Трей sehr lasziven Gruppen in und um demselben, eine auch spaterhin noch haufige und beliebte Kunstvorstellung. Dies Blatt, abgesehn von der Frivolitét des Gegenstandes, ganz den vor- stehenden sich anschliessend, mit lateinischen Schriftzetteln, hoch 8 4 , breit 11’ 6”, und zwei andre von derselben Hand und Grosse, ein Urtheil des Paris mit lateinischen Schriftzetteln und ringende Manner und badende Weiber in zwei Gemachern ne- ben einander, gleichfalls unztichtig (siche auch Murr Journ. II. 194 —97) sind die einzigen hierher gehérigen, welche Bartsch Band X. p. 42 unter Nr. 5—7 auffiihrt. Duchesne, der Vorsteher der pariser Kupferstich - Sammlung, hat fiir diese Blatter, soweit sie ihm bekannt waren, und andere, die er fiir die Arbeit eines und desselben Stechers halt, der Ordnung nach den Meistern zu Liebe, den Namen eines maifre aux tongues banderolles erfunden, aber nicht mit sonderlichem Gliick, denn sie sind weder von einer Hand, noch bilden die Schriftrollen allein ein unterscheidendes Merkmal des Kiinstlers, da dergleichen auch bei andern vorkommen und Duchesne selbst seinem maitre aux banderolles mehrere Blatter zuschreibt, die gar keine Schriftrollen haben. Wir werden daher besser thun, vorerst einmal von der Persénlichkeit des Stechers ganz abzu- sehen und nur das Sachliche im Auge zu behalten. Hier zeigt sich nun sogleich eine nahere Verwandtschaft unsrer Blatter mit den Holzschnitt- als mit den Kupferstichwerken derselben Zeit. Wahrend sich letztere innerhalb des Kreises der damals gewohn- lichen Kunstvorstellungen bewegen und Andachis- oder Heili- genbilder, Gedenkbilder oder Vorbilder fiir Kunst und Hand- werk sind, die hauptsachlich zum Zweck haben, das Talent des Erfinders und Zeichners, oder die Fortschritte der Stecherkunst zu zeigen, und nur selten, ausser etwa in Unterschriften oder in Namensbezeichnung der vorgestellten Personen, Inschriften in den Bildern selbst zu Hiilfe nehmen, sehen wir in den wich- tigsten und hervorragendsten Denkmalen des alten Holzschnitis, nehmlich in den xylographischen Bilderbiichern der zweiten Halfte des 15. Jahrhunderts, die erste Anwendung dieses neuen Vervielfaltigungsmittels, wie friher auf Spielkarten und Heili- gefibilder, so auf alte typische Bilderreihen aus der mittelalter- lichen Zeit, wo die Kirche, von den Kléstern und den Prediger- orden aus, sich der Bilder, als des entsprechendsten und leben- digsten Mittels zur Belehrung und Unterweisung des Volks be~ diente, und die nicht 2u entbehrende Spruchschrift eine haufige wiewohl untergeordnete Anwendung in den Bildern selbst erhielt. Die Altesten dieser Bilderbiicher, die Biblia pauperum, Apoca- lypsis, Canticum canticorum, Ars moriendi, das Exercitium su- per Pater noster, erschienen zuerst in den Niederlanden, meh- rere von diesen wurden in Deutschland, wo andre Ahnliche Bilderbiicher hinzukamen, nach und nach immer schlechter ko- pirt. Die ersten niederlandischen Ausgaben verrathen, bei aller Simplizitaét des sonst feinen Holzschnitts, eine nicht zu verach~ tende Schule, die sich einigermassen an die burgundische Mi- nialurmalerei des eyckschen Styls anschliesst und fast alles, was der deutsche Holzschnitt bis auf Direr hervorgebracht hat, weit hinter sich lisst. Diese Ausgaben gingen aus verschiedenen Werkstatten hervor, iiber deren Silz noch grosses Dunkel herrscht, die aber jedenfalls den printers (so wurden in den Niederlanden die Tafel- oder Holzdrucker genannt, aus denen nachher die Buchdrucker entstanden) angehéren. Gewdéhnlich werden alle diese Bilderbiicher dem fabelhaften Coster in Harlem beigelegt, aber nur so viel ist gewiss, dass von den Holzschnitten der er- sten niederlindischen Biblia pauperum und des Cant. canticor. einzelne Ueberreste in zwoller Drucken von 1488, 91 und 94 vorkommen. Diese Biicher, bei denen die Kunst nicht um ihrer selbst willen, sondern nur der Vervielfaltigung wegen thatig war, hatten keinen andern, als