4wet Hande sind aus diesem herausgestreckt: die eine strei- chelt sanft den Kopf des Hundes, wahrend das treue Thier die andere liebkosend leckt, das grosse schwarze Auge traurig zu seinem Herrn gerichtet. Der Hund hat, um seinen Herrn zu suchen, seine Kette zerrissen, ein Stick von ihr hangt noch an einem eisernen Halsband. Um das Interesse fir beide, fiir Hund und Herrn zu erhdhen, hat der Maler den Handen eine feine, vornehme Form gegeben, und einen kostbaren Ring an den Finger gefiigt, auch lasst er fein gearbeitete Spitzen am Unterarme erblicken, damit der Beschauer erralhe, der Ge~ fangene sei kein gemeiner Verbrecher, sondern etwa das Opfer der Willkiir einer Firstenlaune oder dgl. Wenn auch das Sujet von Verboeckhoven’s Schépfung nicht so ergreifend ist, so ist doch die Ausfihrung unzweifel~ haft ebenso vollkommen, als die beiden vorhergehenden. Die » @liickliche Mutter“ ist namlich ein grosses niederlandisches Schaaf, mit herrlicher Wolle bekleidet. An dem heiteren Som- mertage fihlt sich die gute Mutter so recht behaglich in ihrem schénen Kleide, wahrend zu ihren Vorderfiissen ibre Kleinen, zwei reizende Lammcehen, im Grase spielen. Die Gruppe dieser beiden Thierchen ist héchst anmuthig und graziés. Das eine liegt auf der Erde, den Kopf nach dem andern gedreht, das hinter ihm steht. Man hat an diesem Bilde getadelt, es sei etwas zu geleckt; ich kann das aber durchaus nicht finden, und halte die Ausfihrung fir naturwahr und meisterhaft. Unter den Gemalden von geringerer Ausdehnung sind die vorziiglichsten: ,,Paul Potter beim Studium“ von Edmund Tschaggeny aus Briissel, ,,der arme Blinde“ von J. J. Enckhout, ,,die Rede von Lagos in Portugal‘ von Clays, »eine Rémerin’’ von Madame O’Connel, und der ,, Leichen- zug in der Wiste“‘ von Portaels. Besonders das erste die- ser 5 Gemalde ist ganz vorziiglich. Paul Potter, der grosse hollandische Thiermaler, im Costume seiner Zeit, eine Zei- chenmappe unter dem rechten Arme, unterhalt sich mit einem Bauermadchen von vielleicht 14 Jahren, das eine Schaaf- und Ziegenheerde hiilet, indem er mit der linken Hand auf die Thiere zeigt, die in den verschiedensten Stellungen umherste- hen oder liegen. Das Madchen, das, in einfacher Bauertracht, mit einem kleinen Kappchen auf dem Kopfe, halb an der Erde liegt und halb sitzt, hat den linken Arm um den Hals seines allerliebsten, ungefahr finfjahrigen Bruders geschlungen, der ihm zur Seite steht und dem Beschauer das Gesicht zudreht, wahrend das Madchen halb den Ricken und ein reizendes Profil zeigt. Das Gemalde Enckhout’s stellt einen Blinden dar, der von seiner ungefahr zehnjaihrigen Tochter gefihrt wird und mit einer Drehorgel sein Brod sich verdient. Man sieht nur den Ober- korper beider Personen. Die Scene ist auch, wie bei Gallait, am Abend auf der Strasse. Das Antlitz des Blinden, der 50 —60 Jahre zihlen mag, hat ungemein kraftige, energische, ja schine Zige. Langes dunkelbraunes Haar und ein gewalliger Bart von derselben Farbe umwallt das Haupt, und giebt ihm so etwas Edles und Wiirdiges, dass man durch dieses Bild unwillkirlich an Oedipus erinnert wird. Auf dem Gemalde von Clays sieht man einen Theil der Festungswerke des Hafens von Lagos, uud einen Schooner im Begriff, in die See zu stechen. Es ist das schénste aller See- sliicke, die in nicht geringer Anzahl in der Ausstellung vor- handen sind. (Fortsetzung folgt.) Paris, am 24, Jan. Man erwartet in diesem Augenblick in dem Havre ein Schiff, welches 12—14 Kisten von den Kunst- werken Thorwaldsen’s aus Kopenhagen nach Frankreich brin- gen wird. Man hofft, dass diese Bildwerke Mitte Februar nach Paris kommen dirften. (B. N.) 26. Jan. Gestern wurde in der Auction der Debruge- Du. ménil’schen Sammlung ein Dolch von Benvenuto Cellini’s Arbeit fir 6000, eine Muskete aus Karl IX. Zeiten fiir 5000, ein prach- tiger Sébel des Herzogs v. Guise fir 7000 Fres. zugeschlagen. Rovilatenschau. Die Aegidien-Kirche zu Oschatz. Weihfestschrift von F. W. Mogk. Mit einem Stahlstich und einem Holzschnitte (Ansicht und Grundriss der Kirche). Oschatz, Е. Oldekop’s Erben 1849. 