Feste Preise!


mit bescheidenem Gewinn kalkuliert, zählen noch immer zu den Grundsätzen eines reellen Geschäftes! Sie sind der Ausdruck der Charakterfestigkeit des Kaufmanns und flößen Vertrauen ein. — Nur in einem Basar wird gefeilscht, dieser aber rechnet nicht mit den ständigen Kunden. — Wer seinen Stammkunden ein besonderes Entgegenkommen bezeigen will, mache diese auf seine Sonderverkaufsveranstaltungen recht
seitig aufmerksam. Er dient ihnen damit oft mehr als durch einen nichtvorgesehenen Preisnachlaß.


Nicht zu vertrauensselig.


Es ist uns nun einmal angeboren, Welt und Mitmenschen nach unserem eigenen Ich zu beurteilen. Im tiefsten Innern finden wir es ja schon unverständlich, wenn andere Men
schen bei Dingen gleichgültig bleiben, die uns begeistern oder in freudigste Erregung versetzen. Aber ein bißchen Weltkenntnis und Lebenserfahrung lehrt uns bald, daß es so ist, und man wird vorsichtiger in seinen Ansichten und Urteilen. Nur in einer Richtung ist es sehr schwer, seine
Meinung zu ändern: nämlich in der Erwartung, daß jeder unserer Bekannten sich an unserer Freude mitfreuen muß.
Aber gerade dies ist ein steter Quell von Enttäuschungen. Wie oft ist unsere Begeisterung mit kaltem Wasser überschüttet worden, wenn wir unsere Empfindungen bei an
dern Menschen als selbstverständlich vorausgesetzt haben! Immer wieder vergessen wir, daß ein großes Herz dazu gehört, wenn jemand Freude über etwas mitempfinden soll, das er selber nicht besitzt.
Wenn man aber klug ist, kann man aus Erlebnissen lernen. Vor allem soll man einsehen, daß es nicht immer an
gebracht ist, bedenkenlos vor allen Menschen sein Glück auszubreiten, sondern daß es mindestens ebenso notwendig ist, sich vorher in ihre Lage hineinzudenken. Nicht jeder kann gleichgültig zuschauen, wenn ein anderer besitzt, was er selbst gern haben möchte. Und daher hat auch der größte Optimist ein bißchen Skepsis nötig, um sicher und ungefährdet durch die Klippen dieses Daseins hindurchzukommen.


„So ein Glückspilz . . .“!


Immer wieder sagen die Menschen von diesem oder jenem: „Er kann anfangen, was er will, alles gelingt ihm! Ja, so ein Glück möchte ich auch einmal haben!“
Wer so spricht, denkt dabei wohl am wenigsten an das Sprichwort: „Jeder ist seines Glückes Schmied!“
Während die einen die Hände in den Schoß legen, mit dem Schicksal hadern und vergeblich — oft ihr ganzes Leben — darauf warten, daß das Glück zu ihnen kommt, er
kämpfen es sich die anderen. Weder durch Rückschläge noch durch Entbehrungen lassen sie von dem gesteckten Ziele ab, sondern kämpfen, bis sie es erreicht haben. Und dann, wenn der Erfolg dieser Arbeit zu sehen ist, werden sie von den anderen als „Glückspilze“ bezeichnet.
Man sieht, meistens fällt diesen „Glückspilzen“ das Glück nicht vom Himmel, sondern mit eigener Kraft haben sie es zu etwas gebracht: War
um also nicht selbst versuchen, ein solcher „Glückspilz“ zu werden? — Nur Mut, es geht ja nicht so schwer!
Man braucht nur Ausdauer und einen festen Willen! ------ffer.


Morgenstund hat Gold im Mund.


ln jedem Sprichwort ist stets auch ein wahrer Kern, trotzdem er nicht immer ganz augenscheinlich und manch
mal sogar übersehen wird, weil wir dem Gewohnten — und das sind uns die meisten Sprichwörter ja doch! — nicht die nötige Aufmerksamkeit entgegenbringen. Wenn einer spaßhalber einen Menschen, der den Mund voll goldener Zähne hat, „die Morgenstunde“ nennt, packt uns die etwas abwegige Personifizierung des Sprichwortes gewiß mehr, als es der tiefere Sinn des Spruches selbst imstande ist.
Aber man braucht nur daran zu denken, wie anders wir alles sehen, ob wir darüber am Morgen oder am Abend nachsinnen. Sorgen, die uns im Dunkel der Nacht oft riesengroß und fast erdrückend erscheinen, sind im Licht des Morgens ganz klein, unsere Hoffnungen dafür aber ganz groß geworden. Und wer wüßte nicht, daß wir zu Beginn des Tages alles mit voller Kraft und also mit viel mehr Aussicht auf Erfolg anpacken als am müden Nachmittag oder gar in der Abgespanntheit des Abends, die uns viel besser genießen als schaffen läßt? — Wer den Morgen mit Freude beginnt, der hat einen guten Tag vor sich. Und so will das Gold der Morgenstunde wohl genommen werden.


Nur keine Halbheiten.


Viele Menschen leiden dadurch unermeßlichen Schaden, daß sie alles halb machen. Halbheiten sollte jeder Kauf
mann in seinem Geschäfte ausmerzen, sollte sie emsig suchen und nach ihnen fahnden. Es gibt in jedem Geschäfte mehr Halbheiten, als wir ahnen. Eine Halbheit ist es, Waren, die unsere Kunden kaufen würden, nicht zu führen, Passanten, die an unseren Schaufenstern Vorbeigehen, nicht anzulocken, das Lokal und das Schaufenster nicht voll aus
zunützen, in Reklamebriefe nicht so viele Drucksachen zu geben, als uns das bezahlte Porto gestattet. Denn je mehr Artikel wir führen, ausstellen und anbieten, desto höher der Gewinn! Halbheiten sind es, von einzelnen Waren nicht alle Größen und Arten zu führen, den Kunden, die das Lokal betreten, nicht soviel wie möglich zu verkaufen, unsere besten Artikel nicht anzubieten, die Kaufkraft der Kunden nicht auszunützen und die Kunden nicht durch Briefe immer wieder zum Besuche des Geschäftes einzu
laden. Eine Halbheit ist es auch, die im Leben erworbenen Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten nicht auszu
nützen und zu Gelde zu machen. Darum fort mit allen Halbheiten und Gründlichkeit aufs Panier!


Schlagworte.


Je weniger ein Mensch wirklich zu sagen hat, um so mehr wird er seine Rede mit Schlagworten würzen.
Zugegeben, daß es schwer ist, sich den täglich gehörten Worten zu entziehen und sich selbst ganz frei davon zu halten — es verlohnt die Mühe, denn auch die schönste Sprache wird entstellt und läßt von ihrer wahren Kultur nichts mehr spüren, wenn sie in Schlagworten angewendet wird. Wir sollten diese Gedankenlosigkeit darum nicht länger mitmachen. Um uns dahin zu erziehen, achten wir darauf, wer von unseren Bekannten seine Sprache am wenig
sten pflegt. Die alte Ureigenschaft, den Splitter im Auge des andern schneller zu sehen als den Balken im eigenen, kann sich hier ausnahmsweise einmal günstig auswirken. Schon am zweiten Tag werden unsere Nerven zusammenzucken, wenn wir zum soundsovielten Male die gleichen Schlagworte hören; wir werden uns dann ohne Zweifel selbst stärker kontrollieren und Iraki dazu kommen, auch unsere Freunde und Bekannten zu bekehren.