DRESPNER VERLAG VON 1917




PRESPEN - A. 20, ROBERT KOCHSTRASSE 9


Postscheckkonto Leipzig Nr. 34469 — Auslieferung Leipzig: Robert Hoffmann, Kommissionsbuchhdlg., Querstraße 21/23.


Bisher erschien:




HEINAR SCHILLING, MENSCH, MOND, STERNE


Sonderabdruek des ersten Heftes der Sammlung: DAS NEUSTE GEDICHT.
Du Bruder Mensch! Dir spricht die klare Nacht wie mir: Stern ist entzückte Weite,
der ich auf freien Sphären schreite,
ich Ich, — der ich Vergebliches erleide,
weiß nichts von Enge, die unmenschlich macht.
So bist du, Bruder, und die Welt verlacht dein großes Herz.
Den großen Weiten zu und meerewärts
treibt deine Sehnsucht Freiheit. — Neues Land sieht die entzückte Schau. — Wenn auch die Hand an fremdem Werkzeug haftet. Andrer Tag
macht Pflüge aus den Schwertern. Armer Bruder, du mühst in jener gelben Gräben Kerkern
zerbrochnen Seins dich um den Irrsinn andrer, du bist in Träumen nur erlöster Wandrer,
weil deine Kraft, dein Blut, dein Leben, alles, — dein Denken selbst und deine engste Not in Ketten liegt, — und du das Brot
aus fremder Hand wie eine Waffe nimmst, den Tag zu schlagen in sein leuchtend Antlitz mit deinem Grau des Grausens.
O DU MENSCH
befrei den Geist, laß tragen letzte Schwingkraft du! Laß schlafen du die müdgequälte Seele in deiner kühlen Sternenruh, du Menschvernunft.
Dir ist die klare Rückschau ja gegeben, und Hoffen knüpfst du an den innern Brand. Du willst das lichterfüllte Sein erleben,
du willst beernten einst ein garbenwogend Land. Du willst dein Schicksal selbst in Händen halten und Umschau halten nach den Gütern, die zu wählen. Und einst wirst eine neue Kraft du stählen, um Unerhörtes schaffend zu gestalten.
Du Mensch, dir ist gegeben eine Welt! Du bist im Anbeginn der neuen Zeit gepflanzt. Dir gilt nicht Gut und Böse, Gott und Geld, du bist die Jugend, die ein Leben tanzt,
schön, ernst und glücklich, nur vom Menschentume im Innersten durchflammt. Was ist dir Ruhm, was Ehre, Macht, was jeder alte Wert, —
heut hat der neue Geist den Sinn des Seins gekehrt, heut hat die tiefste Not den MENSCH verehrt im Brudermenschen!-------Unser Weltgefühl sei Menschengüte, und der Herr der Zeit, das bi ausende und hocherhobne Ich
bricht alle Schranken. Neuem Tag bereit treten die Führer aus dem grau Gewühl und rufen Euch zur Tat!
O Menschen seid!
Nicht Worte. Beugen wir uns, liebende Geste von Pflanzenarmen geborgt, zu den unglücklichen Brüdern. Rufen wir ihnen die Not,
geben wir ihnen den Frieden!
Sterne gleißen Gebot.
Die wir das hohle tönende Wort vermieden, greifen nun in verschloßnes Geheimnis der Schau: Schreiten saht ihr alle die Sterne! Und eine Frau träumte oft euer Sehnen. Lodernde Sonnen tönen fernste Welten zu euch brausenden Lebensgesang, sprechen zu euch entgötterten Frauensöhnen
vor. des lebendenWillens schaffendem Überschwang.
Doch nur des Geists Erkenntnis mißt die Sonnenklarheit jener Sphären, wenn wir Entferntestes verehren,
neigt Weichheit uns dem Wunsch: Du bist ein Menschensehnen, und mir offenbart,
du Welt bist auch von meines Denkens Art.
Stehst du am Grabenrand,
’ vor dir in Nacht zerrissnes, entartetes Land,
Feld und Wiese, Dorf und Wald nicht mehr, schreiend zum Himmel von Abels Blut, — und leer allem Gefühl, — nur Wüste, verfluchendem Bann hingegeben wie du, — gestellt in die Zeit
quälend und endlos, — dann peitscht brennendes
„Wann . . .“
deiner Friedenssehnsüchte Täglichkeit.
Da aber steigt der Mond dir auf! Klar,scheinend, Scheibe, Glanz, und dinganz nah. Du fühlst die Welt. Du fühlst: Ich bin da! Blut beginnt in dir tönenden Lauf.
Denn der Mond spricht zu Sinnen, zum Rausch. Still sei und höre und lausch!
Lied klingt sein Schreiten dir zu, Lied aber gäbe dir Ruh, Lied aber trüge hinan zu dem erhöhten Sein.
Der ich die Nacht oft versann, lieb ich den sinnlichen Schein.
Bild wirft sein Tönen dir zu,
spricht zu dem nackten Mensch, weckt ihn aus Sternenruh,
jagt ihn in Taumel und Lüste. O wer die Wege wüßte
dunkelster Tierheit im Blut.
Mensch, du Bruder, sei gut! Lausche dem Mondesliede, achte der Sternenchöre.
Aus höchster Kühle tropft Friede, den ich erbrausen höre,
federschwirrend uns nahn,
schwebend zu jedem Herzen nächtig auf sterniger Bahn.
Laßt uns die edelste Stunde nicht verscherzen, schaut in die Bläue linder Mainacht hinaus.
Millionen Männer sehnen auch wie ihr nach Haus, Millionen Frauen träumen über alle Grenzen,
Millionen junger Menschen gehn den neuen Lenzen im Traum entgegen. Träumet ihr sie auch!
Dann fällt auch einst von dieser dunklen Welt die Maske, — und aus Dunst und Pulverrauch, aus Minen, Trichtern, Gas, — aus aller Hölle, die uns den klaren Blick vergeht,
steigt Sonne Leben in erlösten Tag, ein Menschenmorgen bricht uns an! O harrt noch eine kleine enge Gegenwart.
Und daß die sanfteste Erkenntnis mag in eure Herzen träufeln Balsam Freude: Ihr hörtet ja der Sterne Festgeläute,
euch schien des Mondes Silberstraße gut zum
Wandern.
O Mensch bau Brücken, einer hin zum andern, — zum Fernsten der, der selbst sich ganz befriedet. Und ihr, die ihr von uns im Zufall schiedet, ihr arm Gebein, versöhnt durch eure Ruh entfachte Seelen. Senke dann auch du
dich nieder, o Vernunft, daß nicht aufs neue
Irrsinn wüte,
wenn neuer Tag uns schenkt die erste Blüte.
Nun aber hofft, o Menschen. Euch ist ja die
Nacht geschenkt.«
Ihr fragt umsonst, wenn ihr nach Gründen fragt. Hier ist kein Weiser, der Euch Botschaft sagt, denn eure Lebenswege sind ja irr gelenkt.
Da drüben stehn auch Menschen, die nur ihre Welt im Herzen halten. Kleinstes Heim und Freude, Arbeit um weißes Brot und Kinderlachen.
Was gilt da Weltspiel! Müßig zu entfachen, unmenschlichesVerbrechen ist nicht Menschenwerk. Wozu auch? Fraget nicht. Euch bannt Gewalt, und willenlose Herde treibt man euch.
Kein Ende der Geduld! Das Mordzeug würfe
der Freie weit von sich. Euch bleibt nur Hoffen.
Doch spricht auch euch der Sterne Chor zum Hirn, euch singt der Mond zum Blut von Glut und Glück:
DU MENSCH Wann findest du zurück?
Wann bist du selbst ein leuchtendes Gestirn von Wunderklarheit, die die Nacht durchstrahlt. Heut bleibt nur Dunkel, das die Träume malt
an samtnes Firmament. Heut lauschst du nur
dem Chor der Welt, ganz gläubig und ganz frei. Du hörst die Sterne sagen: Bringet Frieden! Sie meinen lebensquellend neuen Mai.
Der Mond erhebt sein lastend Antlitz höher, spricht zu den Sternen, tönend seine Bahn: Vergiß DEN KRIEG! O Mensch, zum Glanz
hinan
des erznen Brudertumes Frieden schreite,
du Sohn der Welt, den letzte Klarheit weihte.


