Christianta, im Marz. Im vorigen Jahre fasste die Ge- meindevertretung den Beschluss, eine neue Kirche in Christiania aufzufiihren. Die Gemeinde kaufte den néthigen Grund und Bo- den und bewilligte cine Summe von 70,000 Spec.-Thirn.; der Magistrat ersuchte die hiesigen Architekten Linstow, Nebe- long und Schirmer, so wie den hamburgischen Architekten Chateauneuf, Zeichnungen und Ueberschlage anzufertigen, um alsdann eine Wahl unter denselben veranstalten zu kénnen. Diese Zeichnungen sind nun im Bérsensaal ausgestellt, nachdem sie der Beurtheilung einer dazu erwahllen Commission unter- legen haben. Chateauneufs Zeichnung stellt ein Gebaude dar, dessen Grundriss ein Polygon bildet, und dessen oberer Theil eine gewaltige Kuppel ausmacht, wihrend die Verhaltnisse im Inneren in einem rein gothischen Styl gehalten sind. Alles ist in den schénsten, eben so harmonischen als grossartigen For- men durchgefihrt. Wird dieses Project angenommen, was hof- fentlich der Fall sein wird, so wird diese Kirche, welche auf einem hohen Punkte, naémlich dem Abhange von Hammersborg, erbaut werden soll, eine der schénsten Zierden der Stadt wer- den. — Auch die in Christiania befindliche katholische Gemeinde hat die Absicht, sich eine Kirche zu bauen, welche die bisher benuizie, in einem Privathause eingerichtete, Kapelle ablésen soll. — Endlich ist man auch im Begriff, unsere Erléserskirche einer Reparatur zu unterwerfen, und zwar von so durchgrei- fender Art, dass sie in Zukunft in einer ganz neuen Gestalt auftreten wird. Chateauneuf, der auch diese Arbeit leitet, hat namlich gezeigt, dass diese Kirche ein interessantes, in einem guten Styl (dem in Danemark unter Christian IV gewdhnlichen) begonnenes, aber unvollendet geblicbenes Gebiude ist ), wel- ches dadurch, dass man die fehlenden Thiirme, Kuppeln und Zubauten hinzufiigt, in ein ansehnliches und charakteristisches Gotteshaus verwandelt werden wird. Ueberhaupt wird hier viel gebaut. Die alten, zum Theil aus Christian IV Zeit stammen- den Privathauser miissen unausgesetzt neuerbauten Platz machen, und gewisse Partien der Stadt haben daher eine seltsame, recht bezeichnende Physiognomie, indem das Neue und in seinen Di- mensionen mehr Grossartige, aber ein wenig Ausdruckslose tiber das Alterthiimliche und Niedrige, aber mehr Charakteristische sein Haupt erhebt. Von neuen 6ffentlichen im Bau begrif~ fenen Unternehmungen sind, ausser den oben erwahnten, die weitliuftigen Universitatsgebaude, die nachstes Jahr in Gebrauch genommen werden sollen, anzufiihren; ferner ein nach dem Philadelphia-System eingerichtetes Gefingniss in Oslo, bestimmt zur Aufnahme von 450 Gefangenen, und eine Anstalt fiir Geistes- kranke, auf 230 Patienten berechnet. — Von Stockholm ist durch unsern Kunstverein eine Aufforderung an die norwegischen Maler ergangen, sich an einer grossen Ausstellung, welche im Laufe des Sommers in jener Hauptstadt stattfinden soll, zu betheiligen. Vermuthlich ist eine ahnliche Einladung auch an die danischen Kunstler erfolgt. Yon den norwegischen gedenken mehrere der Aufforderung nachzukommen. (Faedrel.) 1) Es belindet sich in der Kirche eine alte Uhr, welche an folgendes Faktum erinnert: Zufolge eines kéniglichen Rescripts vom 4. Mai 1706 wird namlich von Friedrich IV einem Uhrmacher, Namens Jorgen Jérgensen Elg, welcher der Falschminzerei angeklagt war und an Leben, Ehre und Eigen- thum gestraft werden sollte, Gnade verheissen, wofern der Verbrecher ,,in der zu Christiania neu erbauten Kirche ein Uhrwerk mit vier Zeigern yer- fertige, welches Viertel- und ganze Stunden schlagen und gut gehen solle, jedoch die Bestimmung hinzugefigt, dass er, nach Verfertigung des vorgeschriebenen Uhrwerks, die kéniglichen Lander raume. Novitatenschanu. Revue Archeéologique. etc. onzieme