Je mehr wir reden, desto mehr legen wir uns fest und desto zahlreicher sind die Mißverständnisse, denen wir uns aussetzen.
Auch seine Verkäufer wurden in diesem Sinne immer wieder von ihm selbst genügend aufgeklärt, damit diese die Käufer über die gebotene Qualität der verschiedensten Artikel unterrichten konnten. So wurde verlorenes Land langsam, aber sicher zurückerobert.
An ganz hartnäckige Kunden, die lange dem Geschäft ferngeblieben waren, schrieb der Chef persönlich. Er er
kundigte sich über die Gründe des „Ausbleibens“. Lag es an der Qualität, an den Preisen, an Fehlern der Bedienung, der Zustellung? Da erfuhr er viel Interessantes, Nützliches. Es lag nicht immer an der verminderten Kaufkraft, am lieben Geldmangel. Es gab auch noch eine ganze Reihe anderer Gründe. Jetzt konnte er das ändern. Jetzt wußte er ganz genau, was und wie er es besser zu machen hatte. Darauf kam es ihm ja an. Wenn man das alles aber nicht weiß, wo will, wo soll man den Hebel ansetzen?
Eines stand für ihn nach all der mühevollen, aber so ungeheuer wichtigen Arbeit einwandfrei fest, die Erkenntnis:
über Gedeihen, Auf- oder Abstieg eines Unternehmens entscheidet niemals der Chef, sondern immer nur — der Kunde!
Daher behandelte der Kaufmann von jetzt an alle Reklamationen der Kunden mit einer Großzügigkeit, die bei anderen nur Kopfschütteln erzeugte. Er war als Sonder
ling bereits verschrien. Selbst in jenen Fällen, wo der Kunde offensichtlich der allein Schuldtragende war, z. B. bei unsachgemäßer Behandlung der Ware durch den Kunden, verließ er das Geschäft mit dem Gefühl: „D e r Kauf
mann hat mich voll und ganz verstanden.“ Weil nun der Kunde befriedigt das Geschäft verließ, deshalb kam er wieder, ja er machte noch eine gute „Mundpropaganda“ für dieses Geschäft. Es sprach sich herum.
So wurde die Kundenkartei (auch Reklamationen und das Ergebnis der Reklamation wurde darauf vermerkt)
zum großen Steckenpferd, zum Segen für den Kaufmann. Es würde zu weit führen, wollten wir hier noch eine lange Reihe von Ideen, Anregungen, Verbesserungen usw. auf
zählen, die alle dem Studium, der Verwertungsarbeit dar Kundenkartei entsprangen und noch heute entspringen. Vieles davon ist nicht allgemein verwertbar, weil jedes Geschäft anders geartet ist.
Die Fragen, was soll ich einkaufen, wem soll ich Kredit einräumen, wann und wem soll ich bestimmte Artikel an
bieten, all das entnimmt der Kaufmann heute seiner Kundenkartei, die einst aus nichts anderem als aus billigen, handgeschriebenen, simplen Postkarten bestand.
Heute weiß er, daß z. B. jährlich 10% seiner Kunden infolge Todes, Übersiedlung, Veränderungen des Einkom
mens usw. ausscheiden. Also muß er jährlich zumindest 11% an neuen Kunden dazugewinnen, um nur die Kunden
zahl zu erhalten. Das aber gibt wieder ganz bestimmte Unterlagen für die Art, die Größe, den Umfang seiner Werbung.
Und warum das Ganze? Darüber lassen wir unseren Kaufmann selbst sprechen. Über seinem Schreibtisch hängt, säuberlich eingerahmt, eine Tafel, auf der geschrieben steht:
Denk täglich dran!
Ich lebe nicht von der Ware, die ich ein- oder verkaufe, sondern von dem Vertrauen, von dem Wohl
wollen meiner Kunden. Ich muß sie hegen und pflegen wie meine eigenen Kinder.
Geht ein Artikel, eine Ware aus, dann kostet mich das nur einen Anruf oder eine Postkarte. Ware erhalte ich sofort in Hülle und Fülle.
Bleibt aber ein Kunde aus, weil ich sein Vertrauen verloren oder weil er mich, durch meine Schuld, ver
gessen hat, dann begehe ich einen kaufmännischen Selbstmord, dann hin ich mein eigener Henker.
Pflege und liehe daher deine Kunden so wie dich selbst, dann wird es dir Wohlergehen!
Ist er ein Sonderling? Ist er ein Genie? Keines von beiden. Sie, verehrter Leser, wissen es besser! Sie haben es längst erraten. Er ist „n u r“ ein guter Kaufmann, der durch ziel- und zweckbewußte Kleinarbeit das Fundament zum Erfolg gelegt hat und dem — das dürfen wir verraten— es heute ausgezeichnet geht. Freilich, die Konkur
renz behauptet, er hätte „Glück gehabt“! Er selbst und Sie, lieber Leser, lächeln darüber!
Robert Spraider.
Wäschestoffe, wie Hemdentuche, Bettdamaste, Halbleinen, Leinen, Haustuche usw., werden von den Herstellern in Meterlagen gelegt geliefert. Da sich diese Aufmachung nicht immer für den Detailverkauf eignet, weil das Vor
legen mehrerer derart aufgemachter Stücke zu viel Raum iin Anspruch nimmt, und weil sich die Lagen besonders bei glatter Ware, wie Leinen, Linons, Damast usw., zu
leicht verschieben, ist der Kaufmann manchmal genötigt, die eingehenden Waren neu aufmachen und rollen zu lassen.
Das Umrollen der Ware ist bei manchen Artikeln um so schwieriger, als die Leinenwebereien z. B. teilweise die doppeltbreite Ware vierfach legen, also nicht nur einfach dublieren, und dann in Meterlagen legen. Diese vierfach gelegte Ware rollt sich sehr schwer und wird beim Rollen leicht faltig. Dazu kommt noch, daß bei vierfach gelegter Ware das fadengerude Schneiden für die Verkäuferin sehr schwierig ist. Man sollte deshalb allgemein dazu übergehen, auch doppeltbreite Ware bei Leinen nur doppelt und nie drei- oder vierfach zu legen.
Dann besteht beim Detailhandel die Gewohnheit, die für den Verkauf bestimmte Ware unverpackt in die Fächer zu
legen. Bei doppeltgelegten Waren sollte man doch darauf halten, daß wenigstens die doppelte Kante mit einer kleinen Papierhülle, die sich beim Vorlegen leicht und schnell ab
streifen läßt, geschützt ist, weil es sonst erfahrungsgemäß gar zu leicht vorkommt, daß die Ware an der doppelten Kante etwas verstaubt. Selbst geringe Staubflecken an der doppelten Kante, die dann beim Auseinanderlegen der Ware mitten in der Warenbahn liegen, machen die Ware unansehnlich und führen leicht zu Beanstandungen seitens der Kundschaft. Vor allem bei hochwertigen Waren, wie feinen Leinen, weißen Tischzeugen usw., muß hierauf ge
achtet und für entsprechenden Schutz und zweckmäßige Lagerung gesorgt werden.
Durch sorgsame Behandlung wird der Verkaufs
wert der Ware erhalten und das ist in heutiger Zeit besonders wichtig.