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manirirle und conventionelle Wesen der damaligen Zeit an-
kémpfte und das Princip einer einfachen und schlichten Natiir-
lichkeit zur Geltung brachte. Der alte Dessauer steht in be-
fehlender Haltung mit dem Kommandostab in der Hand, Ziethen
dagegen in Husarenuniform und an einen Baumstamm gelehnt, mit
tibergeschlagenen Beinen, die rechte Hand am Kinne, die linke
auf den Sabel gestiitzt. Die drei nicht beschriebenen Seiten
des Piedestals enthalten en relief Siegesscenen aus dem Kriegs-
leben des Helden. Die lauteste Anerkennung der Zeitgenossen
begriisste die genannten Werke.

Im Jahre 1794 ward auch das Brandenburger Thor vollendet,
fiir welches Schadow das beriihmte Viergespann modellirt hatte.
Die zw6lf Fuss hohen Pferde wurden von den Gebriidern Wohler
in Potsdam in Eichenholz gearbeitet und dann von Jury in
Kupfer getrieben. Die 16 Fuss hohe Siegesgéttin arbeitete der
Klempner K6éhler. Die Metopen an der Thiergartenseite , sowie
die in einer Nische sitzende Figur des Kriegsgottes sind nach
den Modellen Schadow’s in Stein gearbeitet. Es ist bekannt,
dass auch diesem Viergespann zur Zeit Napoleons ein Zug nach
Paris nicht erspart wurde.

Auf die Aufstellung des Jahres 1795 brachte Schadow eine
Gruppe der Kronprinzessin und der Prinzessin Louis, jener
durch Schénheit wie durch Liebenswiirdigkeit gleich ausge-
zeichneten Firstinnen. Diese Gruppe wurde spiter von ihm
lebensgross in Marmor ausgefihrt. In traulichem Vereine lehnt
sich die Schwester an die Schwester; cin einfaches aber fal-
tenreiches Gewand hiillt die hohen Gestalten ein. — Das Bild-
werk befindet sich jetzt im kéniglichen Schlosse zu Berlin,
leider ungiinstig in selten geéffneten Gemachern aufgestellt.

Neben der Beschiaftigung mit der nie ganz ruhenden Idee der
Ausfiihrung einer Reiterstatue des grossen Kénigs gingen zahl-
reiche kleinere Arbeiten her. Wir haben hier das Grabmonu~
ment des Generals Tauenzien, des tapfern Vertheidigers von
Breslau, zu nennen, welches 1799 nach einem Entwurfe von
Langhans in Marmor zur Ausfihrung kam. Auf dem Sarkophag
liegt die Bellona. Am Piedestal sind zwei ruhmreiche Scenen
aus dem Kriegsleben des Feldherrn dargestellt. Andere Monu-
mente sind: das des Ministers Grafen Arnim zu Boitzenburg,
des Kaufmanns Schiitze zu Schéneiche, dem Schadow durch
einen kurzen Nekrolog in seiner eignen Biographie noch ein
zweites Denkmal gesetzt hat; das Monument des Grafen y. Hoyern
in Schlesien mit den aliegorischen Figuren der Geduld und der
Hoffnung und des Rector Darjes zu Frankfurt a. O. Mitten unter
all’ diesen Arbeiten auf dem Gebiete der Portraitstatue und der
Monumenten-Allegorie zeigte der Kiinstler durch eine in Mar-
mor gearbeitete Nymphe, die aus dem Schlafe erwacht, wie
geliufig ihm das sei, was er all’ seinen Schépfungen zu Grunde
zu legen pflegte — die lebende Natur. Diese Arbeit wurde
spater an den General Rapp nach Strassburg verkauft, ver-
schwand dann spurlos und tauchie erst im Jahre 1845 in dem
Verzeichniss der Sammlung des zu Paris verstorbenen Banquiers
Agnado wieder auf, wo sie unter dem Namen: La Nymphe Sal-
macis de Thorwaldsen figurirt. Sie ist jetzt im Besitze des
Lord Tharmonth und steht in dessen Villa bei Paris.

