Manet spectator desuper cunctorum prescius deus visionisque eyus
presens semper eternitas   cum nostrorum actuum futura qualitate
concurrit bonis premia malis supplicia dispensans   boecius de
consolatione philosophie ti CV°. ) Darunter ist ein kleiner Zettel
mit der Inschrift: in spectatores pictor, und gleich rechts davon
halt ein Monch mit beiden Handen eine grosse Rolle, uber der er
etwa zur Halfte sichtbar wird, wie in der nachstehenden Figur.
	р ЗВ
	 
	Er kreuzt die Beine um das Rad und halt sich mit beiden Han-
den an dasselbe. Der Zettel tiber ihm tragt die Inschrift: mens
non potest habere regimen virtutum ni prius excussetur magiste-
rium viciorum augustinus. Der Gefallene endlich, im Wamms
mit Leibgurt, eine Miitze auf dem Kopf, halt in der Linken
einen Zettel mit: quis mihi det ut sim iuxta menses pristinos
quando lavabant pedes meos   butiro et petre fundebant mihi riuos
olei quando precedebant ad portam   civitatis et in platos cathe-
dram ponebant mihi fo? (2) nune autem derident   me iuuenes
job. 29 ca®.1) Oben links erscheint die Halbfigur Christi in den
Wolken, einen Nimbus um das Haupt, in der Linken die Welt-
kugel, auf der die Siegesfahne, in der Rechten eine an der
Kurbel des Glicksrades befestigte Schnur haltend. Auf seinem
am linken Rande herabgehenden Zettel liest man: Ecce ego mitto
angelum meum qui precedat te in via obserua eum et   audi vocem
eius et si audieris vocem eius et feceris omnia que loquor   inimi-
cus ero inimicis tuis et affligam affligentes te exodi XXIILI° ca®.
Gehen wir nun auf die rechte Seite des Kupferstichs tiber,
so sehen wir am Rande ein Schiff in einer Wasserbucht, und
auf einem iiber dasselbe liegenden Querbalken einen Baum mit
seinen Wurzeln stehend. Zu beiden Seiten der Wurzeln zeigen
sich zwei Thiere, die wie Hunde aussehen, der links mit dies,
der rechis mit nox dariiber. In der Krone des Baumes sitzen
in drei Reihen tber einander 21 Figuren. Die oberste Reihe
von acht Personen, auf die links tiber dem Baum eine Taube
zufliegt, zeigt in der Mitte den Papst und zu dessen Seiten
Kardinile, Bischéfe und Geistliche; die mittelste Reihe in glei-
cher Anzahl den Kaiser mit Krone und Scepter, und neben ihm
rechts einen Mann in der burgundischen Miitze mit einem fal-
tigen Tuch dartiber, welches auf einer Seite herabhangt, einen
Stab oder Scepter in der Hand, wie die nachstehende Figur,
	ferner ein andres gekréntes Haupt und eine dritte hier durch
Wurmfrass zerstérte Figur, rechts wieder einen Konig und drei
andere Figuren, die Rathe oder Hofleute scheinen. Die unterste
Reihe von fiinf Figuren zeigt in der Mitte eine Frau, der cin
Einhorn in den Schooss springt, zu ihren Seiten zwei andere
Frauen und weiler links einen Mann in aufgeschlagenem Hut
und langem Kleide, rechts eine nackte Figur, welche die eines
Kindes zu sein scheint. Vor dem Schiff, neben der Grube mil
der Leiche, steht der Tod als Knochengerippe, einen Kocher
mit Pfeilen tiber der Sehulter und schiesst in den Baum hin-
	auf, Ein Zettel bei ihm ftihrt die Worte петии рагсо.
(Fortsetzung folgt.)
	1) Ist cin Auszug aus Job. cap. 29 u 30, wo etwas vollstandiger меш:
cap. 29. quis mihi tribuat ut sim juxta menses pristinos — — — quando
erat omnipotens mecum ct in cirenitu meo puert mei, yuando lavabant pe-
des meos butyro ef petra fundebant miki rivos olet, quando praccedebam ad

portam civitatis et in platea parabant cathedram mihi — —- — cap. 30:
	Nune autem derident me juntores tempore.
	Die Rolle enthalt folgende Verse , die sich offenbar auf die Per-
son beziehen, welche unten als Leiche im Grabe liegt:

hoc iam extinctum speculum in tumba sepultum

amore emicuit et vanitate simul

Quid fuerit pompa nunc sua forma declarat

Nune iacet in fossa humanitate sine

lumina quae totum quondam micare per orbem

Nunc tenebra magna cooperit que sua

Carnes iam suas modo videt esse falaces

Et fosse factura relinguitur que sibi.

Von der Mitte wenden wir uns nun zu den beiden Neben-
vorstellungen auf den Seiten, dem Gliicksrade mit der Fortuna
links und dem Lebensbaum mit dem Tode rechts. Das Gliicks-
rad, welches an einem Stender befestigt ist, wird von der For-
tuna, mit verbundenen Augen, stehend gedreht. Vor ihr ein
Zettel mit: udlamne humanis rebus constanciam in te putas cum
ipsum   sepe hominem velox hora dissoluat boecius li®. 2°.)
Oben auf dem Glicksrade sitzt auf einem Kissen ein Konig von
jugendlicher Gestalt mit ernsthafter, etwas triiber Miene. Er
hat eine Krone auf dem Kopf, von beiden Seiten herabwallen-
des Haar, den Scepter in der Rechten, die Linke scheint er
auf einem Beutel zu halten, der an einem Gurt hangend neben
ihm auf dem Kissen liegt. Sein mit Pelz verbramter Rock ist
kurz, ohne Leibgurt, und reicht nur bis auf die halbe: Lende,
das Beinkleid geht mit den Schuhen in eins, welche spitz sind.
Der Zettel tiber ihm hat: éro (2) fortuna diu patebit vota se-
runda ni corde teneas tu deum ipse numr (2). Der links herab-
fallende ist ein bartiger Mann mit einer Miitze auf dem Kopf,
in langem, um der Leib gegiirtetem Kleide. Er halt sich mit
der Rechten an das Rad, mit der Linken an cine Speiche. Auf
scinem hinter der Fortuna herunterhingenden Zettel steht: in
omni aduersitate fortune infelicissimum est genus infortunii fuisse
felicem, wot dariiber ausserhalb des Zettels 22°). Der rechts
aufsteigende ist ein Jiingling mit einem Stirnband im lockigen
Haar, und in kurzem pelzverbraémten um den Leib gegtirteten
Wamms. Ueber seinen \inken Oberarm geht cine zusammen-
gekniipfte Sehnur, an deren beiden Enden zwei Herzen mit
Monogrammen darin hangen, deren Abbildung hier beigefiigt ist.
	1) Die Stelle steht eben so i den gedruckten Ausgaben you Bocthius
de. consol. phil., gegen das Ende des fiinften und letzten Buches.

2) Boethius de consol. phil. lib. 2, lautct die Stelle: Ullamne humanis
rebus inesse constantiam reris, cum saepe ipsum hominem ete.

3) Auch diese Stelle ist aus Boethius de consol. phil. lib. 2.