knaben und Wallfahrern im Vordergrunde hebt die architekto- nischen Massen ausserordentlich. Sowohl durch die Hauptheleuchtung aus dem Zenith der Kuppel als durch die Lampen im Innern des Grabes, so wie dadurch , dass ein grosses rothes Segel tiber dem Eingang der Kapelle bis nach der Peripherie der Kuppel ausgespannt ist, wodurch diese Partie um den Eingang in Schlagschatten gelegt wird, in welchem das Licht der grossen Kerzen auf silbernen Leuchtern sich geltend macht, entsteht ein sehr malerisches Spiel der Farben- und Lichtwirkung. Der Eindruck wurde noch dadurch gehoben, dass das vierstimmige ,Kyrie Eleyson* von Jomelli téuschend sich so anhérte, als kame es von Stimmen aus dem Innern der Kapelle. Das Publikum gefiel sich darin, der raumlichen Vertiefung des Bildes seinen besondern Beifail zu schenken, doch fanden bei ihm die grossen Kerzen, obgleich es deren wohl noch grés-— sere giebt, keinen Glauben. Schliesslich bemerken wir, dass der Mechanismus der Auf- stellung ein an sich durchaus yollkommener war. Man kann in der That sagen, dass waéhrend dieser 28 Vorstellungen, — denn es. waren jeden Abend deren zwei, nicht die geringste Unord- nung der Apparate vorgekommen. Obgleich das Vorsetzen und Wegschaffen so grosser Bilder, namentlich auch die Ausglei- chung ihrer verschiedenen Gréssen, wie die stets zu veran- dernde Stellung der Lampen, nicht geringe Schwierigkeiten ge- habt haben muss. An den sechs Transparenten arbeiteten die Herren: Bau- mann, Behrendsen, Frank, Gemmel, Graef, Kleffel, Pietrowski, Reichenbach, Rosenfelder, Stobbe. Hdéchst auffallend war es, dass die Individualitét und Malweise der einzelnen Persénlich- keiten sich nicht herauserkennen liess, sondern iiberall cine gleiche Meisterschait wahrgenommen wurde. Betrachten wir die Wirkung des Unternehmens auf das Pu- blikum, so lasst sich sagen, obgleich sich auch hier die ver- schiedensten Ansichten geltend machten, dass die Zuschauer auf die beabsichtigte Stimmung eingingen. Dennoch war der pecu- nidre Erfolg ein sehr geringer. Obgleich die Malerei selbst von den Vereinsmitgliedern ohne alle Entschadigung geliefert, der Saal gratis von dem Senat der Universitat mit dankenswer- ther Zuvorkommenheit gewahrt war, und die Singakademie mit grosser Aufopferung die jedesmalige erste Vorstellung des Abends, 16 ап der Zahl, gratis mit Gesang begleitet hatte, so waren doch die Kosten bis gegen 300 Thir. aufgelaufen, und ein Ueber- schuss von 230 Thirn. war der kargliche Gewinn fir so grosse Anstrengungen, zu welchen so zahlreiche Krafte mitoewirkt hatten. Es wird vielen der Leser erwiinscht sein, die Preise zu erfahren, die fiir das eine oder das andere Hauptwerk dieser schénen Sammlung bezahlt wurden, und es mag uns deshalb gestattet sein, hier eine kurze Uebersicht dariber zu geben. D°’Agincourt, Histoire 5 Thir. 10 Ngr. — de la Borde, Voyage de l’Espagne 101 Thir. — Monumens de la France 46 Thir. — Britton, the Cathedral-Antig. of England 94 ThIr. — Britton, the Archit. Antig. of Great-Britain 55 Thir. — Carter, Ancient Archit. of England 26 Thir. 5 Ner. — Chapuy, Cathédr. franc. 26 Thlr. — Chapuy, France monum, et pittor. 43 Thir. 15 Ngr. — Cicognara Storia 34 Thir. 15 Ngr. — Coste, Archit, arabe 31 Thir. 5 Ngr. — Cotmann, Archit. Antigq. of Normandy 24 Thir. — Deroy, IItalic 33 Thr. — Haaghe, pict. Sketches in Belg. 18 ТЫг. — Heideloff, Ornamentik 16 Thir. 16 Ngr. — Hessemer, Bau- Verzier. 13 Thir. — Jones et Goury, Alhambra 66 Thir. 16 Ngr. — Knight, Archit. of Italy 21 Thir. 7Ngr. — Moyen-age monum. et ar- chéol. 34 Thir, — Maller, St. Katharinenk, 21 Oppenheim 21 Thir. 10 Ngr. — Murphy, Arab. Antiq. of Spain 64 Thlr. — Nash, the Mansions of England 17 Thir. 10 Ngr. — Pistolesi, Vaticano 40 Thlr, — Popp u. Bilan, Architectur 17 ТЫг. — Schmidt, Baudenkmale 14 Thir. 17 Negr. ~- Willemin, Monum. frang. 