mit dem offenen Gestandnisse, dass wir kein Geld zum Wegwerfen (ur
véllig untergeordnete Produkte dbrig haben, zugleich den Willen aus~
sprechen, eine strenge Ockonomie in dieser Hinsicht, zu Gunsten bes-
serer Anwendungen unserer Geldmitlel und geregelterer Auswahl
eintreten zu lassen. Was den Kanstsinn nicht wecken und bilden kann,
gehort nicht in unsere Ausstellungen, was ihn geradezu verbildet, ist
doppelt verwerflich, und zur Verbildung tragt es unzweifelhaft bei,
wenn der Unkundige vielen schlechten Machwerken den Platz neben
verhaltnissmassig wenigen Meisterwerken eingeraumt findet, und jene
darum als fir gut sanctionirte betrachten zu dirfen glaubt, Eine zu
grosse Zahl von Bildern, auch selbst wenn sie des Guten ungew6hn-
lich viel enthielte, was selten der Fall ist, und selten der Fall sein
kann, schwacht iberdies den Genuss, weil sich das Einzelne unter
dem Vielen verliert, und das Viele den Geist ermidet. Der wahre
Kunstfreund ergétzt und vertieft sich nur in wenigen Meisterwerken
von achtem Werthe, und hiitet sich wohl, Auge und Empfindung an
Vielem und Millelmassigei abzustumpfen. Wie ist nun aber dem Uebel
архиве еп?“ — Nachdem diese Frage durch die Zuriickweisung einer
Jury oder Censur und den Vorschlag der in Rede stehenden Einrich-
tung beantwortet worden, schliesst dieser Passus: ,, Fern sei es indess
von uns, durch jenen Vorschlag aussprechen zu wollen, dass wir die
Leistungen des talentvollen Anfangers, des noch emporstrebenden Kinst-
lers yon Talent ausschliessen wollen, weil er noch nicht auf der Héhe
der Kunst angelangt ist. Nein! gewiss soll nie ein wackerer Kinstler
absichtlich von uns gekrankt werden, und so wenig wir ja selbst die
schon ausgebildeten Talente alle kennen kénnen, an die wir unsere
Kinladung gern richten wiirden, so wenig soll die Uebergehung irgend
eines beachtenswerthen Namens als eine Ausschliessung zu deulen sein,
sobald uns seine Werke von Kennerhand zugefihrt oder empfohlen
werden. Wir wirden uns ausdricklich im Voraus gegen jeden derar-
tigen Vorwurf verwahren und recht sehr bilten miissen, in solchen
Fallen der Uebergehung, ein far allemal auch die Entschuldigung far
uns in Anspruch nehmen zu dirfen, dass unsere Geldmittel uns nur
zu sehr zwingen, den ersten Theil unseres Wahlspruches: ,Nicht zu
viel“ in strenge Riicksicht zu ziehen, “
	Kunstausstellung in Hlanmovwer.
	Die am 24, Februar eréffnete Kunstausstellung zu Hannover, an
welche sich mit Anfang April der Cyklus der Ausstellungen des neu
conslituirten Norddeutschen Gesammt-Kunstvereins anschliessen wird,
ist in diesem Jahre weniger zahlreich beschickt als sonst, Der Ka-
talog mit dem Nachtrage zahlt nur 370 Gemalde, Risse, Zeichnungen
und plastische Gegenstande auf. An grossartigen Historien -Gemalden
ist besonders Mangel ond in dieser Gattung eigentlich nur Tedch’s
„ То (епша]  der Girondisten“ hervorzuheben. Unter den Landschaften
zeichnen sich zundchst die von Schirmer, Scheins und Busse aus,
dann Fliggen’s , polilische Unterschriftssammler“, als ein héchst in-
tereseantes Charakterbild, welchem sich als launig und pikant Spitz-
weg ’s ,Unterricht im Freien“ und , Resultate des Unterrichts“ anrei-
hen. Stieler*s Madchen, welches das Briiderchen durch einen Bach
tragi*, und v. d. Emude’s ,Kinder“, sind wieder das Ansprechendsle
dieser Gatlung, walrend das eigentliche Genrefach nur durch ein Paar
Bilder yon massigem Werth aus Holiand und den Niederlanden ver-
treten ist. Héchst grossarlig und bedeutend ist ein Kopf von Grafle
und das Portrait vom Prof. Oesterlei stcht weit пБег allen wbrigen
Bildnissen. ‘Die plastischen Werke von E. v. Bandel, besonders des-
sen Amazone, vertreten dieses Fach weniger geniigend, als die Mo-
delle und Zeichnungen zu einem Kirchenportale von E. u. R. vy. Ban-
del die Architektur-Sculptur. Es wird jedoch noch Einiges erwartet,
welches die deutsche Kunst noch im ausgedehnterem Maasse zu ver-
treten im Stande sein soll.
	Lessing -Denhimal.
	bis 13. Mai, in Hamburg yom 30. Mai bis J. Juli, in Litheek
yom 17. Juli bis 14, August, in Mostoeck vom 28. August bis 18.

