Felsstiicke und eine Mohnpflanze mit reifen Saamenkapseln hin-
zugethan. Der Prediger fehlt ganz.

№. 2. Beim Papst ist der Tod bekranzt, also Hug Klau-

_ Бег Zuthat beibchalten ; der Boden ist, wie auf allen folgenden
Blattern, frei und willktirlich behandelt.

No. 3. Beim Kaiser ist zum Reichsapfel noch ein Schwert
an den Boden gelegt, dagegen fehlt das charakteristische, ihm
aus der Hand fallende Scepter; Gtirtel und Wehr sind veran-
dert, und aus dem nicht verstandenen Wetscher (kleinen Tiasch-
chen) ist cin grosser reich verzierter Beutel geworden. Die
Krone ist anders, wie auf dem Urbild.

No. 4. Das Gewand der Kaiserin ist verandert; auf dem Ur-
bild (siehe Massmann’s Ausgabe) und bei Merian hat sie auch

um die Aermel am Handgelenk Hermelinbesatz, hier hat sic eine
neumodische Manschetie. Statt der offenen Krone hat sie cine
geschlossene.

No. 5. 6. sind beztiglich des Costiims bei Kénig und Kénigin
noch mehr verandert.

Auch auf die Todtengestalten erstreckt sich die Verande-
rung; der oft aufgeschlitzt erscheinende Untcrleib ist mit Fleisch
bekleidet, oft verschleicrt und dsthetisirt. Selbst mit noch vor-
handenen Augen erscheint cinigemal der Tod. Es wiirde zu
weit fiihren, alle Veranderungen und Willkirlichkeiten bei die~

sen Copieen nachzuweisen, wie die Vorginger sie zum Theil
auch geiibt, aber durch dieselben und durch das Ueberschweifen
in das Gebiet des Grotesken, das auf manchen der Bilder vor
Augen tritt, jenes der Einfachheit, der kiinstlerischen Wiirde
und Schénheit verliessen. Doch dies méchte alles noch gelten.
Warum sollte ein Kiinstler nicht nach vorhandenen alten Bildern
neue schaffen und nach eigener Phantasie ihnen Gestalt und Ge-
wandung abindernd geben? Allein hier ist man noch weiter
gegangen. Stalt des Blutvoigi der alten Bilderreihe erscheint
total anders ein Scharfrichter mit demgemassen neuen Ver-
sen, ebenso statt des Heiden ein Chinese(!), die Heidin
felt. Statt des Malers Hug Klauber, dessen Vorbilder dieser
Nachahmung dienten, erblicken wir eine ganz selbstaindige
Zeichnung. Herr Hieronymus Hess sitzt vor einer Staffelei,
darauf die aufgestellte Leinwand Gott Vater als Weltrichter mit
Schwert und Wage zeigt, und hinter welcher der Tod hervor-
schaut, dariiber die erbaulichen Verse:
Der Tod zum Maler.
Hieronymus Hess lass’s Malen stehn,
Der, Weg ist dunkel, den wir gehn.
Ob auch Dein Herz im Tode bricht,
Dir winkt der ewigen Heimath Licht.
Darunter :
Antwort des Malers.
Freund! tritt hervor, Du schreckst mich nicht,
Mich freut Dein blasses Angesicht ;
Nach manchem bDittern Erdenschmerz
Fihrt Deine Hand mich himmelwarts.

Die Malerin fehlt, ebenso Adam und Eva, welche in Me-
rian’schen Ausgaben den Beschluss machen, dagegen erscheinen
als neue Zuthaten noch Blatt 39 und 40 der Wirth und der
Schuster mit, wie es scheint, auch neuen Versen, wobci auf
dem ersten Blatt der Tod mit cinem Pokal, auf dem zweiten
ши Кшемет und Schurzfell zu erschauen ist, und somit man-
gelt cin eigentlicher asthetischer Schluss, was sollen Wirth und
und Schuster? Das Bild des Malers schlésse wohl am pas-
sendsten die Reihe. Die Textblitter enthallen zunachst die
deutschen Verse, die auch ober- und unterhalb der Bildblitter
stehen, nach Merian und wie bei Merian’s Ausgaben, dann de-
ren metrische Ucbersetzung in franzdsischer und endlich in

englicher Sprache.
	strenger selbst 1m Tanzreigen einher, als in den spateren Janr-
hunderten, wenn nicht gerade Veitstanz und Tanzwuth an die
Tagesordnung kamen. Beibehaltung und Aenderung mégen im
Buche selbst nachgelesen werden, und werden bei der noch zu
hoffenden colorirten Ausgabe auch in den Farben vor Augen treten.

