lieh schön es wäre, wenn er dereinst die Welt mit seinen künstlerischen oder technischen Leistungen in Staunen und Bewunderung versetzte ...
Sicherlich können uns solche Wunschträume manchmal über eine dunkle Stunde der Niedergeschlagenheit und Trübsal hinweghelfen. Aber es ist gefährlich, wenn man sich ihnen gar zu häufig und gar zu hemmungslos hingibt. Denn dann verlieren wir allmählich den Blick für die Erfordernisse des wirklichen Lebens.
Ein Mensch, der dauernd im Land seiner Wünsche und Sehnsüchte lebt, hat nicht mehr die geistige Konzentrations
kraft, die Pflichten des Alltags gewissenhaft zu erledigen. Er ist mit seinen Gedanken immer anderswo, in seiner Arbeit wird er daher nachlässig und seine beruflichen Leistungen werden immer minderwertiger.
Und nicht allein das. Auch seine Seele leidet Schaden. Dadurch, daß er ganz unwillkürlich Vergleiche zieht zwischen seiner bunten herrlichen Traumwelt und der harten unbarmherzigen Tatsachenwelt, die seine Wünsche so gar nicht erfüllt, wird er mit der Zeit verärgert und verbittert. Er hadert mit seinen Mitmenschen und mit dem Schicksal und geht an allen wahren Freuden und Schönheiten des Lebens vorbei. Im Grunde ist er ein tiefunglücklicher Mensch — —
Ganz anders ist es, wenn man nicht verschwommene unklare Wunschbilder mit sich herumschleppt, sondern mit einem festen, zielsicheren Willen durchs Leben geht. Was wir mit allen unseren Wünschen und Träumen nicht er
reichen, das erreichen wir fast stets mit der Kraft unseres Wollens.
Wünschen und Wollen — ist das nicht eigentlich ein und dasselbe? Für viele Menschen mögen diese beiden Begriffe gleichbedeutend sein. Und doch besteht zwischen ihnen ein sehr wesentlicher Unterschied. Jemand, der sich etwas wünscht, hat ein fernes, unbestimmtes Ziel vor Augen, das ihm eine Zeitlang sehr erstrebenswert und verlockend erscheint. Aber er gibt sich keinerlei Mühe, diesem Ziel näherzukommen. Untätig wartet er ab, ob das ersehnte Glück ihm nicht eines Tages in den Schoß fällt.
Der andere jedoch — der Willensmensch — geht entschlossen und tatkräftig auf ein ganz bestimmtes, festumrissenes Ziel los, das er sich gesteckt hat. Er ist sich wohl bewußt, daß er kämpfen muß, daß es gilt, Hindernisse und Schwierigkeiten zu überwinden. Doch das alles stört ihn nicht. Mutig nimmt er den Kampf auf und geht unbeirrt den Weg weiter, den er einmal eingeschlagen hat.
Es ist etwas Wunderbares um den menschlichen Willen. Je energischer wir auf unser Ziel lossteuern, um so mehr erhöht sich unsere Spannkraft. Je größer die Hindernisse sind, die wir überwinden müssen, um so mehr stählt sich unser Charakter, um so mehr steigert sich unser Können und um so mehr wächst unsere seelische Widerstandsfähig
keit. Der Wille, der zähe unerschütterliche Wille vermag unsere Kräfte zu verdoppeln, zu verdreifachen.
Alle großen Männer, die wir aus der Geschichte kennen, alle berühmten Künstler und Geisteshelden, alle Erfinder und alle bedeutenden Männer der Industrie hätten niemals so Gewaltiges leisten können, wenn sie nicht zähe und unbeirrt ihre Wege gegangen wären und mit eiserner Willenskraft ihre Ziele verfolgt hätten.
