MÜNCHEN D




er Putsch in München war für niemand eine Überraschung, für manchen aber der Verlauf dieser so eigenartig gesteigerten Gegenrevo




lution. Hitler und Kahr waren schon einige Zeit vor dem Putsch ein Herz und eine Seele.




Es ist wahrscheinlich, daß Hitler zu guterletzt nach


v


so vielen Revolutions-Ankündigungen die Geduld ausgegangen war und daß er versucht hat, Kahr vor eine vollzogene Tatsache zu stellen.




Bemerkenswert ist jedenfalls, daß am 6. und 7. November eine Tagung der Kampfverbände in Mün




chen stattfand, wo das Losschlagen für den 9. November beschlossen und wo festgestellt wurde, daß eine unmittelbare, gemeinsame Plattform für Kahr und Ludendorff der Kampf gegen die Weimarer




Die Hitler-Brigade kontrolliert die thüringisch




bayrische Grenze




ein ausgefeimter Schuft und Schurke sei und jeder Führer versichert, er sei allein der auserwählte Dik




Vor dem Bürgerhräukeller,




wo der 7. Novemberputsch stattfand




Verfassung und gegen die Judenregierung in




Berlin sei. Der Verlauf des ganzen Putsches ist bekannt. Man weiß, wie Kahr erklärt hat, daß er




vergewaltigt wurde. Wie er aber trotzdem in der Putschversammlung sich rückhaltslos auf Seite Hits




lers stellte, und wie schon die Plakate der Kahr- Hitler«T öhner- Lossow - Ludendorff-Regierung an allen Wänden Münchens prangten.


*


Heute polemisieren die faschistischen Gruppen wütend gegeneinander, jede erklärt und bringt den Be




weis, daß der Nachbar im Reiche des Hakenkreuzes




tator des neuen deutschen Reiches.




Vor allem ist aber wichtig, daß die Gegenrevo




lutionäre der Meinung sind, daß infolge des Mün




chener Putsches und des Gegenputsches das deut= sehe Reich nicht mehr am bayerischen Wesen genesen kann, und daß man jetzt sein Augenmerk auf den Norden Deutschlands richten muß.


*


Das unmittelbare Resultat des Münchener Put




sches ist die versteckte Aktivität der völkischen reaktionären Verbände in Preußen, in Sachsen, in Pommern und an der Wasserkante.