101 Thir, — Bruyn, Civit. Orbis terrar. 10 Thir. — Reale, galleria di Firenze 70 Thir. — Lasinio, Pitture di Firenze 30 Thir. 10 Ngr. — Lasinio, Pitture del Campo Santo di Pisa 46Thir. 10 Ngr. — Zanotto, Pinacoteca 15 Thir. 7 Ngr. — Kunstblatt hrsg. von Schorn. 10 div. Jahrge. 27 Thlr. 15 Ngr. — Bunsen u. Ger- Вага, Вош 15 ТЫг. 25 Мог. — Bermudez, Diccionairio hist. 9 Thir. 9 Ngr. — Descamps, la vie des Peintres 12 Thir. — Pacheco, Arte de ia Pintura 12 Thir. 10 Ngr. — Madonna del Sisto n. Rafael, von Fr. Maller 65 Thr. Dieser kurze Ueberblick wird geniigen, um unsere obigen Behauptungen zu bestatigen; an dem erfreulichen Resultat hat freilich Herr Weigel einen grossen Antheil, da es ihm bei sei- nen ausgedehnten Verbindungen besser als jedem Andern ge- lingen mag, fiir das Interesse derer zu sorgen, die sein be- wahrtes, tiber ein Jahrhundert bestehendes Auktionsinstitut benutzen. — Wir wiinschen dem Herrn Dr. Putirich Glick, dass er die Versteigerung seiner Bibliothek bis jetzt verschoben; wire dieselbe, wie beabsichtiget, im Mai 1848 vor sich gegan- gen, so wiirden wir sicher iiber ein sehr trauriges Resultat zu berichten gehabt haben. London, 9. Febr. (Schiuss.) Die Beurtheilung der zahlrei- chen Jandschaftlichen Darstellungen leitet der Referent mit einer Erorterung des Charakters der Landschaftsmalerei tiberhaupt und einer Vergleichung ,der beriihmtesten friiheren Landschafts- maler“ (Italiens und Frankreichs) mit den heutigen ein. Dass diese Vergleichung nicht zum Vortheil der letzteren ausfallt, lasst sich erwarten, ,,Mit unsern heutigen Landschaftsmalern®, heisst es hierbei, ,ist die Sache etwas anders. Da sind weniger jene mannigfaltigen Verhaltnisse, wodurch individuelle Charak- tere und Gedanken erzeugt werden, oder um ein Gemalde der einen Hand zugleich unterscheidbar von dem einer andern zu machen. Ganze Klassen von Landschaftsmalern bringen Werke hervor, die einander wie die Briider einer grossen Familie abnlich sehen. In Frankreich bezeichnet der Name Vernet — der einzige hervorragende — nicht viel mehr als Mittelmassig- keit; und Deutschland hat noch mit keinem Pinselstrich seine Befahigung nachgewiesen, dass es die Physiognomie зетез Landes zu lesen verstehe. In England ist der Name Richard Wilson an eine weillauftige und philosophische Naturbetrachtung cekniipft. — Die Kupferstiche allein von Turners Werken wir- den die Nachwelt tiberzeugen, wie weit derselbe seine Lands- leute tibertrifft. Erde, Feuer, Luft, Himmel und Wasser haben unler seinen Handen eine endlose Mannigtaltigkeit der Behand- lung erfahren, von der topographischen Betrachtung an bis zur poetischen Schépfung. Sie verrathen einen Umfang der Beob- achtung und eine schdpferische Kraft, welche durch ‘blosse Letp3tg im Marz. In No. 5 des Kunstblattes erlaubte sich Einsender die Aufmerksamkeit aller Kunstfreunde auf den Ka- talog der werthvollen Puttrich’schen Kunstsammlung zu lenken. Die Versteigerung dieser Bibliothek ist jetzt beendet und er halt es deshalb fiir seine Pflicht, den Lesern dieses Blattes einige Andeutungen tiber das Resultat derselben zu geben. Es war erfreulich zu sehen, welche allgemeine Theilnahme dieser Versteigerung von allen Seiten geschenkt wurde; sie lieferte den deutlichsten Beweis, dass das Interesse fiir Kunst und Wis- senschaft, welches durch die Stirme der jiingsten Vergangen- heit fast erloschen schien, wiedergekehrt ist; — dass der Sinn fir das Schone, die Sehnsucht nach ernster Beschaftigung und nach den Studien, welche die politischen Verhaltnisse bei Vielen fast ganz unterdriickt hatten, wieder eingezogen ist; — dass ein jeder Gebildete, der Zeitungslectiire und der Politik herz- lich miide, zu seinen Laren zurtickkehrt und hier den Gentissen lebt, die er bei jener so schmerzlich veriisste.