Genz war im J. 1802 mit der Erbauung der kéniglichen
Miinze fertig geworden, welche an den aéusseren Wanden mit Bas-
reliefs geziert werden sollte. Der Architekt Gilly, damals
yon umfassenden Reisen zuriickgekehrt, entwarf mit Genz auf
einem zwei Zoll breiten Streifen Papier eine flichtige Skizze,
wonach die Reliefs dann auch ausgefiihrt wurden. Sie stellen
die Férderung der Erze zur Miinze und den weitern Gang des
Goldes in Allegorien und Scenen aus der wirklichen Welt vor
und sind bei 116 Fuss Linge, 5 Fuss 3 Zoll hoch und in Sand-
	stein ausgefiihrit. Eine Beschreibung und Erklaérung dieser Fi-
	Grafen von der Mark starb, wurde Schadow, vier und awanzig
Jahre alt, auf Veranlassung des Ministers von Heinitz an seines
ersten Lehrherrn Stelle Hofbildhauer und mit der Ausftihrung
dieses Monuments betraut. Er vollendete dieses Werk in drei
Jahren. Der neunjahrige Knabe liegt in kolossaler Grésse auf
einem Sarkophag, den Helm zu Haupten und das Schwerdt zur
Hand. Obentiber eine Gruppe der Parzen. Den Sarg ziert
ein Basrelief, die Zeit darstellend, welche der Minerva den an
den Waffen Gefallen findenden Knaben entreisst. Dieses Denk~
mal, nach der Bestimmung in inlandischem Marmor ausgefihrt,
befindet sich in der Dorotheenstadtischen Kirche zu Berlin ).
Nach der Vollendung dieses Denkmals ward der Kinstler
ganz von der Idee in Anspruch genommen, der Verherrlichung
des grossen Friedrich seine Krafte zu widmen. Schon zu Leb-
zeiten dieses glorreichen Kénigs hatte die Armee ausschliesslich
demselben ein Denkmal errichten lassen wollen, wozu Tassaert
Modell und Kostenanschlage fertigte. Als Alles vorbereitet war
und dem Kénige das Vorhaben gemeldet wurde, sagte derselbe,
dass es eine schickliche Sitte sei, nicht wihrend des Lebens,
sondern nach dem Tode ein Denkmal zu errichten. So war es
unterblieben. Nunmehr aber brachte der Minister von Heinitz
die Sache wieder in Erinnerung, bemerkend, dass alle iibrigen
Stande sich zur Ausfiihrung mit dem Militar verbinden wirden.
Der Konig Friedrich Wilhelm Il aber erklarte, dass das Denkmal
seines grossen Ahnherrn allein auf seine Kosten solle ausge-
fihrt werden und beauftragte Schadow zu einer Reise nach
Stockholm und Petersburg, um sich daselbst mit den grossen
Gussarbeiten bekannt zu machen. Zwar kam derselbe zum
Gusse der Reiterstatue Gustav Adolph’s in Stockholm zu spat;
doch war die Bekanntschaft des Bildhauers Sergel fiir ihn von
Nuizen. In Petersburg verkehrte er mit dem Giesser Goteklou,
sahe die Garten von Zarskoezelo und machte sich in der Aka-
demie und tberall, wo er Ausbeute fiir seine Untersuchungen
erwarten konnte, mit dem Kunsttreiben in der Czarenstadt be-
kannt. Zurtickgekommen sollte er nun noch eine Reise nach
Paris unternehmen, um sich mit den Vortheilen des beriihmten
Giessers Pelletier bekannt zu machen; doch wurde nicht allein
diese Ausflucht durch die ausbrechende Revolution in Frank-
reich aufgegeben, sondern tiberhaupt die Ausfiihrung der Statue
noch verschoben. Wir fiihren bei dieser Gelegenheit an, dass
in dem Rescript, welches die erwahnte Reise anordnete, in
Bezug auf das von Schadow fiir die Statue vorgeschlagene
Costiim der Zeit, sich die Bemerkung findet, dass es darum
keinen Beifall gefunden habe, weil das damalige Costiim sich
fiir die Statuen nicht schicke. Dennoch aber war es Schadow
gegiénnt, seinen Wunsch, den grossen Konig darzustellen, zu
verwirklichen und im Jahre 1793 wurde das von den pommer-
schen Standen veranlasste, von ihm ausgefiihrte, kolossale mar-
morne Standbild Friedrich I zu Stettin errichtet. Der Kiinstler
ist bei dieser Arbeit seiner eben angedeuteten Ansicht tber
das Costiim getreu geblieben; er hat die Uniform beibehalten,
wie sie der grosse Monarch zu tragen pflegte und nur iber
dieselbe den K6nigsmantel gelegt, aus Furcht, dass der Anblick
bei der Colossalitét der Figur sonst diirftig ausfallen michte.
Dagegen fehlt bei dem Standbilde des Herzogs Leopold von
Anhalt~Dessau, welches hald darauf in Marmor ausgefiihrt wurde,
so wie bei demjenigen Ziethen’s auch diese dekorative Hiilfe,
und, ganz getreu im Costiim der Zeit dargestellt, legen beide
Statuen (jetzt auf dem Wilhelmsplatze zu Berlin) ein gewich-
liges Zeugniss ab fiir den Erfolg, mit dem Schadow gegen das
	1) Ausfihrlich beschrieben in Meusel s Archiv. II. — gestochen im Frei-
	miithigen vom Noy. 1003. Besprochen in 4. Zeitschrift Berlin, I. 27 ff und
im Morgenblatt von 1807.