Lenin In seinem Arbeitszimmer
Rolle verstanden sein wird von unserer Arbeitermasse, und wenn dies eintritt, dann werden die russischen Arbeiter die Leitung der Bauernschaft übernehmen und Rußland zur kommunistischen Revolution führen.“ Dies schrieb Lenin im Jahre 1894, und das war die theoretische Grundlage, das ganze Credo der russischen bolschewistischen Partei in einer Entwicklung von beinahe drei Jahrzehnten. Lenin hat diese Auffassung auf unzähligen Welt
kongressen und Parteikongressen verteidigt und auf Grund dieser Auffassung, die ihm eine feste Basis unter den Füßen gab, konnte, durfte und mußte er Kompromisse machen.
Wenn die bürgerlichen Geschiehtsprofessorcn und die Anhänger des Heroenkultcs, die da an Heilige glauben, die von Elefanten getragen werden, Lenin als den großen, alles überwindenden Dogmatiker aus dem. Osten feiern, so ist das grund
falsch, und nur ein Zeichen des Unverständnisses der russischen Revolution. Wenn Lenin ein Dogmatiker war, so war er nur ein Dogmatiker der Undogmatik. In der Politik, die er 30 Jahre geführt hat, hatte er eine absolut flexible Taktik. Lenin hat in seinen Schriften oft und aus ganzem Herzen über diejenigen gelacht, die im Lager des Sozialismus den heiligen Gral hüteten und jeden Moment schrien: „Keine Kompromisse!“ Lenin sab die ganze Kompliziertheit der Situation, die ganze Unebenheit
des Bodens und wußte, daß einer revolutionären Partei eint gerade Linie vorzuschreiben, dasselbe sei, wie wenn man einer
großen Armee, die in den Krieg geht, vorschreibe, sie müsse nur diesen und diesen Weg gehen, und jedem Soldaten und Offi zier, der nach links oder nach rechts im Gewühl des Kampfes aus gleite, der Kopf abgeschlagen werde. Neben dieser einen Auf
fassung von der Vo- - crrschaft des Proletariats hatte die russische bolschewistische Partei einen anderen Grundgedanken, und der war: Der Antipazifismus. Ein bewußter, unterstrichener, zuge spitzter, revolutionärer Antipazifismus, der sich bei jeder Gelegen heit, bei jeder Wendung des langen Weges der russischen Korn
munistischen Partei zeigte. Ohne diese Einstellung wäre auch die Entwicklung der Bolschewiki und der russischen Revolution un
denkbar. Diese, uns heute so selbstverständliche Auffassung war lange Jahre hindurch im Lager des Sozialismus heiß umstritten, besonders als Lenin während des Krieges seine beiden Grundgedanken von der Hegemonie des Proletariats und vom Anti
pazifismus zur Losung formte: Der demokratische Friede ist eine Utopie, eine gegenrevolutionäre Forderung. Die einzig revolutionäre Forderung ist: „Der Weltkrieg muß zum Bürgerkrieg um
gewandelt werden, die Bewaffnung der Bourgeoisie gegen da» Proletariat muß in revolutionären Kampf umgewandelt werden, in die Bewaffnung des Proletariats gegen die Bourgeoisie.
Die eiserne Konsequenz, das Festhalten an dem Fundamentalen und die labile, absolut flexible Taktik, das waren die Elemente der leninistischen Politik und des leninistischen Sieges im Weltmaßstab. M. Valeriu.


KIENTHAL


ln Kienthal geschah es in einer zwischen den Bergen des Oberlandes gelegenen hellen be
scheidenen Herberge, daß ich zum ersten Male diesen untersetzten kleinen Mann sah, dessen Auge ganz voll Feinheit und Bosheit ist. Während der ganzen Konferenz blieb er sitzen, las, arbeitete, verfaßte Thesen und Entschlie
ßungen, und hob den Kopf nur, um mitunter den Redner zu beobachten. Er sprach wenig und hörte alles mit äußerster Aufmerksamkeit an. Sein Gesicht drückte voller Genugtuung seine uneingeschränkte Billigung bei den Reden Radeks, Sinowjews, Bronskis, Fröhlichs und Münzenbergs aus. Im Gegensatz dazu betonten seine sichtlich spöttischen und verachtungsvollen Züge seine heftige Opposition gegen die Gedanken und Prinzipien, die sein Landsmann Martow, der Italiener Modiggliani und der Franzose Pierre Brizon zum Ausdruck brachten.
Aus H. Guilbeaux: Lenin. Verlag: ble Schmiede.
Ansicht von Kienthal
Die Lehre vom Kfassenkampf die Marx in der Trage des Staats
und der soziafistisden Revofution anwendet, führt notwendig zur Anerkennung derpohitisden Her rsdaft des Pro (etariats, das heißt seiner Diktatur, einer mit niemand sonst geteiften und unmittehhar auf der ßewajfneten Madt der Massen begründeten Staatsmadt.
( Staat und Revolution“ t917.)