men, der wir schon oben Erwahnung gethan haben: den Pla- fond der Bihne, gemalt von Gallait. Sagen wir noch vor- her, dass die Biihne ebenfalls einen prachtigen Saal im Styl Louis XIV darstellle. Fiir die Decke hat Gallait ,,den Triumph des Genies“ zam Thema genommen. Im Hintergrunde der Tempel des Ruhmes, zu beiden Seiten die Meisterwerke griechischer Sculplur. Dann: Gruppen von Kinstlern, welche ihr Genie unsterblich gemacht hat. Und itiber all’ diesen Dichtern, Malern, Bildhauern, Musi- kern und Architekten, einer heiligen Phalanx, welche Gott mit einem bevorzugten Siegel bezeichnet hat: Homer, der gétt- liche Homer, der Vater der Kiinsitler, — denn wer nennt alle grossen Werke, welche seine Gesinge eingegeben haben, alle Geisler, welche aus dieser Quelle die Flamme geschépft haben, der sie die Unsterblichkeit verdanken. Da ist er, der hohe Blinde! Er singt den Vélkern Griechenlands die Verse seiner Hias und Odyssee; und die Vélker Gricchenlands legen ihm Palmen und Kranze zu Fissen. Phidias, Praxiteles, Lysippus, Apelles, Zeuxis héren dieses gétliche Wort, dem sie einen Kérper geben wollen, jene, indem sie es auf die Leinewand, diese, indem sie es in Marmor tibersetzen — Meisterwerke! Aber nicht bloss Griechenland hért zu. Dort silat Virgil, dort Dante zu beiden Seiten des Piedestals. Auch sie begei- stern sich an der Rede des Vaters der Dichikunst. Der eine traumt vom frommen Aeneas, der andere denkt an die Marter, welche der Verdammlen warten. Dies ist die Gruppe des Hintergrundes. Weiter nach vorn finden wir andere Gruppen, welche von den verschiedenen Schulen der verschicdenen Volker gebildet werden. Zuerst die niederlandische Schule. Die Briider Van Eyck erklaren Rubens, durch welche Versuche, odcr besser, durch welche Eingebungen sie zu ihrer wunderbaren Entdeckung ka~ men. Und Rubens wendet sich an Rembrandt und scheint ihm mit Bewunderung zu wiederholen, was Jan und Hubert ihm eben enideckt haben. Neben dieser Gruppe: Van Dyck, Rem- brandis geliebter Schiller, und Jordaens, Teniers und Van Huelden, Sneyders, Crayer. Hinter Rembrandt: Paul Poltcr, Karl Dujardin, Berghem, Ruisdael, Wouvermann, Hobbema, — etwas weiter nach vorn: Duquesnoy, der Schitzling Alberts von Oester- reich, der ungliickliche Freund Poussin’s. Wollten wir aber alle Namen der grossen Kinstler nennen, welche in der gross- artigen Composition von Gallait figuriren und deren mehr als 300 sind, so wiirden wir dadurch aliein diese Columnen an- fillen. Wie viel Grosse, Herrlichkeit und Ruhm haflet an die- sen Képfen! — sollten wir aber alle Thrénen und Leiden und Priifungen erzaéhlen, um welche sie diese Unsterblichkeit und auch diesen Platz des Ruhmes eingetauscht haben, wir wiirden Bande gebrauchen. An die niederlindische Schule schliesst sich die italienische. Wir brauchen nicht zu sagen, welche Figur vor allen andern in dieser Gruppe glinzt: Rafael! Nichts weiler! Es hat einmal eine Stadt gegeben, eine grosse, kénigliche Stadt, cine heilige Stadt, welche zur selben Zeit Rafael und Michel-Angelo be- sitzen durfte, welche dem cinen den Vatikan-—Pallast und dem andern die sixtinische Capelle tbergeben konnte, um von Bei- den Meisterwerke zu empfangen, an denen sich drei Jahrhun- derte noch nicht salt bewundert haben. Da sitzt der Baumei- ster von St. Peter’s Kuppel neben seinem jungen Nebenbuhler auf einem Marmorblock, den sein Meissel schon zu cinem Mei- sterstiick vorbereitet hat. Und hinler diesen glorreichen Mei- stern jene italienische Phalanx, in der der Name eines jeden Soldaten einen Ruhmeswiderhall weckt: Masaccio, Giolto, Leo- nardo, Titian, Paul Veronese, Correggio, Benvenuto Cellini u. Ss. Ww. Uu. 