15. September 1918. - Nr.7




MONATSSCHRIFT FÜR NEUE KUNST




Jüngste Literatur — Graphik — Musik — Kritik Herausgegeben von Heinar Schilling und Felix Stiemer.


Verantwortlich für den gesamtem Inhalt:
Felix Stiemer, Freiburg i. B., Schwarzwaldstraße 29.
Schriftleitung: Walter Rheiner, Berlin-Weißensee, Lindenplatj 1.
Einsendungen nur an die Schriftleitung direkt
Rücksendung unverlangter^Manuskripte nur bei genügendem Rüdeporto.
Die Zeitschrift erscheint 1919 am 1. und 15. jeden Monats. Bezug direkt vom Verlag oder durch die Buchhandlungen.
Abonnement 1918 (10 Nummern) Mk. 5,80, 1919 halbjährlich (12 Nummern) Mk. 5,—. Einzelnummer Mk. 0,50 (zuzüglich Porto bez. Bestellgeld).
Die Monatsschrift „MENSCHEN“ ist als Flugblatt Ausdruck von Dichtern, Literaten, Malern und Musikern, denen Kunst ein Mittel zur Änderung des
Menschen und Ruf zur Einung und Sammlung bedeutet. Von der Fixierung unseres Lebensgefühls, das man heute mit dem Worte EXPRESSIONISMUS bezeichnet, bis ,zur leßten Konsequenz, der Tat, enthält diese Folge vor
wiegend Beiträge, denen Cliquentum und Radikalismus bisher den Weg versperrten. Verbunden mit den uns nahestehenden der älteren Generation, die wir als Voraussetzung unseres Handelns erkennen, hoffen wir auf die Propaganda derer, die ihrerseits in uns Jungen die Vollender (nicht die
Vollendeten) sehen.


FELIX STIEMER VERLAG, DRESDEN




Bankkonto:


Mitteldeutsch« Privatbank, Dresden.


Dresden-A. 20.


Auslieferung Leipzig: Robert Hoffmann. Kommissionsbuchhdlg., Querstr. 21/23


Albert Ehrenstein




Ode




Euch sing ich, christliche Vaterländer,




Völker, die in der Schlacht sich paaren, Unschuldige Bluttrinker,


Denen der Storch brachte den Krieg. Barbaropa, humanes Banditenasyl, Krupp, Creuzot, Putilow, Maxim,
Wohltäter der Menschheit, euch grüßen in Ehrfurcht Buddho und Jehauschua,
Beide winseln um die Ehrenlegion, Das eiserne Kreuz dritter Klasse
Oder Lotosblume mit Schwertern.


Richard Fischer




Löscht den Krieg aus!




Unser Singen klingt nicht mehr aus unsern Herzen. Ueber unsere Hirne, stahlgespannt,




Harft der Krieg. Das gibt Gedankenbrand, Aber keine hellen, warmen Herzen.


Wir sind ja alle nicht mehr in uns zu Haus. Löscht den Krieg aus, daß wir wieder leuchten! Unsre Besten stehn in dauerndem Sonnenbraus,
Aber sehn nicht mehr die Sonne Laub und Stirnen
uns befeuchten. Löscht den Krieg aus, daß die Lichter und Herdfeuer
wieder brennen,
Daß wir endlich wieder das Leben leben können!


O. S. Diehl




Im Licht.




Nun atme ich, ein Mensch, im Gottesmeer, Das hoch mich warf aus weltentiefer Nacht


Bis an des Sternes gründurchwehten Saum.
Und atme Licht und weiß es fast nicht mehr, Daß eine Mutter mich zur Welt gebracht.
O Mutterherz, verweht zu Staub im Wind, Mein Auge atmet dich im Erdenraum,
Bald sind wir wieder eins im Weltentraum, Die wir nur über Tiefen Helle sind.
Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 33016.