„Sehr geehrte gnädige Frau!
Zu meinem Bedauern habe ich Sie seit einiger Zeit in meinem Geschäft vermißt, obwohl Sie doch zu meinen Stammkunden zählen. Ich wäre Ihnen zu außerordent
lichem Dank verpflichtet, wenn Sie mir mitteilen würden, ob Sie bei Ihren Einkäufen irgendeinen Grund zur Klage gehabt haben. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, so werde ich alles daransetzen, um einen etwaigen Schaden wiedergutzumachen.
Keinesfalls möchte ich Sie in meinem Kundenkreise vermissen, und ich bitte Sie, mich bei Ihrem nächsten — hoffentlich recht baldigen — Besuch zu verlangen.
Mit vorzüglicher Hochachtung!“
(Eigenhändige Unterschrift des Chefs.)
Man kann diesem Brief auch eine Freimarke beilegen, damit die Kundin auch antwortet, noch besser wird es sogar sein, einen frankierten und adressierten Briefumschlag beizufügen. Aber auch dieser eben erwähnte Brief sollte nicht
als Massenauflage hergestellt, sondern sauber mit der Hand oder Maschine geschrieben sein. Wenn auch dieser Brief nichts nützt, schreibt man — je nach Art der Kunden — noch einen, indem man auf diesen Brief Bezug nimmt und die Kundin bittet, doch zu antworten. Schließlich wäre auch zu überlegen, ob man nicht einen tüchtigen Verkäufer oder eine tüchtige Verkäuferin zu der Kundin hinsenden solle.
In ähnlicher Weise wie oben könnte auch ein Brief eines Abteilungsleiters abgefaßt sein, den die Kundin persönlich von ihren Besuchen her kennt.
Ein scherzhafter Vergleich.
Ein scherzhafter Vergleich, der aber einen sehr ernsthaften Hintergrund hat: Es ist im Geschäft wie bei dem
elektrischen Leitungsnetz. Nur wenn der Kontakt gut ist, ist die einwandfreie Verbindung hergestellt und die daran angeschlossenen Lampen oder Apparate können gut funktio
nieren. So ist es auch mit den Kunden. Wenn der Kontakt mit ihnen gut ist, dann klappt die ganze Verkaufshandlung.


Wie verhilft man der




neuen Hilfskraft zu gutem Einarbeiten?


Nützliche Ratschläge für den Stellenwechsel.
Beim Eintritt eines neuen Mitarbeiters — und wäre es nur der des Lehrlings — soll sich das Einarbeiten ohne Rei
bung und großen Zeitverlust vollziehen. Durch einige vor
bereitende Maßnahmen ist dieser Zustand leicht herbeizuführen.
Der ausscheidende Mitarbeiter muß pflichtgemäß seinen Arbeitsplatz in der größtmöglichen Ordnung und Übersicht
lichkeit zurücklassen. In einer ruhigen Stunde räumt man mit ihm zusammen oder im Beisein einer bewährten Kraft seine Schubladen, Fächer, Kasten usw. aus. Dann ordnet man Arbeitsgeräte, Papiere und Waren nach Verwendungs
zweck und Gebrauchszeit. Schubladen und Behälter werden mit einem feuchten Tuch abgerieben. Sobald sie trocken sind, räumt man die Sachen unter Beiseitelassen alles Un
brauchbaren und Überflüssigen wieder ein. Was nicht mehr verwertbar ist, wird dem Althändler übergeben.
Während des Einräumens fertigt man unter genauer Kennzeichnung der Behälter ein Verzeichnis der in ihnen ruhenden Gegenstände an. Man schreibt auf einen gum
mierten Streifen den Inhalt, schneidet die Zettel ab und klebt sie auf die Schubladen oder an den Rand der Fächer. Sind alle Behälter gekennzeichnet, dann genügt ein Blick auf den Zettel, damit der Nachfolger sich leicht zurecht
finden kann. Stundenlanges Suchen und Fragen: „Wo hat denn Herr N. das und das aufbewahrt?“ bleiben dann ausgeschlossen.
Als zweites Mittel zum Einarbeiten des Nachfolgers stellt der Scheidende ein Verzeichnis aller ihm obliegenden Ar
beiten auf. Ein Lehrling, der ausgelernt hat, hätte für den eintretenden Lehrling folgendem Arbeitsplan zu machen;
8.00 Uhr erste Post holen,
8.15 „ Tor aufschließen,
Rolläden hochziehen,
Fernsprecher umstellen,
Bücher aus dem Kassenschrank holen, Tische abstauben,
8.45 „ erste Umlaufpost austragen, 9.00 „ Abendpost ablegen,
10.00 Uhr Buchhalter helfen, 11.00 „ zweite Post holen,
11.30 „ zweite Umlaufpost austragen, 12.00 „ Türen schließen,
Fernsprecher umstellen, 14.00 „ Fernsprecher umstellen,
Schriftwechsel abteil an g helfen, 16.00 „ dritte Post holen,
16.30 „ dritte Umlaufpost austragen, 17.00 „ Briefabfertigung helfen,
18.00 „ Bücher in Kassenschrank legen, Fernsprecher umstellen, Tore schließen,
Rolläden herunterlassen, Lichter ausdrehen, Schlüssel abliefern.
Das gilt nur als Muster, denn die Aufgaben des Lehrlings werden in jedem Geschäft andere sein. Der Plan erzieht den Lehrling von Anfang seiner Tätigkeit an zu geordnetem Arbeiten.
Die dritte Vorbedingung zum Einarbeiten der neuen Kraft ist, daß der Vorgänger mit seinen Arbeiten auf dem laufenden ist und keine ungeklärten Geschäftsvorgänge zu
rückläßt. Nach alter Erfahrung treten nach dem Weggang eines Angestellten leicht Schwierigkeiten zutage. Man schenke deshalb den Arbeiten des im Kündigungsverhültnis Stehenden besondere Beachtung und lasse sich über die schwebenden Angelegenheiten eingehend unterrichten. Am besten erledigt schon vor dem Austritt ein anderer Mit
arbeiter die besonders knifflichen Sachen. Man erlangt dann von den Geschäftsvorfällen wirkliche Kenntnis und ist nachher nicht auf Tasten und Suchen angewiesen. Dem Neueintretenden aber kann dann ein Mitglied des Hauses den Vorgang erklären und ihm behilflich sein.
Sind alle Maßnahmen ordnungsmäßig getroffen, dann hat es der „Neue“ leichter und das Geschäft erleidet keinen unnötigen Aufenthalt. Wir wün
schen allen Wechselnden eine gute Beendigung ihrer Arbeit und einen guten Anfang!