Aeitung fiir bildende Kunst und Baukunst, Organ der deutSchen Kunstvereine. Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt’ — Waagen in Berlin — Wiegmann in Diisseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Miinchen — Ejitelberger v. Edelberg in Wien Die neueste Todtentanz- Literatur. Von Ludwig Heehstein. (Fortsetzung. ) redigirt von Dr. F.. Begers in Berlin. Montag, den 4. Marz. ner Texten; 4. der Berner Text, als Parallelen neben einander gestellt, mit zahlreichen kritischen und sprachlichen Anmerkungen und Varianten begleitet. III. folgen die den KJ.-B., Gr.-B. (nebst Fiissner) und Berner Gemalden gemeinsamen, oder einzeln ,eigenthimlichen Bildern und Reimen mit Anklangen aus Litbeck“, endlich Ш. (IV.) eine tabellarische Folge der T. T.~ Bilder und Texte: 1. Handschriften, 2. Wandbilder, 3. Holz- schnitte, einschliesslich des Dresdener Steinbildes von 1525 (?) (1534). Ein zweiter Anhang schildert den T. T. in Holzschnitten des 15. Jahrhunderts, der als muthmassliches Unicum der Heidel- berger Papierhandschrift No. 438. Fol. einverleibt ist, und zwar 27 Blatt gemalte Holzschnitte mit xylographischen gereimten Ueber- und Unterschriften: Anreden des Todes und Antworten der Abgerufenen enthalt. Dieser Text ist oberdeutsch mit nie- derdeutschen Spuren. Auch hier machte den Anfang der Bil- derreihe, wie auf dem Basler und den T. T. von la Chaise—Dieu, vor den eigentlichen Todtenreigen, der Prediger, dessen Bild (No. 25) vornhin gehért, darauf die 10 Reimpaare folgen miissen. Die treu facsimilirten Bildblatter geben vollkommen den Geist der Holzschnitte aus der ersten Halfte des 15. Jahrhunderts wieder. Ausdruck der Gesichter, Gewandung, Faltenwurf, alles zeigt den Incunabelstyl der Holzschneidekunst, aber doch schon auf einer geistigen Hohe, in den Costiimen Richtigkeit und Ge- schmack; Humor und Keckheit 6fters vorwaltend, Rohheit nie- mals sichtbar. Die Todtengestalten ganz wie auf den alten Wandmalereien , niemals voéllige Gerippe; die Musikinstrumente, die hier vorkommen, sind Pauken beim Papst, Zinken beim Cardinal, Dudelsack beim Bischof, einfaches Tuthorn beim Chor- herrn, Trommel in Fassform beim Kaufmann, Kilbepfeife (eine Art Clarinette) beim lahmen Bettler, Schalmei beim Koch. Der Atlas, dem diese Holzschnitte und Schriftfacsimiles ein- verleibt sind, lasst uns die Bilderreihen der beiden Basler T. T. in gutem Stich und treuer Wiedergabe so erblicken, dass oben der alte, noch vorhandene Klein-Baseler, unten der, mit jenem merkwiirdig tbereinstimmende, als Wandgemialde nicht mehr, sondern nur noch in treuen Abzeichnungen vorhandenen Gross- Baseler T. T. neben einander gehen. Auch hier ist, wie bei der Erneuung in la Chaise-Dieu, der Tod auf den spateren Rei- gen tanzender, man méchte sagen lebendiger, darum kecker vorgestellt, wortiber sich Massmann S. 112 des Buches treffend ausspricht. Es ist der Unterschied der Zeit ausgedriickt; im {3ten und 14ten Jahrhundert schritt man wohl ernster, sittiger, 9 WHE. Als fiinfter Theil des von dem fiir die deutsche Volksliteratur so tiberaus und unermiidlich thatigen Buchhand- lers J. Scheible in Stuttgart herausgegebenen Werkes: ,Der Schatzgraber in den literarischen und bildlichen Seltenhei- ten, Sonderbarkeiten u. s. w. hauptsichlich des deutschen Mittel- alters“ — erschien: die Baseler T. T. in getreuen Abbil- dungen. Nebst geschichtlicher Untersuchung, sowie Verglei- chung mit den itibrigen deutschen T. T., ihrer Bilderfolge und ihren gemeinsamen Reimtexten. Sammt einem Anhange: T od- tentanz in Holzschnitten des fiinfzehnten Jahrhunderts. Von H. F. Massmann, Dr. Professor etc. Stuttgart und Leipzig 1847. 1848. Dieses Werk begleitet ein Atlas mit 81 Abbildungen auf 22 Kupfertafeln und mit 27 lithographirten Blattern in gross Quart. Der Titel zum Atlas enthalt die Verheissung: [=> ,Eine colorirte Ausgabe der Baseler T. T. kann im nachsten Jahre erscheinen “, indess firchten wir fast, dass die Zeit mit ihren blutigen Todesreigen hemmend der Erfillung entgegengetreten sei. Hier haben wir eine wahrhafte Bereicherung der Todten- tanzerkenntniss zu begriissen, eine Fille von Belesenheit in der Literatur dieses Gegenstandes aller Zeiten und Lander, die in Erstaunen setzt, und alle und jede Aufschliisse tiber die beiden Baseler T. T. als Wandgemalde, die immer und immer wieder ein fast unaustilgbarer Irrthum dem Holbein zuschreibt, so un- austilghar, wie der bei vielen immer noch festwurzelnde Glaube, dass die alte Glasmalerkunst verloren gegangen. Wir kénnen nicht eingehen in die Einzelheiten dieser Fund- grube der Forschung, wir konnten uns nur innig freuen, dass es dem wackeren Massmann endlich gelungen, sein mit so viel Liebe und Wissen langst vorbereitetes Werk zur Erscheinung zu bringen, denn unsere Sammlung bewahrte langst diese, dem Werke beigegebenen Bildblatter, als seine freundliche Gabe. Nachstdem, dass die Baseler T. T. nach Ursprung, Beschaf- fenheit, Unterschieden u. s. w. auf das genaueste gewiirdigt sind — werden nun S. 120 als 1. Anhang die sechs Hand- schriften des Todtentanztextes: 4 Minchner und 2 Heidelberger vergleichungsweise erlautert. Dann II. erscheinen die alten Reimzecilen der T.T.-Gemalde in Deutschland: 1. der Urtext; 2, der Klein-Baseler Text: 3. der Gross— Baseler Text, mit Fiiss-