livraison, 15. Fev. 1850. Paris ete. — Inhalt dieser Lieferung:. Amari, tiber den Ursprung des Palastes La Cuba bei Palermo, mit Abbildung. — Kostenanschlag der Bau~ und Skulpturwerke in Marmor und Bronze am Grabdenkmal des Cardinals de la Rochefoucault in der Abtei St. Geneviéve, ein Dokument aus der Bibliothek die- ser Abtei. — Bemerkungen iiber die zweite Keilschrift von Per- sepolis von J. Lowenstein. — Ueber die Emaillen der Ka- pelle der heil. Jungfrau in der Kirche St. Pierre zu Chartres von Doublet de Boisthébault. — etc. ete. — Qdumnstwereine. Kunstverein in Фи е фею. Nach dem Bericht des Verwaltungs-Ausschusses fiir das J. 1849 zihlt der Verein 2813 Mitglieder (1848: 2979, 1847: 3098), also he- trachtlich weniger, als in den Vorjahren, was unbezweifelt den miss- lichen Verkehrs- und Gewerbeverhiltnissen der Letztzeit zuzuschreiben ist, Inzwischen wird es gut sein, auch an den Einfluss anderer Ur- sachen zu denken und nichts zu versiumen, was der Anstalt cinen Aufschwung geben kann. Dass dazu vornehmlich die ununterbrochenen Ausstellungen beitragen kénnen, wenn sie werthvolle Werke enthalten, leuchtet ein. Desshalb muss es dankbar anerkannt werden, dass Kénig Ludwig in der Regel seine neuen Ankaufe im Verein zur Ausstellung bringt, Von Privaten hat kirzlich Baron vy. Lotzbeck eine Reihe sehr schéner Aquarelle nach alten Meistern und Zeichnungen von Overbeck zu gleichem Zweck hergegeben. Im J. 1849 kamen im Ganzen 892 Kunstgegenstande zur Ausstellung, wovon 196 um die Gesammtsumme von 24053 FI. zur Verloosung erworben worden sind. Unter diesen waren sehr werthvolle Landschaften von Zwengauer, Scheuchzer, A. Zimmermann, R. Zimmermann, Steffan, Schleich, F. Schiller, Heimlein, Reinhardt, F. Lange, A. Seidel ete.; einige vortreffliche Archi- tekturbilder von Vermeersch, Kirchner ete., dann Viehstitcke von Eberle und Voltz, und Genrebilder von Fliggen, Kirner uw. A, Fir die Historie war, wie gew6éhnlich, wenig geschehen; dazu melhr- fach dem s. g. historischen Genre gehuldigt, das von der franzésisch- belgischen Malerschule mit der bei ihren kleineren Meistern herrschen- den Bequemlichkeit im Denken, der Oberflachlichkeit im Zeichnen und Motiviren, der Leichtigkeit und Glatte malerischer Behandlung auch zu uns uibergegangen ist, ein Uebelstand, bei dem es ernstern Bestre- bungen sehr schwer wird, zu irgend einem befriedigenden Ziele zu kommen. Wenn hier dem Verein die Gelegenheit geboten ist, nicht nur der Verflachung der Kunst vorbeugen zu helfen, sondern sie und damit sich zu heben, so liegt eine andere zu gleichen Zwecken eben so nah in den s. g. Vereinsgeschenken. In Bezug auf das diesjahrige halt der Verwallungs -Ausschuss fir nothig, darauf hinzuweisen, dass es unter besonders schwierigen Umstanden beschafft worden sei. Be- denkt man, was mit den far ein solches Vereinsgeschenk beslimmten Summen geleistet werden kdunte, was ein Verein, wie der Dissel- dorfer wirklich leistet, so begreift man nicht, wie es nicht jedes Ver- eines angelegentlichste Sorge ist, vor allen sich auszuzeichnen. Das Vereinsgeschenk ist das einzige Zeugniss der Thatigkeit eines Vereins, was in weitem Kreise nach aussen geht: sollte man nicht danach trachten, es recht glanzend, recht lobenswerth zu machen, recht so, dass man sagen konnte: ,Daran seht, was wir wollen, was wir sind! « Wollte man nicht eine Concurrenz eréffnen, was jedenfalls gut ware, so hatte man noch immer, zumal hier, Werke von solcher Bedeutung zur Verfiigung, dass fir viele Jahre gesorgt wire. Aber Dusseldorf lasst Rafaels Disputa stechen und es giebt noch manches Gemilde alter Zeit, das trotz Dorigny und Volpato eine gleiche Ehre ertragen kénnte. ef, Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck yon Gebr. Unger in Berlin.