VERKAUFS


GUTE GESCHÄFTS-IDEEN Begründer: Komm.-Rat H. SCHWARZ


JOURNAL


SCHAUFENSTER • REKLAME
Herausgeber: ALBERT WALTER
39. JahrgangNovember 1937
Heft 11
Die Verwendung unserer Anregungen, Bild-Vorlagen, Werbetafeln und sonstigen Ideen und Vorschläge ist nur unseren Abonnenten und nur für eigene Zwecke gesfattet. Weihnachtszauber.
Kein Fest des ganzen Jahres ist so sehr an das Gefühl gebunden als Weihnachten; da ist das Schenken jedermann ein beglückendes Bedürfnis, man will Freude stiften und sich als gut erweisen. Selbst diejenigen, denen man zu anderen Zeiten keine besonderen Gefühlsregungen zumuten darf, werden umgewandelt unter der Einwirkung der all
gemeinen Stimmung, die in diesen kalten Wochen die Menschen warm umfängt: der Weihnachtszauber!
Es mag in erster Linie die Erinnerung sein an die Weihnachten der Kindheit, wodurch auch wir Erwachsene innerlich aufgerührt werden und froh gestimmt. Aber es dringt auch von außen auf uns ein, denn überall merken wir die heimlichen Vorbereitungen zum Fest und spüren sie in den Menschen, die vor den Geschäften stehen, um nach jenen Dingen zu suchen, die sie schenken wollen.
Wir Kaufleute sollen dabei nicht vergessen, daß wir in diesen Tagen nicht bloß rechnende Geschäftsleute sein müssen, sondern noch etwas mehr! In unsere Hände ist ja ein guter Teil der Regie gegeben. Wir sind es, die jene frohe, festliche Stimmung groß und allgemein machen können. An uns liegt es, Gefühl und Freude zu wecken und zu steigern. Unsere Schaufenster sollen die Augen und die Herzen packen. Wir raten damit jenen, die noch nicht wissen, was sie kaufen werden, und wir fesseln damit jene, die endlich gefunden haben, was für einen ihrer Lieben gerade das Richtige sein könnte. Unsere Schaufenster müssen licht sein und reich wie ein Abglanz des schönen Festes, und je mehr wir in dieser Hinsicht für andere tun, um so mehr spüren dann gewiß auch wir — im Herzen wie in der Kasse — den Weihnachtszauber. — m —


Maske und Gesicht


Wir sind alle mehr oder weniger gute Schauspieler, ohne uns dessen immer ganz klar bewußt zu sein. Wir spielen Tag für Tag unseren Mitmenschen eine Komödie vor, von
deren Wirkung die Einschätzung unserer Persönlichkeit und oft auch unserer Leistungen abhängt.
Damit soll nun aber nichts gegen diese „Ordnung“ gesagt werden, denn sie ist notwendig, damit wir alle miteinander leichter und freudevoller leben können. Schließlich machen wir ja nicht nur den anderen etwas vor, sondern werden ebenso von all den Menschen um uns an der Nase herumgeführt.
Schon als kleines Kind wird man in gewissem Sinne Merkspruch
(den man auch seinen Kunden zeigen kann). Es bricht sich Bahn nur das, was gut,
Beim Einkauf mußt du daran denken. Vor Billigkeit sei auf der Hut!
Es kann dir niemand etwas schenken.
zum Komödienspiel angehalten. — Die Tante, die auf Besuch kommt, will ein braves und wohlerzogenes Kind sehen und die Mutter ermahnt schon Tage vorher, wie man sich benehmen muß, damit die Tante „ihre Freude“ hat. Nun, man fügt sich ja in alles! — Aber da ist wieder ein Freund, der mag einem nur deshalb gern, weil man ausgelassen und übermütig ist, und dieser Freund braucht nur dazusein, dann ist man auch schon so ausgelassen, wie man es nicht nur selber gerne ist, sondern auch als gerne gesehen emp
findet. — Und all die vielen Komödien, die wir immer wieder spielen müssen? In der Schule, im Beruf, im Lieben und im ganzen Leben überhaupt! Sie sind nicht nur für uns selbst notwendig; auch die anderen wollen sie gespielt sehen, denn wenn jeder bei allen Gelegenheiten sein wahres Gesicht zeigen würde, wäre es doch gar zu häßlich auf der Welt. Die Lügen des Alltags helfen tins und den anderen immer über jene bösen Wahrheiten hinweg, die uns das ganze Leben verbittern würden und die so mancher oft gar nicht ertragen könnte. Die kleinen Zwecklügen aber quittiert der Kluge und Wissende mit einem freundlichen Lächeln.
Das Leben ist ein großes Stegreiftheater, in dem wir alle handeln und agieren, und die Erfolgreichsten unter uns, das sind meistens auch die besten Schauspieler des mächtigen Regisseurs, den wir Schicksal nennen. R. H. H.


Vom Rechthaben.


Recht zu haben muß wohl sehr wohltuend sein, sonst würden nicht so viele Menschen große Unbequemlichkeiten auf sich nehmen, um dieses Ziel zu erreichen.
Bei einer Meinungsverschiedenheit kämpft der eine bis zum frühen Morgen um das Rechthaben, auch wenn er hundertmal eingesehen hat, daß es gar nicht der Fall ist. Ein Irrtum oder ein Nichtwissen scheint für ihn etwas Entehrendes zu sein. Ein anderer bekämpft jede Stimme damit, daß er soviel Blödsinn zusammenredet, bis man aus Großmut und Langeweile den Fall als hoffnungslos aufgibt. Man würde ihn doch nicht überzeugen können. Diese beiden Fälle sind ungefährlich, und man kann sie mit etwas Geschicklichkeit umgehen und braucht es gar nicht oder nur selten dazukommen zu lassen.
Gefährlich ist die dritte Art von Rechthaben, denn sie wirkt zerstörend und kann Freunde und Ehen auseinanderbringen. Diese Menschen setzen bei jeder Meinungsver
schiedenheit voraus, daß der andere nur diese Meinung äußert, um ihm persönlich zu widersprechen. Er nimmt sich gar nicht die Mühe, seine eigene Ansicht und die des andern einer sachlichèn Prüfung zu unterziehen, es steht für ihn fest, daß man ihn vorsätzlich ärgern will. Wieviel Energien werden hiermit vertan, wieviel Freude und Glück kommt nicht zum Ausdruck aus einer törichten Idee. Wenn wir daran den
ken, daß wir Menschen sind, geschaffen voller Fehler und Irrtümer, so wird es leicht verschmerzt werden können — unrecht gehabt zu haben.