Jahren 1345 und 1301 dem Maler Anrdea Pisano fiir seine Ar-
beiten im Dom zu Orvieto, Wachs (cera colla) ist geliefert
worden. Zur weiteren Unterstiilzung des Gesagten kann ich
hinzufiigen, dass die Darstellungen aus dem Leben des heil.
Bartholomaus an der Chorwand des Doms zu Frankfurt a. M.
im Jahr 1427? von cinem Maler der kélner Schule mit Farben,
unter denen sich Wachs befindet, sind ausgefiihrt worden;
beim Reiben derselben erhalten sie daher heute noch einen
	schonen Glanz, :
In einer Note S. 176 wird tiber mehrere englische Male-
	reien des 13ten und 14ten Jahrhunderts berichtet, und am
Ende des Werks werden noch viele Nolizen aus den Rech-
nungsbiichern des 13ten Jahrhunderts, jetzt im Britischen Mu-
seum, mitgelheilt, wodurch die bis jetzt noch sparlichen Nach-
richten tiber die alt-englischen Malereien schr erweitert wer-
den und zu noch befriedigendern Resullaten Hoffaung geben.
Hochst merkwtirdig sind die Ueberresle eines gréssern Altar-
schmucks, den man ftir den ehemaligen des Hauptallars in
der Wesiminster-Abtei halt, Das 11’ lange, 3  hohe Frag-
ment sleht jetzt unter Glas verwahrt zwischen Grabmonumenten
der Kirche. Zwei der theilweis noch erhaltenen Haupttafeln
mit Gold-Mosaikgrund zeigen, wie es scheint, einen Salvator mit
zwei, Palmzweige haltenden, Engeln zu den Seiten, sodann
die einzelne Figur des Apostels Petrus, die linke Seite des
Aliarschmuckes bildend. Die Seite rechts und alle Inschriften
sind verloren gegangen. Zwischen beiden Figuren haben sich
Reste von drei Darstellungen erhalten, unter denen eine An-
betung der Konige zu erkennen ist; die vierte ist nicht mehr
vorhanden. Das ganze kostbare Werk, welches dem Ende
des 13ten Jahrhunderts anzugehéren scheint, war mil der
gréssten Sorgfalt ausgefiihrt, von einem dunkelblauen Glas-
fluss mit goldenen Slabchen und Blalterwerk eingefasst und
reich mit Gemmen und farbigen, auf Zinnblattchen eingesetz-
ten, Glasstiickchen geschmiickt. Der Verfasser beschreibt noch
andere weniger wichtige Malereien aus den Zeiten Eduards IU.
bis zu Heinrich VI., also aus dem Zeitraum von 1350 bis 1460.
Aus allen diesen Mittheilungen wird ersichtlich, dass auch im
miltelalterlichen England Malereien aus der heiligen und pro-
fanen Geschichle vielfach sind ausgefthrt worden.

Cap. VII bis XI. Diese sind einer sehr ins Einzelne gehenden
Untersuchung der Verdienste der van Eyck um die neuere Oel-
malerei gewidmet, Sie war um so mihsamer, als wir hieritber
weder von den Meistern, noch ihren Schiilern irgend eine Aus-
kunft erhalten, und nur in anderwarts zerstreuten Angaben
und in ihren Werken selbst hiefir Anhaltspunkte zu finden
sind. Diesen nach der yorliegenden Abhandlung Schritt far
Schritt hier zu folgen, wiirde zu weit fihren, weshalb wir
den Forscher auf dies Buch selbst verweisen missen. Als
Resultat jedoch geht hervor, dass das Hauptverdienst bei dieser
Erfindung dem 4lteren Bruder Hubert van Eyck gebéhrt, wie
es schon Vasari in der ersten Ausgabe seines Werkes von
1550 angegeben hat, und wie es das Alter des kaum 15jah-
rigen Johann van Eyck nicht anders zulasst, als ndmlich 1410
der erste gelungene Versuch der neuen Art in Oel zu malen
gemacht worden war. Da, wie bekannt, das Malen mit Oel-
farben schon lange vor den van Eyck bekannt war und na-
mentlich in den Niederlanden haufig angewendet wurde, so
kann deren Erfindung nur in einer Verbesserung und in ge-
wissen Vortheilen in der Oelmalerei bestehen. Hinestheils be-
stand dieselbe in der Zubereilung eines hellen, von fremden
Bestandiheilen gereinigten und schnell trocknenden Leinéls zum
Untermalen, anderntheils in dem gekochten, an der Sonne ge-
bleichten Leind], welches mit etwas klarem Harzfirniss gemischt
zum Lasiren mit sehr flissigen transparenten Farben geeignet
	CAunstliteratur.
	Materials for a history of oil painting by Charles Lock
Enstiake. Wondon 1847. XII und 561 Seiten. 8°.
	Von J, D. Passavant,
(Schluss.)
	Сар. У und VI. geben Nachrichten tber die verschiedenen
Malweisen des 14ten Jahrhunderts. Zuerst wird der Wasser-
farbmalerei auf Leinwand gedacht, wie sie damals in England
und Deutschland in Gebrauch war. Aus einer venelianischen
Handschrift wird selbst §. 90. nachgewiesen, dass zwei Deutsche,
die Briider Marcus und Paulus zu Venedig und Treviso fiir
die Franciscaner-Kléster der Minorilen daselbst um 1335 solche
Malereien ,,ad modum Theotonicum in pano“ ausgefihrt haben,
also diese Art zu Malen in Italien einfitihreten. Ueberreste
solcher Malereien jener Zeit haben sich einige in KélIn erhal-
ten. Auch Albrecht Diirer hat sie noch zuweilen angewendet,
z. B. bei zwei Apostelképfen, jetzt in der Florentiner Gallerie.

