gewöhnt er sich an eine gute Ausdrucksweise, wenn er am „gesprochenen Beispiel“ lernen kann.
Der Schulaufsatz soll ebenfalls Auswirkungen zeitigen. In kaum einem anderen Berufe braucht man so viel anschauliches Denken und Wiedergeben der Eindrücke wie im Verkäuferberuf, denn in jeden Kunden soll man sich hineindenken und in seine ur ausgesprochenen Wünsche hineinfühlen können. Wenn einer gute Schulaufsätze ge
macht hat, dann ist anzunehmen, daß er genügend Phan
tasie besitzt und sich nach kurzer Zeit auch im logischen
Aufbau von der Ware einen Begriff macht und sie richtig und überzeugend zu schildern weiß. Also so ganz von der
Hand zu weisen ist eine gewisse Schulbildung nicht. Oft zeigt es sich aber, daß die Anlagen des werdenden Kauf
manns erst durch den Beruf geweckt werden und daß die „Schule des Lebens“ erst Fähigkeiten entwickelt, die bei der trockenen Lehrweise in der Schule keine Möglichkeit zur Entfaltung zeigten. Kein Kaufmann vergesse aber, daß er bei jungen Leuten der Lehrer ist und den Nachwuchs zu lebenstüchtigen Menschen erzieht.
Kein Meister ist vom Himmel gefallen und jeder war einmal in seinem Leben Schüler und Lernender. Auch der Kaufmann, der als Vorbild und Lehrmeister wirkt, hat einmal klein und bescheiden angefangen.


WIRKSAME MENGENKONTROLLE.




Zur genauen Ermittlung des durchschnittlichen Lagerbestandes, der Umschlagshäufigkeit, der leicht und schwer berkäuflichen Waren.


Seit dem Jahre 1494, in dem der Franziskanermönch Pacioli de Borgia in seiner „Summa de Arithmetica“ ein Buchhaltungs
prinzip aufstellte, hat sich dieses Prinzip der Durchführung in Doppelposten, kurz „Doppelte Buchführung“ genannt, bis auf den heutigen Tag gehalten. Alle
Buchhaltungssysteme, wie sie auch genannt werden, „Amerikanisches Journal“, „Durchschreibe-Buchführung“ usw„ beruhen auf diesem Prinzip der wertmäßigen Erfassung in Doppelposten und sind nur Abwandlungen der von Pacioli de Borgia aufgestellten Regel.
Für die mengenmäßige Kontrolle der Geschäftsvorgänge ist bis jetzt ähnliches, das allgemeine Geltung gefunden hat, noch nicht geschaffen worden. Sie erfolgt nach verschiedenen Prinzipien: das System ist fast in jedem Be
triebe ein anderes. Man unterscheidet hauptsächlich drei Arten der Mengenkontrolle.


Die defektive Kontrolle.


Die Lager werden nicht durch Zu- und Abschreiben auf Bestand kontrolliert, sondern es wird nachforschend von fall zu Fall festgestellt, ob bestimmte Waren vorhanden sind, ob sie verlangt werden oder ob sie überaltert sind und dazu neigen, Ladenhüter zu werden.
Behelfsmäßig sind hierfür folgende Einrichtungen geschaffen. An jedem Lager liegen „Fehlzettel“ und „Nicht
kaufzettel“ aus, in welche die Verkäufer diejenigen Waren, die ihnen als fehlend auffallen, eintragen, bzw. diejenigen Artikel vermerken müssen, welche von der Kundschaft verlangt werden, aber nicht am Lager sind oder nicht geführt werden.
Um das „Zuviel“ zu prüfen, werden in einem bestimmten lurnus alle Waren, die über eine gewisse Zeit hinaus lagern, in eine Liste — U-Liste = „Liste unkuranter Waren“ — eingetragen. Der Grund der Nichtverkäuflichkeit wird geprüft, die Preise werden gegebenenfalls herab
gesetzt und der Verkauf wird dadurch forciert, daß dem Verkäufer, falls er das betreffende Stück verkauft, eine Verkaufsprämie zugesichert wird, die bis zu 10% des Verkaufspreises steigt.
Das Skontrationsverfahren.
Die eingehenden Waren werden mit Kennummern versehen und in Lagerbücher eingetragen. Die Kennummer vird auf die Kassenzettel geschrieben, die täglichen Abgänge werden an Hand der Kassenzettel abgeschrieben.
Dieses Verfahren gewährleistet eine zuverlässigere Kontrolle, vor
ausgesetzt, daß das Aufschreiben der Kennummer sorgfältig erfolgt und auch täglich die Buchungen vorgenommen werden.
Daß daß nicht immer der Fall ist und daß bei regem Geschäftsgänge dieses System versagt, be
weist, daß man vielfach dazu iibergegangen ist, anstatt die Kennummer auf den Kassenzettel zu setzen, zweiteilige Etiketten herstellen zu lassen. Der untere abtrennbare Teil enthält die Kennummer und wird an der Kasse zwecks Buchung zurückgehalten. Dieses Verfahren eignet sich aber nur für Stückware, wie Oberkleidung, Schuhwaren, Hüte, Galanterie- und Lederwaren und dergleichen.
Die Befundrechnung.
Alle Mängel, welche den vorstehend dargestellten Verfahren anhaften, werden durch die Befundrechnung aus
geschaltet. Für jeden Artikel wird eine Kartothekkarte
eingerichtet und mit einer Kennummer versehen. Werden Artikel in verschiedenen Größen geführt, so wird auch für jede Größe eine Karte genommen. Die Vorderseite enthält Kennummer, Beschreibung des Gegenstandes, Name des Lieferanten, Raum zum jeweiligen Einträgen der jeweiligen Einkaufspreise und der jeweiligen Verkaufspreise. Die Rückseite dient der Lagerbuchführung für den Zeitraum von drei Jahren. Das Lager wird in 20 bis 30 Gruppen ein
geteilt, damit die Bestandsaufnahme im Laufe eines Monats durchgeführt werden kann. Der Unterschied von
Anfangslagerbestand
+ in Nota befindliche Waren — neuer Lagerbestand
ergibt den Umsatz, der in die vorgesehenen Monatsrubriken eingesetzt wird.
Diese Karte gibt die Möglichkeit, festzustellen:
1. die Größe des durchschnittlichen Lagerbestandes, 2. die Monate des größten und kleinsten Umsatzes, 3. die Umschlagshäufigkeit sowie
4. im Laufe des Jahres hereingenommene Waren.
Dieses System ist in den Vereinigten Staaten während mehrerer Jahre in einem Kurzwarengeschäft mit mehreren tausend Artikeln erprobt worden. Durch diese strenge Beobachtung war es gelungen, im ersten Jahre etwa 1000 Ar
tikel als Nonvaleurs auszuschaltem und dafür 500 neue, leichter verkäufliche Waren aufzunehmen. Die Umschlagshäufigkeit wurde größer, in Anspruch genommener Bankkredit konnte abgestofien werden.