu. Es sind unter den Begründern Künstler aus dem alten Kreise der „neuen“ Secession. Ich vermute, daß sich gerade in diesem Namen zum ersten Male die Empfindung aussprach, daß die neue Kunst einen neuen Träger haben müsse; daß die Bourgeoisie Feind sei, daß der Uebergang zu bahnen sei für neue, ursprüngliche Menschen. Und einige der bekanntesten Mitglieder haben jahrelang an der „Aktion“ mitgearbeitet.
Wenn die Novembergruppe ihr Ziel erreichen will, muß sie mehr sein als eine Ausstellungsgruppe. Die Ausstellung kann ihr nur ein Mittel der Wirkung auf die Massen sein. Selbstverständlich darf sie nicht den Charakter der bürgerlichen Salonausstellungen übernehmen. Sie muß den bisherigen Typ der Ausstellung revolutionieren. Ihre erste Ausstellung im Berliner Glaspalast 1919 blieb hierin noch hinter den Erwartungen zurück, hat aber auf das klarste bewiesen, daß das Interesse des Publikums, das ja nur hier ein wirkliches Massenpublikum ist, für die neue Kunst in stärkster Intensität existiert. Schon diese erste Ausstellung der Novembergruppe hat durch ihr Material revolutionierend auf große Massen gewirkt. Die nächste Ausstellung wird auch durch ihren Charakter, durch die neue Art der Darbietung Revolution bringen müssen. Im Programm der Novembergruppe ist es klar ausgesprochen, daß diese Gruppe, die bald alle radikalen Künstler Deutsch
lands zusammenfassen wird, weder ein wirtschaftlicher Interessenverband,
noch ein bloßer Ausstellungsverein ist. Die Novembergruppe kämpft für ein kulturelles Programm, sie fordert Einfluß und Mitarbeit bei allen Auf
gaben der Baukunst als einer öffentlichen Angelegenheit, bei der Neugestaltung der Kunstschulen und ihres Unterrichts, bei der Umwandlung der Museen, bei der Vergebung der Ausstellungsräume und bei der Kunstgesetzgebung.
Je weniger sich die Novembergruppe auf Kompromisse einläßt, um so sicherer wird sie ihr Ziel erreichen. Es gibt nicht nur Novembersozialisten, sondern auch November-Expressionisten. Bei ihnen ist Vorsicht geboten, weil diese Art von Expressionismus, auch wenn sie sich sehr radikal gibt, häufig nur ein Kompromiß ist.
Der Berliner Gruppe haben sich bisher Ortsgruppen angeschlossen in Hamburg, Karlsruhe, Halle, Magdeburg, Stuttgart, Hannover, Kiel, Wien und Zürich. Verbindung mit dem Ausland ist angebahnt. Im November dieses Jahres hat sich die Gruppe mit dem Berliner Arbeitsrat für Kunst zu einer engen Arbeitsgemeinschaft verschmolzen. Beide Korporationen datieren seit dem Umsturz im November 18. In dem ersten Rundschreiben der November
gruppe heißt es: „Unserer jahrelangen Kampfansage ist endlich der Kampf gefolgt. Die politische Umwälzung hat für uns entschieden. Maler, Bild
hauer, Architekten des neuen Geistes — die Revolution fordert unsre Sammlung“. Und im Programm des Arbeitsrats: „In der Ueberzeugung,
daß die politische Umwälzung benutzt werden muß zur Befreiung der Kunst von jahrzehntelanger Bevormundung, hat sich in Berlin ein Kreis einheitlich gesinnter Künstler und Kunstfreunde zusammengefunden“. Der Leitsatz des Arbeitsrats lautet: „Kunst und Volk müssen eine Einheit bilden. Die Kunst soll nicht mehr Genuß Weniger, sondern Glüch und Leben der Masse sein. Zusammenschluß der Künstler unter den Flügeln einer großen Baukunst ist das Ziel“.
Die Tendenzen der beiden Korporationen sind also identisch. Viele Mitglieder der Novembergruppe waren bereits Mitglieder des Arbeitsrats.
Die bisherigen Taten des Arbeitsrats sind: die Ausstellung unbekannter Architekten bei I. B. Neumann, Berlin, Frühjahr 1919, die Ausstellung für Proletarier im Osten Berlins (Freie Jugend) Winter 19/20. Als Flugschriften
erschienen Bruno Tauts Architektur-Programm und der Aufruf „Ton“ des Bildhauers P. R. Henning. Als erste Buchpublikation erschien „J A, Stimmen aus dem Berliner Arbeitsrat für Kunst“.