Hierauf kommt Eastlake auf die Temperamalerei auf Tafeln
zu sprechen, wie sie in der Strassburger Handschrift vorge—
schrieben wird. Es ergiebt sich hieraus, dass die Farben
zuerst mit Pergamentleim angerieben und durch einen Zusatz
	von Honig temperirt wurden; zuletzt erhielt die Malerei einen
	Firniss, der die Farben glanzend machte und Zugieich vor
Schaden durch Wasser schiitzte. Diese Mischung mit Honig
mag wohl jenen Malereien des Meisters Wilhelm von Kéln
und seiner Schule jene schéne Sattigung des Tons und jenen
Schmelz gegeben haben, der sic so sehr gegen die gleich-
zeitigen Temperamalereien Italiens auszeichnet.

Die Recepte derselben Handschrift, wie Leim- oder Hanf-
samen-Oel zu bereiten, zu bleichen und wie damit zu malen
sei, scheinen dem 15ten Jahrhundert anzugehdren, denn hier
wird schon die Eyckische Behandlung, das Oel mit calcinirten
Knochen und Bimstein zu kochen und dann an der Sonne zu
bleichen, angegeben; indessen setzt der Maler hinzu ,,umb
dis Oli wussent nit alle maler und von der guti dis Olis so
heisset es oleum ргес1озит.“ Dieses Maler-Oel war also
damals noch etwas neues und wenig. bekanntes. Im allgemei-
nen war dagegen im t4ten Jahrhundert das altere Verfahren,
mit Oelfarben Wande und steinerne Bildwerke zu bemalen,
etwas sehr gebrauchliches. Beispiele hievon haben sich u. A,
auch im Dom zu Frankfurt a. M. erhalten; nadmlich das grosse
gemalte Christianllitz am Bischofsstuhl, welcher wohl gleich-
zeilig mit dem 1338 vollendeten Chor ist gefertigt worden.
Sodann die sorgfaltige Bemalung des Grabmals des 1352 ge-
storbenen Giinther von Schwarzburg. In dem Werk des Gra-
fen de Laborde ,,Les ducs de Bourgogne‘ kommen in den
Jahren 1382 bis 1392 haufig Auslagen vor fiir Standarten und
Fahnchen von Seide oder Leinwand mit darauf in Oel gemal-
ien Wappen und Devisen durch die Maler Jehan Mennin und
	Melchior Brodlain aus Lille.
Der Bericht tiber die Frescomalerei enthalt nichts wesentlich
	Neues. Von grosserem Iinteresse ist, was hieraul ber die Wachs-
malerei des Mittelalters mitgetheill wird, Die directe Ueberliefe-
rung aus der antiken Handhabung dieser Kunst scheint zwar
sehr unterbrochen, jedoch nicht so, dass wenigstens die Er-
innerung daran durch die anliken Schrifisteller stets lebendig
blieb, und im Mittelalter mit mehr oder weniger Geschick wie-
der angewendet wurde. In der Lucchesischen Handschrift des
Sten Jahrhunderts, in der Byzantinischen des iften und der
Flandrischen des Jehan le Begue von 1431 finden wir An-
leitungen hiezu. Durch Della Valle wissen wir, dass in den