wir auch den des Christus noch erhabener, ideeller wtinschten. Die Drappirung ist einfach, natirlich; die Farbung und der im Ganzen herrschende Ton zart, lebendig und frisch, wodurch dies Bild einen grossen Vorzug uber des Kinstlers frihere Werke erlangt. Die Composition entspricht den Forderungen der streng religidsen Anordnung, ohne in das Steife und Sym- metrische zu fallen, dem sich einige neue Kiinstler bei bibli- schen Darstellungen so gerne ergeben. — Vom Hofmaler Rothe sahen wir ebendaselbst ein Kniestiick, Kleopatra mit der Schlange sich tédtend, voll kraftiger Farbe, doch im Ganzen etwas im Geschmacke der friiheren Kunstepoche. Der fleissige Land- schaftsmaler Papperitz hat einige 20 Oelstudien geliefert, welche er auf seiner italienischen Reise gesammelt und uns mit saftigem Pinsel manche schéne, oft wenig bekannte Gegend vor Augen gefthrt. (Б. М.) Minden, 23. Jan. Der Maler August Palme, von Ge- burt ein Deulsch-Boéhme, unserer Schule aber seit vielen Jah- ren angehérig, ist mit der Ausfihrung eines ziemlich umfas- senden Malereiwerkes, in Fresco beschaftigt. Dicht bei Lich- tenfels, an der Eisenbahn von Hof nach Bamberg, liegt auf der Hohe tiber dem Main, gegeniber dem berihmten Kloster Banz, die Wallfahrtkirche Vierzehnheiligen. Diese Kirche steht wegen ihrer ,,Gnaden und Wunder“ in grossem Ansehen und hat in Folge davon tiber nicht unansehnliche Mittel zu ge- bieten, die aus dem Opferstock der Hilfe suchenden Frémmig- keit fliessen. Die Kirche von Vierzehnheiligen ist aus dem vorigen Jahrhundert — somit kein Muster des Geschmackes. Die innere Auschmickung hat aber eben darum kein Baudenk- mal verunstaltet, wie dies so hdufig geschieht, sondern ent- spricht der Architektur vollkommen, die ihren bezeichnenden Namen von der gleichzeitigen, kiinstlichen Verunstaltung na- turwiichsiger Locken, in Zopf und Perticke, herschreibt. Bei allem auf die Kirche verwandten Reichthum ist die Decke der- selben bisher ohne Malerei geblieben. Diesem Mangel wird das Werk Palme’s begegnen. Finf sehr bedeutende Raume (der eine sogar uber 60 Fuss hoch) sind ihm fir seine Ge- malde angewiesen, Zwei davon sind vollendet. Zum dritten zeichnet er den Carton. Natirlich war er auf die Legende von den vierzehn Heiligen, oder Nothhelfern, verwiesen, denen die Kirche, und zwar als die allererste und eigenste, gewidmet 15. Aber um sie im Zusammenhange mit der christlichen Kirche tiberhaupt zu fassen, nahm Palme fir das erste Bild die Verkiindigung der Hirten auf dem Felde ~— denn mit der Geburt Christi war der Grundstein der Kirche gelegt — und der Zug der heiligen drei Kénige, als der ersten Wallfahrt im christlichen Sinne, was denn in naher verstandlicher Beziehung mu der Wallfahrtskirche steht, Das zweite Bild beschaftigt sich mit der Legende, welcher die Kirche ihr Dasein verdankt. Ein Hirt der Gegend hért ein Kind schreien im nahen Busch, geht danach und sieht es auch von einem hellen Schein um- geben; aber so wie er danach langt, verschwindet es. Das Kind erscheint ihm ein zweites Mal, und als er danach langt, verschwindet es abermals; aber an seiner Stelle brennen zwei blaue Flammchen; davon war eine Frau zufallig Augenzeuge. Nun berichtet der Hirt das Erlebniss, und der Geistliche em- pfiehIt ihm, eine dritte Erscheinung abzuwarten, dann aber um den Willen des offenbar géttlichen Wesens zu fragen. Die Erscheinung bleibt nicht aus. Diesmal aber ist das heilige Kind umgeben von vierzehn andern Kindern und giebt seinen Willen dahin kund, an dieser Stelle solle den vierzehn Nothhelfern (die hier, eigenthiimlicher Weise, als Kinder auftreten) eine Kirche erbaut werden. Diese drei verschiedenen Visionen hat Palme in einem Bilde vereinigt, und noch tiber der