von Kress in Offenbach ausgefiihrt worden, oder noch in der
Ausfihrung begriffen sind. Hiezu gehéren besonders die 10
Fuss 6 Zoll hohen Figuren des Gutenberg, Fust und Schéffer
fir das Denkmal zu Ehren der Buchdruckerfindung, von denen
die Statue des letztern in allen Theilen vortrefflich gelungen,
seit mehr als einem Jahr einstweilen auf der Terasse des Sta-
del’schen Kunstinstituts aufgestellt ist. Man beabsichtigte da-
bei einestheils die Wirkung, welche die Statue im Freien macht,
zu beobachten, anderntheils aber zu sehen, wie sich die kiinst-
lich erzeugte Patina, dem Witterungswechsel ausgesetzt, halten
wirde. Das Ergebniss war in allen Beziehungen sehr befrie-
digend, worauf zur Ausfihrung der Statue des Fust geschritten
wurde, deren Vollendung wir auch schon nachstens entgegen
sehen dirfen.

Zwei andere kleinere Figuren des Kinstlers sind gleichfalls
sehr gut in der galyanoplastischen Ausfiihrung ausgefallen. Die
eine, fast Lebensgrésse, stellt einen Grafen von Leiningen aus
dem 14. Jahrhundert vor. Eine ritterliche Gestalt, in deren
scharfen Gesichtsztigen sich ganz der Ernst jener Zeiten aus-
spricht, wie in ihrem natirlichen Anstand die ungezwungene
Lebensweise der damaligen héheren Sténde. Was bei dieser
Statue eine sehr angenehme, malerische Wirkung hervorbringt,
sind die verschiedenartigen Metalliiberziige, wonach die Ge-
sichtstheile réthlich, der Waffenrock und einige Verzierungen
golden, die Riistungsstiicke eisern erscheinen. — Die dritte der
bereits galvanoplastisch ausgefihrten Statuen stellt einen Pagen
aus des Rubens Zeit dar; eine reizende, naive Knabengestalt,
welche eine Fackel halt. Vermittelst einer Gasflamme erleuchtet
sie das Stiegenhaus der Villa Brentano, wie zu willkommenem
Empfange einladend.

Zu den ausgezeichneten Leistungen, welche wir Launitzen
verdanken, gehéren auch einige Biisten bestimmter Nationali-
taten, die er nach dem Leben modellirt hat; ndmlich die eines
Arabers aus Algier, eines Aegyptiers, eines Mohren und eines
Zigeunermadchens. In ihnen allen sind die Ragen so charak-
teristisch wahr dargestellt, dass sie als Typen derselben gelten
kénnen und hiedurch ein noch weiteres, als blos kiinstlerisches
Interesse gewahren. Unter verschiedenen Portraitbiisten, welche
Launilz in letzter Zeit in Marmor und Gyps ausgefiihrt hat, er-
wahnen wir hier nur die des verstorbenen Syndicus Sieveking
aus Hamburg und des Historikers Schlosser in Heidelberg,
letztere besonders, nach dem Leben gearbeitet, eben so зрге-
chend 4hnlich, als auch in allen Theilen auf’s Feinste charak-
teristisch.