96 S. 8. — Historisches und Schilderung des von 1846—A49 ausgefiihrten Neubaues, nach Heideloff’s Plan: go- thisch, zwei Thiirme mit durchbrochenen Spitzen. Gesammt- kosten mit allen Nebenwerken: 112,073 Thir. 8 Nor, 1 Pf. * Nachrichten von dem Leben und den Werken kélnischer Kinstler von Joh. Jac. Merlo. Mit 174 Mo- nogrammenabbildungen. Кбш 1850. Commissions-Verlag von J, M. Heberle. (H. Lampertz.) * Millons I’Allegro illustrated by the Etching Club. In 3{ Blattern. London 1849. Fol. ?1 Thir. Hunstvereine. (So eben erst bei der Redaktion eingegangen.) Kunst- Verein fiir das Kénigreich Hanmower, Am 24. Februar 1850 wird die 18. Ausstellung von Werken leben- der Kanstler in Hannover eréffnet werden, Das Comité des Kunstver- eins hofft und wiinscht, dass die Kiinstler des deutschen Vaterlandes dieselbe in gewohnter Weise freundlich unterstiitzen werden. Der Verein tragt unter den in besonderen Einladungen bemerkten Bedingungen die Kosten des Transports aller bis zum 10. Februar von den Kiinstlern selbst mit Fracht unter der Adresse des Vereins einge- sandien Kunstwerke; bei Sculpturen und Zusendungen vom Auslande muss das Comité sich vorher eine Anfrage erbitten. Unfrankirte Sen- dungen mit der Post kann der Verein unter keiner Bedingung annehmen. Die Kosten der Verpackung sind stets von den Absendern zu tragen. Die verschiedenen Ausstellungen der verbundenen Kunst-Vereine westlich der Elbe folgen auf die unsrige; sie bieten den hier nicht ver- kauften Kunstwerken eine vortheilhafte Gelegenheit zur Weitersendung, und deshalb wird angenommen, dass dieselben ihnen zugeschickt wer- den sollen, wenn nicht ein Anderes bestimmt vorgeschrieben wird, Um recht frihzeitige Anmeldungen der eingehenden Kunstwerke, sowie um Mittheilung der dussersten Preise derselben, sofern sie verkauflich sind, wird dringend gebeten. — Jede nahere Auskunft zu geben, ist der Unterzeichnete gern bereit. Hannover im November 1849. Vogell, Hofbaumeister, Secretair des Vereins. Der Kunstverein zu Halberstadt giebt in dem eben ausgegebenen, siebenten Hefte seiner Nachrichten Bericht tiber die Wirksamkeit in den Jahren 1848 und 1849. Da der- selbe durch seine erste Ausstellung, im Jahre 1828, wenn gleich’ diese nur als ein Versuch anzusehen war, und dureh die Jahre {830 und 1832 u. s. w. fortgesetzten Ausstellangen adberhaupt den Impuls zu den Ausstellungen in den Provinzialstidten und zu den Provinzial -Kunst- vereinen gegeben hat, so dirfte ein Rickblick auf diese nicht ohne Interesse sein. Die Idee, bei Gelegenheit des 1828 im April in Hal- berstadt veranstalteten grossen Musikfestes, durch eine Kunstausstellung den Fremden wie Einheimischen noch einen zweiten Kunstgenuss zu bieten, ging von dem Dr. Cramer und Dr, Lucanus aus, die Ausfih- rung ibernahm der letztgenannte, Aus hiesigen Privatcabinetten wur- den 80 zum Theil sehr werthvolle Gemalde neuerer Meister dazu her- gegeben, die Aufforderung an auswartige Kimstler fand jedoch nur allein in Dresden Anklang, und nur von dort aus langten einige 20 Gemalde hier an, yon welchen sechs Stick, von Crola, Dahl, Oehme, Leypold und Wink, ausserdem ein Bild von D. Quaglio um 250 Thir. gekauft wurden. Die Erfahrung zeigte, dass zur Veranstallung reich- haltiger Ausstellungen eine gewisse Garantie, insbesondere auch fir die