Beine und Hande so schwer herausfindet, war nach Moglichkeit
versténdlich gemacht.
	3. Unter dem Gesange ,,pie Jesu“ sahen wir das dritte
Bild, eine der vielen Raphael’schen heil. Familien, zubenannt
die Perle in der Sammlung des Eskurial. Es ware zu wiin-
schen gewesen, dass sich die Landschaft mehr perspektivisch
vertieft hatte, indessen soll derartiges bei der unendlich mth-
samen Technik der Transparentmalerei mit zu dem Schwierig-
sten gehéren. Die Umgebung durch eine Landschaft mit zahl~
reichen Ruinen mag einem Raphael in dem mit Ruinen damals
tiberfillten Rom natiirlicher gewesen sein, als uns mit dem Cha-
rakter der Gemithlichkeit vereinbar scheint. Doch ziehen diese
Ruinen, da die vielfachen effektvollen Durchbrechungen ge-
massigt sind, weniger den Blick ab, als auf dem Original-
Kupferstich. (Schluss folgt.)
	**Wien, 25. Febr. Unter den Gemalden, welche in den
Privatateliers der hiesigen Kiinstler entstehen, nehmen einige
Leistungen von Fr. Gauermann die Theilnahme des Kunst-
freundes in Anspruch. Unter diesen befindet sich eine Vieh-
weide in Abendbeleuchtung (gemalt im Auftrage der Grafin
Wiimpfen in Triest), eine Alpengegend (Aufzug auf die Alm)
aus Berchtesgaden (fiir den Grafen Barcéczy in Wien), und vier
Gemilde fiir den Kunstfreund Hrn. v. Arthaber in Wien, eine
Wasserjagdscene an einem Gebirgssee, einen Schaafstall, einen
Fuchs, der Wildenten auflauert, und eine kleine Erntescene.
Gauermann selbst, der wahrend der ganzen Revolutionszeit der
Jahre 1848 und 49 auf seiner Besitzung in Miesbach inmilten
der Alpenwelt allein seinen Studien lebte, und sich jetzt erst
wieder in. das jtingst so vielbewegte, nun aber grabesstille Wien
zurtickbegeben hat, ist von einer schweren Krankheit genesen,
eine Mittheilung, die vielen Freunden dieses geschatzten Kiinst-
lers erwiinscht sein wird. Bei dieser Gelegenheit mache ich
Kunstfreunde darauf aufmerksam, dass sich in G.’s Besitze eine
Reihe von Naturstudien in Oel befindet, die der Kiinstler mit
dem Pinsel gleich nach der Natur mit grosser, oft frappanter
Naturauffassung machte, und die einen Kunstwerth haben, der dem
seiner Gemialde kaum nachstehen dirfle. — Unter den jiingeren
Malern, die sich mehr dem Fache der Genremalerei und des
kleineren Kriegslebens hingeben, erregt Pettenkofer eine
verdiente Aufinerksamkeit. Schade, dass Kunstfreunde ihn nicht
so beschaftigen , dass er der leidigen Lithographie sich enlzic-
hen kénnte. — Dem Bildhauer Gasser wurde die Anfertigung
der Statuen an der Johameskirche in Neulerchenfeld anvertraul,
die nach dem Plane des leider so frith verstorbenen Architekten
Miller aus der Schweiz ausgefiihrt wird. Es war dies der erste
Bau, der auf dem Wege des Konkurses vergeben wurde, cines
Verfahrens, das trotz der Aversion einigcr alten Baubeamten
sich immer mehr Bahn bricht. — Prof. Frank in der Militair-
Akademie zu Wienerneustadt giebt (bei Artaria) Momumente
aus der Kunst des Mittelalters in und um Wienerneustadt her-
aus. Das erste Blatt enthalt einen Grabstein der Kaiserin Eleo-
nore, von dem Bildhauer Nicl. Lerch, demselben Kiinstler, von
dem das Monument Kaiser Friedrichs IV. in der Stephanskirche
herrithrt. — Die Ambraser Sammlinng hat drei ihrer kosthar-
sten Gemalde, einen heil. Hieronimus von Perugino (113 Zoll
hoch, 84 Zoll breit), die heil. Genofeva und die Versuchung
Adam’s und Eva’s im Paradiese (je 13 Zoll hoch, 81 Zoll breit),
nach einigen van Eyk, nach anderen mehr Hemling sich na-
hernd, Gemalde von wandervoller Durchfiihrung und Charakter,
durch den Kustos der k. Gallerie am Belvedere, Engerth, restau-
riren lassen. Die Bilder haben dadurch ungemein gewonnen.