Bücherzettel.


Aus dem Dresdner Verlag von 1917, Dresden-A. 20, bestelle ich:
Dichtung der Jüngsten, I. Bess Brenck Kalischer .... Mk. 3,—
I. und folgende (Subscription) . . „ 2,75 Das neueste Gedicht, I. Schilling, Mensch, Mond, Sterne „ 0,60
II. Dietrich, Gotiker......................... „ 0,60 III. Rheiner, Insel der Seligen . . „ 0,60 IV. Graf/ Die Revolutionäre ... „ 0,60 I—IV ................................................... „ 2,-
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Adresse: __


DICHTUNG DER JÜNGSTEN


EINE SAMMLUNG
Preis geb. Mk. 3,—.


Band 1. BESS BRENCK KALISCHER, Dichtung.


„Die kappen Gedichte stellen Endpunkte geistiger Erlebnisse dar, in denen das Irdische und Himmlische,
Tiefste und Höchste zur vollkommenen Einheit verschmilzt“
[lt. Schnitzer im Berliner Lokalanzeiger.]
Teile erschienen in der „Schönen Barit&t* und im
„Charon“.
Die Sammlung wird fortgesetzt.


DAS NEUSTE GEDICHT


EINE SAMMLUNG
Preis geb. Mk. 0,60.


I. Heinar Schilling, Mensch, Mond, Sterne. II. Dietrich, Der Gotiker.




III. Walter Rheiner, Insel der Seligen. IV. Oskar M. Graf, Die Revolutionäre.


Die Sammlung wird fortgesetzt.


Büeherzettel.


Aus dem Felix Stiemer Verlag, Dresden-A. 20, bestelle ich :
MENSCHEN, 1. Jahrgang.............................................Mk. 5,80 » 2. „ halbjährlich.................... „ 5,— » Einzelnummer..............................zu „ 0,50
Rheiner, Tönendes Herz....................................................... 3___ Schilling, Meinungen, I, II, III Mk. 4,— 1,50, 150 Styx, Selbsterlösung............................................................Mk. 1__ Der Schrei, Heft I, II, III .........................................jè „150 Felixmüllermappe . . . . , (Vorzug Mk. 40,—) ” 20]—
Postkarten............................................................................0,50
Erich H. Müller, Mraczek.......................... ”2 __
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