Sei zuverlässig!


Das klingt so schlicht und einfach, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt sei. Und ist doch leider viel zu selten unter den Menschen. Denn Zuverlässigkeit ist nicht nur eine Spezialtugend, wie etwa Ehrlichkeit, Verschwie
genheit, Worthalten und anderes. Sie ist das alles in allem.
Es kann sehr ehrliche Menschen geben, die trotzdem z. B. im Punkte Verschwiegenheit recht zuverlässig sind. Es
kann Verschwiegene geben, bei denen auf dem Gebiete der Moralbegriffe nicht alles in Ordnung ist. Ist aber ein
Mensch zuverlässig, so ist er es auf allen Gebieten. Der Grundzug des Charakters ist dann eben jene Vertrauens
würdigkeit, die nie versagt, wo immer es auch sei. Nicht nur diese oder jene gute Eigenschaft und Tugend, sondern alle vereint bilden den Begriff der Zuverlässigkeit. Ein zuverlässiger, wenn auch schlichter Mensch ist im Leben wertvoller als mancher Kluge und Hochgebildete. Zuverlässigkeit ist die Summe alles dessen, was wir als gute Eigenschaften lieben an einem Menschen. Darunter hauptsäch
lich, daß ihm Versprechen und Halten nicht zweierlei ist, dal! es für ihn nur ein Wort, eine Lesart, einen Gedankengang gibt, und daß er es genau nimmt mit ideellen wie ma
teriellen Verpflichtungen. Kurz, ein Mensch, auf den man sich durchaus und immer fest verlassen kann.


Unsichtbare Höflichkeit


Es gibt eine Art guter Manieren, die nicht ins Auge fällt, aber deren wohltuender Wirkung sich kein Mensch ent


ziehen kann. Bei ganz unscheinbaren Gelegenheiten nimmt


man sie wahr: etwa wenn eine Frau, die gern schnell geht, unmerkbar ihre Schritte verlangsamt, weil eine ältere Dame ihr nicht so schnell zu folgen vermag. Oder wenn ein leidenschaftlicher Raucher sich keine Zigarette anzündet, weil er mit einem nicht minder leidenschaftlichen Raucher zusammen ist, dem der Arzt aus Gesundheitsrücksichten das Rauchen verboten hat. Es ist in solchen Fällen ein unsichtbarer Takt, der die eigene Neigung zurückstellt, um an
deren das Leben leichter zu machen. Mancher Mensch ist nur glücklich, wenn er seinen Beruf auch in seine Freistunden hineintragen kann. Das ist gewiß ein anerkennens
wertes Zeichen, wie ernst er seine Arbeit nimmt. Aber wie lästig ist solche Fachsimpelei für andere Menschen, die zufällig bei dem Gespräch zugegen sind und von der ganzen
Sache nichts verstehen. Hier müßte Höflichkeit den Berufseifer dämpfen und das Gespräch in Bahnen lenken, die allgemein interessant sind.
Es gibt leidenschaftliche, aber wenig bemittelte Sammler irgendwelcher Dinge, denen man gern eine kleine Freude machen möchte. Ein wertvolles Stück au)S der eigenen Sammlung mitzubringen, würde unbedingt auf Widerstand stoßen, da nicht jeder Mensch geneigt ist, sich wertvolle Gegenstände schenken zu lassen. Aber die Sache hat ein
ganz anderes Gesicht, wenn der Geber hinzufügt, daß er zufällig das Stück doppelt hat und das Duplikat gern auf diese Weise in gute Hände geben würde.
Die Kunst einer unsichtbaren Höflichkeit ist nicht einmal so groß. Man muß sich nur dazu erziehen, auf unausgespro
chene Wünsche anderer zu achten, sich in ihr Leben zu versetzen und mit der Seele des anderen zu fühlen.


Abhängigkeit von fremder Meinung.


Es ist empfehlenswert, sein Tun und Lassen so einzurichten, daß es vor dem Urteil der Mitwelt bestehen kann. Man kann dadurch Beliebtheit, Ehre, Ansehen, Vertrauen, Beifall, Erfolg erringen, und das ist meist angenehm oder gar notwendig.


Doch man darf das Beifallheischen nicht übertreiben, sonst wird man zum Sklaven fremder Meinung. Man wird dadurch


unfrei in allen Handlungen, ängstlich in jeder Unternehmung, behindert in jeder freien Entfaltung der eigenen Persönlichkeit.


„Was werden die Leute sagen?“ ist die ängstliche Frage aller, die unter der Hemmung der Nachbarabhängigkeit leiden.


Es ist schließlich ganz gleichgültig, was die Leute sagen, solange man vor dem eigenen Gewissen nicht unrecht tut. Man lasse die Leute sagen, was sie wollen. In einigen Tagen oder Wochen beschäftigen die Leute sich ohnedies wieder mit anderen Dingen, denken an anderes und haben sich an das, worüber sie einen Tag lang Augen und Mund aufsperrten, gewöhnt.
Die Meinung der Leute sei hingenommen, solange sie uns förderlich erscheint. Sobald sie sich als hinderlich erweist, beachten wir sie nicht. Die persönliche Freiheit des Han
delns ist für unser Wohl wichtiger als die Meinung anderer Menschen.


Carnegies Geschäftsweisheit.


Hier einige Aussprüche dieses erfolgreichsten Amerikaners Carnegie. Er sagt: Der eine arbeitet ein Jahr lang an einem Werk und bekommt 1000 Pfund dafür. Ein an
derer arbeitet vielleicht doppelt so lange und doppelt so angestrengt und doch repräsentiert seine Arbeit effektiv nicht den geringsten Wert. „Gearbeitet“ haben beide, aber die Arbeit des einen fand Abnehmer, für die des anderen lag kein Bedürfnis vor. So ist es mit aller Arbeit, nur die Nachfrage ist der Wertmesser. Wenn kein Bedürfnis vor
handen war, dann war die Arbeit verlorene Mühe. — Die Männer, die wir heute nötig haben, sind diejenigen, die ihr Geld und ihren guten Namen in ein Geschäft einlegen und eifersüchtig über beides wachen. — Derjenige, der es unterläßt, sich klarzumachen, was er in einem Notfälle zu tun hat, wird auch nie wissen, was er zu tun hat, wenn dieser Fall eintritt. — Niemand kann in dieser Zeit des
allgemeinen Fortschritts ungestraft auf allen Gebieten müßig schlummern. Sich genug sein lassen, heißt an den Nagel gehängt, ausrangiert werden, wie eine vom Rost zerfres
sene Rüstung, der ihr alter Ruhm nur zum Hohne gereicht. — Es ist stets voreilig, etwas Neues ohne weiteres aufzu
geben, sei es eine neue Idee oder die Einführung eines neuen Artikels, denn nur zu oft erzielt man erst nach vielen Mißerfolgen ein günstiges Resultat.


Schreite zur Tat!