Organ
der deutSchen Kunstvereine.
	Zeitung
fiir bildende Kunst und Baukunst.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfuri — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase
in Berlin — Schulz in Dresden — FOrster in Minchen — Hitelberger v. Edelberg in Wien
		redigirt von Ог. Е. Begers in Berlin.
	Ae 12. Montag, den 25. Marz. 1850.
	Johann Gottfried Schadow und seine Werke.
	Von Fr. Eggers.
(Fortsetzung.)
	Fachern der Sculptur am sichtbarsten sich zeigt. Zu diesen
Fichern gehért das Stempelschneiden, und es wurden besetzt
von unsern Eleven die Minzstatten von Miinchen, Dresden und
St. Petersburg.*  —

Wir erfahren, dass selbst dic kolossale Marmorstatue Frie-
drich If in Stettin in Gefahr gewesen, nach Paris geschafft
zu werden. — Niemals hérte indessen, trotz der triben Zeit,
die Arbeit in der Werkstatt des Ktinstlers ganz auf. Vor allem
war es der Entwurf zu einer Statue Luthers, so wie die Aus-
fihrung einer kleinen Marmorstatue des Prinzen Ferdinand,
welches ihn beschaftigte. Ferner trat der damalige Kronprinz
von Bayern, Kénig Ludwig in sein Atelier und bestellte fir die
Walhalla, zu der er den Plan bereits in petto hatte, die Biisten
Friedrich’s des Grossen, Wielands und Copernikus’, denen bald
diejenigen von Kant, Klopstock und Joh. v. Miller, Otto v. Ge-
иске, Graf y. d. Lippe und Graf Stolberg, Heinrich d. Finkler,
Otto d. Grosse, Heinrich d. Lowe, Conrad der Salier, Ferdinand
y. Braunschweig, Haller und Leibnitz folgten.

Dazwischen ging das Jahr 1810 dem riistigen Kistler fast
ganz verloren. Er erkrankte zu Anfang desselben so ernsthaft,
dass der beriihmte Heim ihm anrieth, den Sarg bestellen zu
lassen. Nur Jangsam erholte er sich und war erst im Herbst
wieder so weit, seine Kur zu Pferde fortsetzen zu kénnen,
sonst hatte er es sich wohl nicht nehmen lassen, seine beiden
Séhne Rudolf und Wilhelm, die im November nach Italien gingen,
zu begleiten.

Endlich waren die Kriegsjahre verflossen. Der Hauptheld
derselben spielte seine Rolle rasch zu Ende. Schadow be-
kampfte ihn seinerseits durch 6 selten gewordene Blatter mit
Carrikaturen auf ihn und seine Armee. Sie wurden spater in
grésserem Format mit Text ausgegeben. Der ihn aber auf dem
Schlachtfelde in heisser Kriegesarbeit niedergeworfen hatte, der
alie Marschall Vorwarts, diesen durch eine Erzstatue zu ver-
herrlichen, war des Kiinstlers naichste Aufgabe. Die Mecklen-
burger hatten beschlossen, ihrem Landsmanne eine Stalue er-
richten zu lassen. Géthe wurde aufgefordert, an den Berathun-
gen in dieser Angelegenheit theilzunehmen. Seinem Einflusse
ist es zuzuschreiben, dass Schadow, von dem in allen seinen
ibrigen Werken so glicklich behaupteten Princip, dem Costiim
der Zeit sein Recht zu geben, ohne dadurch an kiinstlerischer
Freiheit einzubiissen, abging. Die Costiimirung des alten Mar-
schall Vorwarts, der die linke Hand am Sabel und in der Rech-
	ten den Commandostah halt, besteht aus einer — уе боще
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	Kaur: vor der franzésischen Kriegszeit wurde der Bau eines
Wohnhauses und einer neuen Werkstatt vollendet, welcher auf
Befehl des Kénigs fiir den Kiinstler ausgefihrt worden war.
Die Reliefs an dem Hause, das in einer Strasse liegt, welcher
spiler der Name des Bildners ertheilt wurde, gehéren zu
den ersten Arbeiten in den neuen Riumen. Bald indess brach
nun die Kriegsnoth an. Schadow giebt in seinem Buche  ) fol-
gende Beschreibung von der Wirthschaft, wie sie Denon unter
den Kunstwerken von Berlin damals anrichtete.

„ш den Vorzimmern standen alle Sorten von Garden, die
Marschalle und die Grandfonctionairs. Wir wurden gemeldet und
es wahrte nicht lange, so erschien der General Bertrand, welcher
Dujour war. Dieser meldete uns bei dem Empereur. Indessen
sahen wir den ein wenig hinkenden, aber sonst wohlgestalteten
Talleyrand, dem gleich die Thiiren zum Kaiser gedffnet wurden.
Nach diesem erschien wieder General Bertrand und sagte, wie
sehr Se. Majestét es bedaure, heute das Vergniigen zu entbeh-
ren, uns zu empfangen. Er sei bevollmichtigt worden, unsere
Supplik zu empfangen; wir méchten ihm solche anvertrauen
und wiirde er sorgen, dass baldiger Bescheid erfolge. Sein
Benehmen war verbindlich und so ernst, als waren wir von
einer Puissance beordert. Nach drei Tagen kam Msr. Denon
zu mir und gab miindlichen Bescheid: die Auswahl der fortzu-
schaffenden Kunstwerke sei gemacht und vom Kaiser unter~
schrieben, was einen Widerruf unméglich mache; dagegen solle
die so eben in Arbeit getretene Commission der Abformer im
Museum zu Paris von jeder Antike, die abgeformt wird, der
Akademie zu Berlin einen der ersten Abgiisse zusenden. Diese
Abgiisse gingen ein wahrend der zwei folgenden Jahre; sie
wurden im Lustschlosse Monbijou aufgestellt, wo mehrere Jahre
lang den Eleven der Akademie der Unterricht ertheilt ward.
Unter der Curatel des Firsten Hardenberg, der Staats—Minister
v. Schuckmann und vy. Altenstein, gingen nach und nach aus
verschiedenen Lindern viele Abgiisse ein, wodurch diege Samm-
lung als eine der vollstandigsten dastcht, den reinsten und
reichsten Unterricht darbietet, und wovon der Einfluss in allen
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