8. W. рецепт Wanden. Zwischen diesen Wanden befanden sich Flus~ sigkeiten von verschiedenen Farben, welche das im Innern der Kugeln brennende Gaslicht, je nachdem, mit sanftem oder blen- dendem Scheine durchliessen. Der Balkon und die erste Gallerie verschwinden vollstandig unter der reichen und grossen Bekleidung von rothem Sammet, welche mit natiirlichen Blumengarben аБегзйер war. An jeder Saule der Logen des ersten Ranges sind Caryatiden angebracht, welche Simonis gearbeitet hat. Wahrend man sie aber hier erschaffen hat, sind sie am Proscenium, wo sie vorhanden sind, aber leider nicht zur Zierde dienen, verschwunden. Die ko- nigliche Loge strahlte in blendender Pracht. Ueber der Bri- stung des Balkons und der Gallerieen wie tiber der der gros- sen Treppe slanden Vasen im Schimmer des Opal, aus denen lichthelle Blumen hervorkamen von Glas und von bunter Farbe, in denen das brennende Gas cirkulirte. Auf dem zweiten Range waren diese Vasen durch ungeheure Glasgloben erseizt, immer mit doppelten Wanden, so dass sie Wasser genug ent- halten konnten, in welchem sich, bei den Reflexen eines Lich- terstrahles, der in hinreichender Entfernung dahinter angebracht war, Goldfische erlustigten. Wir haben oben von einer Darstellung gesprochen, welche sich tiber der grossen Treppe des Haupteinganges befindet und auch den Gegenstand angegeben. Diese Darstellung ward in der zweiten Logenreihe wieder aufgenommen und setzte sich in dieser Héhe rund um den Saal fort. In der Mitle, wie schon gesagt, das Portrait Rubens von Genicn gekrént. Dann vor jeder Loge ein Wappenschild mit dem Portrait eines Mci- sters der niederlandischen Schule. Da sehen wir die Van Eyck’s (Hubert und Jan mit der Schwester), Rembrandt, Van Dyck, Teniers, Ruisdael, Paul Polter, Hobbema, Crayer und — doch wer nennt sie Alle? — Wir finden sie wieder in der grossartigen Composition von Gallait, welche das Bedeutendste ist von Allem, was dazu bei- getragen, das Fest des 5. Januar in den Jahrbiichern der Kunst als ein héchst merkwirdiges verzeichnel zu sehen. Zeigle sich schon die erste und zweite Logenreihe sehr verwandell, so war dies fast noch mehr der Fall bei der dritten. Hier befand sich eine vorspringende Gallerie, welche Zuschauer aufzuneh- men bestimmt war. Die vierte Logenreike endlich war maskirt durch einen wirklichen Vorhang von Laub, welcher aus den Saulenkapitélern der dritten Logenreihe hervorkam, um sich mit dem Kronleuchter zu verbinden, so dass ein Dom von Laub- werk und Licht gebildet ward. Dieser Kronleuchter war der Mittelpunkt eines grossen in Flammen strahlenden Plafonds, von wo aus Lichtblumen ausgingen, welche durch das Laubwerk hervorblitzten, wie leuchlende Meteore des Himmels. Hier oben hinter diesem Vorhang von Laub und Licht wa- ren die unsichtbaren Orchester aufgestellt. Die Parketlogen endlich sind in Boskette umgewandelt, um einen volligen Con- trast gegen die Bilder und glinzenden Vergoldungen der an- deren Theile des Saales abzugeben. Das ware also der Zuschauerraum. Aber das ist noch eben gar nichts. Auf gleicher Hohe mit ihm war die Bihne, und sie bot nicht geringere Wunder. Zwischen dem Zuschauer- raum und der Bihne, welche bis an dic Hauptmauern heran rechis, links und im Hintergrunde ganz frei war, also am Fries des Prosceniums, befand sich eine Composition von Portaels: »der Ruhmeswagen.“ Muthige Pferde, voll Feuer, cine Qua- driga, zuriickgehallten von Frauen, welche Palmen und Kranze werfen, und um den Wagen die Genien der Malerei, der Dicht~ kunst, der Musik, welche den Weg zur Unsterblichkeit weisen ! Dies Alles ist transparent gemalt, Aber wir miissen eilen, auf dié grosse Composition zu kom-