Auch der Bildhauer, Professor Zwerger hat mehrere sehr
gelungene Portraitbiisten in Marmor und Gyps ausgefihrt, unter
denen die des Reisenden, Dr. Riippell. Sein lebensgrosses
Kruzifix in carrarischem Marmor gehdrt wegen der edeln Ge-
stalt des Christus und der wiirdigen Milde im Ausdruck des
Kopfes zu dem Schénen, was in dieser Art ist hervorgebracht
worden. Es ist jetzt in der Grabkapelle des Kurfiirsten von
Hessen auf dem neuen frankfurter Friedhof aufgestellt.
	Ш. КарГегз И св.
	Er tbergibt hiermit den Kunstfreunden ein Blatt ersten Ranges,
sowohl wegen der treuen Wiedergabe des bezaubernden Ori-
ginals, als der geistreichen Ausfihrung, womit es meisterlich
vollendet ist, und der Grésse des Formats, welche eine ge-
diegene Durchbildung zugelassen.
	Blolzsehnitt.
	Meisterwerke Чеийзсйег НойзсйпезЧейитзьЬ Ег-
stes Heft, enthaltend 4 Blatter mit 5 Bildern. In Holz ans-
	getuhrt von E. Graeff in Frankfurt. Leipzig 1849, Georg
Wigand’s Verlac. Fol. 1 Thir.
	Unter diesem Titel kiindigt sich ein neues Unternehmen an,
das fir die Tiichtigkeit und Soliditét, mit welcher der Holz-
schnitt heutiges Tages bei uns behandelt wird, neue Belege
giebt. Die Zeichnungen rihren von Zeitgenossen her, und es
scheint somit beabsichtigt zu sein, auch in Bezug auf Inhalt
und Composition Belege fir die heutige Kunstrichtung vorzu-
fiihren. Ich kann mich indess, um dies vorweg auszusprechen,
mit der Wahl der Compositionen des vorliegenden Heftes nicht
iiberall einverstanden erklaren. Das erste Blatt enthalt zwei
kleine Darstellungen nach Steinle, Knaben in allegorisch ge~
meinten Vorgdéngen, mit erléuternden Spruchbindern: — ein
Knabe auf einem Apfelbaum mit brechendem Aste, mit der
Inschrift ,,Ex malo malum“ doppelsinnig: von dem Apfelbaum,
oder: vom Uebel das Uebel), — und ein Knabe, der eine
Geige mit gesprungenen Saiten ziirnend zu zertreten im Begriff
scheint, mit der Inschrift ,,Nulla fides‘* (ebenfalls doppelsinnig:
keine Saite, oder: kein Glaube). Man wird mir vermuthlich
zugestehen, dass diese lateinischen Wortspiele ziemlich ‘frostig
sind; wenigstens hat nur das erste einen etwas tieferen Inhalt
(auf den unheilvollen Apfel des Paradieses beziglich), wahrend
ein solcher bei dem zweiten ganz fehlt. (Denn wenn die Geige
auch etwa die Weltlust bedeuten soll, so bleibt es doch un-
klar, warum ihre Saiten gesprungen sind und warum der Knabe
so théricht ist, das unschuldige Instrument zu zertreten, statt
es mit neuen Saiten zu beziehen). Die Darstellung des ersten
Bildchens ist daher, bei dem verstindlichen Vorgange dessel-
ben, auch naiver, die des zweiten aber ziemlich gesucht und
pretiés herausgekommen. —- Das zweite und das dritte Blatt,
beide ebenfalls von Steinle, bilden Gegenstiicke. Das zweite
enthalt eine Eva, die, mit Fellen bekleidet und einen Spinn-
rocken in der Hand haltend, unter einem Baume sitzt, wahrend
ein Knabe ihr von einem niedrigen Aste einen Apfel herab~
reicht und Adam im Hintergrunde mit Feldarbeit beschaftigt
erscheint. Eva hat starke machtige Formen, wie sie der Ur-
mutter eines Geschlechtes zukommen; auch die Linien der Ge-
stalt und ihrer Bewegung sind in zugleich schénen und derben
Zigen gefiihrt. Der Knabe ist schlank und leicht. Nur bei
Adam ware, zumal im Verhiltniss zu dieser Eva, etwas gris-
sere Energie zu wiinschen gewesen; auch ist sein geschaft-
liches Thun nicht sonderlich versténdlich. Das dritte Blatt ist
eine sitzende Madonna mit dem Kinde in einer Glorie, — also
die andere Eva (wie sie die spielende Symbolik des Mittelalters,
indem sie zugleich den ,,Ave“ - Gruss riickwarts liest, bezeich-
net, durch die gestihnt wurde, was jene verbrochen hatle. Die
weile Gewandung der Madonna bewegt sich in einem so maje-
stitischen wie harmonischen Linienflusse; aber die Geberde
ihres Kopfes und der Ausdruck ihrer Ztige verrathen — zumal
im Gegensatz gegen die Eva des vorigen Blaites — eine ge-
wisse pietistische Befangenheit, und das Christkind in seinem
langarmligen Réckchen, das sie halb in ihren Mantel eingehiillt
	hat und das mit seinen beiden Handchen das Kinn der Mutter
5*
	Professor KE. 8. Schaffer hat nach der vortrefflichen Zeich-
nung, die er vor finf Jahren in Florenz nach der Madonna
della Sedia gefertigt, seinen Stich vollendet, und ein Werk ge-
liefert, welches ihm einen Platz auch unter den ersten Meistern
der malerischen Behandlungsweise des Kupferstichs sichern
wird. Ueberzeugte schon seine Zeichnung, in wie weit hdherm
Grade, als alle seine Vorgdnger, er in den Geist Rafaels ein-
gedrungen ist, so haben wir nun auch die Befriedigung zu
sehen, dass er die Schwierigkeiten der Ausfihrung durch den
Grabstichel auf bewunderungswiirdige Weise tiberwunden hat.