VERKAUFS


GUTE GESCHÄFTS-IDEEN Begründer: Komm.-Rat H. SCHWARZ


JOURNAL




SCHAUFENSTER REKLAME


Herausgeber: ALBERT WALTER


39. Jahrgang


Juni 1937Heft 6 Die Verwendung unserer Anregungen, Bild-Vorlagen, Werbefafeln und sonstigen Ideen und Vorschläge ist nur unseren Abonnenten und nur tür eigene Zwecke gestattet.
Eine leichte Hand, die gern gibt, eine großzügige Gesinnung, die lächelnd verzeiht, machen einem viele Freunde. Denn die Anerkennung dieser Tugenden kostet den anderen weder Geld noch Mühe, sondern verschafft den freundlichen Bewunderern gemeinhin noch Nutzen. Aber die Erfahrung hat gelehrt, daß zuviel Entgegenkommen den Charakter schwächt, und manche gütige und hilfsbereite Na
tur benimmt sich zurückhaltender, ja kleinlicher, als sie ist, um dieser Gefahr zu entrinnen.
Man muß nicht gleich ein Egoist sein, wenn man auch an sich denkt. Wohl aber gibt es einen ganz bestimmten Kreis von Dingen, in denen Großzügigkeit einfach das Zeichen eines Menschen ist, der über das übliche Mittelmaß
hinausragt. Es sind gewöhnlich Kleinigkeiten, unbedeutende Vorkommnisse, und die Art, wie man sich verhält, geht weniger den Geldbeutel als die Gesinnung an.
Man kann auch auffahren, wenn einer ein heftiges Wort gebraucht, und sich den Ton verbitten, aber man kann es auch in einer Art überhören, die nicht minder erzieherisch wirkt. Manche Leute haben es an sich, in Gesellschaft ihre Erlebnisse, ihre Erfolge gelegentlich zu übertreiben: es ist nicht immer notwendig, gleich mit der Berichtigung bei der Hand zu sein, man kann auch darüber hinweghören. Und um von finanziellen Dingen zu sprechen: man wird von einem Freund nicht immer eine Briefmarke oder ein Tele
phongespräch bezahlt nehmen, es läßt sich auch auf dem Wege der Gegenseitigkeit ausgleichen.
Aber diese Einstellung besteht nur zu Recht, solange
Was ist das eigentlich? Alle Welt spricht von der Notwendigkeit eines sichern Auftretens. Man hört so viel davon reden, daß kein Mensch mehr darüber nachdenkt.
Um ein sicheres Auftreten zu haben, ist es vor allem nötig, gegen jedermann den richtigen Ton zu finden. Das ist sehr wichtig. Es ist unmöglich, einem Greis gerade so zu begegnen wie einem Kinde. Im Geschäftsleben herrscht
ein anderer Ton als in der Gesellschaft. Aber sich dem anderen anpassen, ist eine Gabe, die nicht jeder besitzt.
Es gibt Menschen, die sich jedem Fremden gegenüber verlegen und unsicher fühlen. Sie sind scheu und reden stundenlang nichts. Diese Scheu, diese Zurückhaltung ist meist angeboren, angeborener Takt, auch gefühlsmäßiges Mißtrauen. Oft liegt aber auch falsche Erziehung zugrunde — Erziehung, die auf eine allzu große Bescheidenheit eingestellt war. Wer dagegen in seiner Jugend in alles hineinreden durfte, vorlaut war, der wird auch später unbescheiden und — unvornehm bleiben. Ein sicheres, gutes Auf
treten macht sich in einem bescheidenen Zurücktreten vor
der Meinung anderer kund. Sicheres Auftreten darf nicht mit Vorlautsein verwechselt werdeni; doch auch Schüch
ternheit ist häufig nicht am Platze. Wer über ein sicheres Auftreten verfügt, der wird es verstehen, sich seiner Um
gebung auf unaufdringliche Weise angenehm zu machen. Er wird niemals seine Macht herauskehren; rechthaberisch den anderen übertrumpfen wollen, das zeugt von Takt
losigkeit, Fehlen von Verständnis für die Schwächen der Mitmenschen. Es gibt eben Dinge, die sich nicht vorher be
stimmen lassen. Ein feines, kluges Wort kann oft eine schwierige Situation retten. Der eine hat eben Benehmen und Auftreten, der andere dagegen versagt. Die gute, bzw. schlechte Kinderstube verfolgt einen oft das ganze Leben hindurch.
In unseren Landen ist Juni der schönste Monat des Jahres. Wir haben jetzt die längsten Tage — 18 Stunden Sonnenschein!
In den Gärten blühen die Rosen und mannigfaltige andere Blumen. Jeden Morgen öffnen sich neue Knospen.
Die ganze Welt scheint zu stridden. Alle Kälte, alle Härte scheint von ihr abzufallen. So geht es auch dem Menschen. Wer im Juni nicht milde und froh gestimmt ist, für den gibt es keine Hoffnung.
Aber sollten mir dieses Junigefühl nicht auch in unser Geschäft verpflanzen?
Sollen mir nicht Steifheit, Schläfrigkeit und Würde oblegen, die in den meisten großen und in so vielen kleinen Unternehmungen zu finden sind?
Sollen mir nicht auch in unser Verhältnis zu den Kunden etwas mehr Sonnenschein, Freundlichkeit und Wärme hin
einlegen? Sollen wir die Freude, die mir an den Blumen finden, nicht auch auf die Menschen übertragen?
Sollen mir nicht mit allen Kräften bestrebt sein, in diesem schönsten aller Monate in unserem Unternehmen ein Juni
gefühl zu schaßen, das uns in den Stand setzt, mit besserem Herzen bessere Geschäfte zu machen?
man mit aller Bestimmtheit weiß, daß es sich um gelegentliche Vorkommnisse handelt. Wenn andere es sich zur Ge
wohnheit machen, aus der Großzügigkeit eines Bekannten unentwegt Nutzen zu ziehen, so ist die Lage völlig verän
dert. Dann wäre Großzügigkeit wirklich Charakterschwäche, weil sie schlechte Eigenschaften anderer Menschen grofizieht und unterstützt.


Nur nicht verzweifeln!