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Das Glück ist mit dem Tapferen. Nicht immer der Erfolg, der äußere augenblickliche Erfolg. Aber das Glück, die innere Befriedigung, das stolze fröhliche Selbstgefühl und das rechte Verständnis für die Welt um uns.
Welt und Leben sind ernst, oft leidvoll, oft widersinnig, und doch so schön und doch voll Vernunft.
Feindschaften, Krankheiten, Mißgeschicke werden jedem zugemessen, dem einen mehr, dem anderen weniger. Und wer eben selber auf guten, glatten Wegen geht, den wird noch immer das Schicksal von tausend seiner Brüder bedrücken, wenn er wenigstens ein Mensch ist und ein Herz hat.
Deshalb gehört Tapferkeit zum Leben.
Nicht Leichtsinn, der vor der Gefahr die Augen schließt, sondern Tapferkeit, die ihr entschlossen ins Gesicht schaut. Leichtsinn ist ein Rausch, der in scharfer Luft rasch verfliegt. Leichtsinn ist ein schwanker Steg, der unter einer schweren Last schließlich doch einmal zusammenbricht. Der Ernst, der stärker ist als der Leichtsinn, begegnet ihm doch an irgendeiner Ecke des Lebens einmal.
Wir brauchen deshalb zum Leben mehr als leichtsinnigen Optimismus. Wir können gewiß auch keinen kopfhängerischen Pessimismus brauchen. Aber tapfer müssen wir sein. Schauen wir zurück! Über manches Wasser ging unser Leben schon hinüber und manchen steilen Berg hinauf. Wir werden auch noch über die anderen hinüber- und heraufkommen.
Die Menschheit hat schon manche Scylla und Charybdis passiert. Sie wird auch in den Klippen und Strudeln der Ge
genwart nicht steckenbleiben. Es mag Opfer kosten. Aber es muß doch vorwärtsgehen. Und so hat alles schließlich doch Sinn und Ziel.
„Das Leben ist doch schön“, sagt ein Marquis Posa noch im Sterben. Und wo einer immer seinen Posten gehabt hat, wenn er tapfer war, wird er schließlich stolz und hoffend mit Goethe an den Pforten der Ewigkeit sprechen:
Nicht so vieles Federlesen!
Laß mich immer nur herein.
Denn ich bin ein Mensch gewesen, Und das heißt ein Kämpfer sein.
rücksichtslos Gebrauch macht, wird nicht auf seine Kosten kommen: er reizt nur seine Nachbarn, Gleiches mit Gleichem zu vergelten und kann leicht in die hinterste Reihe zurückgestoßen werden. Und der Höfliche, der gern einem andern den Vortritt läßt, um von dem Dritten ebenso höflich be
handelt zu werden, macht leicht die Erfahrung, daß auch der Beste nicht im Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Denn oft bleibt seine Höflichkeit unbeachtet, und die andern drängen an ihm vorbei.
Aber muß das alles so sein?
Nein. — Damit sich der Verkehr reibungslos abwickelt, muß ein bißchen Gemeinschaftsgeist vorhanden sein, der neben seinen eigenen Wünschen auch die der andern berücksichtigt. (Das gilt sowohl für die Straßenbahnfahrt wie für die gesamte Lebensweise.) Wenn man merkt, daß dieser Gemein
schaftsgeist nicht vorhanden ist, tut man besser, mit aller möglichen Rücksicht auf seinen Platz zu beharren und ihn
mit Takt zu verteidigen. Man muß eben lernen, Wohlwollen und Selbstbehauptung, Höflichkeit und Energie zu vereinen
— wenn man nicht riskieren will, der Letzte zu bleiben und vom Schaffner mit einem bedauernden Achselzucken an der Haltestelle stehengelassen zu werden.


VERKAUFS-JOURNAL


GESCHÄFTS-IDEEN • SCHAUFENSTER • REKLAME 39. Jahrgang
APRIL 1937Heft 4
HERAUSGEBER: KOMMERZIALRAT HEINRICH SCHWARZ
Man braucht nicht in dicken Büchern zu blättern, um Lebensweisheit zu lernen; auch die harmlosesten Beobach
tungen sprechen ihre eigene, eindringliche Sprache, wenn man nur ein offenes Auge und Ohr dafür hat. Welch ein Abbild des menschlichen Lebens ist z. B. die Haltestelle einer Straßen
bahn. Man muß sich nur die Zeit nehmen, das Treiben der Menschen dort zu beobachten, kurz bevor ein Wagen ankommt.
Es ist wirklich genau so wie auf unserer ganzen Lebensfahrt. Wer schüchtern ist und den andern den Vortritt läßt, wird bestenfalls einen unbequemen Stehplatz einhandeln, wenn ihm der Schaffner nicht ein bedauerndes „Besetzt“ zuruft. Aber auch der Allzu-Energisehe, der von seinen Ellbogen
Mancher Mensch kommt rascher vorwärts, wenn er einen anderen, der vor ihm geht, einzuholen trachtet. Viele Men
schen wählen sich ein Vorbild, dem sie nacheifern, es kann ein großer Mann der Vergangenheit sein oder auch ein erfolg
reicher Zeitgenosse. Man kann sich sagen: Was der konnte, das wird mir auch gelingen. Doch soll man niemals die Handlungen anderer nacliahmen, sondern stets ein Eigener bleiben.
Manche Chefs befassen sich soviel mit Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten, daß ihnen für wichtige Sachen keine Zeit bleibt. Sie quälen sich, ihre Angehörigen und Angestellten mit Nichtigkeiten. Da ist ein Paket verlorengegangen — ein Brief kann nicht gefunden werden — es sind Waren an Frau
Schulz statt an Frau Müller geliefert worden — der Grossist hat statt ein Dutzend deren zwei geliefert — Krause hat eine falsche Rechnung erhalten — Lehmann hat fünf Viertelstun
den für das Frühstück gebraucht — zwei elektrische Lampen fehlen —, und was der Nichtigkeiten noch mehr sind.
Ein tüchtiger Geschäftsmann nimmt diese Dinge einfach zur Kenntnis. Er forscht nach dem Grunde, er versucht, sie für die Zukunft zu vermeiden, wenn er kann, und — damit Schluß! Denn er braucht sein Hirn für wichtigere Sachen.