Sie sind wahre Perlen des Kabinettes.
	dem Gesange des Gloria von Palestrina, schwebt der Vorhang
hernieder, und wir sehen
	1. Eine Landschaft, Bethlehem bei Nacht, der Stern er-
scheint den Hirten.

Die Aufgabe ist in hohem Grade schwierig, eine Land-
schaft bei Nacht, an der man eben nichts sieht, nur bei der
Beleuchtung eines einzigen Sternes darzustellen. Die Lésung
derselben tiberraschend geistreich. Die Hirten, die nur den
Raum einer Staffage einnehmen, stehen am Rande einer dunk-
len buschreichen Schlucht, auf deren jenseitigem Abhange Beth-
lehem liegt. Seine Zinnen werden von dem Schimmer des tiber
ihm in tiefblauem Nachthimmel funkelnden Sternes beleuchtet.
Wahrend das Terrain des Vorgrundes in interessanten Forma-
tionen rechter Hand die Schlucht bis zu der Gebéudegruppe
umzieht, treffen wir noch im Vordergrunde rechts ein inte-
ressantes orientalisches Haus, das vielleicht mit unsern Festungs-
blockhaéusern am meisten Aehnlichkeit hat. Dasselbe verdeckt
zum Theil ein sanftes Thal, in welchem die entfernteren Par-
thieen der Stadt unter Palmen liegen. Hier wiirde ein aus-
drucksloses Dunkel herrschen, ginge die Beleuchtung einzig
von dem Sterne aus, aber das erste Heraufdimmern des Friih-
rothes erfillt das Palmenthal mit seinem zarten Dufte. Das De-
tail kam durch die hier herrschende Dunkelheit weniger zur
Geltung, desto mehr behauptete sich aber die Stimmung des
Ganzen. Das Dunkel der nachtlichen Landschaft erfiillte das
Gemiith mit einem gewissen Bangen. Zu der glanzenden Him-
melserscheinung kehrte das Auge immer wieder, als zu dem
Ausserordentlichsten, grosse Ereignisse Weissagenden zuriick.
In ihrem milden Schimmer und dem Anbrechen der Morgen-
réthe lag etwas, dass das Herannahen einer neuen bessern Zeit
zu kiinden schien. Dabei durchzogen die Melodieen des Gloria
die Luft, so dass man gestand, so kdnnte, oder vielmehr so
miisste es in jener wunderbaren Nacht gewesen sein. Sowohl
indem dies Bild uns in die fernen Gegenden des Morgenlandes
einfiihrt, wie durch seine Stimmung, war dasselbe einc sehr
passend gewahlte Introduktion zu dem hier vorgefiihrten Cyklus
von Bildern, die sich sammtlich auf das Weihnachtsfest, auf die
Geschichte Christi bezogen.
	2. Es folgte nun die Anbetung der Hirten, nach Corregio’s
berithmter s. g. ,,Nacht“ aus der Galerie zu Dresden. Wahrend
das erste Bild, aus unbedeutendem Materiale zusammengestellt,
als Original gelten muss, war dies Bild, wie die drei folgen-
den, Copie. — Es war die Absicht der Kistler gewesen, den
Bewohnern Kénigshergs mehrere weit von hier enlfernte, und
daher wenig bekannte altere Meisterwerke vorzufiihren. Copien
stehen indess in dem Rufe, hinter dem Geiste des Originals
allezeit weit zuriick zu bleiben, und in so fern erwarteten wir
nicht den Eindruck von Kunstwerken ersten Ranges. Indessen
hatte diese Nacht des Correggio, wie Raphael’s heilige Familie
und Transfiguration, und Fra Bartolomeo’s Grablegung, wohl
nur eben die Zeichnung, welche auch des grossen Massstabes
wegen, auch noch sehr durchgebildet werden musste, von vor-
handenen Kupferstichen entlehnt. In der Farbe wie in allem
Uebrigen waren dieselben durchaus als Reproduktionen anzu-
sehen, welche mit der Macht eines Originales wirkten, was um
so mehr der Fall war, als solche Gegenstinde gewahlt waren,
deren Effekt beinahe nur in cinem Transparent darstellbar sind.

So vielleicht strablte in mildem Farbenschimmer das Ori~
ginal Correggio’s unter seiner vollendenden Hand, als es mit
seinem Rufe die Welt erfiillte. Die bekannte Engelsgruppe in
der Luft, von welchen wir die Hymne ,,Ehre sei Gott in der
Hohe, Friede auf Erden“ singen zu héren glaubten, und in
welcher man, beiliufig gesagt, das je zusammen gehdérige Paar