Weihnachten —




auch das Fest des Kaufmannes!


Die großen Familienfeste des Jahres sind es immer wieder, die dem Verkaufsgeschäfte stärkere
Impulse geben und daher auch an Umsicht und Tatkraft des Kaufmannes und seiner Ange
stellten erhöhte Anforderungen stellen. Nirgends aber tritt das Moment der verpaßten Gelegenheit so augenfällig zu
Tage wie gerade bei Weihnachten! Die Tradition dieses Festes greift tief in die Volksseele und schickt schon lange vor den eigentlichen Festtagen seine Boten in die Salons und in die Stuben. Die innerliche Vorbereitung für die Aufgaben des Gebens und Sich-Beschenken-Lassens, die im Verborgenen und im Familienkreis schon nach dem Verlöschen der Allerseelenlichter beginnt, schafft für den Kauf
mann jene gewisse Publikumsstimmung, auf die er vielleicht schon seit Monaten wartet. Wenngleich es daher als Selbstverständlichkeit gelten darf, daß der Kaufmann auch seiner
seits für diese Zeit besondere Vorbereitungen trifft, so kann
doch immer wieder die Bemerkung gemacht werden, daß hier Saumseligkeit und mangelndes Einfühlungsvermögen oft nicht gutzumachenden Schaden verursacht.
Um den in weihnachtsfreudiger Stimmung eintretenden Knuden erfolgreich zu begegnen, muß man vor allem auch selbst auf diese Festtage eingestellt sein! Dazu gehört nun einmal im Sinne dieses Festes auch ein gewisser äußerer Rahmen! Dazu gehört vor allem Tannengrün und Lichter
glan/ in den Schaukästen und im Laden! Was für einen vorteilhaften Hintergrund ergibt doch so ein frisches Reisiggeflecht über einen einfach aus Stäben gezimmerten Holz
rahmen für bunte Verkaufsgegenstände jeder Art! Tragen die Preistäfelchen, die natürlich nie fehlen sollen, noch ein ausgestanztes oder auch nur flott gezeichnetes flammendes Kerzchen, so wird die Illusion noch vervollkommnet. Einige in Stil und Größe angepaßte Aufschriften, wie:
,Das vornehme Geschenk für den älteren Herrn“
„Das wünscht sich Mutti schon lange!” „Wenig Geld für die Mutter — viel Freude für das Kind!
„Lieblings Wunschtraum“„Für die Winter reise!“
erhöhen die Aufmerksamkeit und erleichtern unentschlossenen Käufern die Wahl.
Aber so wie die Weihnachtsstimmung bis an den inneren Menschen reichen soll, so dür
fen auch die Vorbereitungen für den Weihnachsverkauf nicht vor der Ladentüre halt
machen. Es ergibt sich doch gewiß auch im kleinsten Raum
eine Ecke zum Aufstellen eines Gabentischchens, dessen
Mitte ein Bäumchen ziert. Läßt es die Art der Ware zu — und wie oft finden sich doch solche Kleinigkeiten, die ge
rade zum Geschenk geeignet sind — dann kann man sie auch leicht als Baumbehang verwenden und stellt sie so bei entsprechender Beleuchtung in
den Vordergrund des Interesses. In anderen Fällen können hübsch um den Lichterbaum gelegte Warengruppen den gleichen Zweck erfüllen.
Es ist nun schon einmal Eigenschaft einer großen Anzahl von Kunden, daß sie die Besorgung ihrer Einkäufe in letzter Minute vornehmen. Freilich gelingt es dem einen oder anderen Geschäftsmann, einen Teil dieser Käufer durch Gewährung besonderer Vorteile — etwa:
Bis 15. November bei Weihnachtskäufen
ein Taschenkalender kostenfrei! oder:
Gewählte Weihnachtsgeschenke werden reserviert!
zu früherem Einkauf zu veranlassen, doch gibt es immer noch genug Käufer „letzter Stunde“. Diese bedürfen meist einer besonders sorgsamen Behandlung, sollen sie nicht nur Gelegenheitskunden sein, sondern dem Geschäfte auch dauernd erhalten bleiben. Denn gerade die Tatsache, daß ein vom Kaufmaune noch vor Ladenschluß empfohlenes Geschenk den Beschenkten wirklich erfreut hat, wird olt der Grund zu einer dauernden Verbindung. Deshalb heißt es, der Ungeduld solcher Kunden mit Geduld begegnen:
ein paar geschickt gestellte Fragen über Alter und Beruf des zu Beschenkenden geben leicht Anhaltspunkte, barbe spielt hier in vielen Dingen eine Rolle, und schon die Kenntnis der Lieblingsfarbe vermag einen Fingerzeig zu geben. Und vor allem Geduld haben! Wenn auch noch andere Kunden warten, nicht nervös werden. Lieber einen Kunden gewissenhaft bedienen und dauernd gewinnen, als zwei durch oberflächliche Bedienung einmal gewinnen und für immer verlieren!
Einer besonderen Beachtung bedarf der Zustellungsdienst in der Weihnachtszeit. Da die besorgten Geschenke ja meist Überraschungen sein sollen, so muß den Wünschen des Kunden hinsichtlich der Zustellung nach Möglichkeit Rechnung getragen werden, soll hier nicht Unpünktlichkeit oder Ungeschicklichkeit dem Kaufmann als Unverläßlichkeit an
gerechnet werden und ein Wiederkommen ausschließen. Gegebenenfalls wünschen auch manche Kunden ihrem Ge
schenk eine Karte mit Festgrüßen beizuschließen, und für diese Gelegenheit soll auf einem kleinen Tischchen ein Schreibzeug vorgesehen sein.
Es können hier in dem bescheidenen Rahmen naturgemäß nur Anregungen gegeben werden, die sich aber jeder Kaufmann für sein Geschäft und nach seinem persönlichen Geschmack zurechtlegen kann. Eines aber möge keiner ver
gessen: Weihnachten ist das best des Friedens und der Freude! Es ist aber auch das Fest des Kaufmannes ge
worden, der in diese Zeit besondere Hoffnungen setzt. Lasset darum den Konkurrenzhader beiseite, waschet den Griesgram der säuern Wochen von eurem Antlitz und verkaufet mit Freude Geschenke, damit sie Freude bereiten!
—. er.