Johannn Karl Konrad Schall hierselbst als Erfinder neuer, dauer-
hafter Metallfarben, farbiger alaunirter Gypse ха architektonischen
Zwecken und Abgiissen, so wie anderer technischer Verbesserungen,
das Patent eines akademischen Kinstlers zuerkannt und unter heutigem
Datum ausgefertigt. Berlin, den 23. Februar 1850.
	» Lonigsberg, im Febr. Die Muse der Malerei macht seit
1831 in unserer Stadt nicht allein alle zwei Jahre einen sechs-
wochentlichen Besuch, indem sie uns in den weiten Raumen
des Moskowiter Saales eine Gemalde-Ausstellung bereitet, son-
dern sie wird hierselbst auch mehr und mehr heimisch, da
K6énigsberg der Wohnort einer Anzahl angesehener Kinstler ge-
worden ist, und hierselbst 1845 die drilte Maler-Akademie im
preussischen Staate gestiftet wurde.

Als das bedeutendste Werk hiesigen ktinstlerischen Schaf-
fens sahen wir das kolossale Gemalde des Direktor Rosen-
felder, ,Joachim Il. vor Alba etc.,“ welches in der Kunstwelt
so grosse Epoche machte, indem es bei vollendeter Totalwir-
kung und geistreicher Charakteristik der zahlreichen _histori-
schen Personen, eine so sorgsame, naturwahre Durchfihrung
des Details zeigte, wahrend die Kunst gegenwartiger Zeit eine
Richtung nimmt, wo sie in koketter Effektmalerei ihrem Verfall
entgegen zu eilen scheint’). — Die Ausstellung dieses Gemal-
des vor dessen Ablieferung an den Konig, gab Veranlassung,
einen Verein zur Unterstiitzung fiir solche Kimstler zu stiften,
die durch Alter oder Krankheit dauernd erwerbsunfahig ge-
worden. Es konnte dem Verein eine Einnahme von mehr als
300 Thalern iiberwiesen werden.

Die Zweckmassigkeit eines solchen Vereines liegt zu sehr
auf der Hand, um sich hiertiber weiter auszusprechen, da die
selbstschépferische Produktionskraft, die den Kiinstler ausmacht,
oft erlischt, und weder Publikum noch Staat dann diesen Un-
gliicklichen die Anerkennung friiherer Verdienste zu Gule kom-
men. lasst.

Diesen Verein, der aus simmilichen Malern Kénigsbergs
besteht, welche die akademische Bildung bereits vollendet ha-
ben, sahen wir in der letzten Weihnachts-Ausstellung den zwei-
ten, oder vielmehr in vereinter Leistung, den ersten Schritt
thun, indem derselbe unter Begleitung von meisterhaften Quar-
tettgesingen sechs gemeinschaftlich gearbeitete Transparentge-
malde (von 36—64 Quadratfuss Grésse) in der Aula der hie-
sigen Universitat dem Publikum ausstellte.

Der Saal in diesem vom Strassenverkehr entlegenen Asyl
der Gelehrsamkeit, hinter der Domkirche, ist durch seine W6l-
bung und Hohe einer der nobelsten der Stadt, und durch seine
Lange von 75 Fuss bei 25 Fuss Breite in hohem Grade fiir der-
gleichen Vorstellungen geeignet.

Wir betreten den matt erleuchteten Saal. Lautlos, unter
	1) Gottlob sieht hier unser geehrter Correspondent, wemegstens nach
unserer Meinung, 2u schwarz. So nah haben wir uns einen Abgrund nicht
traéumen lassen. Soll tibrigens von verderblicher Richtung unserer Zeit die
Rede sein, so lag sie bisher mehr in dem verstandesmissigen Auffassen
der Kunstgedanken. Ueber die neueste Zeit wird sich ein bestimmteres
Urtheil fassen lassen, wenn wir, ohne den Blick von den monumenta-
len Acbeiten unsercr ersten Meister abzuwenden, die diesjahrigen Frih-
jahrsausstellungen kennen gelernt haben. — Uebrigens ist das oben’ be-
sprochene Bild Rosenfelder’s, der ja nicht ausserhalb des Kunststrebens un-
serer Zeit steht, der beste Beweis gegen das zu harte Urtheil. Und bleibt
es, trotzdem, dass wir uns bei aller Achtung vor der Leistung, dem unbe-
dingten Lobe nicht anschliessen. Wir kinnen es in Bezug auf die charak-
teristische Durchfiihrung der Képfe und einzelner Figuren, unter denen wir
uns der des Cardinal Granvella als eines Meisterwerkes erinnern; wir kén-
nen es nicht, eben in Bezug auf die Totalwirkung, welche aus Mangel
an Concentration und gleicher Hervorhebung der Hauptpersonen geschwacht
erschien. ЕЕ.
	Gtahistichwerk.
	Nirnberg’s Gedenkouch, Vollstindige Sammlung
aller Baudenkmale, Monumente und anderer Merkwiir-
digheiten Nirnberg’s. In Staklstichen nach Original-
szeichnungen von J. G. Wolff, mit Beschreibung von
Dr. Friedrich Mayer. Nirnberg, Verlag von J.