Die Zeichnungen zu diesem Allas, wie der Stich, rihren
von dem Kupferstecher Kénig aus Koburg her, dessen der
Herausgeber mit grossem Dank erwalint und dem wir gern auch
hier die verdiente Ancrkennung rihmlichen Kunstfleisses und
wackerer Fiihrung des Grabstichels bei treuer Wiedergabe cha-
rakteristischer Bildgruppen zollen. Noch ziert ein mit beson-
Чегет Fleiss ausgefithrtes, vom Herrn Professor Peter Vi-
scher zu Basel gestochenes Kupferblatt den Atlas, das nach
dem in Wirklichkeit noch erhaltenen Kopf der Herzogin (No. 9)
ausgefiihrte Brustbild, an welchem wir eine hdchst sinnige und
eigenthiimliche Anlage und Ausfiihrung der Haltung sowohl als
der Gewandung wahrnehmen, cigenthtimlich schon darin, dass
die Haarflechten von beiden Theilen des Vorderscheitels in zwei
geflochtenen Zépfen tiber den Busen niederhangen und in eine
Haarquaste auslaufend, an ihrem Ende zusammengefasst sind.

WHEE. So eben geht uns noch eine ganz neue Ausgabe
des Basler Todtentanzes zu. La Danse des Morts a Basle
de J. Holbein. Hasler & Ci, éditeurs & Basle. Basler Tod-
tentanz von Hans Holbein, herausgegeben von Hasler &
Comp. in Basel. Kleinfolio, o. J. 40 lithographirte’ Bildtafeln
und eben so viele weder numerirte noch paginirte einseitig be-
druckte Blatter mit den Versen. So elegant und wohlausge-
staltet dieses Werk sich dem Blick darstellt, so kénnen wir in
demselben doch nur ein Machwerk merkantiler Speculation er-
blicken und gar wenig Freude daran haben.

Man sollte nicht meinen, dass es méglich sei, nach allem,
was vom wissenschaftlichen Standpunkt aus nun seit langen Jah-
ren liber H. Holbein, tiber dessen Todtentanz in Holzschnitten,
und tiber die nicht von Holbein herriihrenden Basler T. T. ver-
offentlicht worden, nochmals und in neuester Zeit einer Publika-
tion des Basler Todtentanzes, die ubrigens durch Eleganz der
typographischen wie der kiinstlerischen Herstellung sich aus-
zeichnet, zu begegnen, welche ungescheut den Namen H. Hol-
beins fir den Basler T. T. in Anspruch nimmt, und aufs
Neue Tauschung und Unwahrheit im Publikum, das solche Werke
kauft, verbreitet.

Keine Vorrede, kein historisch oder kritisch erlauternder
Text, keine Rechtfertigung der offenbaren Tauschung auf dem
Titel, ist zu finden.

Nur auf den Bildtafe der Name des Zeichners, Hiero-
nymus Hess, der sich, obschon die ganze Bilderreihe nur
freie Copie des bereits Vorhandenen, oft Copirten ist, hier
Maler nennt, und des Lithographen G. Danzer. Ob nun der
als Kistler tibrigens sehr achtungswerthe Baseler Maler H.
Hess diese Bilderreihe des Basler T. T. wirklich fiir sich oder
fir Jemand Anders in der Art, wie wir sie in dem vorliegen-
den Werke erblicken, gemalt, oder ob er sie nur fir die
Verleger gezeichnet, kénnen wir nicht wissen, es kommt
auch darauf nur wenig an, denn die Zeichnung ist, manche
Steifheit abgerechnet, wohl gelungen und die lithographische
Ausfiihrung ist recht wacker, besonders gut behandclt miissen
wir die Fleischparticen an den tanzenden Todtengestalten nen-
nen, allein abgesehen davon, dass wer dieses Werk kauft, Hol-
bein’s T. T. nicht erhalt, so erhatt er auch keine treue Copie
des Basler Todtentanzes. Vielmehr hat der zeichnende Kinstler
beliebt, mannigfache Willkiirlichkeiten vorzunehmen.

Blatt No. 1 ist vom Beinhaus nur wenig sichtbar, und im
Frontispiz steht, statt der Scene des jiingsten Gerichts MEMENTO
MORI. Der offene Sarg am Boden fehlt, hingegen sind einige