Natürlich ist nicht jedem zielstrebigen Menschen immer sofort ein Erfolg beschieden. Oft genug kommt es vor, daß jemand trotz redlichsten Willens und heißesten Mähens das Ziel nicht erreicht, das er sich gesteckt hat. Wenn er klug ist, wird er über die Gründe seines Mißerfolges nachdenken, und dann wird er meistens feststellen, daß er ent
weder seine Begabung und seine Fähigkeiten überschätzt hat oder daß er ein Ziel anstrebte, das überhaupt nicht im Bereich des Möglichen lag. Wer in solchen Fällen ehr
Aus der Tatsache, daß fast jeder Mensch eine große Freude am Neuen, Sauberen, Unbenutzten hat, soll der Kaufmann praktische Nutzanwendungen ziehen.
Die erste ist: Niemals am Verpackungsmaterial sparen. Lieber einen abgegriffenen, beschmutzten oder beschädigten Karton ersetzen, statt die Ware darin zu belassen. Der Kunde zieht aus der schlechten Verpackung Fehlschlüsse auf die Ware selbst.
Plakate, die wir im Fenster zeigen, soweit sie „Soeben eingetroffen“, „Das Neueste“ oder ähnliche Hinweise brin
gen, müssen an sich den Eindruck der Neuheit und Frische machen. Zu der wirklich soeben eingetroffenen Ware ge
hört ein tadelloses Ankündigungsschild. Und dann achte man darauf, daß das Neuheitenangebot nicht wochenlang im Fenster prangt. Der Reiz der Neuheit ist rasch verflogen, und der Kunde, der die nämliche Ware unter dem aktuellen Schlagwort angeboten bekommt, wendet sich ärgerlich ab. Immer komisch wirken auch aktuelle Angebote, die über
holt sind. Sofort nach jedem Feste muß die Festdekoration entfernt werden. Das Angebot von Wochenendartikeln muß am Montag in aller Herrgottsfrühe aus der Auslage heraus! Kurzum, was „neu“ betitelt wird, muß wirklich neu und zeitgemäß sein! R. St.


Es muß anders werden!


Hundert tüchtige Praktiker aus allen Geschäftszweigen veröffentlidien in diesem Blatte ihre Erfahrungen. Sie werden audi Ihnen nützen.
liehe Selbstkritik übt, der wird auch aus seinen Mißerfolgen lernen und in Zukunft andere Wege einschlagen, die seiner Natur besser entsprechen.
Als Eugène Brieux vor Jahren Japan besuchte, fiel ihm die ungemeine Höflichkeit auf, die in jenem Lande selbst bei der niederen Klasse Brauch und Sitte ist.
Zwei Radfahrer, die zusammenstießen und zu Fall kamen, erhoben sich, büisteten ihre Kleider und entschuldigten sich
lächelnd. In Amerika würde so ein Zusammenstoß mit „knockout“ des einen oder anderen Fahrers geendet haben. Europäer hätten sacksiedegrob geflucht.
Die jungen Jinrikisha-Leute in Japan, die den zweirädrigen Wagen ziehen, fahren den alten Jinrikisha-Leuten nicht vor, um deren Gefühle nicht zu verletzen.
Kein Zweifel, im Belange der Höflichkeit hat der Westen vom Osten viel zu lernen, wenngleich man sagen muß, daß die Höflichkeit der Orientalen sie doch nicht auf das Ver
gnügen verzichten läßt, einander die Gurgel abzuschneiden, sich zu Krüppeln zu machen oder braun und blau zu schlagen. Nur sind sie dabei nicht so roh wie anderwärts.
Höflichkeit ist ein bestimmter gesellschaftlicher Wert und Vorteil. Sie heitert uns auf. Wenn du vor einer Dame den Hut ziehst oder aufrichtig sagst: „Ich danke schön!“ oder: „Ich bitte um Vergebung!“ scheint die Sonne ein wenig hel
ler. Höflichkeit mehrt das Glück der anderen und auch dein eigenes.
Deine Organe arbeiten besser. Alle Elektronen von Körper und Seele werden gleichsam geölt und in ihrer Tätigkeit gefördert, wenn du höflich bist. Höflichkeit ist ein weit besseres Stärkungsmittel als ein Schluck Kognak.
Und kostet keinen Cent!
Versuch’s einmal! Frank Crane.