Jetzten einen Chor von Engeln mit dem Modell der Kirche angebracht, wodurch sich das klarer motivirt. Das dritte Bild, das den Raum tiber dem Hochaltar einnimmt, stellt die Dreifalligkeit dar, von den vierzehn Nothhelfern, aber in ihrer normalen Gestalt, umge- ben. Unter ihnen steht Maria als Firbitterin. Der Kiinstler hat sich ganz in die katholische Denkweise dieser Legende, theilweis sogar in den Charakter der Architektur, gefiigt; denn eine streng stilisirte Anordnung wiirde einen хи отеЙеп Con- trast bilden. Aber in Zeichnung und Malerei, sowie in der Motivirung der Gestalten und im Ausdruck, hat er die Merk- male der Schule, der er angehért, deutlich an den Tag gelegt. Der Entschluss zu der Arbeit ist von der Kirchenverwaltung zu Vierzehnheiligen ausgegangen, den Auftrag dazu aber hat dem Kiinstler die Akademie in Miinchen ertheilt, die in solchen Fallen als oberste Kunstbehérde fungirt. (В. М.) T Bruffel, am 28, Jan. (Fortsetzung.) Mad. O’Connel’s Gemilde ist das Brustbild einer Romerin. Es ist sehr schén in seiner Art, jedoch gefallt es mir lange nicht so gut, als die iibrigen Gemalde desselben Werthes. Denn mir sagt ihre Art und Weise zu malen durchaus nicht zu; sie ahmt namlich Rubens nach, was mir fir kleinere Gemalde und namentlich fiir einen weiblichen Kopf bedenklich erscheint ). Der Leichenzug in der Wiiste von Portaels ist, bis auf den Himmel, von dem ich glaube, dass er fir dieses Klima zu grau ist, ein ausserordentlich schénes Gemalde. Ein er- schlagener Beduin ist in vollstandigem Kriegsanzuge mit dem Ricken auf einem geschmiickten Dromedar befestigt, und zwar so, dass auf beiden Seiten des Thieres ein Theil des Korpers herabhangt. Links vom Kameele geht sein Fihrer, im Pracht- anzuge der Beduinen, zur Rechten schreitet in einiger Entfer- nung ein anderer Beduine, fast in derselben Kleidung, traurig das Haupt zur Erde gesenkt. An der linken Seite des Kamee- les, neben der Leiche, geht die Frau des Erschlagenen, in ein einfaches weisses Gewand gehillt. Mit warmem Gefihle hat der Maler den Schmerz um den Verlust des Gatten auf ihrem Gesichte ausgepragt, der in unaufhaltsamen Thranensiromen sich Luft macht. An der Linken fihrt sie ihren braunen Sohn. Hinter ihr geht die Magd, die bekanntlich von den Beduinen wie ein Mitglied der Familie betrachtet wird, mit vorgebeug- tem Hanpte, das in Thranen schwimmende Auge zum Leich- nam ihres Herrn emporgerichtet. Im Hintergrunde sieht man noch eine Frauengestalt, mit einem kleinen Kinde auf der rech- ten Schulter und einem etwas grésseren Knaben an der lin~ ken Hand. Unter den kleinen Gemalden verdient wohl unstreitig die »Verzeihung“ von Alfred Stevens (Bruder Joseph’s) die Palme. Es ist dies sowohl in Bezug der Auffassung als der Ausfih- rung ein vollendetes Meisterwerk. In einem kleinen Zimmer silzt eine Mutter von ziemlich vorgeschrittenem Alter und mit einem ungemein wiirdigen Anilitze, vor einem Tische, auf welchem sich ein Crucifix und eine aufgeschlagene Bibel be- findet, Mit der rechten Hand zeigt sie auf eine Stelle in dem Buche, und sieht mit einem innigen Blicke voll Kummer und Liebe auf ihre erwachsene Tochter, die im Gefihle ihrer Schuld schamvoll das Anililz im Schoosse ihrer Mutter verbirgt, und mit den emporgehobenen Armen gleichsam die unverdiente Ver- gebung abwehren will. Wenn schon das Ganze durch die Wahr- heit der Empfindung einen tiefen Eindruck auf den Beschauer macht, so wird er erst durch die Betrachtung der Hinzelheiten 1) Die Kinstlerin ist eme geborene Berlinerin (geb. Miethe) und Schii- , von Prof Begas. Aus dieser Zeit sahen wir schon sehr interessante 1егт уоп Рго?. Бесаз. Аз олезег eit sanen wit scron sear interes T otstumean wan thr anf der Ausstellone. р. В.