März!


Der Frühling steht vor der Türe. Erwartungsvoll sehen alle Menschen dem Erwachen der Natur entgegen. Die be
ginnende schöne Jahreszeit weckt vielerlei Bedürfnisse, und die gehobene Frühlingsstimmung erhöht die Kauflust des Publikums.
Diese Stimmung kommt auch dem bald einsetzenden Ostergeschäft zu gute. Die Sitte, sich auch zu Ostern gegen
seitig zu beschenken, sollte von allen Kaufleuten durch entsprechende Hinweise gefördert werden. Es gibt ja kaum eine Branche, die nicht Artikel führt, die sich auch für Geschenke eignen.
Der volle Einsatz aller geistigen Kräfte des Kaufmanns ist notwendig, um die so wichtige Saisoneröffnung erfolg
reich zu gestalten. Die nahende schöne Jahreszeit schafft gute Ausblicke, wir alle wollen alles daransetzen, damit sie sich auch erfüllen.


Einfälle festhalten!


Einfälle, gute wirkungsvolle Einfälle sind eine Kostbarkeit. Man sollte sie etwas für wert halten. Und so wie man kostbare Steine und andere seltene Dinge sorgsam auf
bewahrt, so sollte man sich auch gegenüber den Einfällen verhalten. Sie sind Geldes wert.
Alle Waren, alle Neuerungen sind doch zuerst in einem Einfall entstanden und dann erst wurden sie erzeugt und vertrieben. Der Einfall ist aber ein gar zartes Ding, und
wenn man ihn nicht sorgfältig bewahrt und aufzieht, dann verkümmert er.
Zwei Gründe sind es, warum wir die Einfälle fallen lassen, statt sie sorgfältigst aufzuheben.
Wir haben gerade keine Zeit, um uns mit den Einfällen zu beschäftigen. Oder wir haben keine rechte Lust dazu. Im Drange der Geschäfte, während einer Besprechung, fällt uns etwas ein, das mit dem Gegenstand unserer Arbeit oft keinen Zusammenhang hat. Und wir wollen uns nicht stören lassen, verschieben darum den Einfall, wir verdrängen ihn und haben ihn mitunter dadurch vergessen. Selbst wenn
dieser schlimme Fall nicht eintritt, so machen wir doch die Erfahrung, daß der wieder herbeigerufene Einfall nicht mehr so stark, uns nicht mehr so gut vorkommt. Auf
gewärmte Einfälle schmecken lud. Es liegt ja im Wesen
des Einfalles, daß uns eben einfällt, daß er uns überfällt, also recht stürmisch kommt. Weisen wir ihn ab, dann braust er eben vorüber und hat seine beste Kraft verloren.
Wie können wir uns darum rationell verhalten? Wir müssen lediglich eine Aufnahmemöglichkeit den Einfällen bieten. Einige Blätter Papier genügen für einfache, kurze Notizen. Wer die Möglichkeit hat. mit Hilfskräften zu ar
beiten, wird diese dazu heranziehen. Die Aufnahme und Fixierung der Einfälle ist wichtig.
Damit haben wir noch einiges erreicht. Wenn wir Einfälle zur Zeit haben, da wir andere Arbeiten tun sollten,
so müssen wir die Einfälle verdrängen, und das kostet uns Mühe und macht uns ärgerlich. Skizzieren wir aber die Einfälle auf ein Blatt Papier, dann haben wir sie uns gleichsam vom Herzen geschrieben.
Und der zweite Grund, warum wir uns gerne den Einfällen gegenüber ablehnend verhalten?
Wir sehen uns den Einfall an und wollen im ersten Augenblick erkennen, daß er nicht erfolgreich sein kann. Da aber diese Ablehnung meistens sehr rasch sich voll
zieht, so wird sie meistens nur gefühlsmäßig sein, also nicht von Vernunftgründen aus diktiert. Wir meinen dann, es hat so keinen Sinn und verwerfen den’Einfall. Und doch sollte man ihn soweit wert halten, daß man ihn aufschreibt und später einmal wieder vornimmt. Ein Einfall, der im Augenblick nichts gleichsieht, kann doch späterhin einmal wertvoll werden.
Wir müssen eines bedenken, daß uns nichts ohne Grund einfällt. Die Einfälle sind unsere eigensten Gedanken, sie kommen aus den Tiefen unseres Selbst und sie sind darum für uns das Wahrste und Beste. Es steht also immer dafür, die Einfälle zu sammeln und gelegentlich durchzusehen.
Die eigenen Einfälle geben die beste Anregung ! W. A. Hof mann.
Der Weg aufwärts.
Ja so einfach wie im Tonfilm geht es freilich nicht. Einen Schatz finden, sich von einem Millionär überführen lassen,
einen Haupttreffer machen und dergleichen; ganz hübsch, aber passiert leider nur im Traumlande der Märchen und Kinos. Im Leben ist das ohne gediegene Arbeit, Talent und Ausdauer nicht zu machen. Aber — und damit fängt unser Thema erst an — das ist noch lange nicht genug.
Paradox klingt gleich die erste Erkenntnis; Der Weg zum Erfolg führt über den Mißerfolg. Sie glauben es nicht? Bitte, greifen wir ein paar beliebige Fälle heraus.
Graf Zeppelin, dessen lenkbares Luftschiff heute der ganzen Welt bekannt ist, wurde seinerzeit verspottet und bei
nahe ins Irrenhaus gesperrt. Dabei verbrannte ihm eines seiner schönsten Luftschiffe.
Dreimal versuchte Napoleon vergeblich, seine Heimatinsel Korsika mit Waffengewalt zu befreien; seine Rede vor den Abgeordneten anläßlich seines Staatsstreiches, der dann doch gelang, war beschämend; eine Preisschrift, die er einmal der französischen Akademie einreichte, wurde „nicht der Beachtung wert“ gefunden. Das sollte dem Ehrgeiz eines Napoleon zustoßen!
Der Schachweltmeister Laßker wiederum erzählt, daß er seine ersten Partien immer verlor, Zola fiel, wie viele an
dere Geistesgrößen, zweimal beim Examen durch — kurz, man könnte aus solchen Fällen ein ganzes Lexikon zusammenstellen.
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REKLAME UNDSCHAUFENSTER 38. JahrgangMARZ 1936Heft 3
HERAUSGEBER: KOMMERZIALRAT HEINRICH SCHWARZ
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Ein Quentchen Mutterwitz, ist mehr wert als ein Zentner
Schulwitz.