einen dem damaligen Zustand des Religionsunterrichts fiir das Volk entsprechenden kateche- tischen oder exegetischen Zweck; sie waren populaire Lehr- oder Erinnerungsbiicher , z. B. tiber das Erlisungswerk, iiber einzelne biblische Biicher, Glaubensformeln u. a. welche den Inhalt des Hauptthemas in einer Reihefolge von Bildern darstell- ten, die, mittelst der darin angebrachten Inschriften und Spruch- zettel, fiir sich allein verstandlich waren und keines weitern Textes auf besonderen Blattern bedurften, wenn sie gleich oft einer miindlichen oder schriftlichen Paraphrase zur Grundlage dienten. Nur die Ars moriendi hat eine solche Paraphrase auf xylographischen Textblattcrn neben den Bildern, allein dieses Buch scheint erst aus einem einzigen Bildblatt in Holzschnitt entstanden zu sein, welches blos die Versuchungen des Teufels und die Ermahnungen des Engels am Bett des Sterbenden mit ihren Spruchzetteln, wie in dem Buch, aber ohne weiteren Text enthalt und woven Koning in seiner hollandischen Schrift tiber den Ursprung der Buchdruckerkunst p. 140 eine Probe in Fak- simile gegeben hat. Hine andere Eigenthiimlichkeit der xylo- graphischen Bilderbiicher ist die, dass auf den cinzelnen Tafeln meist mehrere Vorstellungen neben oder unter einander gestellt, haufig auch verschiedene aber zusammengehorige Handlungen in eine und dieselbe Vorstellung mit einander kombinirt werden. Ganz in dieselbe Klasse gehéren nun die Kupferstiche, von de- nen hier die Rede ist. Auch sie riihren aus den Niederlanden und dem benachbarlen Westphalen her, das damals in Sprache und Kunst mehr mit jenen, als mit dem tibrigen Deutschland zusammenhing. Sie fallen in das vorletzte Dezennium des 15. Jahrhunderts, wo die xylographischen Biicher der tberhand nehmenden Typographie voéllig das Feld réumen und der Holz- schnitt lediglich in die Hlustration der Biicher, in fliegende Blat- ter oder selbststindige Kunstbilder iibergeht. Die gothische Schrift der Zettel und Textstellen in den Kupferstichen ist, wie aus der oben gegebenen Probe zu ersehen, die nehmliche, wie in den niederlandischen xylographischen Bichern und von glei- cher Grésse, voller Abkiirzungen und einzelner Unrichtigkeiten, von denen ich in A. jene, der besseren Deutlichkeit wegen, meist aufgelést, diese aber unverandert habe stehen lassen. Die Schépfungstage sind eine jener alten typischen Bilderreihen, welche die Vorbilder der xylographischen Biicher waren und wenn sie auch unter den letzteren nicht selbst vorkommen, $0 finden wir sie doch in den Randleisten der franzésischen Ho- rarien, als der vollstandigsten Vorrathskammer jener alten Vor- bilder. Die tbrigen einfachen Kupferblaiter zeigen dieselbe charakteristische Kombination verschiedener Handlungen; in Sim- sons Geschichte sind es die Thaten und Begebenheiten des Hel- den, in unserm Todesblatt unterscheiden wir drei verschiedene Gegenstainde. Bei allen diesen Blattern ist der fromme, beleh- rende Zweck unverkennbar, nur der Jungbrunnen macht eine profane, mehr belustigende Ausnahme, wie sie so oft neben dem Heiligen hergeht, schliesst sich jedoch in der Form und Einrichtung ganz den tibrigen an. Kommen wir nun wieder auf die Vergleichung dieser mit anderen Kupferstichen zuriick, so muss uns, ausser den schon oben bemerkten wesentlichen Unterschieden in Bezug auf Form, Inhalt und Endzweck, besonders auffallen, dass unsere Kupfer- stiche ein weit alterthtimlicheres Ansehn als andere glcichzeitige oder frithere haben. Erstere fallen nach der Notiz bei Paul Behaim und nach dem, was unter B. ther das Alter des Blatts mit Glick und Tod gesagt worden, zwischen 1480 und 90; sie sind also ohngefihr gleichzeitig mit den Kupferstichen von Mar- tin Schén, die zwischen 1470 und 8&8 gehéren und viel jiinger als die des Meisters von 1466. Beide Meister zeigen, neben dem unverkennbaren Kunststyl der eyckschen Schule, ein ver- stindiges Bemiihen, mittelst der an die Stelle von Pinsel und