September, in Stralsumd vom 4. bis 25. October, in Greifswald
vom 9. November bis Anfang December gchallen werden, — und also
die jetzt in Hannover befindlichen, so wie die von den eingelnen Ver-
einen noch ferner speciell zu beziehenden Bilder, diesen Turnus zu
durchlaufen haben, mit Ausnahme derer, die etwa eine andere Be-
stimmung von Seiten der Eigner empfangen oder an dem einen oder
anderen jener Plitze ihren Kaufer finden тбоеп.

Zugleich mit dieser Bekanntmachung spricht der Gesammt - Verein
ausdricklich seine Ueberzeugung aus, dass die Kunst nur dann durch
die Vereine im wahren Geiste ihrer Stiftung geférdert, wahres Talent
und aehter Kunstfleiss nur dann gehoben und belohut, der Kunstsinn
nur dann wahrhaft gebildet und reiner Kunstgenuss erzielt wird, wenn
allein das wirklich Gute und nachst diesem nur die Erzeugnisse des
yon achtem Talente gehobenen Kunststrebens hervorgezogen, das Mit-
lelmassige, Untergeordnete und Pfuscherhafle aber von den Ausstel-
lungen ausgeschlossen wird. Von diesem Grundsatze daher, sowohl
im Geisle der Kunstférderung, als nebenbei auch aus nothwendigen
Racksichten der Oekonomie ausgehend, ist der Gesammt-Verein eben
so. sehr entschlossen, dem Andrange unwirdiger, des genigenden Kunst-
werthes entbehrender Werke so viel als médglich entgegen zu treten,
als andererseits gern geneigt, dem aufstrebenden Kinstler jeden Vor-
schub zu leisten und ihm zur Geltendmachung seines Talentes und Stre-
bens auvf’s Freundlichste die Hand zu bieten. — Zur besseren Errei-
chung dieser Zwecke wird sich der norddeutsche Gesammt-Verein da-
her, statt der bisher ablichen allgemeinen und 6ffentlichen Aufforde-
rungen, forlan auf persdniiche Einleadumgen an die nambhaf-
teren der ihm bekannten Kinstler beschranken, es diesen jedoch
Dank wissen und freistellen, ihm auch andere, seien es Allere oder
jangere Kiinstler, empfehlend zuzufihren, die entweder aus Versehen
oder Unbekanntschaft mit ihren Namen und Werken, mit keiner Ein-
ladung bedacht worden sind, und durch deren Empfehlung die Ein-
geladenen sich den Dank des Vereins zu erwerben und in dessen
Sinne zu handeln glauben dirfen.

Der Vorschlag zu dieser Einrichtung ging von dem Bremer
Kunstverein aus. Derselbe sagt dariber in seiner ,, Mitlheilung an die
Mitglieder“ (Februar 1849) Folgendes: ,Indem wir den Woalilspruch:
Nicht zu viel aber méglichst Gutes* zu dem unsrigen machen,
haben wir nur zu wiinschen, dass es uns gelingen mége, ihn durch
die dabei. erforderliche Mithilfe und gleiche Bereitwilligkeit der ibrigen
mit uns im Cyklus verbundenen Kunstvereine zur Wahrheit werden zu
lassen. — Wer hat nicht, indem er sich an den iberraschenden Fort-
schritten deutscher Kunst mit steigender Freude erquickte, doch zu-
gleich allenthalben die, in wahrlich verdicsslicher Weise aberhand neh-
mende Uebcerfillung der Kunstausstellungen, mit einer Masse héchst
untergeordneler und geradezu schlechter Produkte, mit innigem Bedauern
	bemerkt, ип @езег Аизагиио етеп Рашшт entgegengesetzt zu sehen
gewitnscht? Wer hat es nicht beklagt, die Kosten solcher Ausstel-
lungen durch so viele gern ausgeschtossene Werke so nutzlos ange-
schwellt, und dadurch die bessere Benutzung der so verschwendeten
Geldmittel vereiltelt zu sehen? Wie sind nicht die Klegen von allen
Seiten laut dariber geworden, und haben wir nicht selbst ein ernstes
Wort der Rige dariber in dem Berichte unserer letzten Ausstellung
zu fahren gehabt? Haben wir auch in nachsichtiger Geneigtheit ein-
raumen wollen, dass es freilich auch des Anblicks missglickter Mihen
bedirfe, um daran zu erkennen, wie schwer der Weg zu den erreichten
Hohepunkten der Kunst zu erklimmen sei, auf denen dann das Auge
um so lieber verweile, so war doch damit gewiss nicht gemeint, der
fiberwiegenden Zahl des Schlechten das Wort zu reden, Des Ver-
fehlten wird ja doch ohnehin nie Mangel sein, man mége sich noch
so vorsichtig dagegen auf die Huth stellen; aber zu lange hat man
eine falsche Ehre in der Anhdufung der Zaht der Bilder gesucht, zu
lange den Kostenpunkt zu nachsichtig behandell. Das wuchernde Uebel
ist den Geldmitteln, so wie dem Zwecke und Genusse itber den Kopf
gewachsen, und es ist wahrlich Zeit, dass ihm mit Kraft entgegen ge-
treten werde. — Gewiss wird es uns Niemand verargen, wenn wir
	Етбебапоеп: Уош Уегет fir die Kunde der Kunst des Mittelalters zu
Berlin. ........00RG Ce eh ke kk kw kh ee 5 Thir.
	Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigei in Leipzig. — Druck you Gebr. Unger in Berlin.