L. Schrag. (Klein 4.)
	Das Werk ist in Heften zu fiinf Blatt erschienen’), die im
Einzelnen schon mannigfache Anerkennung gefunden haben.
Gegenwartig liegen zwanzig solcher Hefte vor, welche zwei
Bande ausmachen, jeder mit einem besonderen gestochenen Titel
und mit neun Bogen erlauterndem Text. Das Werk scheint
hiermit ein abgeschlossenes Ganzes auszumachen; doch werden
noch Supplemente in Aussicht gestellt. — Der Inhalt wird durch
den Titel bezeichnet. Es ist eine sehr reichhaltige Sammlung
von Prospecten, von malerisch aufgefassten Aussen- und Innen-
Ansichten merkwiirdiger Gebiude (sowohl der Kirchen, als
zahlreicher Baulichkeiten fir dffentliche und Privatzwecke des
biirgerlichen Lebens), von merkwirdigen architektonischen Ein-
zelheiten (besonders Thiiren, Erkern, Chérlein u. dergl.), von
plastischen Denkmalern, von dekorativen Werken u.s.w. Alle
Zeilalter, von den frithsten mittelalterlichen Bauten, die Nirnberg
bewahrt, bis zu den wirdigeren Leistungen der Gegenwart herab,
sind hierin beriicksichtigt. Mehrfach sind zwei Darstellungen
auf einer Tafel enthalten, so dass die 100 Tafeln der beiden
Bande im Ganzen 121 Darstellungen vorfiihren. — Es sind
tiberall einfache, aber sorgfaltig gefiihrte Umrisszeichnungen mit
leichter Schattenangabe, feinen und zumeist geistreichen Cro-
qui’s eines kiinstlerischen Skizzenbuches vergleichbar. Ihr Ver-
dienst besteht zunachst darin, dass sie dem Beschauer eine be-
Jehrende Uebersicht tiber die Fille der merkwtirdigen Gegen-
stinde, deren wir uns beim Besuche der alten kinstlerischen
Reichsstadt erfreuen, darbieten, dass sie recht eigentlich, wie
es der Hauptitel des Werkes besagt, ein ,Gedenkbuch Nirn-
berg’s“ ausmachen. Gewiss werden sie schon aus diesem Grunde
Vielen eine sehr willkommene Gabe sein. Ftr eigentlich kunst-
wissenschaftliche Zwecke das entsprechende Material zu liefern,
konnte nicht die unmittelbare Aufgabe dieser leichten Blatter
sein. Immer aber enthalten sie auch in dieser Bezichung, bei
der feinen und wohlverstandenen Weise, mit der tberall die
Motive wiedergegeben sind, mannigfach Belehrendes, besonders
in den Darstellungen architektonischer Einzelheiten und nament-
lich auch in den Blattern, in denen bildnerische, zum Theil
noch gar nicht herausgegebene Monumente vorgefihrt werden.
Ausserdem aber bildet das Werk eine sehr reichhaltige Fund-
-grube fiir die malerische Gestaltung der Umgebungen und аи5-
seren Formen des staédtischen Lebens, in den Zeiten vom 13.
‘bis 17. Jahrhundert. Es wird mithin, wie fir die allgemeinen
Zwecke kiinstlerich bildlicher Composition, die auf solche Um-
gebungen einzugehen strebt, so auch ganz besonders fir die
Zwecke der Theater -Dekorationsmalerei, die in vielen Fallen
nur das hier Gegebene zu wiederholen und auszufiihren hat,
zu empfehlen sein. FE. Kugler.
	Aeitune.
	Hervlt, 6. Marz. Directorium und Senat der K. Akademie
der Kiinste machen Folgendes bekannt:
Die Konigl. Akademie der Kinste hat dem Maler und Modelleur
	1) Das Heft auf weissem Kupferdruckpapier zu 8 Ggr. oder 30 Ar, auf
ehinesischem Papier zu 12 Ggr. oder 54 Xr.