Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und bei Verkaufsgesprächen den Preis der Ware in den Vordergrund stellen. Das tun nur voreilige Anfänger und schaden damit der Verkaufshandlung mehr, als vielfach angenommen wird.
„In welcher Preislage darf es sein“, ist eine der ungeschicktesten Fragestellungen, wenn ein Kunde sich für die Ware interessiert. Alles soll von vornherein darauf konzen
triert werden, daß der Kunde zu der von ihm begehrten Ware erst Kontakt bekommt, sich alles betrachtet, Ver
gleiche zieht und nach genügender Überlegung selbst nacli dem Preis fragt, der dann nebenbei, ohne bestimmte Be
tonung, genannt wird. Dabei merkt der Verkäufer sofort,
ob er bessere Stücke zeigen darf oder, ohne daß der Kunde sich bedrängt fühlt, rasch billigere Waren vorlegen muß.
Gewiß, der Preis ist wichtig, oft sogar für den Kaufabschluß ausschlaggebend, er darf aber nie in den Vordergrund gestellt werden. Es gibt nur wenige Kunden, die mit
einer ganz bestimmten vorgefaßten Preisbestimmung Ware kaufen. Vielfach hört man bei dahingehenden Fragen:
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“ Wenn aber der Preis in Ausnahmefällen wirklich der Beginn der Kaufhandlung ist, dann können bei solchen Kunden oft überraschend gute Erfolge durch „Gelegenheitskäufe“ er
reicht werden, bei denen der Preis herabgesetzt ist und bei denen der Kaufmann betont, daß sie „früher“ um so viel mehr gekostet haben. Wichtig ist aber dabei, unbedingt den Grund der Preisherabsetzung zu betonen. Der reelle Kauf
mann erwirbt sich nur das Vertrauen der Kunden, wenn er die Wahrheit sagt. Sei es nun, daß die Ware unmodern, etwas beschädigt ist oder andere kleine Fehler besitzt, in jedem Fall muß das gesagt werden, sonst würde der Kunde das Gefühl haben, daß die reguläre Ware unter Umständen zu teuer ausgepreist wurde.
Also nochmals, nicht voreilig und als wesentliches Verkaufsargument Preise nennen! Der Schwerpunkt soll stets auf die Ware, ihre Eigenschaften und Vorzüge gelegt werden. Der Preis wird dann leichter und selbstverständ
licher hingenommen und hemmt nicht von vornherein das Verkaufsgespräch und den Verkaufsablauf.


Nützt das Schulwissen




in der Praxis ?


Sooft schon ist davon die Rede gewesen, daß das Schulwissen für die Praxis des kaufmännischen Berufes un
nötigen Ballast darstellt, ja daß gerade Vorzugsschüler denkbar ungeeignet sind. Wie viele Kaufleute, die selbst schlechte Schüler waren und es im Leben zu etwas brachten, sind nicht mit Unrecht gegen das Schulwissen eingenommen. Gewiß, Lehrlinge mit schlechten Schulzeug
nissen, aber leichter Auffassungsgabe, sind meist besser für das Geschäft als solche, die nur auf ihr erlerntes Wissen pochen. Trotzdem ist eine bestimmte Grundlage nicht von der Hand zu weisen, ja sogar notwendig.
Da das „Rechnen“ im Geschäft eine bedeutende Rolle spielt, mag es an erster Stelle genannt werden. Zusammen
zählen, Abziehen, Malnehmen, Teilen — das sind die vier hauptsächlichsten Rechenarten, wie wir sie von morgens bis abends anwenden. Jedes Geschäft gebraucht eine andere Rechenweise, denn die Ware bedingt verschiedene Handhabung.
Vereinzelt kommt es in kleineren Geschäften noch vor, daß ohne Kassenzettel kassiert wird; hier ist von Anfang an — und nach dem eigenen Beispiel — streng darauf zu achten, daß die einzelnen Posten auf Papier ausgerechnet werden. Auch der sichere Kopfrechner wird durch Zwi
schenfragen der Kundschaft, Gespräche und ähnliches aus dem Text gebracht, und selbst fehlerhafte Groschenbeträge wachsen sich zu großen Summen aus. An welchem Lager der Lehrling auch beschäftigt wird, stets lasse man die je
weils am meisten benötigte Rechenweise üben. Manche Leerlaufviertelstunde ist dazu durchaus geeignet.
Auch das „Schönschreiben“ hat großen Wert für die Praxis. Ein gut und deutlich geschriebener Kassenzettel ist in mehr als einer Beziehung der Gradmesser für die Um
satzkurve und für den Nachwuchs der Beweis für Ordnung, Sauberkeit und Zuverlässigkeit. Leider wird auf „Schönschrift im Schulbetrieb weniger Wert gelegt.
Jedes Geschäft hat andere Größenmaße für Etiketten und Zettel, das kleinste Format findet sich wohl an Strümpfen, Handschuhen, Taschentüchern und ähnlichen Kleinartikeln. Aber auch hier müssen Zahlen und Buchstaben deutlich geschrieben werden. Schriftproben in allen den Größen an
fertigen zu lassen, die ständig im Geschäft gebraucht werden, ist zweckmäßig und eine der grundlegenden Arbeiten für den Lehrling. Sehr oft hängen spätere Ver
kaufserfolge von diesen ersten, gewissenhaft überwachten Arbeiten ab.
Von der Zeugniszensur im „Diktat“ ziehen wir Schlüsse auf die Fähigkeiten, kurze Mitteilungen richtig niederzuschrciben, Adressen einwandfrei zu vermerken und Listeneintragungen vorzunehmen. Nichts macht auf den Kunden einen schlechteren Eindruck, als wenn seine Wohnungsadresse, Straße und Stadtteil unorthographisch
geschrieben sind. Das Abschreiben der Kundenkartei hilft erziehen, auch die Erneuerung abgenutzter Adressenlisten ist Lehrlingsarbeit, bei welcher sich für die praktische Arbeit lernen läßt.
Kann Ihr Lehrling schon richtig lesen? In vielen Geschäften, in denen man mit vielen fremdsprachigen Aus
drücken zu tun hat, ist es wertvoll, von Anfang an auf das richtige Aussprechen von Namen, Phantasiebenennungen und ähnlichem zu achten. Auch die Satzbildung beim Sprechen sollte überprüft und auf knappe, klare Ausdrucks
weise hingewiesen werden. Was man mit drei Worten sagen kann, dazu braucht man keine fünf oder sechs, die Zeit ist zu kostbar, um mit leeren Worten vertan zu wer
den. ZurUbung sind viele Wege gangbar. Warenbeschreibung ist zweckmäßig, einmal lernt der Lehrling den einzelnen Artikel kennen und zum zweiten